SSDST I: Klaus Augenthaler

02. Mrz. 2008 | Keine Kommentare

Vorneweg: Mirko Slomka ist nach wie vor Trainer des FC Schalke 04. Ich halte ihn für einen sehr sympathischen jungen Herrn, der sehr viel Esprit versprüht, viel Fußballsachverstand besitzt und mit dem ich wirklich gerne einmal ein Bier in gemütlicher Zweierrunde trinken möchte. Ich halte ihn gleichzeitig für den falschen Mann am falschen Ort. Slomka hat alle Anlagen, einmal ein erfolgreicher Trainer zu werden. Auf Schalke wird er es aber nicht mehr. Das Dauer-Experiment Slomka und Schalke ist gescheitert. Nicht erst seit gestern, nicht erst seit dieser Saison. Es steckte von Anfang an der Wurm drin. Ihn allein für die derzeitige Situation verantwortlich zu machen, ist falsch. Aber als Teil eines Systems – als ein überaus wichtiger Teil – trägt er eine große Last der Verantwortung. Und leider, so ist das eben im Trainerleben, ist er der einzige Teil des Systems, der relativ einfach ausgetauscht werden kann. So wird es nun auch kommen. Wenn nicht am Mittwoch, dann am Donnerstag oder am kommenden Sonntag. Vielleicht rettet er sich sogar über die Saison – aber der Abschied ist besiegelt. Dass ich das so hart schreibe, möchte ich nicht als eine persönliche Anfeindung gegen Mirko Slomka missverstanden wissen, den ich, wie bereits erwähnt, als Typen wirklich mag. Nur als Schalker Trainer, da mag ich ihn nicht. Ich werde nicht nachkarten und auf vermeintlicher Fehler hinweisen. Letztendlich hat er nicht mehr und nicht weniger Fehler gemacht, als andere Trainer in anderen Vereinen. Die Zeitpunkte dieser Fehler waren letztendlich ausschlaggebend. So – genug nach hinten geschaut. Ich mache jetzt einmal ein ganz neues Fass auf. Wer „A“ sagt, muss auch „B“ sagen. Ich sage, dass Mirko Slomka nicht mehr lange Trainer auf Schalke sein wird. Also muss ich auch sagen, wer es stattdessen machen soll. Ich eröffne die erste Runde von „Schalke sucht den Super-Trainer“, neudeutsch kurz „SSDST“. Mitdiskutieren ist ausdrücklich erwünscht. In Teil 1 widme ich mich einer „günstigen“ Lösung, die m.E. dennoch einen gewissen Charme besitzt: Klaus Augenthaler.

Wer Klaus Augenthaler ist, muss ich niemanden erklären. 1957 in Fürstenzell geboren ist er sicherlich der Inbegriff des Bayern-Spielers. Von 1976 bis 1991 schnürte er sich für die Münchner seine Stiefel, wurde sieben Mal Meister und dreimal Pokalsieger. International ist sein einziger Erfolg der Gewinn der Weltmeisterschaft 1990 – allerdings bereits im Herbst seiner Karriere. Im Anschluss an die Spielerkarriere wurde er Co-Trainer bei seinen Bayern und erlernte das Handwerk. Augenthaler scheint ein eher gemütlicher Kerl zu sein, denn 1997 musste ihn Uli Hoeneß geradezu aus München wegjagen, sonst säße er dort wohl noch heute auf de Cotrainer-Sessel. Augenthaler übernahm das Traineramt beim Grazer AK und wechselte in der Winterpause 2000 zu damaligen Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Mit dem Club stieg er am Ende dieser Spielzeit in die Bundesliga auf.

Drei Jahre lang währte seine Ära in Nürnberg. Angesichts des Umstandes, dass er mit Michael A. Roth einen Präsidenten im Nacken hatte, der zum Frühstück ganz gerne mal einen Trainer entlässt, nur um auch mal wieder seine Nase ins Fernsehen gehalten zu haben, eine nahezu sensationelle Leistung. Lange war „Auge“ nicht arbeitslos. Er wechselte wenige Tage nach seinem Rauswurf nach Leverkusen und rettete Bayer vor dem Abstieg. Auch hier hielt er sich mehr als zwei Jahre, musste im September 2005 aber letztendlich den Gang machen, den jeder Trainer früher oder später machen muss.

