Draxler – nicht dabei aber auch nicht ausgebootet

29. Mai. 2012 | 3 Kommentare

Julian Draxler fährt nicht zur EM. Das ist schade für ihn und schade für das Team. Die Entscheidung des Bundestrainers geht dennoch in Ordnung.

Man vergisst so schnell, dass Draxler gerade erst vor 15 Monaten sein erstes Bundesligaspiel absolvierte. Seitdem ging es für ihn im Wochenrhythmus steil bergauf. Draxler schoss Schalke gegen Nürnberg in das DFB-Pokal-Halbfinale, erzielte ein Tor beim Pokalsieg und spielte sich in dieser Saison mehr und mehr in den Stamm einer Schalker Mannschaft, die einen guten dritten Platz belegen konnte. Im nächsten Jahr werden weitere Leistungsschritte von ihm erwartet. Sollte er auch nur die Hälfte von dem einhalten, was sich viele von ihm aktuell versprechen, wird es ein gutes Jahr werden.

Dass Joachim Löw ihn mit in die beiden Vorbereitungstrainingslager nahm und ihm sogar einen ersten Kurzeinsatz im Nationaltrikot gönnte, war richtig. Ebenso richtig war es gestern, Draxler nicht für den endgültigen Kader zu nominieren. Julian Draxler wird auf Kurz oder Lang ohnehin ein festes Mitglied der Nationalmannschaft werden. Dass er jetzt erste Auswahlluft schnuppern durfte, wird seiner Entwicklung gut tun. Das Turnier in Polen und der Ukraine wäre in meinem Empfinden dennoch eine Spur zu früh gekommen. Julian Draxler verdient es, mit Bedacht aufgebaut zu werden. Er verdient auch einen gewissen Schutz  vor seinem eigenen Ehrgeiz und den erdrückenden Hoffnungen der Schalker Fans.

Joachim Löw hat das gut erkannt. Die Nicht-Nominierung Draxlers war kein „ausbooten“. Vielmehr hat er dem Schalker Jungstar gezeigt, wo das Schiff liegt und wie er es eines Tages entern kann. Manchmal darf man den Nationaltrainer auch loben.

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3 Kommentare zu “Draxler – nicht dabei aber auch nicht ausgebootet”

  1. RWDJojoam 29. Mai 2012 um 09:38 1

    Sehe ich auch so. Es war von Anfang an relativ klar, dass fürn Draxler kein Platz im endgültigen Kader sein wird. Aber das ist kein Problem. Ich finde es sogar eher gut als schade, da mein Fokus auf dem Verein liegt und es für Schalke sicherlich besser ist, wenn der Junge jetzt mal sein Abi macht und dann ein paar Wochen Ruhe hat, bevor es im Juli bereits wieder losgeht.

    Einen seelischen Durchhänger wie 2006 bei Kuranyi erwarte ich auch nicht, da es diesmal ja absolut absehbar war!

  2. Rolf Oebelam 29. Mai 2012 um 11:08 2

    Treffende Analyse! Die Kehrseite konnte man recht gut bei Götze sehen. Mir ist lieber ein Auszeit im Sommer als in der laufenden Saison. Bei uns darf er CL spielen, dort spielt man bekanntermaßen auch auf einem recht hohen internationalen Niveau.

  3. Manfredam 29. Mai 2012 um 18:09 3

    Ach, ich weiß nicht. Draxler ist – vermute ich – der Spieler, der noch bei den wenigsten gegnerischen Trainern und deren Gefolge aufm Zettel ist, so als Ãœ-Ei wie ehedem Odonkor hätte der schon prima gepaßt.