Griechischer Beton hält auch nicht ewig

22. Nov. 2012 | 2 Kommentare

Ich kenne mich im griechischen Fußball nicht aus. Bevor Otto Rehhagel Trainer der griechischen Nationalmannschaft wurde, hatte ich sogar überhaupt keine Idee vom hellenischen Fußball. Was ich von Rehhagel lernte war alsdann, dass Griechen Fußballspiele zerstören können. Das ist hängen geblieben. Vielleicht wird mittlerweile ein anderer Fußball gespielt rund um den Peloponnes – ich weiß es nicht. Gestern sah ich jedoch eines dieser Spiele, die mich an die übelsten Zeiten des Rehhagelschen Catenaccio erinnerten. Denn Piräus tat auf Schalke alles dafür, bloß kein Spiel aufkommen zu lassen. Bis zur 77. Minute und Christian Fuchs‘ 1:0. Von diesem Moment an hatte Olympiakos plötzlich doch Bock auf kicken. Zum Glück war es da schon zu spät. Schalke gewinnt und steht im Achtelfinale der Champions-League. Piräus verliert und ist raus. Beides ist gut.


Piräus agierte ultradefensiv mit zumeist zehn Spielern im eigenen Strafraum. Schalke bemühte sich um einen konstruktiven Spielaufbau. Die meiste Zeit fand die Partie in der Hälfte der Gäste statt. Schalke erarbeitete sich Chancen, Olympiakos warf sich dazwischen. Hätte ein Unentschieden Piräus einen Vorteil verschafft, hätte ich Verständnis für diese unsägliche Mauertaktik gehabt. So aber zerstörte der Gast das Spiel einzig aus der Motivation heraus, Schalke möglichst lange zu ärgern. Ohne Sinn, ohne Verstand und letztendlich auch ohne Erfolg.

Fuchs‘ Treffer tief in der zweiten Halbzeit war ein Zufallsprodukt. Hätte der Ball nicht den weiten Weg ins Tor gefunden, wäre die Situation als eine von vielen unglücklichen Spielzügen in die Statistik eingegangen. Doch nachdem Schalke ein gutes Dutzend Mal Pech im Abschluss hatte, erlöste uns das Glück aus einer durchaus misslichen Situation. Dass Schalke im Anschluss noch einige exzellente Kontersituationen vergab und sich das Leben hätte leichter machen können, ist mittlerweile längst Usus. So wurde erneut bis weit in die Nachspielzeit hinein um den gerechten Lohn einer ordentlichen Leistung gezittert.

Fürchterlich aufgeregt habe ich mich über Björn Kuipers, den niederländischen Schiedsrichter der Partie. 77 Minuten lang sieht er sich in aller Seelenruhe an, wie Piräus die Zeit von der Uhr nimmt und gestattet Keeper Roy Carroll nach jedem Schalker Torschuss eine längere Meditationsphase. Kuipers sieht, dass Piräus zum Fußball-Zerstören nach Gelsenkirchen gereist ist. Und als Schalke dann endlich führt und trotzdem weiter nach vorne spielt, belohnt er die Gäste mit einer irrationalen und durch nichts begründbare Nachspielzeit von über vier Minuten. Ein guter Spielleiter agiert anders.

Sei’s drum. Auch wenn ich meine Verachtung für die ausschließlich destruktive Spielweise von Olympiakos kaum in Worte fassen kann, überwiegt natürlich die Zufriedenheit über den Achtelfinaleinzug. Einmal mehr ist Schalke unter den 16 stärksten Teams in Europa zu finden. Mal schauen ob wir in der nächsten Runde auf ein Team treffen, das den Sinn des Spiels verstanden hat.

Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“. Bewegte Bilder vom Spiel gibt es im Youtube-Kanal von „Sky“.

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2 Kommentare zu “Griechischer Beton hält auch nicht ewig”

  1. Carlitoam 22. November 2012 um 09:03 1

    Mal schauen ob wir in der nächsten Runde auf ein Team treffen, das den Sinn des Spiels verstanden hat.

    Nein, bittte nicht Barça! 😉

  2. stollengewitteram 22. November 2012 um 10:09 2

    Ich kann Piräus nix vorwerfen-sie haben sich legitimer Mittel bedient und vorne auf den „lieben Gott“ gehofft“. So was in der Art war zu erwarten.

    Dritter Achtelfinaleinzug in Folge und was mir besonders gefällt: Keiner merkt es so richtigdass wir ne klasse Truppe haben, die in der Form von vor 4 Wochen jedem Gegner gefährlich werden kann.

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