Der geschenkte Gaul: Schalke vs. Köln

25. Aug. 2010 | Kommentare deaktiviert für Der geschenkte Gaul: Schalke vs. Köln

Schalke Fanclub Monasteria

Dienstagnachmittag, ein kurzfristig angesetztes und bis auf eine kleine Meldung auf der Vereinswebseite kaum beworbenes Testspiel – und 16.000 Fans pilgern in die Arena! Das gibt es so wahrscheinlich wirklich nur auf Schalke. Viele der Besucher, die gestern auf der Gegengerade sowie auf der aufgrund des großen Andrangs doch noch geöffneten Nordkurve Platz nahmen, waren offensichtlich Fußballinteressierte, die nicht ganz so häufig ins Stadion gehen (können). Man sah zahlreiche Familien, Jugendfreizeitgruppen mitsamt „Aufpassern“, Schülerinnen und Schüler in den letzten Ferientagen, und auch einige ältere Semester, die nach eigenem Bekunden endlich die Chance nutzen wollten, die Arena von innen zu sehen. Mit dem freien Eintritt hat der FC Schalke 04 alles richtig gemacht. Weil man dem geschenkten Gaul nicht ganz so tief ins Maul schauen sollte, erspare ich mir auch eine härtere Kritik am dargebotenen Sport, die sicherlich angebracht wäre. Doch ganz ungeschoren dürfen die Akteure in Blau und Weiß nach der 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln dann auch nicht davon kommen.

Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass Felix Magath die Partie nutzen wird, um seiner Stamm-Mannschaft den letzten Schliff zu verleihen. Offensichtlich hielt er das jedoch – trotz zum Teil erheblicher Abstimmungsprobleme in Hamburg – nicht für notwendig und setzte mit Ausnahme von Joel Matip und Kyriakos Papadopoulos zunächst nur zwei Spieler ein, die beim Match gegen den HSV in der Startelf gestanden hatten. Ansonsten durften Spieler aus der zweiten Reihe ihr Glück versuchen, u. a. die Abwehr-Neuzugänge Atsuto Uchida und Sergio Escudero, sowie der aus Kaiserslautern gekommene Stürmer Erik Jendrisek. „Spielt Manuel Neuer heute gar nicht? Was ist denn mit Raul? Ist das da unten Christoph Metzelder? Ist Farfán nicht viel kleiner als der da?“ Fragen, die mich an einem Bundesligaspieltag genervt hätten, beantwortete ich gerne, ein Stück weit auch tröstend, und klärte auf, dass es wohl entgegen der ersten Ankündigung auf der Webseite doch kein Kräftemessen der Ersten Mannschaften werden wird. Die Kölner schonten ebenfalls einen Großteil ihres Stamm-Kaders, natürlich auch Lukas Podolski. Selbst Trainer Zvonimir Soldo hatte auf ein persönliches Erscheinen auf der Bank verzichtet und schickte seinen Assistenten Michael Henke vor. Ich weiß schon, warum ich mir Testspiele normalerweise erspare…

Doch genug über das Personal gejammert: Auf dem Feld standen trotz der vielen Umstellungen nach wie vor gestandene Spieler mit einiger Erfahrung. Köln hatte augenscheinlich die bessere Mischung erwischt, denn bereits nach 12 Minuten ging der Gast nicht unverdient in Führung, als dem von einer langen Verletzung wieder genesene Vasileios Pliatsikas ein katastrophaler Fehler beim Rückpass unterlief. Kölns Freis roch den Braten und staubte zum 0:1 ab.

Ein typischer „Betriebsunfall“, dachte zu diesem Zeitpunkt wohl der Großteil der Zuschauer, doch Schalke tat sich mit fortlaufender Spieldauer immer schwerer. Im Mittelfeld und in der Abwehr waren die Blauen zu sehr damit beschäftigt, die Ordnung zu halten, als dass sie kreativ am Spiel hätten teilnehmen können. Spielmacher Alexander Baumjohann wirkte in vielen Szenen hüftsteif und konnte kaum glänzen. Neuzugang Jendrisek war bei den Kölner Abwehrspielern komplett abgemeldet, ebenso der junge Quotschalla. Einzig Uchida versuchte in dieser Phase etwas Dampf zu machen und wagte einige Vorstöße über die rechte Seite. Dabei agierte er jedoch oft etwas zu übereifrig, geradezu überhastet und hatte zudem das Pech mit Anspielen bedient zu werden, die diesen Namen schlichtweg nicht verdienen. Was jedoch schwerer wiegt: In der Defensive unterliefen dem Japaner einige Stellungsfehler, die wirklich Sorgen machten.

