Kein Wiederholungstäter

13. Dez. 2012 | 21 Kommentare

Jermaine Jones wurde vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes am Mittwoch mit einer Sperre von vier Spielen belegt. Der 31-Jährige gilt als Wiederholungstäter, im Schalke-Trikot sah er bereits zum fünften Mal die Rote Karte.

schreibt nicht nur der „kicker“. Falsch ist es trotzdem. Jermaine Jones sah bis zum letzten Samstag in seiner gesamten Profi-Karriere keine einzige Rote Karte. Nicht in der Bundesliga, nicht im Pokal und auch nicht im internationalen Wettbewerb. Das gilt übrigens auch für die Zeit, die er nicht „im Schalke-Trikot“ verbrachte. Auch für Frankfurt, Leverkusen und Blackburn sah Jones nie glatt Rot. Klingt unglaublich, ist aber so. Unstrittig ist allerdings, dass er bereits sieben Mal im Verlauf seiner mehr als zehnjährigen Karriere vorzeitig des Feldes verwiesen wurde – allerdings immer mit der sogenannten „Ampelkarte“.


„Platzverweis ist Platzverweis und dann war da ja auch noch der fiese Tritt gegen Marco Reus vor genau einem Jahr, der vom Schiedsrichter nicht gesehen wurde und der Jones nachträglich eine lange Sperre einbrachte!“ höre ich jetzt die ersten Empörten rufen. Aber ist das so? Ist eine Gelb-Rote Karte immer das Resultat von zwei mittelschweren Fouls, die sich zu einem schweren Foul summieren? Ich denke nicht. Häufig werden Gelbe Karten nach Kleinigkeiten gezogen, nach taktischen Fouls wie einem Trikotzupfer im Mittelfeld. Die Aussage hinter einer Gelben Karte ist nicht dieselbe wie hinter einer glatt Roten. Das drückt sich nicht nur im unterschiedlichen Strafmaß aus. Genau deshalb steht es jedem Schiedsrichter frei, anstatt einer zweiten Gelben Karte auch eine glatt Rote zu ziehen.

Es ist nicht mein Anliegen, Jermaine Jones als den nettesten Kerl von allen auf dem Fußballfeld darzustellen. Es würde mir auch gar nicht gelingen. Aber ein Wiederholungstäter ist er nicht. Die Rote Karte in Stuttgart war ein Fehltritt, darüber hinaus noch einer, der sein Ziel verfehlte. Vier Spiele Sperre sind ein überzogenes Urteil. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes lässt sich nicht von Fakten sondern von öffentlicher Boulevard-Meinung leiten.

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Foto: DerHans04

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21 Kommentare zu “Kein Wiederholungstäter”

  1. Der Hansam 13. Dezember 2012 um 07:56 1

    Neben der Tatsache, dass Rot nicht gleich Gelb-Rot ist, vertut sich der Kicker auch mit der Anzahl an Platzverweisen von Jones während seiner Zeit auf Schalke. Vor dem Platzverweis in Stuttgart hat er schon fünfmal die Ampelkarte gesehen, es war also seine insgesamt sechste blau-weiße Hinausstellung. Auch wenn sich der Kicker womöglich auf die Bundesliga bezieht, so wird es spätestens falsch, als der Pokalplatzverweis mit Reus‘ Fuß in Verbindung gebracht wird und dieser als vierter Platzverweis in seiner Schalker Zeit erwähnt wird. Wobei die Kicker-Formulierung „zum vierten Mal im S04-Dress gesperrt“ den Artikel nur noch schlimmer macht, denn gesperrt wurde er schon weitaus öfter durch das Sammeln von gelben Karten.
    Das Strafmaß halte ich für extrem überzogen, gerade wenn ich Jones‘ misslungene Grätsche, die den Gegner nicht trifft, mit Sakais Attacke auf Holtby im selben Spiel vergleiche. Der Japaner springt unserer 10 mit Anlauf auf den Knöchel und bekommt dafür ein Spiel weniger? Kann nicht sein.

  2. Mahqzam 13. Dezember 2012 um 07:59 2

    Die nachträgliche Sperre aus dem Frühjahr nicht in die „Wiederholungstat“ einbeziehen zu wollen ist ja wohl mal völliger Quatsch, oder?

  3. Herr Wielandam 13. Dezember 2012 um 08:42 3

    Die nachträgliche Sperre aus dem Frühjahr nicht in die “Wiederholungstat” einbeziehen zu wollen ist ja wohl mal völliger Quatsch, oder?

    Eben.

    Obwohl Jones im Pokalspiel gegen Gladbach auf dem Platz „nur“ Gelb-Rot sah, bekam er doch für den üblen Scheiß gegen Reus nachträglich noch glatt Rot. Auch wenn das so in den üblichen Datenbanken nicht abgebildet wird.

