Hochverdienter Sieg gegen Madrid wird teuer bezahlt

14. Aug. 2008 | 8 Kommentare

Schalke Fanclub MonasteriaJahrelang hat Schalke darauf verzichtet, für ganz großes Geld Stars einzukaufen. Stattdessen kamen immer wieder „perfekte Allrounder“, vornehmlich aus Südamerika, die in der Summe mehr als ein kompletter Star kosteten, aber längst nicht die Leistung brachten. In diesem Jahr war es anders. Da legte man für Jefferson Farfan rund zehn Millionen Euro auf den Tisch. Ein Schritt in die richtige Richtung, aber natürlich auch ein Risiko. Es könnte ja sein, dass sich der Star schwer verletzt und die Rekordinvestition auf Eis liegt. Seit gestern ist aus dieser Befürchtung Realität geworden. Der Neuzugang verließ nach 70 gespielten Minuten gegen Atletico Madrid den Platz. Nach einem Foul war er auf die Schulter gefallen und zog sich dabei offenbar eine schwerere Verletzung zu. Jetzt fällt er erst einmal aus, selbst bei optimalen Heilungsverlauf für mindestens vier Wochen! Nach einer solchen Hiobsbotschaft fällt es schwer, sich über den hochverdienten 1:0-Sieg gegen Atletico Madrid zu freuen. Ich will es trotzdem versuchen.

Denn insbesondere in der ersten Halbzeit ließ der Schalker Auftritt gegen die starken aber nicht übermächtigen Spanier Hoffnung auf eine große Saison aufkommen. Atletico wurde beherrscht, konnte sich phasenweise nicht aus der eigenen Hälfte befreien und musste ein ums andere Mal zusehen, wie Schalker Angriffe auf das eigene Tor rollten. Bereits nach einer Minute kommt beispielsweise Ivan Rakitic aus zwölf Metern frei zum Schuss – Keeper Leo Franco kann die Kugel gerade noch über die Latte lenken.

Bei Schalke beeindruckte in dieser turbulenten Anfangsphase das variable Spiel aus dem Mittelfeld und über die Flügel. Jermaine Jones, Fabian Ernst und Orlando Engelaar harmonieren bereits sehr gut und strafen alle Skeptiker Lügen, die behaupteten, durch die Verpflichtung des Niederländers würde das Spiel der Schalker noch defensiver. Exakt das Gegenteil ist der Fall. Bei aller Freude über die sich abzeichnende neue Schalker Spielkultur muss jedoch auch festgehalten werden, dass der Treffer des Tages nach altem Muster durch einen Standard fiel. In der 30. Minute zwirbelte Christian Pander nach einem Foul an Fabian Ernst den Ball aus gut 20 Metern über die Mauer hinweg ins Tor. Ein längst überfälliger Treffer, denn Atletico fand in der ersten Halbzeit so gut wie ger nicht statt. Kamen sie dann doch einmal in den Angriff, bissen sich sich an der von Marcelo Bordon organiserten Abwehr, in der der junge Benni Höwedes eine exzellente Leistung bot, die Zähne aus.

So gut das Spiel begonnen hatte, so stark ließ es nach dem Seitenwechsel nach. Schalke beschränkte sich nun vornehmlich darauf, das knappe Ergebnis abzusichern, wollte sich auf keinen Fall einen Gegentreffer einfangen. Darunter litt das Offensivspiel deutlich und manchmal erwischte ich mich bei der Frage, ob die Spieler urplötzlich Angst vor der eigenen Courage befallen hat. Als endgültiger Todesstoß für die Partie erwies sich dann in der 75. Minute eine gelb-rote Karte für den Madrilenen Lopez. Danach passierte so gut wie nichts mehr. Schade – denn ein 2:0 wäre gestern möglich gewesen und hätte die Ausgangslage für das Rückspiel erheblich verbessert. So gilt es nun aber, sich für den 27. August auf eine Schalker Abwehrschlacht im Vicente-Calderón-Stadion einzustellen. Dass man mit einem 1:0 weiterkommen kann, sah man in der letztjährigen Champions-League-Saison in Porto. Allerdings wäre es diesmal wirklich besser, Schalke schösse ein eigenes Tor.

