Magath! Was erlaube Magath!?

13. Jun. 2010 | 7 Kommentare

Was hatte ich mich doch auf eine entspannte Sommerpause gefreut. Noch vor ein paar Tagen twitterte ich aus dem hohlen Bauch heraus:

Oh mein Gott, mach‘ bitte endlich WM!!! #schalke #magath #30mios #ballack #besiktas #sommerloch #rafinha #pantelic #playboy #keinmeister2013

Und dann ist endlich die Mööööp-Mööööp-WM, doch das Sommerloch kreist immer noch über Schalke und droht einiges von dem zu verschlingen, was im letzten Jahr aufgebaut wurde. Mittendrin in den selbstverursachten Turbulenzen taucht immer wieder der Name Felix Magath auf. Noch vor drei Wochen wollten ihn viele auf Schalke heilig sprechen. Machte man jetzt eine Spontanumfrage unter Fans, würde das Ergebnis sicherlich nicht mehr ganz so positiv, wenngleich natürlich auch noch nicht negativ, ausfallen. Es ist durchaus berechtigt zu hinterfragen, was Felix Magath mit seiner aktuellen Informationspolitik eigentlich bezwecken möchte. Dafür muss ich aber zunächst chronologisch werden.

1) Direkt nach dem Ende der Saison überraschte Magath mit der Aussage, dass das Erreichen der KO-Phase in der Champions-League das Minimalziel für die kommende Saison sei. Danach müsse man schauen, wer im Achtel- und Viertelfinale als Gegner komme. Es sei aber sein erklärtes Ziel, mit Schalke in absehbarer Zeit auch um den Champions-League-Titel zu spielen.

2) Ein paar Tage später verweigert die Mehrzahl der Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung Magath eine gewünschte Satzungsänderung, nach der der Manager bei Transferentscheidungen absolut freie Hand gehabt hätte. Magath reagiert darauf extrem gekränkt und behauptet gar, dass Schalke durch diese Entscheidung der Mitglieder nun Verluste in Millionenhöhe drohen, weil der Transfer von gut verdienenden Kader-Auffüllern wie Zé Roberto dadurch verhindert werden könne.

3) Ungefähr zeitglich wird bekannt, was bereits lange vermutet wurde: Schalke unterbreitet Kevin Kuranyi kein neues Angebot. Der Top-Verdiener wechselt ablösefrei nach Moskau. Als Kuranyi-Ersatz wird schnell Marko Pantelic ausgemacht, an dem Magath auch öffentlich Interesse bekundet und erste Treffen bestätigt.

4) Dann passiert gut drei Wochen lang nichts. Felix Magath gönnt sich ein paar Tage Urlaub. Schalke erhöht durch die Hintertür die Eintrittspreise um teilweise bis zu 100 Prozent. Christoph Metzelder wird verpflichtet. Die Fans nehmen das alles insgesamt erstaunlich gelassen auf. Man wartet auf Magaths Rückkehr und auf Weichenstellungen für die kommende Saison.

5) Doch genau diese Weichenstellungen lassen auf sich warten. Im Gegenteil hat es für den neutralen Beobachter mittlerweile den Anschein, als lege es Felix Magath darauf an, dem FC Schalke zu schaden. In Interviews mit dem “kicker” und dem “Playboy” nörgelt er weiterhin erstaunlich dünnhäutig an der aus seiner Sicht unglücklich verlaufenen Satzungsentscheidung herum, spricht gar von einer Täuschung des Vereins, der ihm gegenüber die wahre Finanzlage verschwiegen habe und von einem gebrochenen Versprechen von Clemens Tönnies, der Magath die erweiterten Machtbefugnisse zugesichert hätte. Für die Campions-League sieht der Trainager mittlerweile schwarz: Einschätzungen wie  “kein Spiel gewinnen” hören sich ganz anders an als “Minimalziel KO-Runde”. Von der “Meisterschaft bis 2013” verabschiedet sich Magath ebenfalls, spricht stattdessen nun von einem Platz im Mittelfeld, der realistisch in den nächsten Jahren zu erreichen sei. Vor allem aber setzt er eine Zahl in die Welt: 30 Millionen! So viele Euros benötigt er laut eigener Aussage, um einen schlagkräftigen Kader für die kommende Saison zusammenzustellen.

