Wir wollen Meister werden! Na und…?

18. Jan. 2012 | 14 Kommentare

Wir haben die Hinrunde vergeigt. Wir müssen uns darauf konzentrieren noch einen oder zwei Siege zu holen und den Strohhalm zum Klassenerhalt zu ergreifen. Das wäre ein Riesenerfolg, aber ich bin da nicht so optimistisch. Die Bayern sind außerhalb unserer Reichweite, Dortmund sowieso. Jeder, der etwas von Fußball versteht, weiß, dass drei Punkte uneinholbar sind. Man muss es so sagen: Wir haben es verbockt und müssen uns bei den Fans entschuldigen.

… hat Klaas-Jan Huntelaar nicht gesagt. Stattdessen nahm er das „M-Wort“ in den Mund. Mehrfach und über Wochen hinweg. Zuletzt bei der traditionellen Lederhosenanprobe Grubenfahrt mit der gesamten Mannschaft. Und schon wird aus der einfachen Aussage, dass man nach der Hinrunde nur drei Punkte hinter dem Ãœber-Mega-Hyper-Team steht, die neckische Schlagzeile „Schalke träumt von der Meisterschaft“.

Ganz abgesehen davon, dass ich nichts Schlimmes daran finden kann, wenn man von etwas träumt: Ich liebe Klaas-Jan Huntelaar für diese Aussage! Ich habe mir immer Spieler gewünscht, die das Maximalziel anpeilen. Scheitern kann jeder – das ist kein Drama. Es erst gar nicht zu versuchen ist hingegen eine Schande! Warum tritt man überhaupt in einer Meisterschaft an, wenn man dieselbe kategorisch ausschließt?

Schalke hat in den letzten Jahren mehrfach an der Schale gekratzt. Immer legten alle Beteiligten Wert darauf, dass man auf keinen Fall Meister werden wolle. Heraus kamen „Köttel inne Bux“-Spiele wie in Stuttgart, Bochum und Dortmund. Was hat es also genutzt, dass alle bis zuletzt die Bescheidenen mimten? Selbst vor Hohn und Spott schützte dieses „Understatement“ nicht. Schalkes Chancen auf die Meisterschaft 2011/2012 stehen nicht gut. Aber sie sind vorhanden. Schau‘ auf die Tabelle. Ich will daran glauben. Vor allem aber will ich, dass die Spieler daran glauben. Nicht erst dann, wenn rechnerisch nichts anderes mehr möglich ist, sondern gerade jetzt, wenn die Chancen noch nicht allzu rosig aber dennoch vorhanden sind.

Es kann sein, dass Klaas-Jan Huntelaar seine forsche Aussage bereits in Kürze um die Ohren gehauen wird. Allerdings nicht von mir. Ich werde niemals einen Spieler – egal welchen Vereins – dafür verdammen, dass er Ziele hat. Dass nun endlich ein Schalker das Höchste aller Ziele klar formuliert, ist fast mehr, als ich mir von dieser Saison erhofft hatte.

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14 Kommentare zu “Wir wollen Meister werden! Na und…?”

  1. Beneam 18. Januar 2012 um 09:07 1

    Word!

  2. Herr Wielandam 18. Januar 2012 um 09:33 2

    Wer keinem Journalisten solche Sätze diktiert hat also keine Ziele? Der versucht also garnicht erst, das Maximalziel zu erreichen?

    Das glaubst Du doch selber nicht.

  3. RWDJojoam 18. Januar 2012 um 10:01 3

    Ich hasse dieses Meisterschaftsgelaber. Damit können wir anfangen, wenn der Abstand 5 Spieltage vor Schluss immer noch nur 3 Punkte beträgt. Davor sollte man sich auf das Ziel internationaler Startplatz (nach Möglichkeit CL) konzentrieren. Das wird schwer genug!

  4. Erle72am 18. Januar 2012 um 10:53 4

    Ob unsere Spieler wirklich den Nerv haben bei jedem Interview das Meisterschaftsblabla von sich zu geben – ich weiß nicht.
    Ich würde auch die von Spiel zu Spiel Taktik bevorzugen.

