Sechs Monate komprimiert auf 90 Minuten

07. Dez. 2008 | 2 Kommentare

Schalke Fanclub MonasteriaGestern, um 17.17 Uhr war die Welt auf Schalke wieder in Ordnung. 1:0 gegen den Tabellendritten gewonnen, in der Liga wieder erweiterte Tuchfühlung zu den internationalen Plätzen hergestellt, nebenbei noch klargemacht, wer die Nummer 1 im Pott ist – ach, das Leben könnte so schön sein. Doch auch wenn es ein verdienter Sieg nach einer engagierten Leistung war: So einfach ist es eben nicht. Die gestrige Partie gegen Hertha war vielmehr eine auf 90 Minuten komprimierte Zusammenfassung des letzten halben Jahres. Schalke spielte wie immer, der Gegner präsentierte sich wie immer, neu – zumindest in den letzten Wochen – war nur, dass es letztendlich doch zum Dreier reichte.

Das ganze Elend dieses Jahres manifestierte sich bereits nach vier Minuten. Eigentlich macht Kevin Kuranyi im Mittelfeld alles richtig, als er den über 90 Minuten hinweg pomadig agierenden Berlinern den Ball abluchst. Doch als er sich dann einem 25 Meter langen Weg zum Tor gegenübersah, geschah, was in den letzten Wochen immer geschieht: er versagte. Kein echter Zug zum Tor, kein echter Abschluss, letztendlich wurde es ein harmloses Schüsschen, das von Drobny leicht geklärt werden konnte.

Berlin bewies gestern, dass in der Bundesliga Videostudien betrieben werden. Die Herthaner wussten genau, dass Schalke derzeit nicht die Mittel hat, ein Spiel zu machen und dass man als Gegner letztendlich einfach nur darauf muss, dass der eine entscheidende Fehler passiert. Anders ist der Auftritt der „Besten Hertha aller Zeiten“ wirklich nicht zu erklären. Anteilnahmslos nahmen die Gäste eine Schalker Angriffsbemühung nach der anderen stoisch hin, machten die Räume im Zentrum eng und erlaubten Flanken von den Außenpositionen – wohl wissend, dass da von Schalke keine Gefahr zu erwarten ist.

Schalke rannte, Schalke machte, Schalke kämpfte. Alles wie immer. Und als ich mir gerade die Frage stellte, ob 90 Minuten vielleicht zu kurz sind, um ein Tor zu erzielen, fiel es dann urplötzlich. Eine feine Flanke von Farfán wird von Drobny unterlaufen, in dessen Rücken freut sich Gerald Asamoah, dass er ins leere Tor einköpfen kann. Nach 65 Minuten war alles Friede, Freude, Eierkuchen.

In der Folgezeit hätte Schalke noch das eine oder andere Tor machen müssen, der eine oder andere Berliner hätte vom Platz fliegen müssen – wie gesagt: es war wie immer. Doch diesmal stimmte das Endergebnis.

Was bleibt, ist ein ganzer Sack voller Fragen: Warum wurde Kuranyi in der Halbzeitpause durch Altintop ersetzt? Warum wurde eben diesem Altintop in der Startaufstellung der spätere Torschütze Asamoah vorgezogen? Warum hat Krstajic ein gutes Spiel gemacht und nicht – wie üblich – dreimal katastrophal gepatzt? Was ist mit Pander? Was mit Rakitic? Und warum macht ausgerechnet Fabian Ernst ein wirklich extrem gutes Spiel und hält im Alleingang den Laden im Mittelfeld zusammen? Ãœber Schalke schwebt nach wie vor der Krisengeier. Doch noch vielmehr schweben große Fragezeichen über unserem geliebten Club. Vielleicht wird die Winterpause das eine oder andere Fragezeichen aufösen können. Ich hoffe es.

Mehr zum Spiel schreibt „Der Westen„. Bewegte Bilder zeigt das Schalke04-TV auf „Maxdome“.


www.maxdome.de

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2 Kommentare zu “Sechs Monate komprimiert auf 90 Minuten”

  1. matthiaßam 9. Dezember 2008 um 01:44 1

    Wer, ausser mir, hat auch die Sendung des Fischkoppes auf WDR III gesehen und mitbekommen, wie er selbst seine sonderbare Welt des Fussballs so momentan erlebt? Mein Gott, was war denn da los. Da wurden erst alle S04 Fans, die da anrufen, als Säufer hingestellt, dann wurde der von mir sicher nicht als Top-Manager gesehene Andreas Müller mehrmals als Vollidiot präsentiert und dann, bevor es so weiter gehen sollte, habe ich den Sender gewechselt. Hat jemand das denn noch bis in die Urne verfolgt? Zuvor wurde auch noch das 2:1 der Bayern gegen Hoffenheim bejubelt, Fragen auf Diegos Würgefix auf eine Art des Pillepalle abgewürgt, und, als der Fischkopphörer seinen Geist aufgegeben hatte und ein To(h)n-Assi ihm das Kabel wieder in den hinteren Bereich seines Körpers fummelte war für mich erstmal Ende mit Zuschauer-Dasein. Verständlich!
    Die wundersam seltsame Welt des Fussballs, als hätte ich als Schalkefan nicht genug Sorgen, konnte auch mir nicht weiter helfen.
    Sieg und Suff, ich glaube, da rufe ich mal an!

  2. Heinricham 11. Dezember 2008 um 09:56 2

    Ein sehr richtiger Artikel, mein Freund, völlig einverstanden mit dem Gesagten! Schalke über alles!!!