  4. eakus1904am 13. Dezember 2012 um 09:15 4

    Ich denke, man sollte auch die Art der Hinausstellung vergleichen. Die nachträgliche Sperre aus dem Pokalspiel hat er-völlig zu Recht- für die dämliche Aktion bekommen, die er gegen Reus bewusst ausgeführt hat. Am Samstag hatten wir aber ein Foul aus dem Spiel heraus, eine ungeschickte Aktion,aber Vorsatz würde ich nicht unterstellen. Insofern kann man beide Situationen nicht unbedingt vergleichen. Sicher ist er offiziell ein Wiederholungstäter, wenn die „Bewährungsfrist“ noch läuft. Aber ich denke, auch der DFB könnte die Situationen differenziert betrachten und muss nicht am Fall Jones ein Exempel statuieren. Beide Spieler,sowohl den Stuttgarter als auch JJ einfach für die gleiche Anzahl Spiele sperren, und niemand hätte sich beschwert.

    Hoffen wir nun, dass es im Einspruchsverfahren nicht so läuft wie kürzlich in der Eishockey-Regionalliga beim Herner EV. Ein Spieler hat aufgrund eines „Checks im Kopf-und Nackenbereich mit Verletzungsfolge“ eine Matchstafe erhalten. (Zur Erklärung: Das bedeutet, dass es noch eine weitere Sperre über die eigentliche Spieldauerdisziplinarstrafe). Der Gegner war jedoch-anders als die Schiedsrichter in den Bericht schrieben- nicht im Krankenhaus mit einer Gehirnerschütterung, sondern bereits nach kurzer Zeit wieder an der Bande und trug keine Verletzung davon. Der Verband sperrte den Spieler für vier Begegnungen, der Herner EV legte Einspruch ein.
    Daraufhin sperrte der Verband den Spieler im Einspruchsverfahren nicht für vier, sondern für fünf Spiele! Ein Schelm,wer Willkür dabei vermutet……

  5. RWDJojoam 13. Dezember 2012 um 09:25 5

    Ich habe das Foul nicht gesehen, aber immer wieder lesen können, dass es sich hierbei um eine harte, aber vertretbare Entscheidung handelte, glatt Rot zu geben.

    Vier Spiele Sperre sind völligst überzogen, genau wie die wettbewerbsübergreifende Sperre nach dem Fußtritt überzogen war. Das DFB-Sportsgericht ist in meinen Augen eine Witzveranstaltung und sollte nicht den Beinamen „Gericht“ führen, da die Entscheidungen willkürlich gefällt werden.

    Vielen Dank Matthias für die Erwähnung, dass dies übrigens Jones‘ erste Rote Karte war. Vielleicht hättest du noch erwähnen können, dass es bei Gelb-Roten Karten öfter mal vorkommt, dass eine der beiden Verwarnungen überzogen ist!

  6. Matthiasam 13. Dezember 2012 um 09:36 6

    Jones‘ Foul an Reus war eine Tätlichkeit bei unterbrochenem Spiel. Eine Schweinerei, ein Unding, zurecht nachträglich bestraft, aber eben in Nichts vergleichbar mit seinem ungeschickten Einsteigen am Samstag, das deshalb natürlich keine Wiederholung des letztjährigen Ereignisses war. Wenn er sich durch seine Tätlichkeit an Reus dafür qualifiziert hat, dass jedes rotwürdige Foul ab sofort mit einer Mindestsperre von 4 Spielen belegt wird, dann ist das wohl so. Indirekt habt ihr, Mahqz und Herr Wieland, aber exakt die diffuse Begründung herangezogen, die offensichtlich auch das DFB-Sportgericht bemühte: „Der Jones, das ist ein ganz schlimmer Junge. Ganz egal wie der jeweils aktuelle Fall gelagert ist muss er maximal bestraft werden.“ Mein Empfinden von Recht und Gerechtigkeit, Schuld und Sühne trifft das nicht.

  7. Der Hansam 13. Dezember 2012 um 09:37 7

    Hoffen wir nun, dass es im Einspruchsverfahren nicht so läuft wie kürzlich in der Eishockey-Regionalliga beim Herner EV.

    Wie es richtig geht, hat Horst Heldt in der Causa Matip doch schon gezeigt.

