Zuckersüße Normalität

19. Dez. 2010 | 7 Kommentare

Ich weiß nicht, welches taktische Konzept die Spieler des 1. FC Köln gestern verfolgt haben. Vielleicht hatten sie gehofft, irgendwie torlos über die 90 Minuten zu kommen. Vielleicht glaubten sie, dass sich Schalke sich nach den zuletzt herausgespielten Erfolgen etwas zu sicher sei und nachlässig agieren könnte. Vielleicht aber verfolgten die Geißbock-Jünger auch gar kein Konzept. So sah es zumindest aus. Denn so schön, befreiend und beglückend Schalkes deutlicher 3:0-Sieg gestern war: Mit Köln präsentierte sich ein Gegner, der jegliche Ambition an der Spielteilnahme vermissen ließ. Schalke reichte eine durchschnittliche Leistung, um biedere Gäste in ihre Schranken zu weisen. Am Ende war es der unglaubliche Raúl, der die Domstädter im Alleingang ausknipste.

Dass ich mit dem Abstand von 24 Stunden nicht von einem Schalker Fußballfest schreibe, hat auch etwas damit zu tun, dass allmählich die Normalität wieder einkehrt. Ein Schalker Heimsieg gegen den „Eff Zee“ ist eben einfach normal. Lange sah es so aus, als sei diese Saison alles andere als normal und mit 22 Punkten aus 17 Spielen besteht nun wirklich kein Grund, sich erleichtert auf die Schultern zu klopfen. Doch die Karawane derer, die noch in der ersten Hälfte der Halbserie geifernd auf meinen Verein zeigten und sich in Wortspielchen wie „11 Spieler verdienen 88 Millionen und ergattern 0 Punkte“ ergehen, ist längst in Richtung Stuttgart und Bremen weitergezogen. Schalke ist pünktlich zur Winterpause im vorerst gesicherten Mittelfeld angekommen und hat sogar erweiterte Tuchfühlung auf die oberen Ränge aufgenommen. Der Weg bis in die Europa-League-Plätze ist noch weit, aber er ist nicht mehr ausgeschlossen.

Das gestrige Spiel gegen Köln lässt sich in ein paar Sätzen zusammenfassen: Schalke beginnt stark, vergibt in der ersten Viertelstunde gleich drei aussichtsreiche Möglichkeiten, dann kommt Köln zu einem der ganz wenigen Konter, Neuer klärt und kurz darauf stellen der Kölner Schorch mit einer abstrusen Rettungstat, Rakitic mit einer feinen Flanke und Raúl mit einem butterweich platzierten Kopf die Weichen auf Sieg. Befürchtungen, Köln könne aus der Halbzeitpause mit frischem Schwung kommen, fegten Jefferson Farfán mit einem tollen Solo und erneut Raúl mit einer satten Direktabnahme der abgefälschten Farfanschen Flanke gleich nach dem Wiederanpfiff weg. In einer ansonsten ereignisarmen zweiten Spielhälfte schonte sich Schalke für die Pokalaufgabe am kommenden Dienstag, hatte jedoch immer noch die deutlich besseren Möglichkeiten und stellte in der Schlussminute den 3:0-Endstand nach einer maßgenauen Freistoßflanke von Edu auf Raúls Goldköpfchen her. Nach Raúls drei Treffern gegen Werder Bremen redete noch ganz Fußballdeutschland von einer Gala des Spaniers. Sein Tore-Dreierpack von gestern wird sicherlich nicht ganz so heftig gewürdigt werden. Dass eine Stürmerlegende gegen einen indisponierten Gegner aus Köln trifft ist – du ahnst es sicherlich bereits – schlichtweg normal.

Entspannende Normalität auf Schalke – wer hätte das vor zwei Monaten noch zu hoffen gewagt? Und in der Rückrunde tauschen wir dann das Normale einfach gegen das Außergewöhnliche. Wäre doch schön, oder?

Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“.

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7 Kommentare zu “Zuckersüße Normalität”

  1. Carlitoam 19. Dezember 2010 um 15:57 1

    Dem letzten Absatz ist nichts mehr hinzuzufügen, außer, dass es gerne so eintreten darf! 😉

  2. Johannesam 20. Dezember 2010 um 09:17 2

    Ich bin erst einmal froh darüber, dass wir wieder „Normal-Null“ erreichen…

  3. Manfredam 20. Dezember 2010 um 12:35 3

    Bitte benutz doch nicht deses Reportermißgeburtswort ‚Dreierpack‘. 3 Tore in einem Spiel = Hattrick. Danke 🙂

  4. Matthiasam 20. Dezember 2010 um 12:45 4

    Nee, da bin ich Purist. In der „deutschen Definition“ versteht man unter einem Hattrick drei Tore durch ein- und denselben Spieler innerhalb einer Halbzeit, ohne dass zwischen diesen Toren ein anderer Spieler – egal von welcher Mannschaft – getroffen hat. So wurde ich „Fußball-sozialisiert“ und so halte ich es auch zukünftig. Einen Hattrick ist uns Raúl noch schuldig. Aber er darf gerne bald kommen.

  5. Florianam 20. Dezember 2010 um 13:02 5

    Frage zum Hattrick? War das jetzt einer. Ich dachte dafür müssen alle Tore in einer Halbzeit fallen.

    Gruß Florian

    P.S. Wiki spricht dabei von einem echten Hattrick.

    Ok, man sollte vorher Aktualisieren bevor man einen Kommentar schreibt 🙂

  6. matthiaßam 20. Dezember 2010 um 14:43 6

    Raúl durfte erneut den Ball mitnehmen, was man nur darf, wenn man einen Hattrick erzielt hat. Also sollte es einer gewesen sein. Ich kenne es aber auch so wie Matthias, hier spricht dann der Mist gebärende Reporter von einem lupenreinen Hattrick. Es scheint aber auch hier, dass in anderen Ländern andere Sitten herrschen.

    Wo aber ist das Gewinnspiel? Ich tippe vorab auf: Felix M.

    GLÃœCK AUF!

  7. hellwacham 20. Dezember 2010 um 19:10 7

    Hach, ich hab schon den ganzen Tag uns Uwe im Ohr. Im Frühtau zu Berge… und das bei dem Wetter.