6) Die nächste und vorerst letzte Runde wird von den Medien eröffnet: Magath wird als heißer Trainerkandidat bei Besiktas Istanbul gehandelt. Besiktas “bestätigt” das Interesse in Form einer auf der Vereinswebseite veröffentlichen Liste, die etwa 15 Trainerkandidaten umfasst, und verpflichtet kurz darauf Bernd Schuster. Die Kuh ist damit vom Eis, wäre da nicht eine mysteriöse Radtour in Süddeutschland, bei der Magath in Begleitung von engen Freunden einfach mal nach Österreich “rübergemacht” haben soll, um sich in Salzburg mit Red-Bull-Eigner Mateschitz zu treffen. Magath gilt urplötzlich als ernsthafter Kandidat beim Regionalligisten RB Leipzig, dem neuesten Spielzeug eines sportbegeisterten Milliardärs.

Und jetzt die Frage aller Fragen: Was soll das alles? Aufgedröselt in mehrere Fragen heißt das: Spielt Felix Magath tatsächlich mit dem Gedanken, nach nur einem Jahr wieder die Flatter zu machen? Ist er tatsächlich von Tönnies und Co. unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Gelsenkirchen gelotst worden? Wie pleite sind wir denn aktuell mal wieder? Warum wagten die Mitglieder es, gegen den ausdrücklichen Willen von Magath und Tönnies, eine Satzungsänderung nicht durchzuwinken?

Fangen wir mal mit der verweigerten Satzungsänderung an. Ich war – mal wieder – nicht bei der JHV dabei, aber ich hätte wahrscheinlich auch gegen die Änderung der Satzung gestimmt oder mich enthalten. Warum? Nicht weil ich Magath misstraue oder ihm nicht zutraue, mit den erweiterten Kompetenzen umzugehen. Aber was oder wer kommt nach Magath? Man stelle sich vor, ein ambitioniertes aber glückloses Pärchen wie Slomka/Müller hätte damals schon über die erweiterten Kompetenzen verfügt? Wie viele Millionen hätten sie dann noch mehr verbrannt? Satzungen ändert man nicht “mal so eben”. Magaths Wunsch nach mehr spontaner Handlungsfreiheit in allen Ehren, aber er muss auch einsehen, dass ein Verein wie der FC Schalke aus den Erfahrungen der Vergangenheit heraus nicht bereit ist, sich auf Gedeih und Verderb einem Sonnenkönig auszuliefern. Anstatt zu granteln sollte Magath anerkennen, dass die Vereinsmitglieder sorgsam mit ihrem Club umgehen möchten.

Was soll das Gefasel von den 30 Millionen Euro? Warum wurde Magath dieser Finanzbedarf offensichtlich erst während seines Urlaubs bewusst? Er wusste doch schon vor dem Urlaub, dass ihm etwa “10 Millionen Euro + erzielte Transfereinnahmen” zur Verfügung stehen werden und konnte damit zunächst doch gut leben, ließ sich gar zu Visionen vom CL-Triumph hinreißen. Für mich versteckt sich hier eine klare Aussage: Es wird keine nennenswerten Transfererlöse in diesem Jahr geben! Das bedeutet im Umkehrschluss, dass weder Neuer, Höwedes oder Rafinha den Verein verlassen werden. Ich denke, gerade bei Rafinha hatte Magath eine saftige Einnahme bereits fest einkalkuliert. Nun aber fehlen ganz offensichtlich die Interessenten, die bereit sind, einen möglichst zweistelligen Millionenbetrag hinzulegen. So werden aus “10 Millionen plus X” urplötzlich “10 Millionen plus Nix”. So gesehen kann ich Magaths Alarmrufe durchaus nachvollziehen.

