Schalker Rumpfelf holt einen Punkt in Bremen

25. Aug. 2008 | 3 Kommentare

Schalke Fanclub MonasteriaErstes Auswärtsspiel der Saison, erste Auswärtsfahrt der Saison. Wie es der Zufall wollte, musste der FC Schalke 04 bereits am zweiten Spieltag der Spielzeit 2008/09 beim SV Werder Bremen antreten. Bremen gehört seit ein paar Jahren zu meinen „festen Auswärtsfahrten“, da es von Münster aus recht gut mit dem Wochenendticket der Bahn zu erreichen ist. Und so machte ich mich zusammen mit sieben weiteren Mitgliedern des Schalke Fanclubs Monasteria Münster am Samstagmorgen, standesgemäß um 9.04 Uhr, auf den Weg in den Norden. Leichte Bewölkung in Münster, Sonnenschein beim Umstieg in Osnabrück, ganz fieser Nieselregen und Temperaturen um die 15-Grad-Grenze in Bremen. Eine Auswärtstour im Sommer stellt man sich gemeinhin anders vor.

Schalke Fanclub MonasteriaVor dem Spiel das übliche Programm: Vom Bahnhof aus ging es gegen Mittag in Brauhaus „Schüttinger“, wo wir uns stärkten, ein wenig aufwärmten und den weiteren Tagesablauf planten. Wobei – allzu viel zu planen gab es da natürlich nicht. Wir suchten die nächste Straßenbahnhaltestelle und fuhren direkt zum Weserstadion. Da rund um die Kampfbahn das „Viertelfest“ tobte, war die Stimmung vor dem Spiel trotz des miesen Schmuddelwetters recht gut und die Straßen rappelvoll.

Schalke Fanclub Monasteria

Auf den letzten paar Fußmetern zum Stadion kam es dann zum Ärgernis des Tages. Ein halbstarker Bremen-Fan meinte mitten in der „Einflugschneise“ der anströmenden Schalke-Fans einen offensichtlich kurz zuvor bei einem fliegenden Händler erworbenen Schalker Schal anzünden zu müssen. Eine seltendämliche Aktion, die mich ernsthaft an der Intelligenz dieses Halbwüchsigen zweifeln lässt. Denn natürlich war er binnen Sekunden von einem guten Dutzend Gästefans umringt, die ihn zunächst aufforderten, schließlich durch einen beherzten Griff zum Objekt der Begierde zwangen, den Schal herauszugeben. Da war die Sache eigentlich erledigt und ich war heilfroh, dass der kleine Bremer sich nicht die Tracht Prügel eingefangen hatte, mit der man durchaus in dieser Situation hätte rechen können. Doch etwa eine Minute später kehrte der Meister des Feuerschals zurück, im Schlepptau eine zehnköpfige Gruppe Polizisten. „Die da vorne, die haben mir meinen Schal weggenommen. Den müssen Sie mir unbedingt wiederholen“, flennte er in Richtung der Ordnungsmacht, die sich natürlich sofort daran machte, den Auftrag auszuführen. „Hey Jungs, rückt den Bremen-Schal von dem Typen wieder raus“ forderte ein Polizist mit entschlossener Stimme und ließ sich dann darüber aufklären, dass es sich um einen Schalke-Schal gehandelt hatte, der vom „Opfer“ provokant inmitten von Schalker Fans entzündet worden war. In diesem Moment meinte ich heftigtstes Augenrollen im Gesicht des Polizisten erkannt zu haben. Als dann der kleine Provokateur im vermeintlichen Gefühl des Rechts noch auf die Schalker zustürmte und etwas von einem hinterhältigen Raubüberfall faselte, war die Angelegenheit schnell geregelt. Der jugendliche Bremer wurde mit ein paar bestimmten Worten darauf hingewiesen, dass er und nicht die bösen Schalker sich nicht situationsgerecht verhalten haben und daraufhin von der Polizei freundlich aber bestimmt von der Szenerie entfernt. Leute gibt’s.

Schalke Fanclub Monasteria
Im Stadion angekommen wunderten wir uns darüber, dass der Bremer Stadionsprecher die Mannschaftsaufstellung der FC Schalke 04 nicht vorlas, hatten aber keine Zeit uns darüber tiefer gehende Gedanken zu machen, weil alsbald auch der Anpfiff erfolgte. Schalke ohne Neuer, den Flüchtling Rafinha, sowie die verletzten Engelaar, Farfán und Jones hatte zunächst etwas Mühe ins Spiel zu kommen. Die ersten zehn Minuten gehörten komplett den Hausherren, ohne dass diese jedoch Kapital daraus schlagen konnten. Der Bremer Neuzugang Pizarro bot sich zwar einige Male gut an, stand dabei aber in 90% aller Fälle meterweit im Abseits. Als er nach einer Viertelstunde dann doch frei vor Schober auftauchte, fand er im am Samstag bärenstarken Schalker Keeper seinen Meister.

