Die Zeit der schönen Worte

04. Nov. 2007 | Keine Kommentare

Wenn man einen Nagel in die Wand schlägt, um ein Bild aufzuhängen, dann aber merkt, dass das Bild an dieser Stelle nicht passt, kann man das Bild wieder abhängen und den Nagel herausziehen. Das Loch in der Wand wird aber bleiben.“ Herrlich pathetisch äußerte sich Schalkes Trainer Mirko Slomka gestern vor den Kameras der ARD-Sportschau. Was er damit sagen wollte, weiß ich allerdings nicht. Wer ist der Nagel, wer die Wand, wer das Bild?

Fest steht, dass das Schalker Bild in dieser Saison einfach nicht passt. Zu weit liegen Anspruch und Wirklichkeit auseinander. Jetzt könnte man, um Slomkas Worten zu folgen, das Bild natürlich einfach hängen lassen und somit zumindest das Nagelloch verdecken. Verstünde man die Worte des Trainers so, dann wäre es fatal, denn sie beinhalteten die Erkenntnis, dass man sowieso nichts mehr ändern kann. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass Slomka mit seinem blumigen Wand/Bild/Nagel-Vergleich sein Verhältnis zu S04-Präsident Josef Schnusenberg beschreiben wollte. Der hatte vor einer Woche noch dem Trainer öffentlich etwas Dampf gemacht, um dann ein paar Tage später alles wieder zu relativieren. Warum eigentlich? Sowohl gegen Bremen als auch gegen Hannover zeigte Schalke nur ein paar gute Ansätze, ansonsten dasselbe Gemurkse, dass wir schon seit Wochen ertragen müssen.

Dass in einer Phase wie der jetzigen die Position des Trainers hinterfragt wird, gehört zu den Gesetzmäßigkeiten der Bundesliga. Aber nur weil es eben immer passiert, muss es ja nicht falsch sein. Slomka muss sich an den Schalker Ansprüchen messen lassen, gibt dies ja auch öffentlich immer wieder zu – allein: es ändert sich nichts! Spielerisch sind die nun fast zwei Jahre unter Slomka glatt verschenkt. Unter Ralf Ragnick entwickelte Schalke ein kreativeres, offensiveres Spielsystem, das unter Stevens, Neubarth und Heynckes in den Jahren zuvor gründlich verloren gegangen war. Slomka hat das bestehende System übernommen und die Ernte eines gut besetzten Kaders eingefahren. Weiterentwickelt hat er jedoch nichts.

Die Westfälische Rundschau rechnet denn auch schon einmal mit Slomka ab. „Stevens hat eine Handschrift – Slomka nicht“ titelt das Blatt und beschreibt sehr passend, was einen starken Trainer von einem schwachen unterscheidet:

Heute würde Stevens vermutlich nicht mehr nach Schalke passen, weil sich seine Methoden in diesem Klub nach sechs Jahren abgenutzt hatten. Aber in Schalke merkt man gerade jetzt, was ein starker Trainer ausmacht. Man merkt es deswegen, weil man einen schwachen Trainer hat: Mirko Slomka wird in Schalke immer nur der ehemalige Co-Trainer (von Ralf Rangnick) bleiben. In Krisenzeiten wird er schneller hinterfragt als andere. Mittlerweile auch zurecht.“

In den nächsten Tagen wird sich nicht nur das sportliche Schicksal von Schalke in diesem Jahr entscheiden. Auch der Job von Mirko Slomka steht mehr denn je zur Disposition. Bis zur Winterpause wird man ihn wohl auch dann noch gewähren lassen, wenn Schalke die anstehenden beiden Spiele gegen Chelsea und Hamburg verliert. Vielleicht ist es ja auch sein Glück, dass zurzeit kein Trainer auf dem Markt ist, der ins Schalker Anforderungsprofil passt. Vor zwei Jahren schon war Slomka mangels Angebot auf dem Trainermarkt eine Notlösung. Nun hat es fast den Anschein, als könnte ihn exakt der gleiche Umstand wieder retten. Böse gefragt: Trainer Mirko Slomka, die personifizierte Notlösung?

Jetzt (!) will Slomka jedenfalls mal auf den Tisch hauen und Tacheles reden. Einige Spieler hätten sich ihre Chance auf einen Einsatz am Dienstag gegen London selbst genommen, verkündet er. Es ist nichts anderes als ein letztes, hilfloses Aufheulen im Walde. Denn was will er jetzt noch unternehmen? Der Kader für Dienstag stellt sich mehr oder minder selbst auf. Kuranyi, Pander, Altintop, Varela, Rodriguez und Kobiashvili – sie alle stehen ohnehin nicht zur Verfügung. Kurzum: Diese Drohung kam zu spät und wird wirkungslos verpuffen.

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