Europa-League ist nicht zwangsläufig schön

16. Sep. 2011 | 7 Kommentare

Am vergangen Montag war ich per Webcam-Zuschaltung Interviewgast in der Sendung „Halbzeit“ auf NRW-TV. Da ich mir sicher bin, dass die wenigsten diese Sendung gesehen haben, erlaube ich mir, eine meiner Aussagen zu transkribieren. Auf die Frage von Moderator Ulli Potofski, wie meine Erwartungen für das Europa-League-Spiel gegen Steaua Bukarest seien, antwortete ich:

Schwer zu sagen. Die Europa-League ist ein sehr unbequemer und deshalb auch sehr schwerer Wettbewerb. Wenn es ein Unentschieden wird, ist es OK!

Ein Unentschieden ist es geworden. Und auch wenn weite Phasen des Spiels mit Fug und Recht als bitterste Augenvergewaltigung bezeichnet werden können – so richtig unzufrieden bin ich nicht. Steaua wollte Schalke locken, doch Schalke ließ sich nicht locken. Die Hausherren standen über die gesamte Spielzeit hinweg massiv hinten drin und lauerten auf den einen Konter. Ich mache Schalkes Mannschaft nicht den Vorwurf, dass sie diesen Konter nicht zugelassen hat.

Im Spiel nach vorne lief zu wenig. Nur sehr selten blitzte die Kreativität auf, die Schalkes Offensive auszeichnet. Schalkes Spitzen Huntelaar und Marica hingen in der Luft, weil das Mittelfeld – allen voran Holtby und Raúl – es nicht verstand, den Ball schnell und präzise nach vorne zu spielen. Nach zwei kurzen Standpässen folgte zwangsläufig eine hohe Verlegenheitsflanke aus dem Halbfeld. Dieser „Matchplan“ war untauglich für einen Erfolg. Ein einziges Mal zeigte Schalke einen kombinationsstarken Spielzug. Mitte der zweiten Halbzeit landete der Ball über Uchida und Farfán bei Huntelaar, der aus sieben Metern – hart bedrängt – die Querlatte traf. Ein gelungener Angriff in 90 Minuten ist zu wenig, wird aber doch unterboten durch Steauas Offensivbemühungen.

Unter dem Strich steht ein Punkt, für den sich Schalke nicht schämen muss, da er folgerichtig zustande kam. Quervergleiche oder gar Prognosen zum kommenden Spiel am Sonntag gegen den FC Bayern sind grober Unfug. Es wird dann ein anderer Wettbewerb, ein anderer Gegner, eine andere Atmosphäre und daraus resultierend auch eine andere Motivation sein. Stichwort Motivation: Entscheidend für Schalkes Abschneiden in der Europa-League wird sein, ob das Team den unbequemen Wettbewerb annehmen wird. Gestern durfte man daran zwar seine Zweifel haben, doch wenn in zwei Wochen in der Arena das Flutlicht brennt und gegen Maccabi Haifa ein gelungener Spielzug gelingt, könnte sich das schnell ändern. Schalke muss nach dem sensationellen Jahr in der Königsklasse lernen, sich mit den Niederungen des kontinentalen Vereinsfußballs zu arrangieren. Ich glaube weiterhin fest daran, dass wir das Erweckungserlebnis noch erleben werden.

Am Sonntag spielt Schalke gegen Bayern. Im Auftrag der ZEIT-Online-Sportredaktion werde ich das Spiel – wie das gegen Wolfsburg in der vergangenen Saison – als Twitter-Reporter aus dem Pressebereich heraus live kommentieren. Die Tweets können unter dem Account @zeitonlinesport verfolgt werden. Klick‘ dich mal rein!

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Screenshot: Rolf Fuhrmann, der von mir hoch geschätzte alte Haudeden von Sky.

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7 Kommentare zu “Europa-League ist nicht zwangsläufig schön”

  1. Henningam 16. September 2011 um 08:56 1

    Wie in WOB nach der Anfangsphase hatte man das Gefühl, dass Schalke nicht wirklich wollte. Es war kein Tempo drin, über weite Strecken Standfussball. Dass es dann schwierig ist einen mauernden Gegener zu überwinden, dürfte klar sein.

