Atsuto Uchida

25. Okt. 2010 | 5 Kommentare

Atsuto Uchida, Spieler des FC Schalke 04

Atsuto Uchida ist schlecht. Nein, er ist natürlich kein schlechter Mensch. Und ein schlechter Fußballer ist er auch nicht. Doch er ist derzeit einfach zu schlecht für die Außenverteidigerposition eines Bundesligisten. Viele Fans und Fachleute, was sich ja nicht unbedingt ausschließt, machen die Misere der Schalker an den Außenverteidigerpositionen fest. Ich auch. Und somit rückt Atsuto Uchida ins negative Rampenlicht.

Ich finde das ein Stück weit ungerecht. Noch vor wenigen Jahren wäre ein Spieler wie Uchida mit einem größeren Vorschuss an Vertrauen und mehr Bereitschaft zur Nachsicht in die Bundesliga gewechselt. Früher hätte man zu Spielern, die aus Ostasien in die Bundesliga kommen noch „Exot“ gesagt. Ein strunzdämlicher Begriff, zugegeben. Doch er deutet auch an, dass man dem Spieler Anpassungsschwierigkeiten an das neue Lebens- und Arbeitsumfeld zugesteht.

Heute ist dies anders. Man erwartet von Spielern aus Afrika, dass sie rackern können. Bei Spielern aus Südamerika setzt man voraus, dass sie mit dem Ball alles können und ein Dribbling erst abschließen, wenn sie mindestens vier gegnerische Abwehrspieler wie Slalomstangen haben stehen lassen. Und von Spielern aus Asien erwartet man eben, dass sie sofort funktionieren. Schließlich ist der Asiate an sich ja ein extrem anpassungsfähiges und demütiges Bürschchen. So zumindest die kruden Klischees.

Atsuto Uchida kam als erklärter Ergänzungsspieler auf Schalke. Dem Japaner sollte die Zeit zugestanden werden, sich in der Bundesliga einzuleben. In den letzten Partien spielte er jedoch in der Startformation und dann noch auf der Position, die auf Schalke jahrelang vom unbestritten besten Rechtsverteidiger der Liga besetzt wurde. Man muss Felix Magath schon böse Absichten unterstellen, wenn man davon ausgeht, dass er anderen Spieler, die sich im Training als besser geeignet für diese Position herausgestellt haben, Uchida bewusst vor die Nase setzt. Wir haben derzeit einfach keinen Besseren. Damit habe ich mich mittlerweile notgedrungen abgefunden. Also versuche ich, irgendwie das Positive in der Situation zu sehen.

Laut Datenbank von bundesliga.de absolvierte Atsuto Uchida in Frankfurt 7 Zweikämpfe. 4 davon konnte er für sich entscheiden. Das macht eine Quote von 57 Prozent. Sein direkter Widerpart, Benjamin Köhler auf der linken Frankfurter Abwehrseite, brachte es nur auf 3 von 8, was einer Bilanz von 38 Prozent entspricht. Am erstaunlichsten finde ich jedoch folgenden Wert: Mit 66 Ballkontakten war Atsuto Uchida der Spieler, der am häufigsten auf Schalker Seite in die Partie eingriff. Das macht ihn zwar nur zum Einäugigen unter den Blinden, weil es auf Frankfurter Seite gleich mehrere Spieler gab, die 90 und mehr Ballkontakte verzeichneten, doch dafür kann Uchida erst einmal gar nichts.

Was ihm derzeit eindeutig fehlt, ist die Durchsetzungsfähigkeit – und zwar passiv wie aktiv. Damit meine ich, dass er sich nicht wie dereinst Rafinha einfach mal foulen lässt und so eine Situation für sich entscheidet. Und ich meine damit, dass er sich nicht, wie ebenfalls dereinst Rafinha, in der Anfangsphase, wenn die gelbe Karte noch Pause hat, mit kleinen, fiesen Fouls Respekt verschafft. Auch das wird er lernen, wenngleich er es sicherlich niemals in der Perfektion der „Zaubermaus“ hinbekommen wird. Dennoch zeigt Uchida gute Ansätze. Er ist wieselflink und kann den Ball, wenn er denn mal Fahrt aufgenommen hat, gut führen und schnell abspielen. In Frankfurt, als auf Schalker Seite so gut wie gar nichts gelang, wusste das Zusammenspiel zwischen Uchida und Farfán teilweise zu gefallen. Dass „Uschis“ Flanken aus vollem Lauf derzeit noch komplett „für die Wurst“ sind, ist eine andere Tatsache, der wir ins Auge schauen müssen.