Nach einer Viertelstunde schien sich das Blatt zu wenden. Nun war Schalke oben auf und drückte Werder in die Abwehr. Nach einem Eckball um die 30. Minute herum kann der Ex-Schalker Boenisch nur noch in höchster Not auf der Linie klären, verhindert somit das sichere 1:0 durch Marcelo Bordon. Doch nur wenige Minuten später war es dann auch schon wieder vorbei mit dem Schalker Zwischenhoch. Genau so schnell, wie man die Kontrolle über das Geschehen gewonnen hatte, gab man sie auch wieder ab. Die Schlussphase der ersten Halbzeit gehörte wieder Bremen, die erneut an Schober scheiterten, als Pizarro einen Kopfball aus zehn Metern in den Winkel drücken wollten. Mit 0:0 ging es in die Halbzeit.

Zurück aus den Kabinen dauerte es lange, bis das Spiel wieder etwas an Fahrt aufnahm. Das lag vor allem an einer glänzend aufgelegten Schalker Abwehr, in der Marcelo Bordon und Benni Höwedes durch ein großartiges Stellungsspiel kaum einen gefährlichen Pass zuließen. Die Außenverteidiger Pander und Westermann hätten somit eigentlich die Möglichkeit gehabt, etwas mehr für die Offensive zu tun, kamen aber nicht so in die Partie, wie es wünschenswert gewesen wäre. Insbesondere bei Westermann hatten sich einige Unsicherheiten im Passspiel eingeschlichen. Da im Sturm Kevin Kuranyi über fast die gesamte Spielzeit hinweg komplett in der Luft hing, spielte sich die Partie zumeist zwischen den Strafräumen ab.

Als man insgeheim schon mit einem 0:0 rechnete, erlaubt sich Levan Kobiashvili im Mittelfeld einen katastrophalen Abspielfehler, der Mesut Özil in eine exzellente Kontersituation bringt. Unbedrängt marschiert Özil quer durch das halbe Mittelfeld, dringt in den Strafraum ein, verlädt dort mit einem abrupten Richtungswechsel Benedikt Höwedes und legt cool von der Grundlinie zurück ins Zentrum, wo sich Thorsten Frings aus 15 Metern eine Ecke aussuchen kann. Das 1:0 für Bremen in der 64. Minute – zu diesem Zeitpunkt vielleicht sogar verdient, aus Schalker Sicht aber allemal unglücklich gefallen.

Schalke Fanclub Monasteria
Schalkes Trainer Fred Rutten reagierte, brachte kurz nach der Bremer Führung Asamoah für Altintop und kurz darauf Sanchez für den glücklosen Rakitic. Die Vorgabe war klar: Schalke sollte es mehr über die Flügel versuchen. Und um ein Haar hätte sich das bereits Sekunden nach der Sanchez-Einwechslung bezahlt gemacht, doch der flinke Flügelstürmer erwischte im spitzen Winkel einen von Bremens Torhüter Wiese nur halbherzig weggespitzelten Ball nicht voll und verzog aus acht Metern erheblich. Auch die zweite Sanchez-Szene war keine glückliche. Beim Versuch einen Haken zu schlagen rutschte er aus und musste dem ins Toraus kullernden Ball hinterher sehen. Doch es spricht für den kleinen“Uru“, dass er trotz dieser zwei dämlichen Situationen weiter versuchte, die Marschroute des Trainer zu beherzigen. Und so kam Schalke in der Schlussphase noch zu einer ganzen Stafette von Eckbällen, fast ausnahmslos herausgeholt von Sanchez.

