Rezension: „Ich tat es für mein Land“

01. Feb. 2006 | Keine Kommentare

Der von mir hochgeschätzte Martin Sonneborn erzählt noch einmal von der genialen Bestechungsaktion die Deutschland letztendlich die WM 2006 einbrachte. Alles in allem recht nett, kurzweilig, wenngleich auch mehr kurz denn weilig. Wer etwas anderes erwartet als das, was in den letzten Jahren immer wieder in Interviews und Reportagen – zum Teil von Sonneborn selbst verfasst – veröffentlicht wurde, wird bitter enttäuscht. Es ist dieselbe Geschichte, die jetzt schon seit Jahren immer wieder erzählt wird und die man sich – völlig kostenlos – innerhalb weniger Minuten im Internet aus diversen Online-Tageszeitungen und Magazinen selbst zusammengooglen kann. Einzig der Anhang mit den Mitschriften „BILD-Leser beschimpfen Titanic“ geht in der Ausführlichkeit ein wenig über das hinaus, was man ohnehin schon irgendwo gelesen hat, dient letztendlich aber auch nur als reiner Seitenfüller – ebenso wie ein kurzer, liebloser Exkurs der „Die Partei“ thematisiert und mit der Thematik des Buches überhaupt nichts zu tun hat.

Wenn Titanic gewollt hätte, hätte man die Story noch einmal auf einer fünf- bis zehnseitigen Strecke in einem Monatsheft veröffentlichen können. Selbst zum Hauptthema eines Titanic-WM-Sonderhefts hätte es unter Umständen noch gereicht. Aber das alles wollte man wohl nicht. Stattdessen wurde die alte Story zwischen zwei neue Buchdeckel gepresst und pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2005 und dem anrollenden WM-Hype für den stolzen Preis von 12,90 Euro auf den Markt geworfen.

Das ist vom Preis-/Leistungsverhältnis für ein Büchlein, das man einerseits innerhalb eines kurzen Vormittages komplett durchgelesen hat und das ohnehin nichts Neues enthält, sowie andererseits als Buch noch nicht einmal besonders aufwändig verarbeitet ist (billiges Papier, billiger Einband, durchgängig schwarz/weiß illustriert mit wenigen, sehr unspektakulären Fotos) so exorbitant außerhalb der guten Gepflogenheiten, dass ich dahinter schon fast eine weitere Titanic-Aktion vermute: „Als ich einmal eine Mittagspause lang nichts vor hatte und mir aus bestehenden Word-Dokumenten ein Buch zusammen ‚gecopyt‘ und ‚gepastet‘ habe, dass ich dann für knapp 13 Flocken an tausende von Menschen verkauft habe“ von Martin Sonneborn. Demnächst bei Amazon…?

„Ich tat es für mein Land“ amazon.de
Autor: Martin Sonneborn
Verlag: Bombus Media
Erscheinungstermin: 1. November 2005
Umfang: 125 Seiten
ISBN-10 3936261377

Hinweise zu den Rezensionen: Im Rahmen einer lockeren Reihe stelle ich Bücher und Filme vor, die sich mit Schalke im Speziellen oder Fußball im Allgemeinen beschäftigen. Dabei erhebe ich weder den Anspruch der Allwissenheit noch der geschmacklichen Wortführerschaft, lege aber Wert darauf, dass die Rezensionen ausschließlich meine Meinung transportieren und nicht „käuflich“ sind. Verlage oder Autoren, die ihre Werke hier besprochen sehen möchten, wenden sich bitte an die im Impressum genannte Adresse.

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