Einundfünfzig

15. Okt. 2009 | 4 Kommentare

Am 11. November tagt in Frankfurt die „Ligaversammlung“ der DFL. Nun sollte man eigentlich meinen, dass sich der FC Schalke 04 derzeit nicht unbedingt zu Visionen im finanziellen Bereich äußern und stattdessen mal schön die Backen halten sollte. Falsch gedacht. Auf der offiziellen Vereinswebseite wird heute eine „Richtlinie für gerechtere Wettbewerbsbedingungen“ vorgestellt, über die auf Antrag der Schalker beraten werden soll. Ein Schelm wer böses dabei denkt, wenn Schalke ausgerechnet in diesen Tagen einen Beschluss erwirken will, mit dem die Zeit der großen Kohleverbrennerei in der Liga vorbei sein soll.

Einen ganz anderen Weg hingegen versucht seit Jahren Hannover 96-Boss Martin Kind zu beschreiten. Er sägt an der „50+1-Regel“, die – kurzgesagt – verhindert, dass Investoren die Mehrheit an einem Fußballclub in Deutschland übernehmen können, wie es beispielsweise in England längst üblich ist. Nun kann man Martin Kinds Idee verdammen oder auch gutheißen. Fest steht jedoch, dass die DFL in den Fällen von Hoffenheim (Hopp), Leverkusen (Bayer) und Wolfsburg (VW) schon irgendwie ein bis eineinhalb Augen zudrückt und der DFB im Falle von „RB Leipzig“ sogar gänzlich unverhohlen mit seinem eigenen in Stein gemeißelten Grundsatz gebrochen hat.

Stichwort „50+1“-Regel: Sie ist aktuell auch wieder ein Thema in der BILD-Zeitung, die folgendes aus dem Dunstkreis von Hannover 96 berichtet:

Unbekannte haben 24 Filialen des Hörgeräte-Herstellers in rund 15 deutschen Städten beschmiert. Grund für die Attacke auf den Boss von Hannover 96 ist der Zoff um die „50+1“-Regel! Die Täter sprühten Graffiti und schmierten „50+1 bleibt“ an die Fassaden.

Ich würde in diesem Zusammenhang natürlich gerne erfahren, was die BILD mit „in rund 15 deutschen Städten“ meint. Doch das nur am Rande. Eine andere Frage aber drängt sich derzeit geradezu auf und ich schmeiße sie hiermit in den Raum: Wie stehst du zur „50+1-Regel“? Ich bin aus emotionalen und vielleicht auch sentimentalen Gründen dagegen, dass Fußballclubs in Deutschland aufgekauft werden können. Auch weil unser FC Schalke bei einem Wegfall der Regel sicherlich derzeit der heißeste Ãœbernahmekandidat Deutschlands wäre. Aber ich lasse mich auch gerne mit Argumenten eines Besseren belehren.

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4 Kommentare zu “Einundfünfzig”

  1. Jochenam 15. Oktober 2009 um 14:05 1

    Auch ich denke da traditionell: Der Fußball darf nie in die Gefahr kommen, fremdbestimmt zu sein. Schalke existiert bekanntlich seit 105 Jahren. Wieviele Firmen gibt es, die ähnlich lange existieren, über diesen Zeitraum durchgehend erfolgreich waren und ihre „Unternehmensphilosophie“ nicht geändert haben? Für welche Firma möchte man die Hand ins Feuer legen, dass sie in 105 Jahren (und danach) noch existiert? Allein wegen der allgemein verbreiteten Tageskassenmentalität ist jedes moderne Wirtschaftsunternehmen unbeständiger als ein beliebiger Kreisligaverein. Das passt einfach nicht zusammen.

  2. tumulderam 15. Oktober 2009 um 15:34 2

    Ich bleibe wie schon damals bei Torsten Wieland bei meiner festen Überzeugung, daß ein Fußballverein im Kern Verein bleiben muß. Und dafür sorgt die 50+1 Regel. Man sollte doch einfach mal schauen was die fette Kohle sportlich in den übrigen Ligen Europas verändert hat. Die Seria A ist so gut wie pleite (AC Mailand holt jetzt wahrscheinlich Beckham zurück, vielleicht hängt ja Litmanen auch noch ein Jahr dran.;)) Die spanischen Vereine würden ja noch nicht einmal Lizenz in der Bundesliga bekommen und die Premiere League? Sicherlich die letzten 10 Jahre haben entweder Spanier oder Engländer die Champions League gewonnen (von den beiden Ausnahmen mal abgesehen), aber es waren die Vereine, die auch schon vor der großen Knete international erfolgreich waren. Was ist mit Manchester City? Ohne Ende mit der frischen Kohle inverstiert, nichts bei herumgekommen. Leute wie Kind nehmen sich immer die wenigen erfolgreichen Clubs als Vorbild, vergessen dabei jedoch, daß gerade wie Hannover am wenigsten von der Auflösung der 50+1 Regel profitieren würden. Oder glaubt er tatsächlich, daß sein Hannover 96 auch nur im entferntesten die gleiche Kohle wie Schalke, Bayern, Hamburg etc. rankarren könnte? Vielleicht würden die Bayern nochmal die Champions League gewinnen, aber Hannover würde sich auch mit neuen Investoren wieder zwischen Tabellenhälfte 1 und 2 wiederfinden. Absolute Quatschdiskussion. Kind sollte lieber erstmal für gute Leute in der sportlichen Führung seines Clubs sorgen, vielleicht klappt es dann ja mal irgendwann mit der UEFA Cup äh Europe Liga Teilnahme.;)

  3. Supercliveam 15. Oktober 2009 um 15:56 3

    Ich bin ganz klar für eine Beibehaltung der 50+1 Regelung.
    Was passiert, wenn ein Sponsor, der de facto das Geschehen im Verein diktiert, keine Lust mehr hat, konnte man vor einigen Jahren (1995) beim KFC „Bayer“ Uerdingen sehen. Während der Namensvetter aus Leverkusen die Spitze der Bundesliga krönt, sind die Rot-Blauen in die Bedeutungslosigkeit der Niederrheinliga versunken.
    Und mal ganz ehrlich, was zur Zeit bei ManCity passiert, ich bräuchte das auf Schalke nicht. Den Ölscheichs scheint das Geld ja ziemlich locker zu sitzen, aber haben die denn überhaupt eine Ahnung, was für eine Bedeutung der Verein für die Fans hat? Ich bezweifele das, glaube eher, das es sich um ein Spielzeug der Reichen handelt – und ich wäre in diesem Fall nicht gerne ein Spielzeug und damit den Launen des Geldgebers ausgeliefert. Kann mir auch nicht vorstellen, dass die Fans von H96 so versessen darauf sind, dass ihr Präsi den Verein verhökern will. Gab es da nicht mal eine Geschichte, wo jemand dem Teufel seine Seele verkauft hat und sich das, als es zu spät war, nicht als gute Idee erwiesen hat?!
    Den Vorschlag eines „Salary Caps“ finde ich grundsätzlich nicht falsch, zumal damit ein gewisser Chancenausgleich gewährleistet sein sollte. Inwieweit das umzusetzen ist, insbesondere aufgrund der unterschiedlichen Interessen der Vereine, bleibt abzuwarten. Glück auf!

  4. wilboram 16. Oktober 2009 um 10:33 4

    Ich finde, man sollte statt 50+1 sogar 50+04 fordern 😉