Presseausschluss reloaded

04. Jun. 2012 | 5 Kommentare

Gestern war JHV auf Schalke. Die berichtende Presse durfte diesmal im Saal bleiben. Neben viel schönem Neusprech – respektvoller Umgang miteinander heißt jetzt „Leitbild“ und die Nachwuchsarbeit „Knappenschmiede“ – ging es dabei auch um die teilweise Neubesetzung des Schalker Aufsichtsrates. Eine Palastrevolution ist bei einer derartigen Wahl unmöglich, werden die Kandidaten doch vorher durch den Wahlausschuss beäugt, geprüft, abgelehnt oder eben zugelassen. Dennoch erwischte es einen, von dem man es nicht erwarten konnte: Peter Lange, das dienstälteste Mitglied des Aufsichtsrates. Er kam bei der Wahl auf die drittmeisten Stimmen. Zu wenig bei nur zwei freien Plätzen.

Peter Lange ist im Hauptberuf „Vorsitzender der Geschäftsführung der WAZ- Services GmbH“. Was er in dieser Position macht, was genau seine Aufgaben sind, weiß ich nicht. Ich tippe, dass die allermeisten Schalker Mitglieder nicht genau wissen, was Peter Lange während seines Arbeitstages leistet. Doch allein sein Arbeitgeber, die WAZ-Mediengruppe, sorgte zuletzt für immer größeres Misstrauen. Wann immer ein Interna aus Schalkes Führungsriege in der Öffentlichkeit auftauchte, hieß es reflexartig in Internetforen und gerade auch in der Kommentarspalte des WAZ-Portals DerWesten: „Das hat doch bestimmt der Lange lanciert!“

Ob es wirklich so war? Ich weiß es nicht. Ich kann es mir – ehrlich gesagt – nicht vorstellen. Es wäre zu einfach, zu durchschaubar, zu offensichtlich. Auch glaube ich fest daran, dass jemand, der seine Freizeit für den FC Schalke opfert, dies nicht mit bösen Hintergedanken tut. Dennoch bin ich nun natürlich gespannt, wie sich das Verhältnis der BVB-Hauspostille WAZ zu Schalke 04 entwickeln wird. Sollten auch in Zukunft in schöner Regelmäßigkeit brisante Schalker Interna zufälligerweise vor wichtigen Spielen in der WAZ oder einem ihrer Schwesterblätter auftauchen, haben die vielen, vielen „Maulwurfjäger“ anscheinend an der falschen Stelle gegraben. Und dann müsste man sich auch die Frage stellen, ob gestern nicht vielleicht eine Wahlentscheidung durch falsche Annahmen zumindest beeinflusst wurde.

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5 Kommentare zu “Presseausschluss reloaded”

  1. Malaoshiam 4. Juni 2012 um 09:05 1

    Meiner Erinnerung nach hat sich Herr Lange bei seiner Langen- Kurz-Vorstellung nicht zu seiner Arbeit – außer bei der Nennung des Namens – geäußert. Er setzte bei seiner Wahlrede voll auf den Faktor „Eingespieltes Doppel mit Clemens Tönnies“; vergebens.

    Meiner Einschätzung nach könnte seine Nicht-Wahl auch damit zusammenhängen, dass in den vorangegangenen Vorstandsberichten – außer bei Horst Heldt – mit Wirtschafts-Wachstums-Marketing-Marke-Ausquetschen-Verlässlicher-Partner-Weltweite-Expansion-Alternativlose-Konsolidierung ein extremer Schwall an Plastikwörtern entladen wurde. Verantwortlich dafür waren Peter Peters und Alex Jobst. Ich persönlich fand das schon befremdlich, waren wir ja nicht bei einer Werbeveranstaltung zum Börsengang einer Firma – oder doch, s. Mittelstandsanleihe? Als Gegenstück dazu war ein kritischer Fan-naher-Aufsichtsrat-Kandidat wie Ingolf Müller danach mehr als willkommen.