Mehr zur Partie gegen Atletico Madrid schreibt die „Süddeutsche Zeitung„. Das Spiel in voller Länge oder als Zusammenfassng gibt es wie immer im „Schalke 04-TV“ auf Maxdome.
www.maxdome.de

Abgelegt unter Schalke

8 Kommentare zu “Hochverdienter Sieg gegen Madrid wird teuer bezahlt”

  1. kurtspaeteram 14. August 2008 um 16:29 1

    In der ersten Hälfte fand ich Schalke richtig stark, allein die Chancenverwertung war mangelhaft. Es war toll zu sehen, daß die offensive Stärke des letzten Jahres (Standards) gepaart wurde mit Spielkultur.
    Da hätte man in der zweiten Halbzeit mal besser weiter gemacht, denn das war dann wieder völlig Schalke 07/08. Null Spiel nach vorne, hinten drinstehen und den Ball wegdreschen. Da ging dann auch der sonst so stake Ballverteiler Engelaar komplett unter. Ich befürchte, das für das Rückspiel ähnliches Zittern wie in Porto auf dem Plan steht.

  2. verschwenderam 14. August 2008 um 19:36 2

    Ja, die zweite Halbzeit sah phasenweise wirklich so aus als spielten zwei Besoffene Playstation. Der Fehlpassteufel war unübersehbar, dennoch gab es mehr gute Ansätze als schlechte. Von daher bin ich sehr zuversichtlich. Bennie Höwedes, Bordon und auch Pander waren super klasse. Westermann geht mir mittlerweile jedoch auf die Nerven, die hälfte seiner Zweikämpfe könnte er sich sparen wenn er, wie es der Trainer forderte, realistisch Fußball spielte;)

  3. hellwacham 14. August 2008 um 22:11 3

    @verschwender
    Hast du gepfiffen? So um die neunzigste Minute?

  4. hellwacham 14. August 2008 um 22:17 4

    Matthias, wie entscheidest du eigentlich, welchen Link du zur Berichterstattung der verschiedenen Online-Ausgaben der Printmedien auswählst. Warum war es heute die Süddeutsche?

  5. Matthiasam 14. August 2008 um 22:27 5

    @ Hellwach
    Ganz ehrlich: Ich hatte heute kaum Zeit, den Bericht zu schreiben, wollte das erste Schalker Pflichtspiel aber nicht mit reiner Ergebnisberichterstattung abhandeln. Also nahm ich den ersten besten längeren Bericht, den mein Google-News-RSS-Feed lieferte. In der Regel lese ich zwei, drei Berichte und entscheide dann, welcher im Gegensatz zu meinen Gedanken noch andere Aspekte einbringt. Und außerdem versuche ich, die „Qualitätsmedien“ (FAZ, SZ, Spiegel …) sowie die regionalen Platzhirschen (DerWesten, Westline …) gleichberechtigt zu behandeln und nicht immer auf dasselbe Medium zu verlinken. Grundsätzlich verlinke ich keine Spielberichte von „Bild“ und „Express“, nur mit ganz großen Bauchschmerzen – und deshalb auch sehr selten – Berichte der „Welt“.

  6. verschwenderam 15. August 2008 um 10:31 6

    @hellwach
    Ich pfeife nie, grundsätzlich.

  7. hellwacham 15. August 2008 um 16:28 7

    War auch provokativ gemeint. Ich wollte wissen, wie die kritischen Blogger und Mitleser hier die Pfiffe am Ende bewerten. Ich habe grundsätzlich kein Verständnis dafür, dass man die eigene Mannschaft auspfeift, nach einem insgesamt sehr guten Spiel gegen einen Top-Gegner finde ich es sogar empörend. Bei aller Euphorie sollten die Ansprüche auf dem Teppich bleiben.

  8. matthiaßam 16. August 2008 um 09:27 8

    Die Verletzung von Farfan werte ich als Möglichkeit für die Banksitzer. Ein Grossmüller zum Beispiel kann nun zeigen, warum er als das Wunder in seiner Heimat gefeiert wurde. Weiter bin ich froh, dass mit vier Wochen eine vergleichbar kurze Zeit ohne Farfan auf uns zu kommt.
    Die Pfiffe waren wirklch peinlich. Wir sind doch in der Arena und nicht auf dem Hundplatz.