    @ Herr Wieland
    Lustige Polemik:
    erst dem anderen eine Behauptung in den Mund schieben die er nicht gemacht hat (Wer keinem Journalisten solche Sätze diktiert hat also keine Ziele? Der versucht also garnicht erst, das Maximalziel zu erreichenden er nie gesagt hat) um ihn dann dafür zu schelten.(Das glaubst Du doch selber nicht)

  5. TobiTatzeam 18. Januar 2012 um 10:56 5

    Oh, der Herr Wieland hat gute Vorsätze fürs neue Jahr und postet gleich doppelt 😀

    Zum Thema: Ich glaube in diesem Jahr nicht wirklich an die Meisterschaft, ich hoffe darauf. Gerade im Jahr 1 nach Manuel Neuer wäre das eine absolute Genugtuung.

    Ich finde es auch nicht verkehrt, wenn einzelne Spieler von der Meisterschaft reden. Nur der Verein (also Tönnies, Heldt, Stevens) sollten tunlichst die Klappe halten.

  6. Diego_04am 18. Januar 2012 um 11:04 6

    Huntelaar war auch noch nie Meister. Natürlich will er Meister werden. Dennoch sind das nur Worte. Der Unterschied zwischen Wollen und Tun ist das Tun.
    Es gibt aber schlimmere Beispiele als uns: Die Hibernians warten sei 1902 auf einen Schottischen Pokalsieg, obwohl sie seitdem acht Mal im Finale standen. Die Chicago Cubs haben seit 1908 nicht mehr die World Series gewonnen, die Sacramento Kings warten seit 1951 auf einen NBA Titel (und sind zwischenzeitlich vier Mal umgezogen). ManCity ist kaum besser, die schaffen die Meisterschaft vielleicht diese Saison nach 1968 zum insgesamt dritten Mal. Dass alles möglich ist, darf man gerne im Bewusstsein haben.

  7. Herr Wielandam 18. Januar 2012 um 11:26 7

    @Erle72:

    Ich beziehe mich auf diese Stelle in Matthias’ Text:

    Ich liebe Klaas-Jan Huntelaar für diese Aussage! Ich habe mir immer Spieler gewünscht, die das Maximalziel anpeilen. […]. Es erst gar nicht zu versuchen ist hingegen eine Schande! Warum tritt man überhaupt in einer Meisterschaft an, wenn man dieselbe kategorisch ausschließt?

    Was genau schiebe ich ihm nun in den Mund, was er nicht gesagt hat? Was genau ist nun polemisch?

    @Tobi:
    Mein guter Vorsatz lautete, meine Rechtschreibfehler möglichst flott zu korriegen. Leider war ich nicht flott genug.

  8. leeniam 18. Januar 2012 um 11:33 8

    Mir ist ehrlich gesagt jede Meisterschaftsansage recht, wenn sie durch Leistung hinterlegt wird. Wie Matthias schon gesagt hat: Scheitern ist Teil des Spiels. Zum Würgen sind nur die Phrasendrescher, die von hohen Zielen reden und dann nicht mal versuchen, alles dafür zu geben.

  9. Erle72am 18. Januar 2012 um 11:51 9

    @Herr Wieland
    Polemisch ist das sich das: „Es erst gar nicht zu versuchen ist hingegen eine Schande!“ nicht auf ein Diktieren bezieht sondern auf das Meister-sein-wollen.
    Aber auch dies ist vielleicht nur eine Glaubensfrage.

  10. Beneam 18. Januar 2012 um 12:16 10

    @Torsten

    „Wer keinem Journalisten solche Sätze diktiert, hat also keine Ziele? Der versucht also garnicht erst, das Maximalziel zu erreichen?“

    Wahrscheinlich hat auch ein Spieler, der solche Sätze nicht formuliert, das Ziel „Meisterschaft“. Hoffentlich. Problematisch ist für mich aber, wenn die Spieler in der Öffentlichkeit davon reden, dass die Meisterschaft nicht das Ziel ist. So lange bis sie daran glauben und eine self-fulfilling prophecy daraus wird. Wie weiland in Bochum, als wir kurz vor dem unmöglichen Ziel „Meisterschaft“ standen, jedoch in der zweiten HZ nicht nur das 2:0, sondern die ganze Meisterschaft verspielten. Vielleicht versucht der Spieler noch, das Maximalziel zu erreichen, schaffen kann er es durch diese psychologische Blockade nicht mehr. Scheitern ist vorprogrammiert.

