Horst Heldt auf Schalke

26. Jun. 2010 | 2 Kommentare

Felix Magath hat in Deutschland das Amt des “Trainagers” salonfähig gemacht. Ganz so viele Manager und Trainer in Personalunion – zumindest so erfolgreiche – gab es im deutschen Fußball eben noch nicht. In den vergangenen drei Jahren war Magath ununterbrochen als “Trainager” unterwegs und das mit überragendem Erfolg: UEFA-Cup-Qualifikation mit Wolfsburg, Meister mit Wolfsburg, Vizemeister mit Schalke. Und jetzt soll das alles vorbei sein? Die Anzeichen verdichten sich, dass auf Schalke das Büro des Managers demnächst von einem Full-Time-Jobber bezogen wird. Horst Heldt war bereits vor der vergangenen Saison ein heißes Thema rund um das Berger Feld, nun soll es dem Vernehmen nach in trockenen Tüchern sein.

In den letzten Monaten wurde oft über Schalke gewitzelt. Oft auch zu Recht. Denn Schalke war im vergangenen Jahr ausschließlich Felix Magath. Trainer, Manager, Vorstandsmitglied, Arena-Anteilseigner – das ist das eine. Zum anderen installierte Felix Magath nicht nur seinen Trainerstab, entledigte sich dabei auch langverdienter Mitarbeiter, sondern schuf sich mit einem neuen – aus Wolfsburg mitgebrachten – Vereinspressesprecher aus seinem engeren Vertrautenkreis auch eine noch gewichtigere Stimme in der Außendarstellung. Eben diese gewichtige Stimme ist anderen handelnden Personen in den letzten zwölf Monaten abhanden gekommen. Jupp Schnusenberg, einst angedacht als wichtigster Mann auf Schalke, strahlt heute weniger Macht aus als es Gerhard Rehberg jemals tat. Mit dem Unterschied, dass Rehberg qua Satzung nur ein repräsentativer Präsident war. Bei Schnusenberg war die Überlegung ursprünglich eine andere.

Oder kennt noch jemand Peter Peters? OK, das ist jetzt böse gesagt aber nicht böse gemeint. Jahrelang stand Peters als treuer Vereinssoldat in vorderster Front. Jedes dritte Vorwort im Schalker Kreisel war für ihn reserviert. Peters war “Schalkes Mann bei der DFL”, direkt dran an den Schalthebeln der Fußballmacht. Und heute? Wenn ich mich richtig erinnere, hieß es vor einem knappen halben Jahr, rund um die Zeit des GEW-Deals, Peters werde sich aus dem operativen Geschäft ein Stückweit zurückziehen und dafür mehr hinter den Kulissen arbeiten. “Geld suchen” wurde diese neue Tätigkeit damals süffisant genannt.

Clemens Tönnies spielt in der öffentlichen Wahrnehmung mittlerweile kaum noch eine Rolle. Es sei denn, er muss als Prellbock für merkwürdige Forderungen herhalten, wie der nach “30 Millionen Cash in die Täsch” für Neuverpflichtungen. Tönnies spielt die neue Rolle auf Schalke übrigens wirklich sehr gut. Mir erscheint es, als sei er gar nicht einmal unglücklich darüber, aus der sportlichen Verantwortung komplett entlassen worden zu sein.

Kurzum: Das geflügelte Wort “Schalke ist Magath” hat durchaus seine Berechtigung und Schalke ist damit im vergangenen Jahr nicht schlecht gefahren. Allen Unkenrufen zum Trotz.

Aber.

Kann es mit dem oft beschriebenen “System Magath” weitergehen, wenn jetzt Horst Heldt Manager auf Schalke wird? Oder konkreter gefragt: Kann Horst Heldt ein glaubhafter Manager sein, oder wird er nicht doch eher als ein “Abnick-Onkel” von Magaths Entscheidungen wahrgenommen. Wird Horst Heldt jetzt anstelle von Magath den Posten im Vorstand einnehmen? Oder wird der Trainer Magath mit Forderungen an den Manager Heldt herantreten und dabei manchmal auch auf Granit beißen müssen? Aber was wird dann das Vorstandsmitglied Magath zum Angestellten Heldt sagen? Was ist mit der gescheiterten Satzungsänderung? Wollte Magath mehr Macht für sich, oder wollte er einen erweiterten finanziellen Spielraum für “den Manager”. Ist die jetzt doch sehr schnell vollzogene Installation eines Managers, der nicht Felix Magath heißt, nicht im Nachhinein die beste Erklärung dafür, warum die Mitglieder gegen die Änderung der Vereinssatzung votierten?

Die Verpflichtung eines neuen, eines “echten” Managers halte ich für sehr begrüßenswert. Es ist ein Schritt zurück in eine Normalität, die Schalke schon sehr lange nicht mehr hatte. Ich bin gespannt darauf, wie Heldt und Magath sich in Zukunft das Terrain aufteilen werden. Das letzte wirklich gute Trainer-Manager-Gespann in unserem Verein bildeten Huub Stevens und Rudi Assauer. Von Huub Stevens stammt der Satz, dass ein Trainer nur ein Angestellter eines Vereins ist. Wörtlich – aus dem Gedächtnis rezitiert – sagte er mit lobenden Blick auf Rudi Assauer: “Ein Trainer kommt und ein Trainer geht. Aber der Verein muss immer handlungsfähig bleiben, egal mit welchem Trainer.”

Wollen wir alle mal hoffen, dass Horst Heldt dieser Anker sein kann, der dem Verein im Falle eines Trainerwechsels Halt gibt. Sollte er es aber nicht sein, wäre er die unsinnigste Neuverpflichtung der letzten Jahre.

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2 Kommentare zu “Horst Heldt auf Schalke”

  1. Christianam 26. Juni 2010 um 10:55 1

    Hallo Matthias, kannst du das Thema Anteile Arena über deine
    Quellen noch mal prüfen ? Ich habe Informationen die verläßlich
    besagen, das es nicht zum Kauf der RA Anteile durch FM gekommen ist.
    Die RA Anteile sind anderweitig verkauft worden.
    Im übrigen gebe ich dir Recht, mit einem Vollzeit Manager bekommen
    wir wieder ein wenig „Normalität“ in der Verein.
    (wenn das auf Schalke überhaupt möglich ist)
    FM wird es wahrscheinlich sehr begrüßen, wenn sich die Medien nicht
    nur auf ihn konzentrieren.

  2. Matthiasam 26. Juni 2010 um 11:45 2

    Ich habe Informationen die verläßlich
    besagen, das es nicht zum Kauf der RA Anteile durch FM gekommen ist. Die RA Anteile sind anderweitig verkauft worden.

    Dann glaube ich dir natürlich. Denn mein Informationsstand ist der, der vor ein paar Monaten durch die Presse gegeistert ist. Seitdem habe ich auch nichts mehr von der Verkaufsaktion gehört. Ist letztendlich aber auch nicht so wichtig, da es ohnehin nur ein Investment wäre.