Die Ecken wurden zumeist hoch auf den zweiten Pfosten geschlagen, ein probates Mittel bei einem unsicheren Fliegenfänger wie Tim Wiese einer ist. Ein ums andere Mal spitzelte der Keeper die Flanken vor die Füße von Schalker Spielern, so auch in der 84. Minute, als Benedikt Höwedes den Ausgleich auf dem Schlappen hat, in Rücklage aber aus sieben Metern weit über das leere Tor schießt. Zwei Minuten später ist es wieder ein Eckball, diesmal allerdings kurz ausgeführt, der Gefahr bringt. Pander flankt in den Strafraum, Höwedews köpft aus acht Metern Entfernung auf das Tor, Wiese pariert mit einem Reflex, lässt den Ball aber nach vorne abprallen, Westermann schaltet am schnellsten und drückt die Kugel zum 1:1 über die Linie (86. Minute). Kurz darauf hat Schalke sogar noch die Chance zum 2:1, doch ein Bremer Abwehrspieler kann in höchster Not mit einem langen Bein klären. Dann war Schluss.

Schalke Fanclub Monasteria
1:1  – ein gerechtes Ergebnis und für die Schalker Rumpfmannschaft sicherlich ein Punktgewinn, zumal Bremen beim Stand von 1:0 eine ganze Reihe guter Konterchancen vergab, bzw. an Schober scheiterte. Im vierten Pflichtspiel der Spielzeit bleibt Schalke somit ungeschlagen und kann nun mit hoch erhobenem Haupt nach Madrid reisen, wo am Mittwoch die entscheidende Schlacht um den Einzug in die Champions-League ansteht.

Mehr zum Spiel in Bremen schreibt der „kicker“. Wer bewegte Bilder aus dem Weserstadion sehen möchte, surft beim Schalke04-TV auf „Maxdome“ vorbei.


www.maxdome.de

Abgelegt unter Schalke

3 Kommentare zu “Schalker Rumpfelf holt einen Punkt in Bremen”

  1. Rainer Hageböllingam 25. August 2008 um 11:52 1

    Hallo,
    habe alles am Radio verfolgt (wohne in der Nähe von Bremen), Karten
    waren nicht mehr zu kriegen. Bin Zufrieden mit dem Punkt!
    Hoffentlich klappt es auch am Mittwoch!!

    Mal was anderes.
    An Matthias oder andere „Insider“.
    1. Ich Frage mich warum Varela wieder eine Vertragsverläberung bekommen hat? Was haltet Ihr davon?
    2. Wie stehts eigentlich um Ze Roberto II. Wann spielt der denn mal?
    Das Video damals im Internet war ja recht toll anzusehen aber bei
    S04…
    3. Weiss Jemand was von diesem gelatzten Wechsel (Brasilianer;
    Winterpause 2006/07). Hat Schalke da draufgezahlt oder …

  2. Matthiasam 25. August 2008 um 12:17 2

    Zu 1: Ich finde es gut weil vielleicht nicht gerade hochgradig professionell, dafür aber menschlich verständlich. Varela hatte in den letzten Jahren so viel mit Verletzungen (u.a. Schädelbruch) zu kämpfen, für die er nichts konnte. Zuletzt war er dann auch noch krank (Schilddrüse) – da hätte ich es nicht gut gefunden, ihn einfach so „abzuschieben“. Der neue Vertrag soll zudem extrem leistungsbezogen formuliert sein und im Winter, ein halbes Jahr vor dem Ablauf des aktuellen „Ãœbergangsvertrages“, will sich Müller mit Varela hinsetzen und Nägel mit Köpfen machen. Will heißen: Entweder ein neuer, richtiger Vertrag oder der Abschied.

    Zu 2: Tja, das ist so ein Thema. Gerüchten zufolge soll Ze Roberto gegen den Willen von Slomka verpflichtet worden sein, und auch nur weil die Verhandlungen schon so weit vorangeschritten waren. Dementsprechend hatte er unter Slomka kein gutes Standing, konnte sich nicht empfehlen. Dann war er verletzt, zuletzt weilte er aus familiären Gründen in Brasilien. Da ist es natürlich schwer, sich als Pfeiler der Mannschaft zu präsentieren. Meine Prognose: Ze Roberto wird sich nicht durchsetzen. Ich setze ohnehin auf Sanchez die größeren Hoffnungen. Von den beiden „Paniktransfers“ in der Winterpause scheint er mir deutlich weiter zu sein.

    Zu 3. Laut Müller auf der JHV vor ein paar Monaten liegt der Fall Gustavo nach wie vor bei der FIFA und Schalke pocht auf eine Entschädigung. Draufbezahlt hat man in keinem Fall.

  3. Carlam 25. August 2008 um 13:08 3

    Ich bin froh, dass sich keiner verletzt hat, Prödl und Boenisch haben ja anständig hingelangt. Als Westermann umgesenst wurde habe ich schon Zambrano in Madrid spielen sehen.