Wurde Magath von Tönnies bewusst getäuscht? Ist das Schalker Finanzloch größer als es ihm dargelegt wurde? Mag sein. Vielleicht hat Clemens Tönnies im Frühsommer 2009 wirklich nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. Mittlerweile aber hat Felix Magath seit einem Jahr Einblick in alle Bereiche des FC Schalke 04. Und erst nach 12 Monaten fällt ihm auf, dass etwas im Argen liegt? Da darf sich jetzt jeder seinen eigenen Teil denken.

Was sollen die Treffen mit Mateschitz, die von einem Red-Bull-Sprecher sogar noch genüsslich bestätigt werden. Nun, zunächst einmal kann sich Felix Magath ja mit jedem treffen. RB Leipzig freut sich in der Saisonvorbereitung auf den Testspielgegner FC Schalke 04. Während Schalke im Rahmen der Aktion “Gib Gas gegen Gewalt” in den letzten Jahren häufiger im gebeutelten Fußballosten zu Gast war und dort Benefiz-Spiele bestritt, dürfte bei der Ansetzung des Spiel beim Reißbrettclub aus Leipzig durchaus eine saftige Antrittsprämie eine Rolle gespielt haben. Gut so.

Jetzt könnte man sich die ganze Kiste natürlich auch schönreden: Magath erschließt neue Geldquellen für Schalke, will Red Bull als Sponsor ins Boot holen. So wird zumindest in einigen Fanforen gemutmaßt. Ich glaube da nicht dran. Mateschitz will nicht als Sponsor im Sport aktiv sein, er will als Besitzer auftreten. Eine Werbebande auf Schalke in der Veltins-Arena hat für ihn schlichtweg keinen Wert.

Was aber will Mateschitz dann? Und was will Magath? Für mich die realistischste Option ist, dass sich beide einfach mal beschnuppern wollte. Ich glaube nicht daran, dass Magath tatsächlich mit dem Gedanken spielt, als Coach in die Regionalliga zu gehen, selbst wenn er eine Garantie auf Fantastilliarden hätte, die ihm den Durchmarsch in die Bundesliga ermöglichen. Natürlich: Ab einer gewissen Summe knickt jeder ein, aber auch auf Schalke verdient Magath bereits heute dem Vernehmen nach um die 5 Millionen Euro per anno. Mateschitz ist zwar reich, aber er ist sicherlich nicht so dumm, sein Geld aus dem Fenster zu werfen. Er braucht Felix Magath derzeit nicht. Noch nicht. Für den Marsch in die Dritte Liga reicht ein einigermaßen erfahrener Trainer und ein Kader, der mit ein paar alternden Ex-Bundesligaspielern aufgestockt wird. Genau diesen Kader bastelt sich RB Leipzig gerade und als Trainer steht der zweit- und drittligaerfahrene Thomas Oral (Ex-FSV Frankfurt) bereit. Nein, RB Leipzig kann für Magath derzeit keine echte Alternative sein. Noch nicht. Spätestens wenn der Retortenclub in der dritten Liga spielt, könnte sich das ändern. Dann könnte der Aufbau einer schlagkräftigen Mannschaft forciert werden, die – dem Hoffenheimer Beispiel folgend – mit viel versprechenden Talenten aus aller Welt gespickt werden kann. Die vierte Liga ist dafür nicht geeignet. Das ist dann doch noch eine völlig andere Fußballwelt. Kurzum: Für mich sind die Treffen am Rande der Radtouren bestenfalls Sondierungsgespräche für gemeinsame Projekte, die in noch einigermaßen weiter Ferne liegen.

