Das Verbot des Frauenfußballs in Deutschland
Deutschland, so wird oft gewitzelt, sei ein Land voller Verbote: „Rasen betreten verboten“, „Ballspielen verboten“, „Hunde verboten“, „Skateboards verboten“. Schon auf meinem täglichen Weg zur Arbeit stoße ich auf diese Aufforderungen der Unterlassung. Auf andere Sachverhalte werde ich nicht gesondert hingewiesen, weil davon ausgegangen wird, dass ich mir dem Verbot bewusst bin. Ich darf beispielsweise nicht in die Häuser anderer Leute einbrechen und mir dort die Taschen vollstopfen. Das weiß ich auch ohne dass jemand ein Schild mit der Aufschrift „Einbruch verboten“ in den Boden gerammt hat.
Vielleicht ist es diese von Verboten geprägte Umgebung, die uns in diesen Tagen glauben lässt, in Deutschland habe es wirklich jemals ein „Verbot des Frauenfußballs“ gegeben. Immer und immer wieder wurde in den letzten Tagen auf dieses Verbot hingewiesen, das von 1955 bis 1970 gegolten haben soll. Volle 15 Jahre also, in denen man mit einem Bein im Knast stand, wenn man es wagte, der Oma auf dem Spielplatz eine Plastikpille zuzukicken. Denn mit einem Verbot verbinden wir natürlich auch immer die Strafe für die Missachtung desselben.
Natürlich war es nicht so. Es war in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zu keiner Zeit verboten, als Frau gegen den Ball zu treten. Auch zwischen 1955 und 1970 gab es einen regen Spielbetrieb von fußlümmelnden Frauen, unter anderem in der „Deutschen Damen-Fußballvereinigung“. Und keine Spielerin musste befürchten, die eigene Leidenschaft vor der Polizei oder gar einem Gericht rechtfertigen zu müssen. Der einzige Unterschied zu heute war, dass der Spielbetrieb nicht unter dem Dach des DFB stattfand. Denn der hatte auf einem Verbandstag im Jahr 1955 tatsächlich beschlossen, den Frauen das Spiel im Wettbewerb zu untersagen. Der DFB ist jedoch nicht Deutschland. Er ist ja noch nicht einmal „der Fußball“.
Das Verbot des Frauenfußballs in Deutschland muss also richtigerweise als „Verbot innerhalb des DFB“ bezeichnet werden. Das ist zwar immer noch nicht schön und kein Ruhmesblatt für den mitgliederstärksten Sportverband der Welt, aber es ist eben auch kein generelles „Verbot in Deutschland“.
Das wollte ich nur mal loswerden, da ich mittlerweile in mehreren Gesprächen festgestellt habe, dass es wirklich Menschen gibt, die die von den Medien verbreitete Mär des Fußballverbots für Frauen unkritisch verinnerlicht haben.
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3 Kommentare zu “Das Verbot des Frauenfußballs in Deutschland”
Das ist so nicht korrekt. Das DFB-Statut von 1955 hatte nämlich zur Folge, dass kein Verein Frauen aufnehmen durfte. Noch viel schlimmer war allerdings, dass Spielorte, die den Vereinen gehörten, nicht von Frauen genutzt werden durften. Das ging teilweise soweit, dass Städte, die inoffizielle Repräsentationsspiele von Frauen austragen ließen, bei der Vergabe von Länderspielen übergangen wurden. Natürlich durften Frauen gegen Bälle treten, allerdings waren nahezu sämtliche „richtigen“ Plätze der Bundesrepublik für sie gesperrt. Das kommt einem Verbot für mich schon sehr nahe.
Dir geht die von den Medien verbreitete Mär vom Fußballverbot für Frauen auf die Nerven und dass Menschen, die Du kennst, das unkritisch glauben. Kann ich verstehen. Deshalb schreibst und betonst Du hier: Es war nur ein Verbot innerhalb des DFB und es gab in der Zeit regen Spielbetrieb von Fußballerinnen – eben außerhalb des DFB. Ich fürchte, Du machst es Dir da zu einfach. Und: Das ist auch keine optimale Darstellung des Themas (zu kurz, zu kurz gedacht, Verharmlosung, Verniedlichung). Was das praktisch bedeutet (hat) für Mädchen und Frauen, die Fußball spielen (lernen) wollen – diese Auswirkungen spüren wir heute noch. So klein und harmlos war dieses DFB-Verbot nicht. Und es wird noch eine Zeit dauern bis die Auswirkungen dieses Verbotes und die zugrundeliegende Geisteshaltung überwunden sind.
Trotzdem hat er ja aber Recht, dass der DFB nicht Deutschland ist, dies wird aber in den Medien so verkauft…
Und es gibt ja auch noch andere Fussballplätze, als die der Vereine. Zumal es zwischen 1955 und 1970 sicherlich auch noch die berühmten Straßenkicker und Straßenkickerinnen gab…