    Ich bin hier ganz der Meinung von Matthias. Die Zielvorgabe sollte sein, dass Maximum zu erreichen. Dies sollte man auch aussprechen dürfen. Auch als Schalker… Die Zielvorgabe sollte nicht sein, nur Mitzuspielen in der Liga. So sehr man den olympischen Gedanken schätzen mag, aber der Zweite ist und bleibt der Erste der Verlierer. Der zweite Platz wäre (gerade in dieser Saison) aller Ehren wert. Dennoch muss das Ziel der erste Platz sein. Im Kopf. Aus dem Mund. Im Kopf. Sonst kann man es auch lassen.

    Ob man den ersten Platz nun diese Saison tatsächlich erreicht, ist nebensächlich; aber wenn man nicht daran glaubt, ihn erreichen zu können, wird man es niemals schaffen. Leider haben sich viele Schalker schon diesem Schicksal des ewigen Nicht-Meisters ergeben. Klaas-Jan nicht. Matthias nicht. Ich im Übrigen auch nicht!

    Und wenn wir scheitern, gehen wir mit demselben Ziel in die nächste Saison. Voller Stolz, es versucht und alles gegeben zu haben! Das ist Schalke.

  11. Carlito69am 18. Januar 2012 um 13:21 11

    @ Matthias und Bene: Ihr sprecht mir aus dem Herzen!

  12. Matthiasam 18. Januar 2012 um 15:08 12

    Ich hasse dieses Meisterschaftsgelaber.

    Welches Meisterschaftsgelaber meinst du, RWDJojo?

    Das der Spieler? Ich kann mich konkret an keinen Spieler erinnern, der in den letzten Jahren von der Meisterschaft geredet hat, höchstens in dem Zusammenhang „Na klar, wir wären schon gerne Meister geworden, aber Bochum/Dortmund/Stuttgart war heute einfach zu stark“. Das kann es also nicht sein.

    Das der Fans? Wenn die Fans nicht den Antrieb hätten, irgendwann einmal mit Schalke eine Meisterschaft zu feiern, gäbe es den Verein doch längst nicht mehr. Aus „Hauptsache irgendwie mitspielen, die Großen ärgern und selbst ab und an auf einen Ausreißer nach oben hoffen“ kann sich vielleicht der VfL Bochum eine Identität basteln. Selbst wenn Schalke in den nächsten 54 Jahren kein Meister wird, würde es im 55. Jahr Fans geben, die mit dem Traum von einer Meisterschaft ins Stadion pilgerten. Ich finde das richtig so.

    Oder das der Medien? Gerade hier sehe ich doch den genialen Coup von Huntelaar! Der stellt sich hin und sagt „Wir wollen Meister werden. Punkt!“ Da können die Medien noch maximal nachfragen „Meinst du das ernst?“ und er sagt „Spreche ich etwa klingonisch? Ja klar meine ich das ernst!“ Damit ist aber auch jegliche Diskussion rund um das fiese „M-Wort“ (allein diese Abkürzung steht doch schon sinnbildlich für den merkwürdigen Eiertanz, der alle Jahre wieder von allen Mannschaften außer Bayern vollführt wird) beendet. Mit der „Bis zum Ende alles leugnen, sich nach jedem Spiel dieselbe Frage stellen lassen“-Taktik ist Schalke im letzten Jahrzehnt mindestens dreimal grandios gescheitert. Was spricht also dagegen, es in diesem Jahr einmal andersherum zu versuchen? Mehr als scheitern kann man schließlich auch nicht.

    Wer keinem Journalisten solche Sätze diktiert hat also keine Ziele? Der versucht also garnicht erst, das Maximalziel zu erreichen? Das glaubst Du doch selber nicht.

