Wie ein Fähnchen im Wüstenwind

12. Jan. 2011 | 3 Kommentare

Anfang Dezember 2010 vergab die FIFA die Fußball-Weltmeisterschaften der Jahre 2018 und 2022 an Russland und Katar.

Die Vergabe an Katar erregte dabei in hohem Maße die Gemüter. Insbesondere der intransparente Wahlmodus, der dem Vernehmen nach Korruption Tür und Tor öffne, wurde dabei kritisiert. Verantwortliche des Weltfußballverbandes reagierten empört auf diesen Vorwurf.

Das am 2. Dezember praktizierte Abstimmungs-Verfahren sei „perfekt organisiert, völlig transparent und perfekt unter Kontrolle“ gewesen, sagte FIFA-Generalsekretär Jérome Valcke.

Ein beliebtes Argument der intoleranten WM-in-Katar-Gegner ist, dass Fußball im Wüstenstaat eine eher untergeordnete Rolle spiele. Die Kritiker befürchten, dass der Sport endgültig auf dem Altar des Kommerz geopfert worden sei. Der FIFA-Präsident konterte die Unverschämtheit:

Josef Blatter: „Was kann falsch daran sein, wenn wir Fußball in Regionen vergeben, in denen diese Sportart weit mehr bedeutet als eben nur Sport?“

Eventuell nach einem Blick in den Diercke Weltatlas fiel einigen Fußballkennern auf, dass Katar ein flächenmäßig doch recht kleines Land sein könnte. Ihre mahnenden Rufe wurden prompt erhört:

„So wie Bewerber Australien Spiele in Neuseeland geplant hat, kann auch Katar nahegelegene Länder einbeziehen.“

Böse Zungen behaupten derweil, dass in Katar im Sommer Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius im Schatten vorherrschen. Josef Blatter sieht in diesem kläglichen Einwand kein Problem:

„Ich erwarte, dass die WM im Winter ausgetragen wird. Es ist noch elf Jahre hin, aber wir müssen uns für die angemessenste Jahreszeit entscheiden – Januar oder am Jahresende.“

Stand heute: Die Fußball WM 2022 wird voraussichtlich im Winter 2022 oder zum Jahresbegin 2023 in Kater bzw. in einem oder mehreren benachbarten Ländern stattfinden. Oder etwa doch nicht?

Je länger diese Diskussion dauert, desto mehr muss man befürchten, dass in elf Jahren anstatt eines Fußballturniers Asiens größte Unterwasser-Kegelparty unter dem Dach der FIFA stattfindet. Allerdings nur, wenn die arabische Falknerei-Gesellschaft dann nicht gerade eine große Vogelschau plant. Dann müsste man noch einmal komplett umplanen.

Noch ist Zeit.

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3 Kommentare zu “Wie ein Fähnchen im Wüstenwind”

  1. Benjaminam 12. Januar 2011 um 09:07 1

    Top Text! Kann man sogar an Dortmund-Fans weiterleiten. 😉

  2. derwahrebaresiam 12. Januar 2011 um 10:36 2

    in der heutigen ausgabe der rp-online gibt es zu diesem thema auch einen „netten“ bericht.
    http://www.rp-online.de/sport/fussball/Katar-Kein-Bier-kaum-Fans-wenig-Stimmung_aid_951386.html

    einen vorteil hat die verlegung in den winter, für bier ist es in der regel dann zu kalt 🙂

  3. Beneam 12. Januar 2011 um 12:48 3

    Also ich freu mich schon: Schön mit ’ner Tasse Feuerzangenbowle am Münsteraner Weihnachtsmarkt stehen und auf die Großleinwand schauen 😉

    Gleichzeitig die armen Fans in Qatar bemitleiden, die KEIN BIER beim Fußball trinken dürfen. Eistee und Energydrinks – das ist ja schlimmer als bei der Champions League…