Ein mäßig erfolgreich herbeigegeiferter Pokalfight

17. Aug. 2010 | 4 Kommentare

DFB-Pokal - Bildquelle: wikipedia.orgWolf-Dieter Poschmann sah einen offenen, spannenden Pokalfight. Er sah eine unberechtigte Rote Karte, weil das Foul keine klare Torchance verhinderte, als der gerade erst von einer eineinvierteljährigen Langzeitverletzung genesene Jermaine Jones brutal von schräg-hinten umgegrätscht wurde. Er schilderte einen klaren Elfmeter, als ein Aalener Spieler geschwächt in Gegenwart von Christoph Metzelder zusammenbrach, und diagnostizierte daraufhin eine unsouveräne, von Unsicherheit geprägte Leistung des Schalker Neuzugangs. Immerhin, die Bratwurst war lecker – da waren sich die Kollegen des ZDF und von Sky einig. Das Drehbuch für den „Pokalfight am Montagabend“ stand bereits fest, als die TV-Movie-Redaktion vor ca. sechs Wochen völlig überraschend entschied, eine heiße Ische auf das Cover zu heben und die Ankündigung für die vermeintliche Sensation im DFB-Pokal abzudrucken. Wie das Spiel dann letztendlich läuft, ist total egal. Hauptsache man kann es irgendwie in das Schema „packender Pokalabend“ zwängen.

Schalke bot in der ersten Pokalrunde keine Gala-Vorstellung. Aber darauf kommt es auch nicht an. Das zwei Stunden zuvor stattgefundene Spiel des FC Bayern bei Germania Windeck war ebenfalls keine Offenbarung. Aber der Meister hatte das Glück durch zwei Doppelschläge gegen einen Fünftligisten mit 4:0 zu gewinnen. Schalke gewann nur 2:1 gegen einen Drittligisten, der eine wirklich bravouröse Leistung zeigte. Gemeinsam ist beiden: Sowohl Bayern als auch Schalke mussten an diesem Montagabend zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise an ihre Leistungsgrenze gehen.

Es bleiben Ahnungen von Erkenntnissen. Edu, der bislang eine überragende Vorbereitung spielte, scheint – wenn es darauf ankommt – eine Hemmung zu haben. Uchida scheint sich noch erheblich an das Spiel seiner Kameraden gewöhnen zu müssen. Lukas Schmitz scheint es nicht verlernt zu haben, wie man eine hammerharte Flanke exakt in den Strafraum zieht. Jefferson Farfán scheint verstanden zu haben, dass man als guter Stürmer auch ab und an ein Tor machen darf. Und Raul scheint an einem Spieltag zu Hause bleiben zu dürfen, ohne dass alle Welt von einer Strafmaßnahme gegen einen arbeitsfaulen Fußballmillionär fabuliert.

Letztendlich aber war es mehr Schein als Sein. Das, was als Match auf des Messers Schneide beschrieben wurde, war ein mittelmäßiges Pokalspiel, in dem sich der Bundesligist nicht blamiert und der Drittligist nicht untergegangen ist. Alles OK. Noch’ne Runde, bitte!

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4 Kommentare zu “Ein mäßig erfolgreich herbeigegeiferter Pokalfight”

  1. Marcel04am 17. August 2010 um 08:06 1

    Sehe ich genau so. Es liegt wohl an der Medienzunft selber, welche mit aller Gewalt versuchen die Zuschauer zum bleiben zu animieren, allen voran der Kommentator. Als jener gestern im ZDF nach dem 5-vor-Schluss-Elfmeter meinte „Partie wieder völlig offen“ etc., dachte ich „bleib mal auf dem Teppich“.
    Irgendwie muss wohl immer Spannung erzeugt werden.

  2. Mattiam 17. August 2010 um 09:12 2

    Hallo Matthias !

