Ist das nun übles Nachtreten oder nur die Wahrheit?

15. Mai. 2008 | 7 Kommentare

Das 0:2 in Dortmund war eine Tragödie. Da hat der Trainer taktisch alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann. Mirko Slomka ist ein lieber netter Mann, aber von Fußball hat er keine Ahnung. Er trägt die Schuld daran, dass wir die Schale nicht bekommen haben. Ich gratuliere den Verantwortlichen, dass sie diesen Trainer entlassen haben.

So lässt sich Schalkes Meisterspieler Günter „Oskar“ Siebert in einem Bericht auf sport1.de zitieren.

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7 Kommentare zu “Ist das nun übles Nachtreten oder nur die Wahrheit?”

  1. verschwenderam 15. Mai 2008 um 18:48 1

    Ist das jetzt eine rhetorische Frage oder Dein ernst oder gar beides;)?

  2. Matthiasam 15. Mai 2008 um 22:17 2

    Letzteres. Ich bin kein Fan von „Nachtreten“. Aber als ich immer und immer wieder las, dass Slomka nach seiner Entlassung tönte, im Falle einer Meisterschaft hätte man ihm in Gelsenkirchen eine Statue gebaut und nun sei er (aus Undank) gefeuert worden, ging mir der Hut hoch. Ich bin wirklich kein großer Freund von Oskar Siebert, aber er hat Recht. Die Meisterschaft im letzten Jahr hat uns allein Mirko Slomka gekostet. Wer argumentiert, dass nicht er, sondern die Mannschaft auf dem Platz stand, sollte sich die Frage stellen, warum es dann überhaupt Trainer gibt. Denn letztendlich steht ein Trainer nie auf dem Platz. Und noch was: Gestern erlebte ich Mirko Slomka als Sat.1-Experte beim UEFA-Cup-Finale. Da lobte er den „modernen, offensiven, spielerischen Fußball“ den Zenit gespielt hat und sagte zu der Glasgower Fußballverhinderungstaktik „Naja, das muss es auch geben“. Da fällt mir angesichts des unerträglichen Fußballs, den Slomka unserer Truppe eingeimpft hat (und es wird noch lange dauern, bis dieser miese Drive wieder draußen ist) echt nichts mehr zu ein. Ich bleibe dabei. Diese Saison war letztebdlich eine ganz Wichtige – allerdings nur, weil wir endlich Mirko Slomka losgeworden sind. Ups… War das jetzt Nachtreten oder die Wahrheit?

  3. LutherNilesam 16. Mai 2008 um 08:59 3

    werter matthias,

    sicherlich ist slomka kein trainer, der den leider heutzutage völlig überhöhten ansprüchen auf schalke genügt hat. seine autorität bei der mannschaft erscheint eher als makulatur. er hat den transfer vom assistenztrainer zur wirklichen respektsperson leider nie wirklich vollziehen können. die vielen respektlosigkeiten innerhalb der mannschaft (stichwort: trikot-aktion nach dem ausflug von rakitic & co.) sprechen bände. erst recht manche leistungsverweigerung auf dem platz. das ist aber nichts neues und gewiss nicht von slomka erfunden worden.

    ihn daher als alleinigen sündenbock hinzustellen, wo es damals fußballerisch begnadete, aber völlig kopfkranke schönwetterdiven wie unser ex-spielmacher oder leidlich überbewertete und vor allem vollkommen leistungsinstabile kindsköppe wie der herr nationalstürmer auf dem platz höchstselbst auf dem fuße hatten, die eigentlich unterlegenen zecken in den verdienten grund und boden zu spielen, halte ich für vollkommen falsch.

    mir erscheint es eher wie ein pawlowscher reflex, dem wir königsblauen in der uns eigenen dysbalance zwischen lauthalser herzensfreude und grenzenlosem leid immer wieder erliegen. weil es so schön einfach ist und die eigenen vorurteile bedient. weil man dabei nicht mehr nachdenken muss, als unbedingt notwendig.

    da ist aber nun eine ansammlung von, ich sachs getzt ma ganz doitlich, egozentrischen (halb)blagen auffem platz, die für ihren persönlichen reifezustand viel zu viel geld und vor allem öffentliche verehrung in den allerwertesten geblasen bekommt.

    dass die darüber inner birne komplett abheben und die realität nicht mehr von ihrer gesponserten lebensblase unterscheiden können, ist nur die logische konsequenz. in dem alter hätte ich mit solchen dingen genausowenig umgehen können. wer weiß, ob ich das heute vernünftig könnte, wenn der boden um mich herum permanent mit speichelleckern und claqueuren umsäht wäre.