Gestern gab der FC Schalke 04 bekannt, dass die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA wie erwartet eine Ausnahmeregelung für Tim Hoogland erteilt hat. Gleichzeitig äußerte sich Felix Magath dahin gehend, dass Hoogland trotzdem in der Hinrunde wohl eher nicht zum Einsatz kommen werde. Die schnelle Lösung auf der rechten Abwehrseite wird es also nicht geben. Atsuto Uchida wird weiter Lehrgeld bezahlen müssen und mit ihm der FC Schalke. Aber ich bin zuversichtlich, dass er trotzdem irgendwann zu einer Verstärkung werden kann. Woher ich diesen Optimismus nehme? Weil ich ihm die Eingewöhnungszeit zugestehe. Dass er diese nun so brutal in der Stammformation auf dem grünen Rechteck absolvieren muss, ist nicht seine Schuld.


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5 Kommentare zu “Atsuto Uchida”

  1. holzboy 04am 25. Oktober 2010 um 18:53 1

    Alles O.K. und unser linker Verteidiger ?.Noch etwas schlechter als unser Japaner ,das Sorgenkind gnauso groß und,und,und.Ein Faß ohne Boden. GLÜCK AUF!.

  2. Carlitoam 25. Oktober 2010 um 21:01 2

    Schön geschrieben! Ich hoffe nur, dass der kleine das durchsteht, es ist nämlich sicherlich auch für ihn keine angenehme Zeit und auch keine leichte Aufgabe einen Rafinha zu beerben. Mögen ihn vorher noch so viele wegen seiner (angeblichen) Eskapaden zum Teufel gejagt haben wollen, jetzt hacken die gleichen Leute auf Uschi rum.

    Aber so is Schalke anscheinend nun mal, fragt mal Kuranyi, Max, Agali, van Hoogdalem, van Kerckhoven, Matellan usw. …

    Vielleicht haben wir so eine Saison wie die momentane einfach verdient: http://www.web04.de/2010/10/25/schnauze-vol/comment-page-1/#comment-406

  3. Dieteram 7. November 2010 um 10:13 3

    Hallo Schalker, ich weiß nicht warum, aber ich habe an „Uschi“ irgendwie „einen Narren gefressen“, soll heißen: ich finde ihn – trotz seiner Startprobleme (oder vielleicht sogar gerade deshalb) – unheimlich sympathisch. Es ist förmlich zu spüren, wie er gegen seine Probleme ankämpft (die meines Erachtens lediglich physischer Natur sind – und das braucht eben etwas Zeit). Keiner kämpft und rennt so wie „Uschi“ (außer vielleicht noch Jermaine Jones). Fußballerisch bringt er Alles mit. Wartet noch ein bißchen, bis er körperlich noch etwas zugelegt hat und ich prohpezeie Euch – wir werden noch sehr viel Freude an ihm haben. Als langjähriger Schalke-Fan (seit 38 Jahren) ist Atsudo Uchido derzeit mein absoluter Lieblingsspieler.

  4. Andreasam 7. Mai 2011 um 09:33 4

    Ich bin kein Schalkefan (eher Sympathisant), aber mir ist der Spieler auch aufgefallen (im positiven). Weil er kämpft und gibt alles. Natürlich kann man ihn nicht mit LAHM vergleichen, den kann man mit niemanden vergleichen, aber Uchida kann sich ja noch weiter verbessern.
    Da ich nur Championsleaguespiele Schalkes und die letzten Spiele unter Magaths Leitung sah, kann ich nicht genau urteilen.
    Jedenfalls kam mir Uchida nie unwillig vor.

  5. katrinam 30. September 2011 um 08:42 5

    i love schalke. eure seite isch aber au cool. aber schalke isch cooler.