Nach dem Spiel sagte Felix Magath, er sei insbesondere mit der Leistung von Papadopoulos zufrieden gewesen. Für mich wirkte das Spiel des 18-jährigen Griechen teilweise, als habe er zum ersten Mal einen mit Luft gefüllten Ball gesehen. Kaum einer seiner Pässe kam an. Die meisten waren zu lang, der Rest kam entweder viel zu kurz oder wurde deutlich zu hart auf den nur wenige Meter entfernten Nebenmann gedroschen. Ich gebe allerdings auch zu, dass ich als Fan ein Spiel aus einem anderen, emotionalerem Blickwinkel betrachte, als ein erfahrener Trainer, für den sicherlich die Taktik mehr im Vordergrund steht. Vielleicht ist mir Papadopoulos auch nur deshalb so negativ in Erinnerung geblieben, weil er mit einem Stockfehler im Mittelfeld kurz vor der Halbzeit das Kölner 2:0 – erneut durch Freis – einleitete.

0:2 zur Halbzeit – selbst in einem Testspiel ist das ein ärgerliches Ergebnis. Schalke war in den zweiten 45 Minuten gefordert und legte auch direkt gut los. Ecke Baumjohann, Direktabnahme Peer Kluge – 1:2. Nur kurz nach dem Wiederanpfiff schien die Partie wieder völlig offen zu sein. Und in der Tat spielte die Schalker B-Elf jetzt etwas gefälliger, allerdings ohne Köln ernsthaft in Gefahr zu bringen. Im Gegenteil waren es die Gäste, die ein ums andere Mal die Abseitsfalle aushebelten und zeitweise dem 1:3 näher waren, als der S04 dem Ausgleich.

Ein Lichtblick in der zweiten Spielhälfte war zweifelsohne der eingewechselte „Oldie“ Frank Fahrenhorst, der vor kurzem für die zweite Mannschaft verpflichtet worden war. Fahrenhorst brachte mehr Ordnung in die Schalker Defensive und schien jederzeit im Bilde zu sein. Es würde mich nicht wundern, wenn er am kommenden Samstag gegen seinen Ex-Verein Hannover im Kader stünde. Oder denke ich das jetzt nur, weil man bei Magath mit derartigen Ãœberraschungen beinahe stündlich rechnen muss? Man wird sehen.

Am Ende wäre ein 2:2 vielleicht ein gerechtes Ergebnis gewesen, weil Schalke in der zweiten Halbzeit das Spiel immer besser in den Griff bekam, mehr Ballbesitz hatte und gerade in der Schlussviertelstunde noch einige Chancen, die größte durch den zur Halbzeit eingewechselten Bogdan Müller, für sich verzeichnen konnte. Doch es blieb beim 1:2. Es war dennoch ein netter „Familienausflug“ in die Arena und zudem das erste Spiel, das ich als passionierter Nordkurvensteher komplett von der Gegengerade der Arena aus sah. Der Blick ist wirklich super, aber beim nächsten Mal möchte ich dann doch lieber wieder in meinen angestammten Block K.

Die Idee, ein Gratis-Testmatch in der Arena durchzuführen, war trotz des mauen Spiels m.E. eine sehr gute, auch weil ich endlich mal wieder dazu kam, meine Kamera mitzunehmen und etliche Fotos zu schießen. Deshalb folgen jetzt neben dem Verweis auf den Spielbericht von derwesten.de auch noch einige Impressionen von gestern.

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16.45 Uhr: Obwohl das Stadion erst um 17 Uhr öffnete, war auf den Arena-Parkplätzen und auf den Zugangswegen schon einiges los.