    Hier möchte ich Herrn Poschmann und auch Herrn Thurn und Taxis mal in die Regelkunde einweisen, die eigentlich, sollte man den Beruf halbwegs ernst nehmen zum Handwerkszeug eines jeden Fussballreporters gehört. Der DFB sagt in seinem Regelwerk:
    …Ein Spieler erhält mit der roten Karten einen Platzverweis bei(m):
    •groben Fouls (z.B. Tackling von hinten)
    •Gewaltanwendung
    •Anspucken einer Person
    •beleidigenden Worten und Gesten
    •absichtlichem Handspiel, welches ein Tor oder eine Torchance verhindert (gilt nicht für den Torwart im Strafraum)
    •einer 2. Verwarnung im selben Spiel…..
    ….Grobe Fouls
    Ein Spieler begeht ein grobes Foul, wenn er bei laufendem Spiel im Kampf um
    den Ball übermäßig hart oder brutal in einen Zweikampf einsteigt.
    Gefährdet ein Spieler in einem Zweikampf die Gesundheit seines Gegners, ist
    dies als grobes Foul zu ahnden.
    Ein Spieler, der im Kampf um den Ball von vorne, von der Seite oder von hinten
    mit einem oder beiden Beinen in einen Gegenspieler hineinspringt und durch
    übertriebene Härte die Gesundheit des Gegners gefährdet, begeht ein grobes
    Foul……..
    …..Verhindern eines Tors oder Vereiteln einer Torchance
    Das Verhindern einer eindeutigen Torchance des gegnerischen Teams wird mit
    einem Feldverweis bestraft. Dabei ist unerheblich, ob das Vergehen im Straf –
    raum erfolgte oder nicht.
    Entscheidet der Schiedsrichter bei einer klaren Torchance auf Vorteil und entsteht
    daraus direkt ein Tor, obwohl ein Gegner den Ball mit der Hand gespielt
    oder einen angreifenden Spieler gefoult hat, kann der betreffende Spieler nicht
    des Feldes verwiesen, sondern lediglich verwarnt werden.
    Die Schiedsrichter sind angewiesen, beim Entscheid über einen Feldverweis für
    das Verhindern eines Tors oder das Vereiteln einer Torchance folgende Aspekte
    zu berücksichtigen:
     Distanz zwischen Vergehen und Tor
     Wahrscheinlichkeit, dass das angreifende Team in Ballbesitz bleibt oder
    kommt
     Richtung des Spiels
     Position und Anzahl verteidigender Spieler
     Art des Vergehens, durch das eine klare Torchance vereitelt wird, da dieses mit
    einem direkten oder indirekten Freistoß geahndet werden kann….
    In der beschriebenen Spielsituation hat der Schiedsrichter die Möglichkeit diese 2 Situationen zu beurteilen. Mag man bei der Eindeutigen Torchance noch geteilter Meinung sein, obwohl Jones durchgewesen wäre, muss man doch wohl einsehen, dass dieser Einsatz des Gegenspielers von hinten erfolgte ohne Rücksicht auf den Spieler Jones. Das man als mittelmäßiger Leichtathletikreporter dies nicht erkennt, lass ich ja noch durchgehen , aber ist der Mann nicht auch Sportchef beim ZDF??. Bei einem Fussballexperten wie Fritz von Thurn und Taxis sei zu Gute zu halten, dass er zunächst einen Feldverweis gesehen hat und durch die Statistikflüsterer am Wegesrand zu Interpretationen genötigt wurde. Wie gesagt, es wird genügend über Schiedsrichterleistungen und Leistungen der Fussballprofis debattiert und kritisiert. Dies sollte aber nicht von Leuten erfolgen, die das Regelwerk des Sports , den sie da kommentieren und kritisieren nicht ansatzweise kennen.

    Glück auf !

    Matti

  3. Uwe Steinbächeram 17. August 2010 um 14:19 3

    Hallo Matthias,

    bin mal wieder absolut deiner Meinung. War zwar schon lange nicht mehr hier, aber nicht umsonst habe ich deine HP unter Favoriten und den Lnk auch auf unserer Fanclub-HP!

    Grüße aus dem Donautal

    Uwe

  4. Carlitoam 17. August 2010 um 20:35 4

    Dem bisher gesagten, auch in den Kommentaren ist nichts mehr hinzuzufügen!

    Glück auf
    Carlito