Schalke strapaziert das Glück

12. Nov. 2012 | 4 Kommentare

Schalke 04 gewinnt am 11. Spieltag der Saison 2012/2013 gegen Werder Bremen mit 2:1 und weiß am Ende einer harten Woche, dass man sich über mangelndes Glück wirklich nicht beschweren darf. Zum dritten Mal innerhalb von sieben Tagen hatte der Gegner in der Nachspielzeit einen entscheidenden Treffer auf dem Fuß. Doch während Hoffenheim vor Wochenfrist die Möglichkeit zum Siegtreffer noch nutzte, scheiterten Arsenal und Bremen auf den letzten Millimetern an Lars Unnerstall bzw. Lewis Holtby. So lautet die Bilanz der letzten Tage wettbewerbsübergreifend: 1 x Niederlage, 1 x Remis und 1 x Sieg. Die aus Bremer Sicht bittere Ironie: Ausgerechnet in dem Spiel, in dem Schalke nicht die deutlich bessere Mannschaft war, reichte es für den Dreier.


Nach dem Ausfall von Atsuto Uchida musste Huub Stevens seine eingespielte Abwehr umbauen und entschied sich für die naheliegende Lösung. Höwedes räumte seinen Platz in der Innenverteidigung für Papadopoulos und ging auf die rechte Seite. Um es vorweg zu nehmen: Defensiv löste Höwedes seine Aufgabe gut. Offensiv merkte man dem Schalker Spiel jedoch an, wie sehr man sich in den letzten Monaten an eine funktionierende Außenbahn mit Farfán und Uchida gewöhnt hat. Denn obwohl Jefferson Farfán erneut einen guten Tag erwischte und insbesondere in der ersten Halbzeit eine äußerst engagierte Leistung zeigte, blieben seine Vorstöße über rechts zu einfach zu verteidigen, weil ihm eine leichtfüßige Anspielmöglichkeit für den entscheidenden Doppelpass fehlte.

Trotz einer ersten Großchance nach wenigen Sekunden, als Huntelaar an Bremens Schlussmann Mielitz scheiterte, kam Schalke am Samstag schwer ins Spiel. Bremen überließ den Hausherren im Mittelfeld die Räume um dann blitzschnell nach Ballgewinnen auf Angriff umzuschalten. Schalke ergötzte sich an einer trügerischen Ballsicherheit, die nach einer Viertelstunde bestraft wurde. Denn bei Bremens 1:0 ging alles ganz schnell. Schalke verliert nach einem Einwurf den Ball, mit zwei geradlinigen Pässen verlagert Werder das Spiel auf die andere Seite, Hunt kommt frei aus 16 Metern zum Schuss und schlenzt ins lange Eck unhaltbar an Unnerstall vorbei. Es war der erste Torschuss der Gäste der im ersten Treffer mündete. In dieser Hinsicht blieb sich Schalke treu.

Königsblau war geschockt, Werder witterte die Chance. In den 30 Minuten nach der Führung verdiente sich die Schaaf-Elf dieselbe und Schalke hatte mehrfach Glück, dass es nicht mit einem höheren Rückstand in die Kabinen ging.

In der Pause drehte Huub Stevens die richtigen Rädchen. Für den am Samstag unauffälligen Afellay brachte er mit Draxler frischen Schwung ins Angriffsspiel und sorgte auch für die Entlastung von Farfán, der sich im ersten Durchgang in zahllosen Sprints abgearbeitet hatte. Obwohl der Erfolg dieser Maßnahme schnell in Ansätzen von Möglichkeiten sichtbar wurde, benötigte Schalke dennoch eine Standardsituation, um den Ausgleich zu erzielen. Neustädters Kopfball nach der Freistoß-Flanke von Fuchs war – wenn man mal ehrlich ist – Schalkes erster Torabschluss nach Huntelaars Möglichkeit in der ersten Minute. Nur zehn Minuten später war die Partie dann vollends gedreht, als Jones mit einem gewaltigen Lauf durch das Mittelfeld nach Konter-Eröffnung von Neustädter die halbe Bremer Abwehr auf sich zog und dann klug auf Draxler ablegte, der Mielitz mit einem platzierten Schuss ins lange Eck ebenso wenig Abwehrchance ließ, wie Unnerstall sie beim 0:1 hatte.