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Vor den Stadiontoren revidierte ich dann meine Erwartung in Bezug auf die Zuschauerzahl. Mit 2000 – 3000 hatte ich gerechnet. Auf einen Besuch von mehr als 15.000 Zuschauern war ich nicht vorbereitet.

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Ja. Tach auch!

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Für mein Patenkind Finn (2 Jahre jung) war es der allererste Stadionbesuch seines Lebens. Dementsprechend ehrfürchtigt schaute er sich auch in der Arena um.

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Warm machen hat auch etwas von Trockenschwimmen.

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Für Pliatsikas (re.) war es das erste Spiel in der Arena nach langer Verletzungspause.

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Neuzugang Jendrisek, immerhin WM-Stürmer, konnte gestern nicht überzeugen.

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Joel Matip hatte übrigens das Vergnügen, gegen seinen Bruder Marvin zu spielen, der beim „Eff Zee“ derzeit auf dem Abstellgleis steht.

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Atsuto Uchida machte zwar einen flinken Eindruck und zeigte Engagement bei seinen häufigen Vorstößen, doch vieles ging auch gründlich daneben – insbesondere in der Defensive.

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Peer Kluge (vorne) war Schalkes einziger Torschütze des Tages. Doch ansonsten bot auch der Routinier eine sehr überschaubare Leistung.

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Matthias Schober musste sich in der ersten Halbzeit zweimal in 1:1-Situationen dem Kölner Freis geschlagen geben.

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Ky­riakos …

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… Papadopoulos.

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Alexander Baumjohann konnte sich mit seiner gestrigen Leistung leider nicht für einen Platz in der Stammelf empfehlen.

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Ohne Gegenspieler wirkte Schalke noch sicher am Ball.

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Rudelbildung vor dem Einlauf ins Stadion.

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Die Mannschaften kommen.

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Ein Schalker Team, das man in dieser Zusammenstellung wohl nie wieder sehen wird.

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Erst dem Publikum zuklatschen …

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… dann noch mal fix dehnen …

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… dann gegenseitig abklatschen und heiß machen …

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… und jetzt fangen sogar noch die Unparteiischen mit dem Geklatsche an! Es wird Zeit, dass das Spiel losgeht.

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Quotschalla und Jendrisek waren die Schalker Sturmspitzen der ersten Halbzeit.

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Atsuto Uchida gibt Gas.

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Halbzeitstand. Köln führt verdient. Auch das wird man (hoffentlich) so schnell nicht mehr auf Schalke sehen.

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Lichtblick in der zweiten Halbzeit: Der eingewechselte Frank Fahrenhorst.

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Tooooooor!

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Schalke war in der zweiten Halbzeit deutlich aktiver als im ersten Durchgang.

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Joel Matip und Peer Kluge sollten Ruhe ins Mittelfeld bringen. Es gelang ihnen jedoch nicht immer.

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Mit Ausnahme der Ecke, die zum Anschlusstreffer führte, waren die Schalker Standards durch die Bank ungefährlich.

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Die Unparteiischen hatten das Spiel gut im Griff. Bezeichnend war, dass Köln deutlich härter spielte und sich in dem Testspiel drei Gelbe Karten nach Fouls einhandelte. Das muss auch nicht sein.

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Hao kommt für den Torschützen Kluge.

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Trotz des Rückstandes: eine entspannte Schalker Bank.

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In der zweiten Halbzeit hütete Lars Unnerstall das Schalker Tor. Nicht nur, weil er ohne Gegentreffer davon kam, machte er einen richtig guten und wachen Eindruck.

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Große Nummer, nichts darüber: Frank Fahrenhorst spielte „anonym“.

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Gegen Ende erarbeitete sich Schalke ein Chancenplus.

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Doch auch Köln blieb bis zum Abpfiff gefährlich.

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Lukas Schmitz wurde ebenfalls zur zweiten Halbzeit eingewechselt.

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Nicht dass die uns jetzt gleich noch einschlafen!

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Oh nein, jetzt ist es doch passiert! Raul (im weißen Shirt) ist weggenickt. Und auch der Rest der Stamm-Mannschaft wirkt nicht wirklich hellwach. Es wird Zeit, dass die Partie abgepfiffen wird.

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Jo, tschüss dann. Hat trotz allem Spaß gemacht.


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