Schalkes Kader ist zu klein

18. Jan. 2011 | 3 Kommentare

Offiziell umfasst Schalkes Bundesligakader – Stand heute – 31 Spieler. Dabei muss man aber erwähnen, dass Jermaine Jones noch und Julian Draxler schon auf der Vereinswebseite als kaderzugehörig erwähnt werden. Um einen Spieler mehr oder weniger soll es aber auch gar nicht gehen. So oder so hätte Fred Rutten das sicherlich als „eine große Kabine“ bezeichnet. Zum Vergleich: Der FC Bayern bestreitet die Saison mit gerade einmal 23 Profis. Nun muss aber „mehr Spieler“ gar nicht „weniger Erfolg“ bedeuten – oder umgekehrt. Denn Tabellenführer Borussia Dortmund beschäftigt derzeit laut kicker.de 29 Herren, deren Beruf die Fußfummelei ist. Da Tabellenschlusslicht Mönchengladbach aktuell 30, der Sensations-Zweite Hannover 29 und Everybodys Darling Mainz 28 Profis beschäftigt, lasse ich mich zu folgender These hinreißen: Der oft geäußerte Vorwurf, Schalke befinde sich im Schlamassel, weil der Kader zu aufgebläht sei, ist schlichtweg grober Unfug. Die Größe eines Profikaders scheint vielmehr überhaupt überhaupt keinen Einfluss auf den aktuellen Tabellenstand zu haben. Und weil ich gerade einmal dabei bin, möchte ich gleich noch eine weitere steile These in den Raum flanken: Schalkes Kader ist nicht nur nicht zu groß, er ist anscheinend sogar viel zu klein.

2430 Pflichtspiel-Minuten absolvierte der FC Schalke 04 bislang in 2010/2011. Nur Manuel Neuer stand dabei durchgängig auf dem Feld. Klaas Jan Huntelaar verpasste nur 5 der für ihn möglichen Spielminuten. Zur Erinnerung: Der Niederländer trat erst ab dem 3. Spieltag für die Königsblauen an. Letzteres gilt auch für José Manuel Jurado. Warum ich von den „Last-Minute-Neuzugängen“ des Sommers nur diese beiden hervorhebe? Weil sie es dennoch schafften, bei mehr als der Hälfte der 2430 Spielminuten auf dem Feld zu stehen! Hans Sarpei, Ciprian Deac und Nicolas Plestan sind derartig weit von der 50%-Einsatzzeit-Marke entfernt, dass es sich verbietet, ihr verspätetes Kommen als Begründung anzuführen.

Eines überrascht: Nur 10 Spieler des Schalker Profikaders schaffen es über die 50%-Marke. Dafür sprangen aber immerhin 7 Akteure über die 75%-Hürde. Namentlich sind dies neben Manuel Neuer noch Benedikt Höwedes, Klaas-Jan Huntelaar, Raúl, Christoph Metzelder, Jefferson Farfán und Lukas Schmitz. Zu diesen 7 Spielern scheint es somit im Schalker Profikader definitiv keine Alternative zu geben.

Ohne zu sehr auf Prozentspielchen einzugehen, belegt die nachfolgende Grafik, dass Trainager Felix Magath trotz der vermeintlich großen Auswahl letztendlich nach einer kurzen (heftigen) Experimentierphase immer auf dieselben Spieler zurückgegriffen hat. Dabei handelt es sich um die vorgenannten „Alternativlosen“ sowie um Ivan Rakitic, Atsuto Uchida, Jose Manuel Jurado, Jermaine Jones, Edu, Joel Matip, Peer Kluge und Christoph Moritz. Wir reden also von einem Pool bestehend aus 15 Spielern, von denen einer – Jermaine Jones – in den nächsten Stunden seinen Wechsel nach England fix machen wird.

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Bis auf Julian Draxler und Christian Pander ist bei keinem anderen Spieler „ab Papadopoulos“ zu erwarten, dass er in der Rest-Spielzeit eine tragendere Rolle spielen wird. Natürlich darf man auf Levan Kenia und auf Tim Hoogland hoffen. Dabei sollte man jedoch „Hoffnung“ nicht mit „Träumerei“ verwechseln.

Die Moral dieser Geschichte: Felix Magath kann es drehen und wenden wie er will. Er wird in diesen Kader keinen Konkurrenzkampf mehr hineinbekommen, der sich nachträglich leistungssteigernd auswirken wird. Am Pool der 14 Spieler, die ohnehin immer wieder zum Zug kommen, kratzen aktuell nur Pander und – mit viel Vorschusslorbeeren-Optimismus – Draxler. Echter Konkurrenzkampf sieht anders aus. Ein psychologischer Effekt ist nahezu auszuschließen.

