Schalke schert sich nicht um große Namen

25. Okt. 2012 | 10 Kommentare

Der FC Schalke 04 gewinnt beim FC Arsenal mit 2:0 und selbst wenn ich in den schwärzesten Tiefen meiner Seele kramte, mir fiele heute kein Grund ein, der einen Ansatz für Kritik böte. Schalkes Sieg im Emirates Stadium war nicht nur verdient, er kam geradezu erschreckend souverän zustande. Das Team spielte sicher, zielgerichtet, jederzeit mit Kontrolle und vor allem auch geduldig genug, um den Lohn einer einseitigen Partie einzufahren. Vor allem aber ließ sich Schalke zu keinem Zeitpunkt vom großen Namen blenden und bespielte Arsenal, wie man einen unterlegenen Gegner bespielen muss. Diese Parallele zum vergangenen Derbysamstag ist für mich als gewonnene Erkenntnis beinahe so wichtig wie der gestrige Sieg.

Schalke startete in London mit derselben Starformation, die bereits den BVB dominiert hatte. Und fast schien es so, als sei das Spiel gegen Arsenal die direkte Fortsetzung der samstäglichen Ereignisse. Denn nach einer – extrem kurzen – Abtastphase gewann Schalke die Hoheit auf dem Feld. Insbesondere die Zone zwischen den Strafräumen gehörte allein dem S04. Beinahe vogelfrei konnte sich Schalke bis zum 16er Arsenals durchspielen und suchte dann sein Glück zumeist über die von Uchida und Farfán bärenstark besetzte rechte Seite. Immer wieder gelang es diesen beiden in den Rücken der Arsenal-Abwehr zu kommen und nur das etwas zaghafte Nachsetzen im Zentrum, das natürlich auch Arsenals kopfballstarker Innenverteidigung geschuldet war, stand einem früheren Führungstreffer im Weg.


Huub Stevens lobte nach dem Spiel in seiner ihm eigenen Art vor allem das Kollektiv. Wer soll es ihm verdenken. Aber auch ihm wird nicht entgangen sein, dass einige Spieler aus dem bärenstarken Verbund herausragten. Jefferson Farfán beispielsweise, der Arsenals Außenverteidigung überhaupt keine Chance ließ. Oder auch Atsuto Uchida, der wiederum jeglichen Arsenal-Schwung über Gervinho im Keim erstickte. Und natürlich auch Benedikt Höwedes, der in einem starken Innenverteidiger-Pärchen im direkten Vergleich zu Joel Matip noch etwas stärker agierte.

Umso ärgerlicher war es, dass ausgerechnet Höwedes kurz nach der Pause das sichere 1:0 nach einer von vielen tollen Vorbereitungen durch Farfán vergab. Letztendlich aber war’s egal. Denn plötzlich traf der Hunter wieder (obwohl sein Schuss wirklich sauübel platziert war) und plötzlich nutzte Schalke auch die nächste Chance nach der Führung durch Afellay eiskalt aus.

Ich könnte jetzt noch viel schreiben, doch es liefe letztendlich darauf hinaus, was Robin Dutt, der Sportdirektor des DFB, im Anschluss an die Partie bei Sky sagte: „Das eigentlich Überraschende ist, dass es nicht überrascht, wie Schalke diese Leistung gebracht hat.“ In diesem Sinne hoffe ich noch auf sehr viele Spiele ohne Überraschungspotenzial.

Ein Wort noch zu Schiedsrichter Jonas Eriksson aus Schweden: Blitzsauber! In allen strittigen Situationen lag er richtig und auch zwischen diesen Situationen bewies er, wie unaufgeregt aber dennoch stets kontrolliert man ein Spiel auf höchstem Niveau leiten kann. Das darf, nein muss, auch einmal gesagt werden.

Mehr zum Spiel schreibt die FAZ. Bewegte Bilder gibt’s im Sky-Youtube-Kanal.

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10 Kommentare zu “Schalke schert sich nicht um große Namen”

  1. calculonam 25. Oktober 2012 um 08:34 1

    Auf den Punkt gebracht! 🙂
    Mein Spruch des Abends übrigens von Marcel Steif: „Eckenverhältnis 2:1 für Schalke. Das ist kein Zufall.“

    Hä!?!?
    In diesem Sinne – Glück auf!

  2. TobiTatzeam 25. Oktober 2012 um 08:35 2

    Den Text unterschreib ich so. Vor allem, weil ich ähnliche Worte gewählt habe.
    Allerdings muss ich dir beim Schiri widersprechen: In der 51. Minute haben sie Jeff Farfan eine 1904% wegen angeblicher Abseitsstellung genommen. Das musste der Linienrichter einfach sehen, denn da lag locker ein halber Meter zwischen den Spielern.
    Drauf geschissen! Ich bin einfach nur glücklich, wie es gestern gelaufen ist.

  3. danbreitam 25. Oktober 2012 um 08:55 3

    Sehr guter Artikel, im Gegensatz zu dem von der FAZ.net, den Du verlinkt hast. Nach einem Schalker Sieg nehme ich ja immer gerne alle Artikel und Einschätzungen mit. Aber der aus der FAZ.net hat nur Platitüden, Rechtschreibfehler und schlechte Einschätzungen. Beispiel:
    Sieg mit etwas Glück? Hähhh?
    Kann Schalke nur mit etwas Glück gewinnen? Schalke hat das Spiel 75min bei Arsenal, einer Mannschaft die seit 44Spielen zu Hause nicht mehr verloren hat, dominiert. Mit ein bisschen Glück hätten wir 4:0 gewonnen und nicht 2:0.