    Wo du zufällig den Namen nennst. Habe gestern in München im Stadion an der Schleißheimer Straße (eine Fussball-Kneipe) das Spiel gesehen und neben mir saß Uli Potofski, der zuvor die Sky-Bundesliga-Vorschau aus der Kneipe moderiert hatte…netter Kerl!

  2. Matthiasam 16. September 2011 um 09:03 2

    Ja, auch ich halte Ulli Potofski für einen grundsymapthischen Kerl. Er hatte damals das „Pech“ die Sendung „Anpfiff“ auf RTL zu moderieren und wurde fortan von den Fußballpuristen für sämtliches Schlimmes in der modernen Fußballberichterstattung verantwortlich gemacht. Festzustellen, dass er jetzt wieder für Sky moderiert – u.a. auch Zeitligaspiele -, hat mich ehrlich gefreut.

  3. heinz03am 16. September 2011 um 09:49 3

    ein gruselkick, wenngleich ich nicht alles gesehen habe.
    wdr2 heute morgen: es ist spannender , einem kaktus beim wachsen zu zugucken….
    wofür brauchen wir solche spiele? oder ist es vorbereitung auf sonntag?
    kein tor, irrfahrten durch rumänien (gerade auch für die fans)
    keine richtige farbe (bei unserem fernseher), kein richtiger strom, kein richtiges spiel, aber hauptsache man spielt
    „international. aber vielleicht kommen ja noch irgenwelche highlights in den fussballhochburgen zypern und israel.
    geht tottenham wirklich die el gebremst an und konzentriert
    sich auf die heimische meisterschaft und pokal?
    ich weiss es nicht.

  4. wilboram 16. September 2011 um 11:23 4

    Ob der Wettbewerb wichtig genommen werden soll oder nicht? Welch eine Frage!

    Wir haben uns im letzten Jahr ein Bein ausgerissen, um uns zu qualifizieren, würden uns diese Saison auch wieder über eine Qualifikation freuen und dann stehen wir in diesem Wettbewerb und nehmen ihn nicht Ernst? Quatsch mit Soße.

    Die Einstellung der Mannschaft in diesem Spiel ist einzig und alleine dem Spielmodus geschuldet. Wir müssen lediglich Zweiter werden, haben dazu 6 Spiele Zeit und haben auswärts bei der (vermeindlich) stärksten Konkurenz einen Punkt geholt. Also das Soll erfüllt und weiter geht’s.

    Kurz noch zur Taktik: Wir haben die Räume wirklich gut zugestellt und Matip gefällt mir jeden Tag besser. Seine Ruhe können wir gut gebrauchen und sein etwas verzögerter Spielaufbau kommt von dieser Position aus dem Spiel besser gelegen.

    Erstaunlich fand ich gestern lediglich, dass die gefährlichsten Situationen der Rumänen mehrfach nach Ecken entstanden sind – wohlgemerkt nach unseren…

  5. Henningam 16. September 2011 um 11:48 5

    @heinz03: Noch heute wird bei so manchem Spiel gesungen „Wir schlugen Roda…“! Die Eurofighter sind Legenden! Der Sieg 97 war ein Erweckungserlebnis für den Verein. Ohne dieses Ereignis wären die erfolgreichen Jahre des letzten Jahrzehnts nicht möglich gewesen! Und da wird hier ernsthaft gefragt, ob man die EL ernstnehmen soll?

    BTW: Eine allgemein empfehlenswerte Seite, fast immer auch mit einer Analyse der Schalke-Spiele (so auch des gestrigen):
    http://spielverlagerung.de/2011/09/16/steaua-bukarest-schalke-04-00/

  6. Pitteram 16. September 2011 um 22:28 6

    Hab eine Nacht drüber geschlafen. Klar war das Spiel Mist. Gestern habe ich noch getobt. Aber ein Punkt gegen Bukarest m Auswärtsspiel ist unterm Strich OK. Mund abputzen, noch vorne gucken. In der Euroliga sind wir voll im Soll.

  7. Benam 18. September 2011 um 14:36 7

    Ich setzte heute Abend auf unsere Geheimwaffe Hans Sarpei, bei Uschi sehe ich leider schwarz gegen Ribery.

    Aber letzte Saison hätte ich auch keinen Cent daruaf gewettet dass wir gegen Lautern 5 :0 verlieren und die bayern in München aus dem Pokal hauen.