Jogi, die fürsorgliche Löwenmutter

29. Feb. 2012 | 10 Kommentare

Zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der ARD ist 100 Tage vor dem Beginn der EM-Endrunde in Polen und der Ukraine offenbar ein Streit entbrannt. Dabei geht es um die Anstoßzeit für die EM-Generalprobe der deutschen Mannschaft am 1. Juni in Leipzig gegen Israel. Die ARD hat als Anstoßzeit 20.30 Uhr festgelegt, Bundestrainer Joachim Löw hatte sich bereits im Vorfeld für 18.00 Uhr eingesetzt, damit seine Akteure noch am Abend problemlos in ihre jeweiligen Heimatorte zurückreisen können, um sich zwei Tage bestmöglich zu regenerieren. (Quelle: SID via Zeit.de)

Mensch, der Jogi, er kämpft wie eine Löwenmutter um ihre Jungen. Zweieinhalb Stunden werden zum Zankapfel zwischen dem DFB und einem seiner größten Geldgeber, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland. Und alles nur, damit die Nationalspieler einen halben Tag mehr zur Regeneration haben. Vorbildlich!

Ich wäre jedoch noch weitaus mehr beeindruckt, würde der DFB die Regeneration der Spieler auch im Blick haben, wenn es darum geht, völlig überflüssige Länderspieltermine mitten in einer mit „englischen Wochen“ vollgepackten Saisonphase wahrzunehmen. Oder dann, wenn er die Akteure für zwei Tage aus dem Trainingsbetrieb ihrer Vereine reißt, nur um Werbespots für DFB-Sponsoren zu drehen. Aber – hey – wahrscheinlich bin ich da nur mal wieder zu knötterig und habe zu wenig das Große und Ganze im Blick.

Deshalb: Danke Jogi, du bist ein Guter!

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10 Kommentare zu “Jogi, die fürsorgliche Löwenmutter”

  1. RWDJojoam 29. Februar 2012 um 10:14 1

    Soll der DFB auf Länderspiele verzichten? Der Rahmenterminkalender wird von der FIFA vorgegeben. Und da sind für diese Woche nunmal Länderspiele eingeplant. Alle anderen Nationalverbände haben doch auch Länderspiele vereinbart oder müssen sogar in irgendeiner Qualifikation ran. Es würde also nichts bringen, wenn der DFB auf sein Länderspiel verzichtet. Die ausländischen Spieler müssen trotzdem zu ihren Nationalteams reisen. Davon abgesehen weiß ich garnicht, ob der DFB auf so einen Termin verzichten darf oder ob er verpflichtet ist an FIFA-Länderspielterminen auch ein Länderspiel auszutragen.

    Zum Anstoßtermin gegen Israel:
    Es ist doch völlig richtig, dass der Jogi versucht, sich die Anstoßzeiten nicht von den Fernsehsendern diktieren zu lassen. Es ist halt im Sinne der Spieler, früher zu spielen, um dann noch am selben Abend / Nacht nach Hause reisen zu können.

    Zum zweitägigen Herausnehmen der Spieler aus dem Vereinstrainingsbetrieb für DFB-Werbezwecke:
    Beweise? Fakten?

  2. Matthiasam 29. Februar 2012 um 10:29 2

    Zum Rahmenkalender: Stimmt. Ist mir bewusst. Ich schrieb deshalb absichtlich „den Termin wahrnehmen“.

    Zum Anstoßtermin: Dieser Argumentation würde ich uneingeschränkt folgen, hätte der DFB für die EM ein Mannschaftsquartier gewählt, das sich auch nur ansatzweise *im* Turniergebiet befindet. Nun residiert man aber im äußersten nordwestlichen Zipfel der Austragungsregion und nimmt die An- und Abreisen zu den zum Teil weit entfernten Spielstätten billigend in Kauf.

    Zum zweitägigen Herausnehmen aus dem Vereinstrainingsbetrieb:

    Dass die Bundesligisten oder Madrid im Fall Özil ihren Profis die Freigabe für die zwei Tage erteilten, bezeichnete Bierhoff als „ein riesiges Entgegenkommen. Ich bin der Liga sehr dankbar.“

    Quelle ist der bereits im Text verlinkte Artikel aus der Rheinischen Post. Einen ähnlichen Promotion-Termin gab es auch schon vor der WM 2010.

  3. Benjaminam 29. Februar 2012 um 11:16 3

    @RWDJojo: Es ging ja nicht um den Termin -heute-, sondern um die Anstoß-Uhrzeit. Finde den DFB da auch ziemlich rücksichtslos. Ich halte es für Quatsch, dass ein Profi Englische Wochen anstrengen finden soll, aber wenn er nicht rechtzeitig zurück zum Verein kommt, bei dem er spielt, fehlen ihm neben der Regenerationszeit im eigenen Zuhause auch noch Trainings- und Vorbereitungszeit mit seinem Team.

  4. RWDJojoam 29. Februar 2012 um 11:16 4

    Habe die Verlinkung im Text nicht wahrgenommen… Aber irgendwann muss sowas ja gemacht werden. Für Schalke ist auch nur Höwedes betroffen. Da er Sonntag 90 Minuten gespielt hat, wäre am Montag ja eh nur ein leichtes Regenerationstraining angesagt gewesen und Dienstag wäre er eh spätestens zur NM gefahren. Das Auslaufen kann er auch im Kreise der NM machen.

    Es ist halt so, dass im Allgemeinen die Interessen der NM mit den Interessen der Klubs kollidieren und am Ende die Klubs die Doofen sind, denen ausgebrannte, verletzte Spieler nicht zur Verfügung stehen.

