Public Viewing: Die Fußball-WM in Münster (Teil 5)

16. Jun. 2006 | Keine Kommentare

Public Viewing in MünsterExakt eine Woche nach dem Start dem WM könnte ich jetzt eigentlich ein erstes Zwischenfazit ziehen, was die Möglichkeiten des „Public Viewing“ in der Friedensstadt angeht. Aber ich bin nicht ARD-Sportchef Steffen Simon und muss nicht alle drei Minuten ein Fazit ziehen nur um zu kontrollieren, ob meine Stimme noch funktioniert. Deshalb geht es heute direkt weiter mit dem fünften Teil der Serie „Die Fußball-WM in Münster“. Diesmal steht eine Indoor-Möglichkeit im Fokus des Interesses. Am Mittwoch besuchte ich zum Spiel der Deutschen gegen Polen mit ein paar Freunden den Club „Salsomania“ in Münster. Und wie der Name es schon andeutet: Dort geht es südamerikanisch zu.

Name: „Salsomania“
Adresse: Mauritzstraße 30, 48143 Münster
Internet-Infos: hier
Öffnungszeiten: rechtzeitig zu allen WM-Spielen geöffnet

Public Viewing in Münster

Wenn man den gängigen Vorurteilen folgt, können Südamerikaner zwei Dinge besonders gut: Fußball spielen und Salsa tanzen. Was liegt da näher, als sich ein Spiel der WM einmal im Schoße der Südamerikaner anzuschauen? In Münster findet man diesen Schoß seit einem knappen Jahr in der Mauritzstraße. „Salsomania“ nennt sich das geräumige Lokal, das mehr ist als nur eine Kneipe. Denn neben dem normalen Gastbetrieb finden im durch eine Schiebetür abtrennbaren Saal auch regelmäßig Salsa-Tanzkurse statt. Die dabei erworbenen Fähigkeiten können dann allabendlich und bei den vielen Salsa-Partys mit in der Szene bekannten DJ’s und Livemusikern auf die Tanzfläche gezaubert werden.

Zu den WM-Spielen haben sich die Bosse des „Salsomania“ – wie so viele Münsteraner Gastronomen – etwas Besonderes einfallen lassen. Neben einer beachtlich großen Leinwand, auf der alle Spiele der Weltmeisterschaft gezeigt werden, besteht dieses spezielle Angebot aus einer Caipirinha-Happy-Hour während der Spielzeit. Ein mittelgroßes Glas dieses köstlichen Cocktails kostet dann offiziell nur 1,99 Euro – de facto werden allerdings 2 Euro berechnet, was immer noch sensationell günstig ist. Der Begriff des „Brasilianischen Herrengedecks“, bestehend aus einem Bier und einem „Caipi“, machte schnell unter uns die Runde…

Der Gastraum in dem die Spiele gezeigt werden, ist sehr groß und wird von einer riesigen Theke durchzogen. Der Getränkenachschub ist somit für die Selbstabholer stets gewährleistet. Leider war die personelle Besetzung am Mittwochabend etwas dürftig, so dass es an den Tischen schon eine Weile dauern konnte, bis man seine Bestellung absetzen und ein neues Getränk in Empfang nehmen konnte.

Die Preise sind – ich wiederhole mich – münstertypisch, sieht man mal von der Caipirinha-Aktion ab. Ein 0,3er Krombacher schlägt mit 2,30 Euro zu Buche, für den halben Liter bezahlt man 3,50 Euro, was einem auf den ersten Blick zwar etwas teurer als anderswo vorkommt, allerdings gibt es im Salsomania „echte halbe Liter“ und nicht wie in vielen anderen Münsteraner Kneipen nur „Nullkommavierer“.

Die Bildqualität der Großbildleinwand ist herausragend. Etwas zurückgezogen von der breiten Fensterfront zur Mauritzstraße hin liefert der Beamer ein brilliantes, gestochen scharfes und farblich exzellentes Bild. Einzig bei schnellen Kameraschwenks (etwa bei weiten Abschlägen) wirkte das Bild zum Teil etwas „ruckelig“. Dennoch war die Leinwand im Salsomania mit Abstand das Beste, was ich auf meiner WM-Rundreise in Münster bislang gesehen habe.

Etwas enttäuscht war ich vom Publikum. Zwar hatten sich pünktlich zum Anstoß dann doch so etwa 60 Personen eingefunden, aber der ganz große Ansturm blieb aus. Ãœberhaupt fällt auf, dass die Vielzahl der Angebote in Münster wohl dazu führt, dass die richtig vollen Events (sieht man mal von der Hafenschiene ab) ausbleiben. Südamerikanisches Flair war während der Ãœbertragung von Deutschland vs. Polen Fehlanzeige. Es scheint so, als wolle sich die nicht einmal kleine brasilianische Gemeinde in Münster voll auf ihre Mannschaft konzentrieren – was ja auch durchaus verständlich ist.

Ein kleines Ärgernis dann direkt nach dem Schlusspfiff: Denn bereits die Kurzzusammenfassung und Analyse unmittelbar nach dem Spielende fand im „Salsomania“ ohne Ton statt. Stattdessen wurde sofort Salsamusik eingespielt und die Tanzfläche eröffnet. Und hier zeigte sich dann auch, warum der Laden in der Schlussviertelstunde geradezu rappelvoll wurde, denn viele der während der Spielzeit hinzugestoßenen Gäste waren gar nicht zum Fußball-kucken gekommen, sondern um die Hüften auf der Tanzfläche zu schwingen. Und unter uns: Es hat durchaus einen gewissen komödiantischen Wert, wenn heiße Salsa-Rhythmen ertönen und der 50jährige Verwaltungsangestellte eine 48jährige hektisch hüftschwingende Krankenkassensekretärin über die Tanzfläsche schiebt. Aber das sage ich jetzt wahrscheinlich nur, weil ich – sehr zum Missgefallen meiner Freundin – ein echter Tanzmuffel bin.

Mein Fazit: Der Besuch des „Salsomania“ zum Spiel der Deutschen hat sich gelohnt. Zwar hatte ich mit mehr Andrang gerechnet und war deshalb schon zwei Stunden vor dem Anpfiff gekommen – ein Maßnahme die sich als komplett überflüssig herausstellte, da man auch eine halbe Stunde vor dem Anpfiff einen Sitzplatz mit perfektem Blick auf die Leinwand bekommen hätte. Aber das Ambiente, der große Gastraum, die Leinwand und vor allem das spannende Spiel machten das kleine Manko des nicht gerade überwältigenden Andrangs locker wieder wett. Wenn es meine Zeit zulässt werde ich mir auch mal ein Spiel der Brasilianer im „Salsomania“ anschauen – ich schätze dann geht da die Party so richtig ab.

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