Magath ist ein Medienprofi. Er weiß, was er tut, wenn er die Gerüchte um seine Person in diesen Tagen sprießen lässt. Er spielt aktuell bewusst mit seinem “Standing” bei den Schalker Fans, die er allerdings auch sehr schnell wieder gesammelt hinter sich bringen wird, sobald die heiße Phase der Saisonvorbereitung beginnt. Er stichelt ein wenig gegen Tönnies, weil er sich erhofft, auf diese Weise noch das eine oder andere Milliönchen locker machen zu können. Aber er weiß auch, dass eine Verdreifachung des zugesagten Etats unerreichbar sein wird.

Das denke ich. Natürlich kann ich auch völlig daneben liegen. “Man kann einem Menschen immer nur vor den Kopf kucken”, sagt man bei uns in Westfalen. Aber ich hoffe, dass ich mit meiner königsblauen Kaffeesatzleserei nicht völlig daneben liege. Und damit gebe ich zurück zur südafrikanischen Trötenwanderung.

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7 Kommentare zu “Magath! Was erlaube Magath!?”

  1. Jochenam 13. Juni 2010 um 13:26 1

    Matthias, Deine Vermutungen klingen glaubwürdig. Betonen möchte ich in diesem Zusammenhang, dass Magath zu den ausgebufftesten Medienprofis im Fußballgeschäft zählt. Er spielt mit den Medien, um seine Ziele zu erreichen: mehr Kohle, weil ihn ein Achtungserfolg in der Champions League nicht interessiert. Er will weiterkommen, das ist so bei Sportlern, und deswegen lieben wir Fans solche Sportler. Schalke erfüllt sämtliche Voraussetzungen (außer den aktuellen Finanzen) perfekt, die CL irgendwann mal zu gewinnen. Der Club hat die nötige Popularität, steht aber in puncto Klasse hinter den Großen Zehn Europas, sodass es für jeden Trainer ein besonderer Triumph wäre, S04 aufs Treppchen zu führen. Mit einem Club wie Leipzig ist das überhaupt nicht denkbar. Dort findet man nur eine zerstörte Tradition, Fans mit schlechtem Ruf und ein wirtschaftlich trostloses Umfeld vor. Das weiß Magath auch. Interessant ist für ihn eher das internationale Fußballimperium, das der gewiefte Limonadeverkäufer Mateschitz gerade aufbaut und zu dem auch Cosmos New York gehört. Wenn europäische Fußballclubs dank der Lex Platini in wenigen Jahren nicht mehr Geld ausgeben dürfen als sie einnehmen, sind Vereine wie Leipzig, Wolfsburg, Hoffenheim, aber auch z.B. Real Madrid, ganz schnell da, wo sie wirklich hingehören (und Schalke wird einen kometenhaften Aufstieg erleben, darauf wette ich). Aber außerhalb Europas können Trainer immer noch richtig Geld kassieren und für neue Spieler ausgeben. Magath muss auch an seine Zukunft denken …
    Aber in der kommenden Saison bleibt noch alles beim Alten.

  2. Blaubaeram 13. Juni 2010 um 19:44 2

    Matthias, von mir noch zwei Ergänzungen.
    Ich durfte den Ausführungen von Felix Magath auf dem „Neujahrempfang“ in Krefeld lauschen. Dort hat er offen zugegeben, dass Tönnies sich beim Zusammenrechnen der Schulden wohl leicht verrechnet hat (die Aussage war mit einem breiten Grinsen verbunden). Ihm war also schon kurze Zeit nach dem Amtsantritt klar, dass die finanzielle Lage erheblich schlechter ist als ihm gesagt ist.
    Was die Fans denken kann man sehr gut in einem offenen Brief des BEZIRK 17 geschrieben von den Brandenburger Havelknappen nachlesen. Hier ist zu lesen:
    Brandenburg, den 17.05.2010
    Offener Brief BEZIRK 17

    Sehr geehrter Vorstand,

    dieser Brief ist ein Ergebnis der Bezirksversammlung, die am Sonntag dem 16.5. in Brandenburg a.d.H. stattgefunden hat. Er ist die Meinungsäußerung von 36 Fanclubs mit 1491 Mitgliedern. Wir sind in Sorge um unseren Verein. Auf den ersten Blick wird das sicher bei dem Einen oder Anderen auf Unverständnis stoßen, doch wir möchten hiermit auf Tendenzen und Entwicklungen aufmerksam machen, die unserer Meinung nach nicht den Interessen der Mitglieder und Fans von Schalke 04 folgen.

