Peterchens Mondfahrt

13. Jun. 2007 | Keine Kommentare

Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen war eine illustre Person. Mal versank er mit seinem Pferd im Sumpf und zog sich selbst am Haarschopf wieder heraus. Dann wechselte er im Krieg auf einer Kanonenkugel reitend munter zwischen den Fronten hin und her. Und nicht zuletzt stahl er bereits im 18. Jahrhundert dem späteren Weltraumhelden Neil Armstrong brutal die Show, als er mittels eines Heißluftballons als erster Mensch den Mond betrat. Münchhausen ist nicht erst seit der Verfilmung seiner Abenteuer das Synonym für Lüge, Prahlerei und Ãœbertreibung. Sogar eine psychische Krankheit wurde nach ihm benannt: Das Münchhausen-Syndrom. Daran Erkrankte erfinden körperliche Schmerzen oder – noch effizienter – fügen sich selbst heimlich Leid zu um den Ärzten dann farbenfroh zu schildern, wie schlecht es ihnen doch geht. Vielleicht wäre es an der Zeit, einer weiteren Krankheit einen Namen zu geben. Der psychischen Störung vor jedem Mikrophon etwas zum besten geben zu müssen, nur um die eigene Stimme zu hören. „Morbus Neururenis“ bzw. „Neururer-Syndrom“ wäre eine passende Bezeichnung dafür.

Denn plötzlich will Peter Neururer – der Mann, der sich in den frühen 90ern neben seiner Tätigkeit als Bundesligatrainer eine erfolgreiche zweite Existenz als Workshopleiter („So bastele ich mir aus 200 Sponsoraufnähern eine kuschelige Winterjacke“) aufbaute – überhaupt nichts mehr wissen von seinen vorgestern publizierten Anschuldigungen bezüglich flächendeckendem Dopings auf Schalke. Zur Erinnerung: Peter Neururer wurde mit den Worten zitiert, dass Ende der 80er Jahre jeder zweite Profi in der zweiten Liga gedopt gewesen sei – auch auf Schalke. „Wenn das in dem Interview so steht, dann bin ich entweder falsch zitiert worden oder es ist eine unglückliche Vermischung meiner Aussage“, sagt er nun.

Also einmal Mondfahrt und zurück, einmal dick in der Presse und wieder zurückgerudert, einmal Hü und einmal Hott – wie immer bei Peter Neururer. Und warum das alles? Vielleicht sollte die Liste der Symptome der Morbus Neururensis noch erweitert werden um „Der Glaube, dass man den eigenen Namen nur oft genug in der Zeitung lesen muss, um irgendwann mal wieder eine Trainerstelle zu bekommen“.

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