Eduardo Gonçalves de Oliveira

08. Feb. 2013 | 5 Kommentare

Edu!

Klaas-Jan Huntelaar hat ein rotes Auge. Julian Draxler bringt das Kunststück fertig, sich im Beisein des Bundesschalträgers zu erkälten. Jermaine Jones zickt gegen die Fans. Roman Neustädter ist zu begeistert von den Schalker Spielanlagen, als dass er sich selbst irgendwie einbringen möchte. Ibrahim Afellay schafft es selbst als Langzeitverletzter miese Stimmung zu verbreiten. Soweit die Nachrichtenlage. Irgendwie fällt derzeit fast jeder Spieler auf dem Platz oder daneben negativ auf. Nur einer nicht: Edu.

Ich mag den Kerl. Ich muss nicht immer knallhart kalkulieren, um einen Spieler wertzuschätzen. Edu ist ein guter Junge. Ich habe ihn ein paar Mal am Rande von Trainings, Spielen und Trainingslagern aus der Nähe erlebt und er war immer einer, der ganz ohne Allüren mit den Fans interagiert hat. Man merkte ihm seinen Gedanken an: „Geil, ich darf auf Schalke spielen!“

Auf dem Feld ist Edu ein treuer Arbeiter. Einer dem der Trainer sagt was zu tun ist und der es dann auch versucht umzusetzen. Hacke-Spitze-123 liefert Edu nicht nur deshalb nicht ab, weil er es (eventuell) nicht drauf hat, sondern weil er weiß, dass der Trainer das nicht sehen will. In Zeiten, in denen jeder halb begabte Fußballer über Facebook oder die Presse lauthals Ansprüche stellt, ist Edu ein angenehm stiller Vertreter, der seine Rolle beinahe demütig ausfüllt.


Das wollte ich einfach loswerden. Die Tragik eines Spieler wie Edu ist, dass er 20 Jahre zu spät auf Schalke auftauchte. Damals, im alten Schalke, als die Sendscheids, Anderbrügges, Schlippers, Mulders die Spielkultur vorlebten, wäre Edu ein Held der Kurve gewesen. Nun ist er ein Kollateralschaden des Magathschen „Trial and Error“-Prinzips. Das alte Schalke gibt es nicht mehr und ich trauere ihm auch nicht nach. Aber dieser Edu, der ist mit all‘ seinen sportlichen Unzulänglichkeit dann doch irgendwie einer von uns. Vielleicht sogar einer, der uns in den Tiefen unserer Schalker Seele viel näher steht, als wir es erkennen.

Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass Edu angesichts der Personalnot am Samstag doch noch einmal für Schalke ran muss. Oder darf. Es gibt nicht viele Gründe, warum ich mich auf das Spiel in München freue. Die vage Aussicht auf ein vielleicht letztes Wiedersehen mit Edu lässt mich dann aber doch vorfreudig schmunzeln.

Teile des Textes habe ich bereits am 31. August 2012 als Kommentar zu einem ganz anderen Thema verfasst. Ich fand’s damals schon schade, dass dieser Einwurf im Tagesgeschäft unterging. Das Foto ist vom Hans04.

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5 Kommentare zu “Eduardo Gonçalves de Oliveira”

  1. Detlef (doktor_d)am 8. Februar 2013 um 10:18 1

    Edu. Eduu, Eduuuuuuuuuuuuuuuuuu
    Wer hat das gesagt?

    Es gibt eine Ort in Norditalien, da zucken sie bei dem Namen zusammen 😉

    Ich mag ihn auch, obwohl ich ihn nie aus der Nähe gesehen habe, nur ein etwas längeres Interview im TV hab ich mal gesehen. Da kam er als leiser, bescheidener Typ rüber. Und auf dem Platz ist er einer der arbeitet. So etwas mag ich. Arbeiter auf der Platz.

    Und gegen die Bayern? Warum denn nicht?