    Die sehr erfolgreiche letzte Saison hat gezeigt, dass wir in der Lage sind um die Meisterschaft mitzuspielen. Einen sehr großen Anteil daran hat ohne Zweifel unser Trainer, Manager und Vorstand Felix Magath. Nun aber alles was früher war zu ändern und ALLES dem Erfolg unterzuordnen oder zu opfern, halten wir nicht für den richtigen Weg. Der Spruch „Der Erfolg gibt einem Recht“ hält nur solange, wie der Erfolg sich einstellt. Wir, die Fans und Mitglieder des FC Schalke 04 verkörpern diesen Verein. Wir leben seid 1958 ohne die Schale und trotzdem sind wir unvergleichlich. Die Fankultur, die unter dem Dach des SFCV gewachsen ist, das Engagement das viele Fans an den Tag legen bloß um dabei zu sein, um Teil dieser Fankultur zu sein, diese Kultur unterscheidet sich von anderen Vereinen. Ganz sicher wollen wir auch eine erfolgreiche Mannschaft, wir lehnen bestimmt keine Schale oder keinen Pokal ab, wir fahren gern zur CL, mitten in der Woche nach GE oder auch quer durch Europa. Wir haben aber ein Problem, wenn es den Erfolg um jeden Preis geben soll.

    Wir beobachten die Entwicklung in unserem Verein sehr genau. Nicht immer können wir auf Grund der Entfernung mit Insiderwissen glänzen, doch was bei uns ankommt, wirft manchmal Fragen auf.
    Die finanzielle Situation unseres Vereins ist sicher nicht erstklassig. Immer wieder gibt es dazu Meldungen. Wenn wir eine der letzten richtig interpretieren, wurde die Schechter Anleihe durch eine andere Verbindlichkeit abgelöst. Die Machtspiele im Hintergrund sind wohl nun zu Gunsten von Peter Peters entschieden worden. Es ist gut so, wenn es dem Verein hilft. Doch auch die Schechter Anleihe wurde mal als innovative Geldbeschaffung gepriesen, die unserem Verein nur Vorteile bringt. Wir müssen hier unserem Vorstand vertrauen und tun das auch.