Dem Trainager müssen andere Maßnahmen einfallen, um blutleere Auftritte wie am Samstag gegen Hamburg zu verhindern. Mehr denn je ist jetzt der „Fußball-Lehrer Magath“ gefragt. Der „Ãœberraschungscoup-Motivator“ scheint sein Pulver in dieser Saison verschossen zu haben.

Nachfolgend noch die Datengrundlage der oben gezeigten Grafik. Da ich wie immer alles von Hand ausgerechnet habe, bin ich für Hinweise auf Flüchtigkeits- und Rechenfehler dankbar.

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BuLi Pokal CL Gesamt
Neuer 1620 270 540 2430
Höwedes 1500 270 398 2168
Huntelaar 1440 180 535 2155
Raul 1514 90 540 2144
Metzelder 1485 180 450 2115
Farfan 1212 270 393 1875
Schmitz 1256 225 375 1856
Rakitic 1142 251 357 1750
Uchida 1030 225 418 1673
Jurado 803 144 431 1378
Jones 779 167 239 1185
Edu 837 269 46 1152
Matip 913 19 178 1110
Kluge 631 90 249 970
Moritz 576 77 188 841
Papadopoulos 196 91 180 467
Sarpei 296 0 107 403
Plestan 196 0 90 286
Hao 123 90 23 236
Escudero 0 90 90 180
Baumjohann 139 0 0 139
Jendrisek 29 90 2 121
Deac 45 0 59 104
Pander 50 0 0 50
Draxler 7 0 0 7
Gavranovic 6 0 0 6
Schober 0 0 0 0
Unnerstall 0 0 0 0
Hoogland 0 0 0 0
Pliatsikas 0 0 0 0
Kenia 0 0 0 0

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3 Kommentare zu “Schalkes Kader ist zu klein”

  1. Henningam 18. Januar 2011 um 07:24 1

    Wann hat Deac 139 Min in der CL gespielt? Ich erinnere mich an eine Hälfte gegen Lissabon, dann eine noch eine Einwechslung!?

    Anm.: Danke für das genaue Hinschauen. Deac spielte gegen Lyon eine Halbzeit lang und später gegen Tel Aviv sowie Lyon (Rückspiel) noch einmal jeweils ein paar Minuten. Macht unter dem Strich 59 CL-Minuten für ihn. Ich habe es in der Tabelle sowie in der Grafik korrigiert.

  2. Beneam 18. Januar 2011 um 10:29 2

    Ein großes Problem derzeit ist leider auch, dass die Spieler aus dem Sub-Papa-Bereich scheinbar nicht nur für Schalkes Erste zu schlecht sind, sondern auch für andere Vereine. Weder sind sie in der Lage, einen wirklichen Konkurrenzkampf in der Mannschaft anzufeuern, noch dem S04 wenigstens Transfererlöse (und geringere Personalkosten) zu bescheren. Bis auf Hoogland und Kenia (besonders Letzterer wäre schön, träumen muß erlaubt sein…), sowie Pander und Draxler, werden die Sub-Papa-Spieler nur noch bei absoluten Personalengpässen eingesetzt. Sollten sie nicht abgegeben werden (können), werden sie ihre Verträge – im wahrsten Sinne des Wortes – aussitzen.

    Und es zeigt sich ja schon: Die wenigen Spieler, die gehen könnten, weil jemand Interesse zeigt, sind der Meinung, dass der Platz auf Schalkes Tribüne deutlich angenehmer ist, als zum Beispiel der Rasen auf der Alm. (So zumindest Magath zur Anfrage bzgl. Jendrisek.)

    Wo ist eigentlich Albert Streit in deiner Aufzählung ?!

  3. Matthiasam 18. Januar 2011 um 12:14 3

    (…) werden die Sub-Papa-Spieler nur noch bei absoluten Personalengpässen eingesetzt.

    Ich glaube, dass nur noch Papadopoulos bei absoluten Personalengpässen noch Einsatzchancen hat. Mit Ausnahme der von dir genannten (Hoffungs-)Ausnahmen ist der Rest schon längst aussortiert. Es spricht Bände, dass der Trainanger jetzt schon in der A-Jugend nach „Druckmitteln“ für die „Alternativlosen“ forscht.

    Wo ist eigentlich Albert Streit in deiner Aufzählung ?!

    schalke04.de führt ihn schon gar nicht mehr als Mitglied des Profikaders. Ich habe mich dem stillschweigend angeschlossen.