  8. […] Schalkefan versteht nicht, warum Jermaine Jones vier Spiele für seine rote Karte gesperrt […]

  9. Lizas Weltam 13. Dezember 2012 um 10:08 9

    Mahqz und Herr Wieland haben es ja schon deutlich gemacht: Sportrechtlich gesehen ist es die nachträgliche Sperre aufgrund des Fouls gegen Reus, die Jones zum »Wiederholungstäter« macht. (Wenn ich nicht irre, ist eine »Wiederholungstat« dann gegeben, wenn der betreffende Spieler bereits in der laufenden oder in der vergangenen Saison einmal »glatt rot« gesehen hat.) Dann gibt es einen Malus, der in Jones‘ Fall vermutlich ein zusätzliches Spiel Sperre bedeutet hat; ohne wären es wohl drei geworden, das hätte dann genau dem Strafmaß entsprochen, mit dem auch der Stuttgarter Sakai bedacht worden ist.

  10. Matthiasam 13. Dezember 2012 um 10:32 10

    @LizasWelt Danke für die Erklärung. Eine Nachfrage noch: Wenn ich also am 1. Spieltag einer Saison glatt Rot sehe, spiele ich bis zum letzten Spieltag der darauffolgenden Spielzeit – und somit volle zwei Jahre – „auf Bewährung“, wohingegen der Rotsünder der 34. Spieltages mit nur einem Jahr Netto-Bewährungszeit davonkommt. Ich hoffe, du irrst dich und das hohe Gericht legt weniger willkürlich gewählte Zeiträume an.

  11. Jonesam 13. Dezember 2012 um 10:54 11

    Selten so einen schwachen Bericht hier gelesen… Die Tatsache, dass er den Gegenspieler nicht (richtig) trifft, kann man wohl kaum zugunsten Jones auslegen. Das harte Foul (und wer es nicht gesehen hat, kann es sich ja nochmal gern auf dem SKY-BundesligaHD Channel auf Youtube anschauen) wurde aber mit absolutem Vorsatz und der Billigung einer schweren Verletzung des Gegners in Kauf genommen. Wer da so sinnlos reingrätscht, muss damit rechnen, dass der Gegenspieler lange ausfällt. Und das ist nun mal ganz klar Rot und wegen dem Vorsatz und der Heftigkeit des Fouls gibt es automatisch 3 Spiele Sperre. Eins wurde draufgelegt, weil Jones häufig negativ auf dem Platz auffällt (nicht umsonst gab es ja die Wette mit Heldt), da muss man nicht unbedingt die roten Karten aufzählen um jemanden als Wiederholungstäter zu deklarieren.

    Und zum Schluß: Der DFB Sportsgerichtbarkeit eine Beeinflussung durch die Medien zu unterstellen, ist nicht nur eine Frechheit, sondern glatter Rufmord.

  12. DFL21am 13. Dezember 2012 um 10:55 12

    Wahrlich blauäugig.
    Sakai hatte wesentlich weniger Anlauf als Jones, da er kurz vorher den Ball vertendelte. Jones kam mit mehr Speed als an Sakai, und die Frage des „leichten Treffen vs Nicht-Treffens“ wurde vor allem durch das rechtzeitige Abspringen Traores beeinflusst. Tackling von hinten ist es in beiden Fällen und der Unterschied ist DFL Standard für Wdh-Täter. Sakai kam zwar erst vor 1 Jahr, sammelte aber als Verteidiger nur wenige gelbe Karten und hatte noch nie gelb-rot oder rot. Sakai 2 und Jones 3 Spiele hätten es auch getan.

  13. eakus1904am 13. Dezember 2012 um 10:57 13

    In der Saison 2011/12 flog Miso Brecko vom 1. FC Köln innerhalb kürzester Zeit zweimal mit glatt Rot vom Platz.

    Das erste mal wurde er wegen rohen Spiels für drei Spiele gesperrt, die zweite Sperre betrug wegen einer Notbremse im Spiel gegen Schalke lediglich zwei Wochen. Das ist völlig normal für eine Notbremse, also nix mit einer zusätzlichen Sperre aufgrund einer Widerholungstat!

    Wenn wirklich so verfahren würde, wie weiter oben von Lizas Welt beschrieben, hätte Brecko für drei Partien aussetzen müssen!

  14. Herr Wielandam 13. Dezember 2012 um 11:04 14

    Ich habe weder indirekt, noch direkt etwas diffuses herangezogen. Ich sage völlig klar, das m.M.n. die Aussage „Kein Wiederholungstäter“ oben falsch ist.

    Du beschreibst, dass Jones kein Wiederholungstäter sei, da ihm bislang nur gelben Karten (einzelnen oder doppelte als Gelb/Rot) wiederfahren sind und gelbe Karten auf Grund anderer Vergehen vergeben werden als glatt Rote.

    Ich sage, dass das nicht stimmt, da Du die Reus-Angelegenheit vergessen/unterschlagen hast. Das war eine Sperre auf Grund einer Tätlichkeit, ein „glatt Rot-Vergehen“.

    Meines Erachtens ist das sehr sachlich und hat werder was mit „schlimmer Junge“, noch mit „Schuld und Sühne“ zu tun.