  2. eakus1904am 8. Februar 2013 um 13:00 2

    Ich denke, deine Beschreibung trifft den Charakter des Spielers relativ genau. Er macht seinen Job, stänkert nicht,wenn er nicht aufgestellt wird und wenn er mal gebraucht wird, ist er da! Für mich unverständlich,warum dieser Spieler ein so schlechtes Standing bei vielen Fans hat. Zugegeben, sportlich ist viel Luft nach oben aber ansonsten ist es ein anständiger Kerl, der mir persönlich schon drei schöne Fußballmomente ermöglicht hat. (Und damit mehr,als so manch anderer Spieler in unserem Kader)

    1. Das Spiel in Mailand, warum, sollte denke ich klar sein.

    2. Der 2:1 Derbysieg am 26.02.2010, der erst durch einen- ihm überhaupt nicht zugetrauten- genialen Pass mit der Hacke ermöglicht wurde! Warum mir dieses Spiel so in Erinnerung geblieben ist,habe ich an anderer Stelle schon mal aufgeschrieben: http://1904geschichten.wordpress.com/2010/10/15/meinem-vater/ )

    3. Dieser Punkt ist etwas gehässig, gebe ich zu. Durch meinen Wohnort Herne haben ich einige Freunde und Arbeitskollegen, die dem VFL Bochum die Daumen drücken. So weit ist da ja auch nichts gegen einzuwenden, wenn nicht Teile dieser Bekannten in der Herner WAZ am Montag, dem 21. Mai 2001, dem „einzig wahren Meister“ aus München per halbseitiger Annonce gratuliert hätten und vor Schadenfreude kaum noch gehen konnten. Damals war der Gedanke: Das bekommt ihr irgendwann wieder!
    Und dann,ein paar Jahre später, säbelte ein gewisser Edu in der Nachspielzeit der UEFA-Cup Partie VFL Bochum-Standard Lüttich über den Ball, Bochum schied aus, die Kumpels waren am Boden zerstört und irgendwo in Herne saß ein Schalker breit grinsend vor dem Fernseher…… 🙂

    Falls es wirklich der letzte Auftritt von ihm sein sollte: Danke,Edu!

    Am liebsten wäre mir aber, er spielt Samstag und sorgt dafür, dass ich die oben geführte Liste um Punkt „04“ erweitern kann!

  3. Carlitoam 8. Februar 2013 um 13:44 3

    „Teile des Textes habe ich bereits am 31. August 2012 als Kommentar zu einem ganz anderen Thema verfasst. Ich fand’s damals schon schade, dass dieser Einwurf im Tagesgeschäft unterging. Das Foto ist vom Hans04.“

    Man, bin ich froh, dass Du das noch dazu gesetzt hast. Dachte beim Lesen so, das ich entweder gerade ein Déjà-vu habe oder langsam senil werde… 😉

    Und ja, irgendwie mag ich ihn auch, den Edu, der halt nur zur falschen Zeit am richtigen Ort ist…

  4. 1848eram 8. Februar 2013 um 18:08 4

    Beim Namen Edu zuckt man nicht nur in Italien zusammen, auch in direkter Nachbarschaft zu euch hat Edu Spuren hinterlassen.

    Niemals werde ich es Edu vergessen (und auch nie verzeihen), dass er einen der ganz wenigen Tage meines einzig wahren Vereines 😉 im internationalen Fussball versaut hat.

    VfL Bochum – Lüttich, 92. Minute, Edu schlägt ein Luftloch, Ausgleich zum 1:1 … aus der Traum von der Gruppenphase und Ende der vielleicht größten Chance des VfL in seiner gesamten Geschichte. Der schwärzeste Tag meines Fanlebens.

  5. Uweam 8. Februar 2013 um 23:27 5

    Gewundert hat’s mich auch, dass so gar nichts mehr von ihm zu hören war. Ich war absolut nicht sicher, ob er denn überhaupt wieder bei uns ist….Und nun hängt auch noch Jeff in Caracas fest. Da steigt Edus Chance (oder solte ich besser Risiko schreiben?) am Samstag bei den Bayern aufzulaufen!

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