Schalke reduziert um die Kuranyi-Quote

15. Nov. 2010 | 2 Kommentare

Am Samstag erzielten Klaas-Jan Huntelaar und Edu die Schalker Saisontore 14 und 15. Für Huntelaar war es der siebte Treffer in der Bundesliga in seinem zehnten Spiel. Eine bemerkenswerte Trefferquote, insbesondere wenn man bedenkt, dass er den Doppelpack bislang konsequent verweigert. Ansonsten sind 15 Tore nach12 Spielen kein herausragender Wert. Dennoch ist Schalke in der Bundesliga ein Unikum: S04 ist der einzige Verein, in dem bislang ausschließlich die ausländischen Spieler getroffen haben. Neben Huntelaar (Niederlande) und dem zweifachen Torschützen Edu (Brasilien) waren Raúl (Spanien, 3 Tore) sowie mit jeweils einem Treffer Ivan Rakitic (Kroatien), Jefferson Farfán (Peru) und Jermaine Jones (neuerdings USA) erfolgreich.

Mit einer Torflut durch deutsche Spieler ist auf Schalke in diesem Jahr nicht zu rechnen. Im Sturm stehen dafür nominell nur die Nachwuchsspieler David Loheider, Marvin Pourie und Bogdan Müller zur Verfügung. Aus dem Mittelfeld kommen Alexander Baumjohann, Peer Kluge, Christoph Moritz und Lukas Schmitz infrage. Und in der Abwehr stehen mit Benedikt Höwedes und Christoph Metzelder zwar zwei bei Standards torgefährliche Innenverteidiger bereit, ihre eigentliche Aufgabe ist jedoch eine andere. Die beiden Verletzten Tim Hoogland und Christian Pander sowie der Nachwuchsspieler Marvin Pachan sollten sich wegen mangelnder Torerfolge derzeit nicht den Kopf zerbrechen.

In den letzten Jahren hielt Kevin Kuranyi beinahe im Alleingang die deutsche Torquote bei Schalke hoch. Nach seinem Weggang setzt Trainager Felix Magath ausschließlich auf ausländische Fachkräfte in der Offensive. Bevor nun der Untergang des „deutschen Fußballs“ auf Schalke beklagt wird, möchte ich darauf hinweisen, dass die letzten drei Jahre eher die Ausnahme denn die Regel waren. In den zehn Spielzeiten zwischen 1997 und 2007 waren ausländische Spieler auf Schalke immer die deutlich erfolgreicheren Torschützen. In der Saison 1999/2000 gab es überhaupt nur sechs Tore durch Spieler mit deutschem Pass. Ein Jahr später war „die Torfabrik“ Emile Mpenza (Belgien) und Ebbe Sand (Dänemark) die Antriebsfeder für eine unvergessliche Spielzeit.

In der nachfolgenden Grafik habe ich das Verhältnis „Tore deutscher Spieler“ (dunkel) und „Tore ausländischer Spieler“ (hell) aufgeführt. Die angegebenen Zahlen kennzeichnen die tatsächliche Zahl der Treffer. Die Aufstellung reicht zurück bis ins Jahr des Wiederaufstiegs 1991. In den ersten Spielzeiten sind die deutschen Torschützen deutlich erfolgreicher. Der Grund ist einfach: Erst seit 1995 ist der Einsatz beliebig vieler „EU-Ausländer“ in der Bundesliga möglich. 2001 fiel auch die Beschränkungen für Spieler aus außereuropäischen Ländern weitestgehend.

Mir ist es total egal, wer für Schalke die Tore schießt. Angesichts eines Europas ohne Grenzen und der zunehmenden Globalisierung halte ich es für überflüssig, auf den Pass eines Spielers zu achten. Zumal auch in diesem Jahr wieder Tore durch in Deutschland geborene Spieler auf die Seite der Ausländer wandern werden. Treffer von Jermaine Jones und Joel Matip beispielsweise. Ganz abgesehen davon, dass selbst Abstammungsforscher ihre liebe Mühe hätten, in Kevin Kuranyi eine deutsche Eiche zu sehen.

Es ist trotzdem damit zu rechnen, dass sich der Boulevard in Kürze auf die deutsche Torarmut auf Schalke stürzen und darin den Hauptgrund für die aktuelle Lage ausmachen wird. Wenn das geschieht, denke ich an Folgendes: Jan-Klaas Huntelaar, Schalkes aktuell erfolgreichster Torschütze, stammt aus Voor-Drempt, einem Ort in den Niederlanden, der nur knapp 100 Kilometer von Gelsenkirchen entfernt ist. Schalkes erfolgreichster Bundesliga-Torschütze aller Zeiten, Klaus Fischer, hatte – aus dem mehr als 600 Kilometer entfernten bayerischen Kreuzstraßl stammend – deutlich weniger „nativen Stallgeruch“.

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2 Kommentare zu “Schalke reduziert um die Kuranyi-Quote”

  1. sable_rayderam 15. November 2010 um 14:17 1

    Ich sehe das ähnlich wie du, das es egal ist wer die Tore macht. Hauptsache irgendjemand haut das Ding in die Maschen. Ich denke, dass auch in dieser Saison noch das ein oder andere Tor durch einen Deutschen erzielt wird, aber den Großteil werden sicher die Nicht-Deutschen ausmachen.

  2. Carlitoam 18. November 2010 um 22:43 2

    Schöne Fleissarbeit!

    Aber Du solltest Dich entscheiden, entweder Jan-Klaas, oder Klaas-Jan. Oder sag doch einfach Dirk Jan Klaas (http://de.wikipedia.org/wiki/Klaas-Jan_Huntelaar) bzw. noch einfacher „The Hunter“… 😉