Seine bislang letzte Trainerstation erlebte er kurz darauf beim VfL Wolfsburg. Und da passte es von Beginn an überhaupt nicht. Eineinhalb Jahre später, eine Zeit mit viel Hängen und Würgen, war Schluss. Im Mai 2007 löste er seinen Vertrag auf und befindet sich seitdem in der großen Trainer-Warteschleife.

Warum ich Klaus Augenthaler durchaus für einen geeigneten Trainer für Schalke halte? Zum einen ist er derzeit verfügbar – das sind viele der Namen, die reflexartig gehandelt werden, nicht. Darüber hinaus ist er ein Deutscher, somit der deutschen Sprache mächtig (das ist allerdings kein zwingender Zusammenhang. Lothar Matthäus ist schließlich auch Deutscher…). Das halte ich für sehr wichtig, denn bei der Vielvölkerschaft, die wir derzeit auf Schalke bewundern dürfen, ist es schon wichtig, dass zumindest der Trainer deutsch versteht.

Die weiteren Gründe für Augenthaler:

1. Er ist ein Trainer, der die Sprache der Fußballer spricht. Kein überkandideltes pseudo-psychologisches Gelaber, sondern klare Ansagen. Das braucht unsere Mannschaft derzeit! Von Mirko Slomka wurde berichtet, dass er als integrative Maßnahme im letzten Jahr Grillabende mit den Spielern veranstaltet habe. Eine nette Idee! Von Klaus Augenthaler ist bekannt, dass er diese integrativen Maßnahmen ganz gerne auch einfach mal beim Bier in größerer Runde abhält. Auch gut!

2. Augenthaler traue ich durchaus zu, ein harter Hund zu sein. Gleich zweimal bewährte er sich in Leverkusen und Nürnberg als „Feuerwehrmann“. Das schafft man nicht, wenn man die Spieler in einem Ratsch durch nur hätschelt. Gerade so einen harten Hund braucht unsere Mannschaft in der aktuellen Situation!

3. Klaus Augenthaler weiß, wie es ist, wenn man Erfolg hat. Vielleicht nicht unbedingt als Trainer, dafür aber als Spieler. In der Schlussphase der letzten Saison hatte ich mehrmals das Gefühl, als hätten die handelnden Personen unseres Vereins, allen voran Mirko Slomka, die Hosen gestrichen voll, weil man ja etwas gewinnen könnte. Das wird mit Augenthaler definitiv nicht passieren!

4. Klaus Augenthaler fehlt jeglicher Schalker Stallgeruch. Auch das ist in der derzeitigen Situation wichtig! Er kommt von außen, kann völlig unvoreingenommen agieren und muss sich nicht um seinen Ruf auf Schalke kümmern. In der Tat glaube ich, dass Augenthaler der letzte ist, der sich darüber Gedanken macht, ob er von Irgendjemanden auf Schalke gemocht wird. Das verschafft ihm eine gewisse Sicherheit im Denken und Handeln.

5. Klaus Augenthaler hat das Zeug zum Zampano. Auch das braucht Schalke in der derzeitigen Situation. Unter Rudi Assauer war es über Jahre hinweg sch…egal, was Schnusenberg oder Tönnies im Hintergrund machten. Da interessierte sich einfach niemand dafür. Eine Figur wie Klaus Augenthaler könnte einen Rudi Assauer nicht zu 100 Prozent ersetzen, aber die Medien hätten endlich wieder eine Reibfläche, die dem ganzen Verein etwas Luft verschaffen könnte.

Das sind jetzt fünf Gründe Pro-Augenthaler. Natürlich gibt es auch sehr viele Gründe gegen ihn. Ich habe auch nicht gesagt, dass er mein absoluter Wunschtrainer wäre. Aber unter den vielen Möglichkeiten ist er irgendwie eine der realistischeren.

Das war Teil 1 von „SSDST“. Weitere Teile folgen in der Zukunft.

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