Überhaupt, dieser Jones! Auch wenn in den Zeitungen am Sonntag Neustädter und Draxler als die Matchwinner für Schalke genannt wurden, so war Jermaine Jones gestern in der zweiten Halbzeit aus meiner Sicht überragend. Bissig setzte er an der Bremer Eckfahne nach und holte den Freistoß zum 1:1 heraus. Immer wieder riss er das Spiel an sich und überbrückte das Mittelfeld mit dem Ball am Fuß. War es Bremen in der ersten Stunde noch gut gelungen, das Schalker Kombinationsspiel entscheidend zu stören, hatte die Grünen gegen Jones‘ geballte Power oft kein Mittel. Nahezu jeder Konter nach dem 2:1 – und Schalke hatte einige – gründete in einer Balleroberung durch Jones. Dass man dennoch bis in die Nachspielzeit hinein um den Sieg zittern musste, lag vor allem daran, dass Schalkes Chancenverwertung unterirdisch war. Allein Lewis Holtby hätte sich mindestens noch zweimal in die Torschützenliste eintragen können, doch seit man beinahe täglich davon liest, wie sehr ihn Angebote aus der Premier-League ehren, läuft es nicht mehr rund. Seine Rettungstat in der 90. Minute war somit in gewisser Weise eine Wiedergutmachung für eine Partie, in der er zu häufig negativ auffiel.

Klaas-Jan Huntelaar erlebte die letzten Minuten gegen Bremen schon gar nicht mehr auf dem Feld. Auch bei ihm wird man den Eindruck nicht los, dass er – seitdem seine Vertragsverhandlungen täglich in der Öffentlichkeit thematisiert werden – mehr als nur eine Blockade im Kopf mit sich herumschleppt.

Durch den glücklichen 2:1-Sieg gegen Bremen und die anderen Ergebnisse des Wochenendes hat sich Schalke in der Spitzengruppe der Liga Luft verschafft. Mit 23 Punkten nach 11 Spieltagen ist man zudem so gut wie noch nie seit Einführung der Drei-Punkte-Regel unterwegs. Es sah schon mal schlechter aus.

Mehr zum Spiel schreibt der gefrustete „Weser-Kurier“.

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4 Kommentare zu “Schalke strapaziert das Glück”

  1. Thomasam 12. November 2012 um 09:17 1

    1) Nicht Neustädter, sondern tatsächlich Marica leitet das 2:1 am eigenen Strafraum ein!

    2) S04 hatte in der Tat mehrfach Glück, bspw. als Papadopoulos gegen De Bruyne plötzlich zu Boden geht und der Schiri auf Offensivfoul pfeift (De Bruyne wäre durch gewesen).

    3) Die Niederlage vs. 1899 Hoffenheim ärgert mich kein Stück. Wär Schipplocks Ball in der 90. Minute vor ner Woche nicht reingegangen, hätte sich vermutlich Holtby nicht in letzter Minute auszeichnen können am Samstag. Immer auf Sieg spielen: So haben wir 3 Punkte statt 2 aus den letzten beiden Partien erreicht.

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  4. Benam 12. November 2012 um 13:05 4

    Ich bin mit der Gesamtsituation sehr zufrieden.

    Jeff hat zurzeit auch in normalen Ligaspielen richtig Lust und gibt Gas. Neustädter und Jones ergänzen sich gut.

    Jetzt muss Papa nur schauen, dass er wieder richtig fit wird. Er war leider nicht mehr so souverän, wie vor seiner Krankheit.

    Die Leistung war zwar nicht gut und der Sieg glücklich, aber nach X englsichen Wochen ist das okay.

    Normalerweise kann Schalke nur international oder national erfolgreich spielen. Nun können wir dies auch. Das konnten bisher nur die Jungs aus dem Süden.

    Ich habe mich gestern auch über den Wolfsburgsieg gefreut, somit kann man am nächsten Wochenende mit einem Unentschieden leben, außer Jeff schaltet wieder den Turbo ein.

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