    Oder wenn ich diesen Abschnitt lese:
    „Benedikt Höwedes, der Kapitän, hätte schon viel zur Beruhigung der Schalker Nerven tun können, wenn er in der 51. Minute nicht ganz so überhastet den Abschluss gesucht hätte, aber aus rund zehn Metern drosch der vorgerückte Defensivspezialist in einem Anflug von Hektik unbedrängt die Kugel unbedrängt über die Querlatte; auch sein Kopfball verfehlte sein Ziel (57.).“
    Ãœberhastet hatte er nicht abgeschlossen! Er hatte sogar geschaut wo der Ball hingehen sollte. Nicht jeder der in Rückenlage drüber schiesst ist überhastet und „drischt“ auch nicht.
    Fußballplatitüden werden benutzt um sie zu benutzen und nicht weil sie passen.
    Und das unbedrängt unbedrängt lass ich jetzt mal weiter unkommentiert.

    Ich würde ja jetzt gerne wieder mit dem LSR anfangen. Aber es reicht einfach zu schreiben, dass ich um einiges lieber die Artikel der Blogs lese, wo ich sehe, dass sich Leute das Spiel ansehen und sich Gedanken machen, als so einen uninspirierten Artikel in den „Mainstream“-Medien.
    Danke das Du immer die Artikel verlinkst, aber ich würde mich freuen wenn ich gut gemachte lesen würde.
    Dies soll in keinster Weise Kritik an deinem Artikel sein.
    Glück Auf!

  4. Daniel Ku.am 25. Oktober 2012 um 09:42 4

    Ich habe seit gestern Abend das Gefühl, dass das Spiel unserer Jungs so langsam erwachsen wird!

  5. […] Auch der Schalkefan findet überhaupt kein Haar in der Suppe und ist einfach zufrieden. Darüber hinaus findet er noch lobende Worte für den Schiedsrichter. […]

  6. Matthiasam 25. Oktober 2012 um 10:49 6

    @danbreit: Schon wieder sorgt ein „Mehr zum Spiel“-Link für Missstimmung. Das war vor ein paar Wochen und auch davor schon einmal Thema. Vorneweg: Du hast Recht! Der FAZ-Artikel ist wirklich „merkwürdig“ und trifft so überhaupt nicht meine Sichtweise.

    Warum ich ihn dennoch verwendet habe? Zum einen weil ich (diesmal) bewusst nach einem Text gesucht habe, der sich mit meinen Eindrücken reibt. Zum anderen, weil die Auswahl an Texten nachts um 2 Uhr meistens noch nicht so prall ist. Zu dieser Uhrzeit findet man i.d.R. nur Agenturtexte von dpa und sid, die automatisiert in die Newsysteme eingeflossen sind, und ist über jede Eigenkreation einer Redaktion dankbar.

    Heute würde ich eine andere Wahl treffen und bspw. auf den Text von Torsten Wieland im Königsblog verwiesen um einen Gegenpol zu meinen Jubelgedanken zu nennen. Aber Torsten hatte seinen Text gestern Nacht noch nicht online gestellt. Generell kann ich dir (und allen anderen natürlich) die tägliche Blog- und Presseschau von Fokus Fußball empfehlen, wo Klaas Reese und Jan Peters an jedem Morgen eine großartige Arbeit leisten und lesenswerte Artikel selektieren und vorstellen.

    @TobiTatze: Ja, an die von dir beschriebene Szene erinnere ich mich. Da lag das Gespann falsch, keine Frage. Mir ging es aber eher um den Gesamteindruck und da fand ich den Schiedrchter sehr gut. Als er früh die gelbe Karte gegen Afellay zeigte, befürchtete ich einen Pedanten, der nun mit Verwarnungen um sich wirft. Aber Eriksson fand eine gute Balance zwischen „laufen lassen“, klaren Ansagen und Verwarnungen. Diese durchgängige Linie, um die herum sich ein Spiel entwickeln kann, finde ich fast noch wichtiger, als in jeder Einzelszene ein Adlerage zu beweisen.

  7. danbreitam 25. Oktober 2012 um 11:16 7

    @Matthias Nein ich finde es ja auch gut wenn ich auf solche Artikel aufmerksam gemacht werde. Aber ich habe mich halt geärgert über einen inhaltlich und handwerklichen Artikel bei FAZ.net. Und da ich dachte, dass meine Kritik auf deren Seite zu nichts geführt hätte, kann man besser hier darüber diskutieren. Auch im Internet geht Geschwindigkeit nicht über Qualität….meiner Meinung nach.
    Danke für den fokus Fussball-link. Die Seite war mir noch unbekannt geblieben.

  8. derGrafschafteram 25. Oktober 2012 um 11:48 8

    einfach klasse, die mannschaft wirkt endlich
    stabil und gut gerüstet. hut ab, huub.

  9. PeterPyroam 25. Oktober 2012 um 15:21 9

    Das ist nicht mehr mein Schalke! Kein Zittern. Kein Bangen. Kein Fluchen. Kein Nägelkauen.
    lg Peter

  10. RWDJojoam 25. Oktober 2012 um 15:31 10

    @Peter
    Ich habe auch in den letzten beiden Spielen gezittert, geflucht und gebangt. Und meine Fingernägel sind auch kurz 🙂

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