  15. Lizas Weltam 13. Dezember 2012 um 11:17 15

    @Matthias: Das wäre in der Tat ziemlich eigenwillig und ungerecht. In den diversen Satzungen des DFB finde ich zur Frage des Zeitraums für eine Wiederholungstat allerdings nichts. Werde deshalb mal beim Verband nachfragen.

    @eakus1904: Vielleicht wäre Brecko ohne die vorangegangene Rote Karte in der Saison ja nur für ein Spiel gesperrt worden. Ist allerdings nur eine Vermutung. Womöglich ist der Malus auch eine Kann- und keine Muss-Bestimmung.

  16. Carlitoam 13. Dezember 2012 um 12:34 16

    „Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes lässt sich nicht von Fakten sondern von öffentlicher Boulevard-Meinung leiten.“

    Mal wieder, siehe auch Reus-Urteil. Aber was will man vom Gericht erwarten, wenn der Verband und die Liga das so vorleben (s. Sicherheitspapier)?

  17. holzboy2008am 13. Dezember 2012 um 15:59 17

    Hallo nicht das Foul ansich ,sondern Jones als schlimmer Finger wurde bestraft.(ist der Ruf mal ruin…………u.s.w).
    Auch die gelben ham so einen,Wolfsburg auch, jeder zweite Ballkontakt = Foul .Der Spieler Jones bekommt für Dinge gelbe
    Karten , einfach des Namenswegen(hat er sich aber zum Teil
    auch im wahrsten Sinne des Wortes HART erarbeitet).
    Nur den Stuttgarter Spieler milder zu bestrafen als Jones ist ein Witz,die einzige Erklärung für mich ist BLÖDHEIT wird höher bestraft.
    p:s
    Leverkusener Spieler foulen nie u begehen auch keine Tätlichkeiten .
    Das selbe Strafmaß wie derStuttgarter alles andere ist ein Witz.

  18. Heikoo4am 13. Dezember 2012 um 16:11 18

    An Jones : Ich ha`s jetzt mehrmals auf Sky gesehen und ich bleib dabei, ja er kommt von hinten, er spielt aber auch noch den Ball UND er trifft den Gegner nicht, das ist sicherlich hartes Einsteigen (allerdings ohne den Vorsatz den Gegner verletzten zu wollen) aber mal ganz sicher nicht rot, gelb und `ne deutliche mündliche Verwarnung hätten es hier auch getan, denn die Möglichkeit hätte der Schiedsrichter definitiv gehabt und da brauch ich noch nicht mal meine Blau Weiße Brille für.
    Und ob man an der DFB Sportgerichtsbarkeit überhaupt noch Rufmord begehen kann, wage ich mal höflichst zu bezweifeln.

    In diesem Sinne gutGEhn

  19. bluesam 13. Dezember 2012 um 19:08 19

    Vier Spiele Sperre für solchen Einsatz sind zu wenig. Seit ich ein fussballspielendes älteres Kind habe, ist meine Meining zu Fouls die eine Körperverletzung beim Gegenspieler in Kauf nehmen, kompromisslos klar. Die Regeln gelten eben bis runter in die C-Jugend der Bauernligen.
    Was nervt sind die unterschiedlichen Maßstäbe die im Profifussball angelegt werden. Nationalspieler genießen mMn einen Sonderstatus.

  20. Herr Wielandam 13. Dezember 2012 um 19:38 20

    Der Spieler Jones bekommt für Dinge gelbe
    Karten , einfach des Namenswegen

    Ich finde die Aussage total falsch. Ich bin im Gegenteil immer wieder erstaunt, wie hart Jones im Spiel zulangen darf, ohne dafür einen frühe Gelbe zu kassieren.

    Ähnlich war es auch früher bei Van Bommel, der sich stets recht viel erlauben durfte, bis er mal Gelb sah. Das mag nicht logisch sein, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass die Schiedsrichter eben grade dem Vorurteil entgegenwirken wollen.

    Was Jones übrigens ebenfalls mit Van Bommel gemein hat: Sobald er mal eine Gelbe Karte kassiert hat, kann er sich i.d.R. gut auf das exakt noch erlaubte Maß „runterregulieren“. Nicht dass er dann wischiwaschi spielen würde, aber das „überwilde“ lässt er dann weg. Deshalb bekam er auch „nur“ 6 x Gelb/Rot in 12 Jahren, bei allerdings 74 Gelben …

  21. Stephanam 15. Dezember 2012 um 08:22 21

    Hätte sich Jones die Ringereinlage von Mandzukic (23 min) geleistet, wäre das Geschrei wieder groß gewesen… Du musst halt bei den Bauern spielen, dann haste Narrenfreiheit…

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