    Wir vertrauen ihm auch, wenn er die Ticketpreise mit den Fanvertretern diskutiert. Wenn dann Zusagen gemacht werden, dass die Preise in der nächsten Saison (also 2010/2011) nicht erhöht werden, dann vertrauen wir darauf. Doch leider scheint das Wort von gestern, heute nicht mehr zu zählen. Liegt es an anderen handelnden Personen, oder will man testen, wie weit man gehen kann? Eine Preiserhöhung von 14,90€ auf 16,50€ sind mehr als 10 %. Wir können uns nicht an eine derartige Inflationsrate in Deutschland erinnern. Der Wegfall von günstigen Sitzplatzkarten (z.B. für organisierte Fahrten des Bezirks) trifft wieder die, die genau rechnen müssen. Der Vergleich mit anderen Vereinen und deren Ticketpreise kann für einen Wirtschaftsprüfer oder Banker legitim sein, für uns und unsere Identität ist er es nicht. Die Begründung findet Ihr am Anfang dieses Briefes.
    Die Ausrichtung auf den maximalen Profit beim Ticketverkauf (Pokalhalbfinale gegen Bayern, die jetzige Ticketpreiserhöhung, die zu erwartenden CL Ticketpreise) vernachlässigt die sozialen Strukturen der Fanszene aufs Gröbste. Eine Anreise von 500 km zum Spiel, die Abreise mit der gleichen Entfernung, die Currywurst, das Bier, selbstverständlich noch das Angebot aus dem Fanshop und freitags und bei Spielen in der Woche noch ein oder zwei Tage Urlaub, bringen jeden normalen Fan an seine finanzielle Grenze .
    Bei einem Kader von weit über 30 Spielern, sollte man sich vielleicht eher über diese Ausgabenseite Gedanken machen, als die einfachste Art der Einnahmenerhöhung, gegen die Stimme des Fanvertreters und ohne vorherige Diskussion, durchzuziehen.
    Weitere Fragen stellen sich uns im Umgang mit unseren Saisonhighlights. So selbstverständlich, wie es früher die Regionaltreffen und Neujahrsempfänge gab, so schwierig gestaltet sich jetzt deren Planung und Durchführung. Immer wieder wird unser neuer Trainer und Manager mit seiner Saisonplanung und –vorbereitung als Grund für die Schwierigkeiten ins Gespräch gebracht. Die Saisoneröffnung, ein Highlight für über 100000 Schalkefans, mit einem integrierten Fanclub Fußballturnier, war beliebt wie in keinem anderen Verein. Diese Eröffnung wird nun mit einem LIGA TOTAL Turnier ohne sportlichen Wert gekoppelt! Wollen wir das? Wir nicht, doch dafür wohl einige Verantwortliche bei Schalke.

    Nahtlos in die Kritik reiht sich hier die diesjährige Mitgliederversammlung ein. In den letzten Jahren wurden die Mitglieder nach einem Wunschtermin gefragt. Sonntagnachmittag wurde favorisiert und auch angeboten. Nun, nachdem Felix Magath ein Jahr bei uns ist, wird uns im Vorfeld erklärt, dass auf Grund von Terminschwierigkeiten mit der WM (Eishockey oder Fußball war uns nicht ganz klar) leider nur der Montag nach dem letzten Spieltagswochenende noch in Frage käme. Gleichzeitig spielt unsere Mannschaft aber in dieser Woche noch 3 Freundschaftsspiele im Norden der Republik. Wird hier offen und ehrlich miteinander umgegangen? Wer, wenn nicht die Mitglieder, kann sagen, wann die Mitgliederversammlung stattfinden soll?
    Laut Satzung lädt der Vorstand ein, doch sollte er auf die Basis hören. Die Teilnehmerzahl, die noch im letzten Jahr gesteigert werden sollte, spricht eine deutliche Sprache. Gilt das Wort vom letzten Jahr nicht mehr oder war das Kalkül wegen der geplanten Satzungsänderung? Das hat dann aber auch nicht geklappt.

    Vielleicht will man sich die vielen neuen Mitglieder auch gleich richtig erziehen? Es ist für uns absolut inakzeptabel, dass Mitgliederwerbung betrieben wird, indem man normale Spieltagskarten als Köder benutzt. Anders kann man es nicht nennen. Unser Bezirk, 1491 Mitglieder, hat für das letzte Spiel in Mainz 20 Karten erhalten. Und unser Verein, den wir seid vielen Jahren unterstützen, hat keine bessere Idee, als neue Mitglieder mit diesen begehrten Tickets zu ködern. Wie weit weg von der Basis muss man sein, um solch eine Idee reifen zu lassen und dann noch umzusetzen?

    Ihr seht, dass wir vieles kritisch sehen, was derzeit passiert. Vielleicht sind einige Punkte unserer Unkenntnis geschuldet, alle aber sicher nicht. Wir möchten hiermit auch nicht Felix Magath pauschal für alles verantwortlich machen, doch glauben wir, dass er die Macht hat, die angesprochenen Dinge zu beeinflussen, im Positiven wie im Negativen.
    Wir bitten Euch, den gesamten Vorstand, unsere Bedenken aufzunehmen, eventuell umzusteuern und uns das Gefühl zu geben, dass es nicht nur um Erfolg, sondern um uns, um Schalke und seine Anhänger geht. Wie „verrückt“ wir sind, haben wir beim Spiel gegen Bremen gezeigt. Zeigt uns, mit kleinen Gesten, dass Ihr uns versteht.

