Slomka raus! (Die Begründung)

25. Okt. 2006 | Keine Kommentare

Ich hatte in den vergangenen Wochen bereits mehrmals angedeutet, dass ich Mirko Slomka für ungeeignet halte, den FC Schalke 04 zu trainieren. Trotz des nach wie vor erfreulichen zweiten Tabellenplatzes bin ich mir sicher, dass er zwar ein sehr netter Kerl ist, aber nicht der Richtige. Nun möchte ich nicht in dem Lichte dastehen, dass ich aufgrund einer Niederlage in Köln das altbewährte „Trainer raus!“-Liedchen anstimme. Im Gegenteil bin ich jemand, der normalerweise bis zum Erbrechen an einem Trainer festhält – allein schon des lieben Friedens willen. Doch im Fall Slomka muss ich leider meine üblichen Verhaltensweise ändern. Es folgt meine Begründung in sechs Thesen.

These 1: Mangelnde Erfahrung

Ok, die mangelnde Erfahrung kann man Mirko Slomka eigentlich nicht zum Vorwurf machen. Schließlich hat jeder Mal als Cheftrainer angefangen. Im aktuellen Fall aber ist es so, dass Slomka eigentlich bereits aus dem Rennen war und dann – nach zweimonatiger erfolgloser Suche – plötzlich als neuer Trainer installiert wurde. Von Anfang an haftete ihm somit der Makel der Notlösung an. Auch kann ich mich nicht daran erinnern, dass jemals ein Co-Trainer nach der Beförderung größere Erfolge hatte. Gegenbeispiele sind durchaus erwünscht.

These 2: Mangelnde Führungsqualitäten

Dass die Mannschaft seit ungefähr sechs Monaten ausschließlich gequirlte Kacke (sorry – aber manchmal muss man es sagen) spielt, ist kaum von der Hand zu weisen. Ein Flügelspiel findet überhaupt nicht mehr statt, stattdessen werden die Bälle weit und hoch aus dem Halbfeld in den Strafraum gedroschen. Besonders auffällig ist dies beim hochtalentierten Rafinha, der sich überhaupt nicht mehr traut, bis auf die Grundlinie zu gehen. Jetzt frage ich mich: Will Slomka das so oder bekommt er diese Marotte aus Rafinha nicht heraus? In beiden Fällen hätte er versagt! Denn entweder will Slomka diese Spielweise mit Niemandsland-Bällen aus dem Halbfeld (dann spräche ich ihm jeglichen fußballerischen Sachverstand ab), oder er schafft es nicht, die Spieler zu erziehen (und dann wäre dies ein perfektes Beispiel für mangelnde Führungsqualität).

These 3: Fehlende Authorität

Im „Fall Asamoah“ wollte Slomka seine Authorität beweisen. Medienwirksam suspendierte er einen der verdientesten Schalker Spieler des letzten Jahrzehnts. Und wofür? Für gar nichts! Asamoah hatte lediglich in der Kabine gesagt, dass er sauer wäre, wenn er längere Zeit trotz guter Leistungen nicht spielen würde. Das wäre ich auch! Die gesamte darauf folgende Aktion war hochgradig lächerlich! Aber Slomka sah eine Chance, den harten Mann zu markieren. Auf der anderen Seite lässt sich Mirko Slomka seit Monaten von Kevin Kuranyi auf der Nase herumtanzen. Selbst wenn Kuranyi eine Stammplatzgarantie in seinem Vertrag stehen hat (wovon ich mittlerweile fest ausgehe) tut man ihm keinen Gefallen, ihn immer und immer wieder durchspielen zu lassen, bzw. ihn und die Fans erst kurz vor dem Abpfiff zu erlösen. Um es ganz klar zu sagen: Kevin Kuranyi besitzt derzeit nicht die Form, die man für die Bundesliga benötigt. Das ist schade, das tut mir weh, das ärgert ihn noch viel mehr als mich – aber warum zur Hölle unternimmt der Trainer nichts? Warum vergeudet er Woche für Woche einen Stammplatz an Kevin Kuranyi? Ich bin mir ja auch sicher, dass er irgendwann wieder in Form kommen wird, nur man kann es eben nicht erzwingen. Eben weil Slomka dieses dennoch versucht und die Mannschaft seine Nibelungentreue zu einem formschwachen Spieler sehr wohl registriert kann ich nicht daran glauben, dass er Authorität im Team besitzt.