    wenn nun aber einer daher kommt, der sich trainer nennt und solch unreifen persönlichkeiten auch mal die meinung geigt oder eben konsequenzen walten lässt, wo mutti sonst nur mit hinblick auf die karriere böse mit dem zeigefinger gedroht hat, gibt es 2 wesentliche möglichkeiten, wie die betroffenen mit derlei kritik umgehen: 1. sie zollen respekt und fügen sich. 2. sie machen einen auf beleidigte leberwurst, schmollen oder rebellieren und suchen sich (ältere) verbündete, um zu stänkern und an der position der person zu sägen, die es gewagt hat, das eigene empfinden zu stören. und das ist im falle des fußballs eben meist der trainer als letzte moralische instanz in der truppe.

    auf schalke sind diese prozesse in den letzten jahren immer wieder zu beobachten gewesen. ich halte leute wie unseren ehemaligen stammtorwart und oben genannten brasillianischen rasenbeschützer für nicht ganz unverantwortlich dafür, dass es in einem eigentlich auf sportlicher ebene immer stärker besetzten team mal um mal zu diesen rätselhaften leistungseinbußen und -verzichten kam, die uns nicht allein die meisterschaft im letzten jahr gekostet haben.

    leider sehe ich nur geringfüge besserung, was die charakterliche vorauswahl und vor allem auch formung durch verantwortliche im verein anbelangt. immer noch werden kicker dazu geholt, die schon aufgrund ihres völlig unterschiedlichen kulturkreises gehörige anpassungsschwierigkeiten haben und weniger leute aus regionen, die von der mentalität her besser zum herzhaft alles vereinnehmenden schalker volk passen.

    nicht nur das sportliche potential entscheidet über das wohl und wehe einer ganzen mannschaft, sondern ebenso die charakterliche struktur und stabilität. bei letzterer haben wir nicht nur innerhalb des teams den größtmöglichen nachholbedarf. ich sehe genauso etliche zwischenmenschliche baustellen im vorstand und gerade bei einem daumenklatscher-publikum, das sich inzwischen in weiten teilen in der arena breit macht und nicht mehr viel von der leidensfähigkeit und dem herzblut inne zu haben scheint, welche uns schalker einst ausgezeichnet hat und die heute oft nur noch auf auswärtsfahrten oder in bestimmten blöcken zu spüren ist.

    und jetzt kommst du. :o)
    beste grüße,
    luther niles

  4. Matthiasam 16. Mai 2008 um 10:00 4

    Um das, was du sehr wortreich beschrieben hast, mal kurz zu fassen und den sabbernden Köter wegzulassen: Der Trainer ist also nur eine bemitleidenswerte Randfigur, der gar nichts machen kann, erst recht nicht, wenn die Mannschaft nicht will? Wenn dem so ist, gibt es in der Bundesliga 18 leitende Angestellte mir horrend hohen Gehältern, die letztendlich gar keine Aufgabe haben.

  5. verschwenderam 16. Mai 2008 um 11:15 5

    Wenn ich schon diese Leier höre. Zu hohe Ansprüche auf Schalke, armer Trainer, charakterlich schwache Spieler. Wie naiv muß man eigentlich sein? Ein Trainer kann sich auf langer Sicht Respekt nur durch Erfolge und Kompetenz innerhalb der Mannschaft verschaffen. Die Spieler müssen den Anweisungen des Trainer auch vertrauen. Und ich glaube hier lag das Hauptproblem. Ich nehme jeden einzelnen Spieler (der nämlich genau die selben Gefühle wie wir Fans hat) sofort ab, daß er Slomka mochte. Nicht aus bösen, hinterhältigen Gründen, sondern weil vielleicht ein guter, intelligenter Mensch ist. Aber wenn die Spieler immer wieder erfahren müssen, daß die Anweisungen des Trainers nicht zum erhofften Erfolg führen, dann schwindet das Vertrauen. Das ist eine ganz natürliche Geschichte. Wenn Dir Dein Chef täglich erzählt wie Du Deine Arbeit verrichten sollst und das Ergebnis der Arbeit ist ständig schlecht oder es ist aufwändiger es zu erreichen, dann denkst Du auch irgendwann einmal, der kann mich mal. Da kann er noch so in Ordnung, sympathisch oder selbst Dein Freund sein. Und genau dies ist auf Schalke passiert. Mirko Slomka war am Ende mit seinem Latein und das hat die Mannschaft gemerkt. Nicht das sie sich zusammengesetzt hat und beschloß gegen den Trainer zu spielen. Aber Zusammenbruch nach der Auswechselung Sanchez in Bremen war schon bezeichnend.