    Nee, Herr Wieland, das glaube ich in der Tat nicht. Aber ich glaube auch nicht, dass es irgendetwas bringt, wenn man sich als 17jähriger Knabe auf das Zehn-Meter-Brett des Freibades stellt – unten schauen Heerscharen von Bravo-Girl-Leserinnen zu – und man vor sich hinmurmelt „Ich schaff‘ es nicht, ich schaff‘ es nicht, ich schaff‘ es nicht…“ Selbst die schlechtesten RTL2-Motivations-Gurus wissen, dass der Spruch nicht „Tschakka, du verkackst jetzt!“ heißt 😉

    Dortmund hat in der letzten Saison bis zur rechnerisch letzten Möglichkeit geleugnet, dass man Meister werden will. Heißt das jetzt, dass sie dir richtige Taktik gefahren sind? Von der gesamten Strahlkraft her wirkte der BVB in der letzten Spielzeit in Bezug auf die Meisterfrage wie die doofen Streber der Klasse, die bei der Rückgabe der Klassenarbeiten unablässig „Ich bin bestimmt durchgefallen“ wimmerten um dann zwei Sekunden später stolz ihre glatte 1 in die Luft zu recken. Da waren mir die, die vor der Klausurenrückgabe noch „Ich habe ein echt gutes Gefühl“ sagten und dann die 4- kassierten sympathischer.

    Kurzum: Durch Huntelaars Aussage haben sich die Chancen auf einen Titelgewinn um keinen Deut verschlechtert. Ob sie sich verbessert haben, weiß ich nicht. Aber zumindest formuliert Huntelaar das, was sich Generationen von Schalker Spielern nicht getraut haben. Das zeugt von Selbstvertrauen, das setzt ihn (als wichtigen Teil der Mannschaft) selbst unter Druck, den er positiv kanalisieren kann. Schaden tut so etwas m.E. nicht.

  13. RWDJojoam 18. Januar 2012 um 16:17 13

    Mit Meisterschaftsgelaber meine ich in erster Linie die Medien und dann auch die Fans.

    Bezüglich der Medien habe ich nämlich den Verdacht, dass die derzeit Schalke zum Meisterschaftskandidaten schreiben, um spätestens am Ende der Saison wieder einen Aufhänger zu haben, wenn Schalke es doch nicht schafft. Nach dem Motto „ihr habt mal wieder von der Meisterschaft geredet und es dann doch nicht geschafft!“ Um das angebliche Gerede von der Meisterschaft zu untermauern, werden dann Zitate vom Hunter, die man ihm in den Mund gelegt hat, hervorgeholt. Das ist das eine…

    Das andere sind die Fans. Natürlich möchte ich mal mit Schalke Meister werden. Und wenn die Mannschaft sich mal an meine Tipps vorm Spieltag halten würde, wäre Schalke auch jede Saison mit 102 Punkten Meister 😉
    Das Problem ist aber, dass durch den ständigen Zusammenhang zwischen Schalke und Meisterschaft in den Medien die Erwartungshaltung bei manchen Schalkern wächst. Steht es dann am Samstag nach 20 Minuten und schwachem Spiel immer noch 0:0, dann kann man die Unzufriedenheit auf den Rängen schon wieder greifen. Diese Unzufriedenheit spiegelt sich dann in mangelnder Unterstützung wider, was die Mannschaft wiederum in einer Schwächephase nicht weiterbringt.

    Ich hoffe, meine Gedanken waren jetzt einigermaßen verständlich 😉

    wie auch immer… ich sehe diese Saison als Rehabilitierung nach der „Ära“ Magath und freue mich einfach, wenn am Ende ein internationaler Startplatz rausspringt. Sollten wir uns als Meister für die CL qualifizieren, hätte ich aber nix dagegen 😉

  14. Herr Wielandam 18. Januar 2012 um 22:46 14

    Gerald Asamoah hatte lange vor dem Spiel ausgegeben, welchen Heimweg er nach dem Triumph in Dortmund einschlagen möchte, Magath hatte vorletzte Saison ein „Jetzt wollen wir Meister werden“ rausgeblasen und beim BVB hat man letzte Saison nie gesagt, dass man nicht will, sondern lange behauptet, dass man sich mit dem Thema nicht beschäftige. Wie dem auch sei, es geht um Pressearbeit, das ist meines Erachtens das Entscheidende.

    Ich meine, dass aus den Aussagen für die Presse keine tatsächlichen Zielsetzungen oder Motivationstechniken abgeleitet werden sollten.