These 4: Anhaltender Misserfolg

Mirko Slomkas Bilanz nach etwas mehr als sechs Monaten Amtszeit: Favoritenaus im Halbfinale des UEFA-Pokals; CL-Teilnahme kläglich versemmelt; Aus in der ersten Runde des UEFA-Cups; Aus in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Leute, ganz ehrlich, das ist so verheerend, da erspare ich mir jedes weitere Wort.

These 5: Unattraktive Spielweise

Natürlich – auf dem Feld steht immer noch die Mannschaft. Doch wenn dies als Entschuldigung für einen Trainer angeführt wird frage ich mich, warum man dann überhaupt einen Trainer benötigt. Fakt ist, dass Schalke seit Slomkas Amtsantritt nur noch Grütze spielt. In der aktuellen Saison gab es nur ein Spiel (gegen Bremen), in dem wirklich „Fußball“ geboten wurde. Der Rest – wirklich ausnahmslos – war ein beispielloses Rumgegurke. Dass Schalke für seine absolut unattraktive Spielweise aktuell mit dem zweiten Tabellenplatz belohnt wird, ist ein Witz der Geschichte. Tatsächlich – und da wird mir jeder Recht geben müssen – stehen wir leistungsmäßig irgendwo um Platz 15 herum.

These 6: Falsche Aufstellung

Vorneweg: Ich liebe Marcelo Bordon und möchte mindestens zwei bis vier Kinder von ihm haben. Genau deshalb tut es mir so weh, wenn ich gestern sehen muss, dass er sich in den letzten 20 Minuten der regulären Spielzeit offensichtlich angeschlagen über den Platz quälen muss. So wie ich Bordon kennengelernt habe, hat er auch gestern dennoch alles gegeben – aber sein Körper war einfach fertig. Es würde mich nicht wundern, wenn ich heute lesen müsste, dass er aufgrund einer gestern zugezogenen Verletzung nun für vier Wochen ausfällt. Warum holt Slomka Bordon nach dessen Zusammenprall mit Rost nicht umgehend vom Platz? Warum bringt er nicht den jungen Tim Hoogland? Ist es ein Pokalspiel der zweiten Runde wert, die Gesundheit wichtiger Spieler zu gefährden? Ãœberhaupt: Wenn ich mir die Aufstellung ansehe frage ich mich, ob Mirko Slomka überhaupt einen Blick dafür hat, was seine Spieler können und was nicht. Immer und immer wieder wird der pfeilschnelle Peter Lövenkrands erst in einer Phase des Spiels gebracht, in der es darum geht, mit Händen und Füßen das Ergebnis zu verwalten. Hallo!?! Lövenkrand ist ein S-t-ü-r-m-e-r!!! Und wo bleiben die Alternativen aus der eigenen Jugend? Wir haben mit Bönisch, Hoogland und Özil mindestens drei Nachwuchsspieler, die man unbesehen in jedes Match werfen kann. Doch anstatt auf diese internen Alternativen zurückzugreifen werden formschwache, angeschlagene Stammspieler verheizt. Kein Fan wäre böse, wenn Mesut Özil drei Gegentore verschuldet. Im Gegenteil: Ich wäre sogar dankbar, wenn ich sehen könnte, dass Özil drei Gegentore verbockt weil es dann bedeuten würde, dass der seit Wochen nur noch lächerliche Lincoln endlich mal auf der Bank Platz nehmen musste.

Fazit:

So leid es mir tut, aber das Fass ist voll. Es geht einfach nicht mehr. Slomka, bitte nimm‘ deinen Hut! Tu es für Schalke, tu es für dich. Aber bitte, bitte gestehe dir endlich ein, dass du in der derzeitigen Situation nicht der richtige Trainer für den S04 bist. Ich werde dich auch weiterhin für einen supernetten Kerl halten, der durchaus seine Chance verdient hatte. Aber diese Chance – und das zeigen nicht nur die in meinen sechs Thesen geschilderten Tatsachen – hast du einfach nicht genutzt. Das kann passieren, dafür muss sich niemand schämen. Schämen muss man sich erst, wenn man das Offensichtliche ignoriert. Bitte ziehe die Konsequenzen, bitte!

Im übrigen finde ich, dass Kathargo zerstört werden muss.

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