    Und die Annahme Schalke hätte zu hohe Erwartungen ist auch nur immer wieder Ausdruck dieser komischen Ruhrie Demut vor allem anderen. Wer schon mal eine Zeit seines Lebens in anderen Regionen gelebt hat wird feststellen. Dort sagt man „Wir sind super“ und handelt auch dementsprechend. Wenn es nicht klappt na und? Dann ist man immer noch super. Im Ruhrgebiet wird Scheitern jedoch sofort als Katastrophe aufgenommen. Von daher sagt man schon von vornherein. „Wir sind nett, offen, gesellig, aber Können können nur die anderen.“ Völlig falsch.

  6. LutherNilesam 16. Mai 2008 um 14:48 6

    ihr beide habt sicherlich mit vielen eurer einwände recht, aber mir geht es auch gar nicht darum, den einzigen wahren übeltäter zu finden und zu benennen. geschweige denn slomkas fehlverhalten zu entschuldigen. aber die wechselwirkung ist doch entscheidend.

    ich bin der festen überzeugung, dass das problem ein überaus vielschichtiges ist, dessen entwicklung nicht erst mit der inthronisierung slomkas begonnen , sondern eher einen weiteren traurigen höhepunkt gefunden hat. und diesen vielen zu grunde liegenden details möchte ich auf die spur kommen. weil die mannschaft sonst immer wieder ein alibi haben wird. und ich bin der meinung, dass die faulen köpfe dort mindestens genauso abrasiert gehören, wie auch ein unfähiger trainer gehen muss. alleine, um endlich mal ein wichtiges zeichen zu setzen.

    doch was ist nun reine PR an der ganzen geschichte, was kann ein wirklicher teil des schädlichen ganzen sein? wir sind schließlich einem ähnlichen phänomen bereits bei frank neubarth begegnet, der schon durch seine zurückhaltende art bei vielen schalkern nie eine wirkliche chance bekommen hat. ich werde nie den oberidioten neben mir im block vergessen, der damals tatsächlich „neufahrt raus“ gebrüllt hat und mich verprügeln wollte, als ich ihn fragte, ob er sich sicher sei, in der richtigen kurve zu stehen. wohlgemerkt während eines spieles. nach dem spiel soll jeder brüllen, was er will. aber während der 90 minuten falle ich meinem verein nicht in den rücken, sorry.

    zu gegebener zeit wird es sicher wieder so passieren, weil sich eben alles den üblichen gesetzmäßigkeiten beugt und keiner die eier hat, auch mal unausgetretene pfade zu beschreiten. doch nichts wächst und gedeiht ohne ein fitzelchen mut.

    manchmal bekomme ich den eindruck, dass der für uns ideale trainer erst noch gebacken werden muss. vergesst bitte nicht, dass selbst ein huub stevens nicht gerade die koryphäe in sachen einwechslungen war. ich sage nur: oliver held oder christian mikolajczak in der 87. minute (obwohl ersterer genau 2 große momente hatte – in münchen, wenn ich mich recht entsinne und gegen sch… colonia natürlich. *g*).

    bei ralf ragnick hatte ich ein wirklich gutes gefühl, dass der zu uns passt. aber dem war dann der übervater RA im wege und die art und weise seines abganges ließ vieles wieder relativer erscheinen.

    der einzige trainer, dem ich in den letzten jahren seine demission gegönnt habe, war jupp heynckes, der mit seinem altbackenen arbeitsverständnis und seiner merkwürdigen einstellung wie ein fremdkörper wirkte. wirklich schlechte spiele wurden schön geredet und umgekehrt. das fand ich schon bedenklich.

    dass mirko slomka sich bei den spielern nicht durchsetzen konnte, ist fakt. dass aber genauso im umfeld gerade unter den fans von anfang an skepsis und ablehnung vorhanden waren, ist nicht allein mir aufgefallen.

    genauso war scheinbar nicht jeder im verein mit der entscheidung glücklich, wie man aus vielen äußerungen der herren tönnies und schnusenberg heraushören konnte, die sich natürlich dummerweise von der begierigen presse provozieren und hinreißen ließen.

