A wie Arschkriecherjournalismus

26. Nov. 2009 | 3 Kommentare

Kurze Frage: Sind wir jetzt eigentlich nicht mehr pleite? Wo sind sie, die lieb gewonnenen Textbausteine „136,5 Millionen Euro“, „Manuel Neuer zu Bayern“, „Rücken an der Wand“, „Lizenzentzug“ oder „interne, streng geheime Papiere, die unserer Zeitung vorliegen“? Noch vor drei Wochen konnte man kein Blatt aufschlagen, ohne dass sie einem entgegen sprangen. Und nun? Wo sind sie geblieben, die Qualitätsjournalisten, die keinesfalls Nachrichten selbst produzieren, sondern nur durch fundierte Recherche ans Tageslicht bringen, was andere gerne im Verborgenen halten wollen? So wie die „136,5 Millionen“, die Schalke bei der letzten Jahreshauptversammlung klammheimlich vor mehreren tausend Besuchern laut in den Raum flüsterte bzw. schon einige Monate zuvor in der an mehr als 50.000 Vereinsmitglieder verschickte Vereinszeitung „Schalker Kreisel“ abdruckte und damit ganz offensichtlich verheimlichen wollte.

Doch dann? Ein „Deal“ mit der GEW. Kurzes Aufheulen von wegen Steuergeldern und so, allerdings bereits in vorauseilendem Gehorsam einräumend, dass die Schalker Arena gänzlich ohne Steuergelder errichtet wurde, womit sie sich weder in guter, noch in schlechter Gesellschaft befindet, weil es schlichtweg einzigartig ist. Dann der „Deal“ mit Gazprom. Kurzes Berichten über das Aufmucken irgendwelcher russischen Unternehmensberater, die sich wahrscheinlich gerade die Hände reiben, dass sie es mit ein paar billigen Allgemeinplätzen („Besser Schiffe bauen als Vereine sponsoren!“), für die sich selbst Jürgen Rüttgers schämen würde, tatsächlich in die westeuropäische Medienlandschaft gebracht haben. Das war’s dann aber auch schon. Urplötzlich wird über Schalke berichtet, als handele es sich um einen Fußballverein. Unfassbar, bzw. -lich!

Waren es die Zeitungskäufer, die den ständig gleichen Stuss nicht mehr lesen konnten und deshalb auf die Barrikaden gingen? Oder war es schlichtweg die Einsicht, dass es vielleicht etwas ungeschickt ist, zu versuchen, einen der derzeit erfolgreicheren Bundesligisten wie einen Ochsen am Nasenring durch die Manege zu führen, wenn man sich gleichzeitig in seinem Glanz sonnen möchte? Letztendlich ist es egal, denn ganz gleich, welchem Herrn man dient: Arschkriecherjournalismus bleibt Arschkriecherjournalismus. Aktuell werden halt mal wieder die Enddärme der Schalker Verantwortlichen inspiziert und in den höchsten Tönen gelobt. Da entblödet sich dann selbst das „Qualitätsmedium des Ruhrgebiets“ nicht, eine an sich schon hochnotpeinliches Wortspiel einfach aus der „BILD“ abzuschreiben. Wenigstens hier sind sie sich treu geblieben, denn wenn unsere Qualitätsjournalisten in den letzten Monaten eines eindrucksvoll bewiesen haben dann, dass sie wirklich gut abschreiben können.

Z wie zum kotzen.

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3 Kommentare zu “A wie Arschkriecherjournalismus”

  1. tumulderam 26. November 2009 um 14:57 1

    Ich weiß ja nicht so recht. Also die Bild hatte Felix ja von Anfang an im Griff. Daß Springer über die Welt den großen Angriff startete, um vielleicht auch mal irgendetwas, was über Assauers Störfeuer hinaus ging, zu bringen … geschenkt. Fest steht nur, daß man einen Verein nicht kaputter schreiben kann, als es eh schon bekannt ist. Besonders lustig fand ich ja, daß Schalkes Outsourcing Strukturen, die sich nicht im entferntesten von denen normaler Unternehmen unterscheiden, als dubioses Schuldenverschleierungskonstrukt bezeichnet wurden. Ich denke mal, jetzt wo Felix mit dem Aufkauf der Assaueranteile an der Arena die letzten Verbindungen zum im Stolz verletzten Ex-Manager kappen wird, wird es nur noch rosige Berichte in der Presse geben.;)

  2. Beneam 26. November 2009 um 19:05 2

    Hmm, immerhin wissen wir nun aus der Feder ausgewiesener Qualitätsjounalisten, dass die Schalker Serie von 7 Spielen ohne Niederlage nicht hartem Training, taktischer Disziplin und dem Vertrauen in die Fähigkeiten junger Spieler gemischt mit der Erfahrung einiger alter Hasen geschuldet ist, sondern der Brille von Felix Magath. Eine erstaunliche Neuigkeit.
    Auch als Nicht-Brillenträger überlege ich schon, wo ich sie kaufen kann. Könnte mir ja Fensterglas einsetzen lassen. Mit dem Teil auf der Nase würde ich bestimmt bald befördert, gewänne den Jackpot im Lotto und heiratete drei naturgeile Topmodels. Was so ein Nasenfahrrad alles ausmachen kann… Ich freu mich schon!

  3. Beneam 29. November 2009 um 19:14 3

    Und wer bringt dieses Wortspiel heute morgen im Doppelpass? Udo Lattek… es war unfassbar!