    Durch Horst Held und Clemens Tönnies, mit der Wahl von Rudi und Asa, der Anwesenheit des Letzeren und dem gemeinsamen Singen des Vereinsliedes wurde es dann wenigstens am Ende wieder etwas mehr „mein Schalke“…

  2. Christianam 4. Juni 2012 um 10:32 2

    Ich muss jetzt leider etwas „unsauber“ aus dem Gedächtnis
    zitieren, vielleicht hat ja hier jemand ein besseres
    Erinnerungsvermögen: einer aus der Runde der „alten“ AR
    Mitglieder formulierte zum Thema Kartenpreis in etwa wie
    folgt: „ja uns wurde die Preiserhöhung vorgelegt aber wir haben
    es leider versäumt hier nach Details zu fragen“
    Ok ich weiß jetzt wirklich nicht ob das aus dem Munde von
    Peter Lange kam, aber die Aussage an sich war schon sehr
    bemerkenswert. Auch und gerade ein Aufsichtsrat darf und
    muss sich mit Detailfragen beschäftigen!
    Man fragt sich unwillkürlich, ob sich der AR bei der Verpflichtung
    von neuen Spielern ähnlich verhalten hat?!
    Ingolf Müller kam rethorisch gar nicht so brilliant rüber,
    aber nach dem Motto das Beste am Schluss hatte er wohl
    mit seinem letzten Satz „Schalke hat kein Einnahmeproblem
    sondern ein Ausgabeproblem“ die Mehrheit auf seiner Seite.

    Ein paar Worte noch zum Thema Vertraulichkeit auf Schalke
    bzw. wie verlässlich war Peter Lange als AR.
    Man kann ihm sicherlich nicht per se unterstellen hier
    zum Wohle seines Arbeitgebers Geheimnisverrat betrieben
    zu haben, aber es ist sicher besser ihn von diesem schweren
    Spagat befreit zu haben. Meist ist es gar nicht so kompliziert
    im wirklichen Leben, sondern eher naheliegend.

  3. Matthiasam 4. Juni 2012 um 11:30 3

    „Ja, uns wurde die Preiserhöhung vorgelegt, aber wir haben es leider versäumt hier nach Details zu fragen.” Ok, ich weiß jetzt wirklich nicht ob das aus dem Munde von Peter Lange kam, aber die Aussage an sich war schon sehr bemerkenswert.

    Bezüglich dieser Thematik möchte ich noch einmal ganz explizit auf meinen Kommentar-Wechsel mit Peter Lange bei in Tobis „Blogundweiß“ verweisen.

  4. Supercliveam 4. Juni 2012 um 12:17 4

    @Christian: Soweit ich mich erinnern kann, hat ein AR gestern erwähnt, dass er die Info vom Vorstand hatte, dass die Kartenpreiserhöhung mit dem SFCV abgesprochen sei und daher hat man dieses Thema nicht mehr weiter verfolgt.

    Abgesehen davon, wäre eine Kartenpreiserhöhung „daily business“ und muß deshalb nicht vom AR abgesegnet werden. Ich halte es da aber eher mit unserem neuen Aufsichtsrat Ingolf Müller, der das sehr wohl als genehmigungspflichtig ansieht.

    Mein Gefühl war, dass sich die Mitglieder einen etwas kritischeren Aufsichtsrat wünschen und da hat Ingolf Müller genau den Nerv getroffen. Auch Uwe Kemmer wirkte authentisch und kritisch und so viel Peter Lange, vielleicht auch bedingt durch seine WAZ Nähe, durchs Rost.

  5. Christianam 4. Juni 2012 um 17:52 5

    @superclive
    Du hast Recht, an diesen Satz mit dem SFCV kann ich mich
    auch erinnern.
    Das eine DK Preiserhöhung aber „daily business“ sein soll, das
    kann ich nicht nachvollziehen. Es ist die nicht 1. Preiserhöhung
    der letzten Jahre und keine davon ging kommentarlos oder ohne
    Schmerzen über die Bühne.
    Daher sollte dieses Thema bei jedem AR Mitglied für höchste
    Aufmerksamkeit sorgen. Wer diese Sensibilität offenbar nicht
    mitbringt, der sollte sich um ein anderes AR Mandat bemühen.

    Ich bin nicht so naiv zu glauben das es in Zukunft ohne
    Erhöhungen abgehen wird, aber das jetzt gezeigte Procedere
    (ja/nein oder vielleicht doch nicht soviel) ist eher nicht
    professionell.