    ein teufelskreis, wie wir ihn leider immer wieder durchleben müssen – auf kosten der glaubwürdigkeit des ganzen vereins. restdeutschland lacht sich doch kaputt, wenn sich eine der stärksten bundesligamannschaften mit solch unprofessionellem gehabe selbst schwächt.

    verschwender, du schreibst genau das, was ich im grunde meine. vielleicht habe ich mich da einfach etwas unklar ausgedrückt. aber ich weiß wie du, dass man nur mit understatement nicht weiter kommt.

    ich bin eben nicht der kleine ruhri mit dem ewigen minderwertigkeitskomplex. eher das genaue gegenteil. ich bin schalker mit leib und seele und großer schnauze, aber ich habe eben nicht vergessen, wo wir her kommen und ich meine, dass der weg, den schalke heute geht, einer in die beliebigkeit der durchkommerzialisierten fußballwelt ist, wie wir sie schon bei viel zu vielen vereinen erleben müssen. und den möchte ich persönlich so nicht mitgehen müssen. wenigstens nicht, ohne nicht vorher aufgemuckt zu haben.

    wenn wir untereinander nicht diese ewigen grabenkämpfe um nichtige details hätten und mehr schalker, die sich um ihren verein bei allem glanz und gloria dennoch sorgen machen (und davon gibt es nicht wenige, wie ich aus gesprächen selbst weiß), in der öffentlichkeit eine hörbare stimme besäßen, könnte man zumindest den schlimmsten auswüchsen gemeinsam einhalt gebieten. stattdessen verliert sich manch wichtiges detail auf dem jahrmarkt der verletzten eitelkeiten. ein grund mehr, warum ich das offizielle forum für mich irgendwann aufgegeben habe. die dort gern zur schau getragene respektlosigkeit anderen meinungen gegenüber entspricht nicht meinem verständnis von sachlicher auseinandersetzung.

    dass für den moment nicht mehr als kleine maßnahmen möglich erscheint, leuchtet mir ein. ich bin kein „früher war alles besser“-phantast, der glaubt, man könne in einer globalisierten welt nach altem schalker markt-modell agieren und handeln. das ist tinnef von vorgestern.

    ich glaube aber noch an die kraft und kreativität des einzelnen, wenn er sich denn traut und gehör findet. dass unser dj dirk z.b. wieder stadionsprecher geworden ist und wir mit neuer, pander, höwedes, fährmann, schober und tapalovic wenigstens eine handvoll spieler aus der region im kader haben, die nicht allein wegen der DFB-regularien dort stehen, sind wichtige bezüge auf unsere lokale identität, die man nicht unterschätzen sollte.

    genau die verlieren wir aber , wenn wir uns nur noch den lincolns und kuranyis dieser fußballwelt hingeben – und ihren unberechenbaren launen. man merkt doch schon heute, wo weite teile des publikums keine gescheite stimmung mehr machen und stattdessen beim ersten fehlpass gepfiffen wird, dass sich da etwas auf schalke verändert hat, das auf dauer dem gesamten verein und gerade uns leidenschaftlichen fans schadet.

    ist es falsch, das auch mal auszusprechen?
    ich lasse mir meine skepsis schließlich nur zu gerne widerlegen.
    im grunde wünschte ich mir etwas ganz anderes.
    :o) luther

  7. verschwenderam 16. Mai 2008 um 16:48 7

    Also, ich weiß schon wo wir her kommen. Meine ersten Karten für Schalke kaufte ich nämlich noch in der Geschäftsstelle im Marathontor oder auf der Kurt-Schumacher-Straße im Tabakladen. Von daher kann ich auch sagen, daß es Schalke nie so gut ging wie heute und ich die Entwicklung mehr als positiv sehe. Ich kann mich auch an keine Schalker Mannschaft in den letzten 20 Jahren erinnern, die mehr Eigengewächse im Kader hatte als die heutige. Lincoln ist Geschichte, genauso wie Rudi Assauer, dem Schalke wirklich viel zu verdanken hat, der aber zuletzt der weiteren Entwicklung hinderlich war. Und ich hätte keine Probleme die Behauptung Schalke wäre unter Rangnick schon längst Meister geworden zu unterschreiben.

    Das Schalke ein Problem mit der Außendarstellung hat ist meiner Ansicht nach eher Altlasten aus den 70ern, 80ern und den frühen 90ern Jahren zu verdanken. Seitdem ist auf Schalke in der Presse natürlich alles ein Skandal, was in München als kluges Taktieren im Vorstand bewertet wird;)