  5. Matthiasam 29. Februar 2012 um 11:36 5

    Ja klar muss „sowas“ gemacht werden. Ich bitte auch diesen launigen Kurz-Blogpost nicht zu sehr auf die Goldwaage zu legen. Aber – wie Benjamin schon schrieb – ist es dem DFB heute auch offensichtlich herzlich egal, dass das Spiel um 20.45 Uhr angepfiffen wird.

    Mir geht hauptsächlich diese Doppelzüngigkeit in Bezug auf die Nationalmannschaft auf den Keks. Da wird der Öffentlichkeit jetzt also tatsächlich verkauft, es ginge um das körperliche und seelische Wohl der Spieler, wenn Joachim Löw um zweieinhalb Stunden Anstoßzeit kämpft. Dass sich im Rahmen der dreigeteilten Vorbereitung (erst Regenerationstrainingslager auf Sardinien, dann Trainingscamp in Südfrankreich, schließlich Mannschaftsquartier in Polen) nicht doch irgendwo zweieinhalb Stunden finden lassen, die man zum Wohl der Akteure abknapsen kann, glaube ich nicht.

  6. RWDJojoam 29. Februar 2012 um 11:39 6

    @Benjamin
    Es geht um das Länderspiel am 1. Juni 2012 gegen Israel. Dieses Länderspiel findet im Rahmen der direkten Vorbereitung auf das EM-Turnier statt. Löw und sein Team haben geplant, den Spielern nach diesem Länderspiel noch zwei freie Tage in den Heimatorten zu gönnen, bevor es dann ins EM-Quartier geht und die Spieler im Erfolgsfall mehr als drei Wochen von zuhause weg sind.
    Findet dieses Spiel am späten Abend statt, bedeutet das für einige Spieler, dass sie die Nacht im Hotel verbringen müssen und erst am nächsten Tag zuhause ankommen und so einen halben Tag in der Heimat verlieren. Diesen halben Tag kann man vermeiden, indem man den Anstoß um wenige Stunden nach vorne verlegt. Dass Löw hier an seine Spieler und vielleicht auch an sich selber denkt, anstatt sich den Anstoßtermin vom TV-Sender diktieren zu lassen, finde ich in Ordnung.

    Die Ansetzung des heutigen Spiels sehe ich auch kritisch, weil es m.M.n. keinen sportlichen Wert hat und gerade die Spieler, die mit ihren Vereinen international spielen, auf diese englische Woche verzichten könnten und die Vereine diese Woche mal für ein vernünftiges Training nutzen könnten.

    Ich finde es übrigens auch problematisch, dass die Doppelländerspieltage in der Hinrunde freitags und dienstags stattfinden. Ich fände mittwochs und samstags besser. Denn im jetzigen Rythmus verlassen die Spieler zum Anfang der Woche den Verein, der die komplette Woche auch zahlreiche Spieler verzichten muss, so dass ein geregeltes / gezieltes Training nicht möglich ist. Die Nationalspieler kehren erst mittwochs (interkontinental erst donnerstags) zu ihren Vereinen zurück, wo dann schon freitags das nächste Pflichtspiel anstehen kann. In diesen 1-2 Trainingstagen kann man auch kein vernünftiges Training machen, da für die Nationalspieler nur Regeneration und eventuell Akllimatisierung auf dem Programm steht. So werden den Vereinen zwei Trainingswochen kaputt gemacht.
    Wären die Spiele mittwochs und samstags, dann würden die Nationalspieler spätestens montags wieder bei den Vereinen sein und ab dienstags wäre ein vernünftiges Training möglich, so dass die Vereine nur eine Trainingswoche verlieren.

  7. RWDJojoam 29. Februar 2012 um 11:42 7

    @Matthias
    Stimmt! Den DFB interessiert das Wohl der Spieler nur, wenn es um seine Interessen geht.

  8. bluesam 29. Februar 2012 um 12:49 8

    Lächerlich der Löw. Besser sollte der Bundsjogi einfach seine Nationalspieler für das Benefitzspiel FC Bayern – Niederlande am 22. Mai 2012 um 20.30, zugunsten der Bayern AG, nicht freigeben. Dann gewinnt er viel mehr Zeit.

  9. derwahrebaresiam 29. Februar 2012 um 13:12 9

    den Spielern nach diesem Länderspiel noch zwei freie Tage in den Heimatorten zu gönnen,

    möge der dfb die spielerfrauen halt nach leipzig einfliegen lassen, dann können die damen ihre jungs vorort „pflegen.“ 😉

  10. Carlito69am 1. März 2012 um 21:29 10

    @RWDJojo:“Löw und sein Team haben geplant, den Spielern nach diesem Länderspiel noch zwei freie Tage in den Heimatorten zu gönnen, bevor es dann ins EM-Quartier geht und die Spieler im Erfolgsfall mehr als drei Wochen von zuhause weg sind.
    Findet dieses Spiel am späten Abend statt, bedeutet das für einige Spieler, dass sie die Nacht im Hotel verbringen müssen und erst am nächsten Tag zuhause ankommen und so einen halben Tag in der Heimat verlieren.“

    Sollen sie halt den DB-Nachtzug nehmen. Die Bahn ist doch sicherlich auch Sponsor der N11, oder?

    Oder jedem Spieler nen Chauffeur stellen, der sie direkt nach dem Spiel zu ihrem jeweiligen Heimatort fährt, Mercedes ist ja glaube ich auch Sponsor, Autos sollten also genügend vorhanden sei.

    Oder sie trinken es sich einfach schön, dass sie nicht zu Hause sind. Mit Bitburger haben wir da ja auch den passenden Sponsor.

    Fazit: Jogi ist einfach nur lächerlich und der größte Egozentriker (nach Theo 20er), den es im deutschen Fußball gibt.