    Spätestens wenn ein Kevin Großkreutz im blauen Trikot aufläuft, haben sich die Verantwortlichen des FC Schalke 04 von den Fans entfernt.
    Lasst es nicht dazu kommen!

    Glück Auf

    Thomas Bier
    Vertreter des Bezirks 17
    Vorsitzender „Brandenburger Havelknappen“

  3. heinz03am 14. Juni 2010 um 13:52 3

    typisch magath. tönnies sollte ihn abmahnen.
    erst stellt er unrealistische maximalforderungen, dann ist er weg.
    warum dieser kurswechsel? schalke 04 kann keiner kapitalisieren.
    wir sind nicht 1899 sinsheim oder roter bulle irgendwas.
    erst die preiserhöhung, dann die jhv am montagabend
    die abschaffung der saisoneröffnung. was will der mann???
    fragt sich ein doch ratloser heinz 03.

  4. Matthiasam 14. Juni 2010 um 14:03 4

    Naja, mittlerweile kam dann ja auch das erwartete Dementi. Siehe http://bit.ly/cXEcFA (kicker). Und jetzt haben sich auch wieder alle lieb, Magath und Tönnies haben sich ausgesprochen und wollen konstruktiv an der neuen Saison arbeiten. Nichts desto trotz ist uns sicherlich allen klar, dass da durchaus ein Stück Absicht drin lag, derartige Gerüchte ein Wochenende lang köcheln zu lassen.

  5. Marcel04am 16. Juni 2010 um 08:07 5

    …wobei ich mich immer wieder in den letzten Jahren frage, was davon wirklich „echt“ ist, und was von den Medien „hochsterilisiert“ wird.

  6. Christianam 19. Juni 2010 um 15:55 6

    Ich bin auch etwas irritiert was das Verhalten von FM angeht.
    Eigentlich hatte ich mit seiner Verpflichtung ein ruhiges und
    professionelles Verhalten erwartet. Das war leider ein Irrtum.
    Hier kann man vieles hineininterpretieren, allerdings lese ich 2
    Fakten aus diesem Verhalten:
    – er ist kein Schalker und will auch keiner werden
    – er macht sich schon mal warm für andere Herausforderungen
    (nicht unbedingt jetzt aber Ende 2010/11)
    Das auf Schalke einfach mal ruhig und sachlich gearbeitet wird,
    diesen Traum werde ich wohl noch viele Jahrzehnte träumen.

    Auf der anderen Seite ist der FC Schalke 04 ein Gelsenkirchener
    Klub, dieser kleiner Hinweis mal an unsere ostdeutschen Freunde.
    Man kann dem Vorstand vieles vorwerfen, aber das es aus der
    SBZ etwas weiter zu uns ist, dafür kann er wirklich nichts.
    Der ein oder andere schwattgelbe hat auch schon bei uns gespielt
    und die Welt ist nicht aus den Fugen geraten. Übrigens auch der
    auf der JHV 2010 geehrte Rolf Rüßmann !

  7. blaumannam 20. Juni 2010 um 23:21 7

    Wir müssen inzwischen sowas um die 40 Spieler unter Vertrag haben, ein Rezept, das in Wolfsburg wohl offensichtlich erfolgreich war, aber auch von einem Weltkonzern finanziert wurde. Abgesehen von den laufenden Kosten sind da für einen Verein wie Schalke eben auch Transfererlöse von Nöten, jeder Schalker kennt wohl das leidige Problem, daß nur Ausgaben ohne Einnahmen auf Dauer nicht funktionieren…