Eine Achterbahn der Gefühle

07. Nov. 2012 | 8 Kommentare

Eine Achterbahn der Gefühle. Erst das freudige Erstaunen darüber, dass S04 scheinbar nahtlos an die Leistung von London anschließen kann und Arsenal am vierten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase direkt und sehr heftig bespielt. Dann das blanke Entsetzen nach dem unglaublich dummen Fehler Roman Neustätdters, der Walcott das 0:1 auf dem Silbertablett mit Schleifchen drauf servierte. Dann erste Anzeichen von Resignation, weil Podolski den frisch für den verletzten Uchida eingewechselten Höger veräppelt und unbedrängt eine Flanke auf Giroud schlagen kann, der sogar noch etwas unbedrängter als die Flanke selbst am Fünfmeterraum stehen darf. Schließlich auch der Frust, als Schalke immer wieder mit hohen Bällen an Arsenals starker Innenverteidigung hängen bleibt. Und dann doch wieder die Hoffnung, als Huntelaar mit dem Halbzeitpfiff aus dem heiteren Himmel zum 1:2 trifft. Der unbändige Wille – nicht nur auf dem Feld, auch auf den Rängen – den Gästen nach der Halbzeit das 2:2 einzuschenken und letztendlich der grenzenlose Jubel, als es Farfán endlich gelingt. Schalke gegen Arsenal hatte alles! Es war über weite Phasen ein großartiges Spiel.

War es ein heroisch erkämpfter Punkt? War es ein verschenkter Sieg? Oder war es am Ende großes Glück, dass Unnerstall in der letzten Szene des Spiels seinen Fuß um die paar Grad dreht, die den Ball auf dem Weg ins Tor stoppen? Ich denke, es war ein bisschen etwas von allem. Schalke hatte seine Chancen. Schalke legte gut los. Aber Schalke machte auch wieder die krassen Fehler, die sich durch die Saison ziehen wie ein königsblauer Faden. Dass Neustädter nie im Leben versuchen darf, von der Mittellinie aus mit dem Hinterkopf einen Rückpass zu spielen, wird er selbst wissen. Dass man weder Giroud noch Podolski so frei agieren lassen darf, hat sich nun auch bis zu Höger, Matip und Höwedes herumgesprochen. Zwei Fehler, zwei schwere Fehler sogar, die um ein Haar das Ergebnis einer guten Leistungen auf den Kopf gestellt hätten.

Denn es war eine gute Leistung. Selten sah man eine Schalker Mannschaft so entfesselt das Tor eines starken Gegners berennen, wie man es gestern nach der Halbzeitpause sah. Der Ausgleich wurde nicht erzwungen, er wurde mit brutaler Gewalt durchgepeitscht. So vehement ging Schalke zu Werke, dass nach dem 2:2 die Kraft für weitere Großtaten fehlte und man sich letztendlich – völlig zu Recht übrigens – mit dem 2:2 zufrieden gab.

An dieses Spiel zwischen Schalke und Arsenal werde ich sicherlich häufiger zurückdenken. Ganz egal, wie diese verrückte und plötzlich wieder spannende Vorrundengruppe ausgehen wird, bleibt festzuhalten, dass die Blauen ihre starke Leistung vom „Hinspiel“ bestätigen konnten. Es war keine Eintagsfliege vor zwei Wochen im Emirates-Stadium. In der Form von gestern mache ich mir um Schalke und den weiteren Champions-League-Verlauf keine Sorgen.

Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“. Bewegte Bilder gibt es im Youtube-Kanal von Sky.

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8 Kommentare zu “Eine Achterbahn der Gefühle”

  1. Yvesam 7. November 2012 um 08:54 1

    Du hast recht Roman Neustädter darf den Ball nicht nach hinten Köpfen, aber warum läuft Joel Matip in der Szene nach vorne? Wollte er Roman verteidigen? Wenn er zurück geblieben wäre hätte man das Gegentor noch verhindern können.

    Aber ich will hier nicht auf einzelnen Spielern rumhacken. Viel wichtiger ist das Die Mannschaft noch den Ausgleich erzwungen hat und aus eigener Kraft Gruppen erster werden kann.

  2. RWDJojoam 7. November 2012 um 09:26 2

    @Yves
    Matip wollte den Ball ebenfalls köpfen. Hätte er auch gekonnt… Leider fehlte es in dieser Situation an der Kommunikation!

    Ja, wir können noch aus eigener Kraft Erster werden. Aber zuerst sollte man das Weiterkommen sichern… 😉

  3. […] Schalkefan versucht das Ergebnis einzuordnen. War es ein heroisch erkämpfter Punkt? War es ein verschenkter […]

  4. TobiTatzeam 7. November 2012 um 10:45 4

    Ich möchte Höger hier ein wenig in Schutz nehmen. Wenn man gerade mal eine Minute auf dem Feld ist, ohne dass man sich vorher richtig warm machen konnte, dann kann man so ein Duell gegen einen guten Poldi auch mal verlieren.
    Vor allem, wenn der vorher doof ausrutscht und Höger dadurch irritiert wird. Naja. Ich hoffe, Uchi und/oder Höger sind am Samstag wieder fit. Ich würde derzeit ungern auf den Innenverteidiger Höwedes verzichten

  5. calculonam 7. November 2012 um 11:51 5

    Warum hattn der Jeff den armen Draxi so angsprungen!?! Hatten wohl ne Wette laufen? 😀

  6. Detlefam 7. November 2012 um 12:36 6

    Es war eher ein heroisch erkmpfter Punkt. Gefühlter Sieg.

    @Tobi
    Uschi hat einen Muskelfaserriss und Höger eine Syndismoseband Verletzung. Mehrere Wochen Pause.
    Muss Bene wohl wieder als RV ran.

    PS Der Lange stand zum Schluß richtig. Freut mich. Für ihn. Für uns.

  7. TobiTatzeam 7. November 2012 um 13:14 7

    @Detlev: ja, habe ich auch gerade gelesen. Ushida war für mich bisher der Spieler der Saison. Tatsächlich gefolgt von Höger, da beide m.M.n. Den größten Sprung gemacht haben.
    Das Tolle ist: Unser Kader kann sogar diese Ausfälle ohne Probleme kompensieren.

  8. Chrisam 7. November 2012 um 13:27 8

    Eigentlich hätten wir das Spiel gewinnen müssen. wir waren einfach besser. Aber die leichten zugestandenen Gegentore werfen uns zur Zeit immer wieder zurück. Trotz allem: Wann hat man je eine qualitativ so hochwertige und so schön spielende Mannschaft gesehen. Und das gegen Gegner von Format. Das macht Spaß!

    Hoffe, Affelay bleibt uns erhalten. Und Lewis soll auch noch 3 Jahre hier spielen (wird er aber nicht).

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