Vodafone: Jetzt geht die Party richtig los

05. Sep. 2008 | 2 Kommentare

Ein Update zu meiner Neverending-Vodafone-Story. Diesmal mit einem Gastauftritt der Telekom.

Heute endete die von mir gesetzte Frist, in der mir Vodafone mitteilen sollte, zu wann sie mich denn jetzt anschalten werden. Zur Erinnerung: Meine alte Wohnung wird inzwischen neu bewohnt und meine Nachmieterin freut sich über einen funktionierenden, auf meinen Namen laufenden Telefonanschluss. Oder auch nicht, bedeutet es doch, dass sie selbst keinen Anschluss bestellen kann, so lange meiner nicht deaktiviert wurde.

Natürlich hat sich Vodafone nicht – wie in meinem Schreiben vom Dienstag verlangt – bei mir gemeldet. Zumindest nicht so direkt, eher etwas schwammig. Stattdessen erhielt ich heute einen Brief, in dem man sich für die zahlreichen Unannehmlichkeiten entschuldigte, die nun vielleicht dazu führen könnten, dass ich einen schlechten Eindruck vom Unternehmen erhalte (zumindest hier liegt Vodafone verdammt richtig!). Ich solle mir aber keine Gedanken machen – von nun ab werde alles fluschi-wuschi-flaufig und Supidupi-Toll. Nein, nicht wörtlich, eher vom Sinn her.

Da ich mich mit halbgaren Aussagen (und bislang ist eine halbgare Aussage noch das Garste gewesen, was ich von Vodafone erhalten habe) nicht mehr zufrieden geben wollte, griff ich mal wieder zum Hörer und gönnte mir die Freude eines Anrufs in der Vodafone-Kundenbetreuung. Dort bekam ich einen sächselnden Herrn an die Strippe, der sich innerhalb weniger Sekunden als das Kompetenzzentrum von Vodafone darstellte. Er trillerte mir entgegen, dass wenn ich die Sache bei ihm geregelt hätte, alles nie ein Problem geworden wäre und die Kollegen über die ganze Zeit alles falsch gemacht hätten. Aber nun sei ja alles gut, der Anschluss werde definitiv am 12. September geschaltet, meine Nummer befinde sich längst in der sicheren Obhut von Vodafone und ich solle doch bitte fröhlich in die Weltgeschichte entschwinden.

Das hätte ich wohl besser auch getan, stattdessen wurde ich übermütig und stellte die bescheidene Frage, wann denn nun endlich mein Telefonanschluss in meiner alten Wohnung totgeschaltet wird. „Wie? Ähhh. Alte Wohnung? Da haben wir doch nichts mit zu tun! Oder?“ Und so also klärte ich zum x-ten Mal in den letzten sieben Wochen einen Vodafone-Mitarbeiter darüber auf, dass ein wesentliches Merkmal eines Umzuges der Wechsel von einer alten in eine neue Wohnung ist. Ich glaube sogar, dass mich der kompetente Herr verstanden hat – zumindest sagte er das. Aber auch das: „In ihrer alten Wohnung haben sie doch Telekom. Das können wir für Sie doch gar nicht kündigen. Das müssen sie selbst machen!“, resümierte er nach meinen Ausführungen und ließ sich auch nicht in seiner Meinung entmutigen, als ich ihm erklärte, dass ich gar nicht kündigen könne, weil Vodafone mir dereinst bei der Bestellung gesagt hatte: „Bloß nicht kündigen. Dann geht alles schief. Wir kündigen für Sie, nur so behalten Sie Ihre Nummer.“ Derartige Aussagen wurden vom sächselnden Herrn als dummes Gewäsch von Kollegen, die keine Ahnung haben, abgetan.

Gesagt, getan: Also rief ich bei der Telekom an und wollte die Kündigung in die Wege leiten. Dort erhielt ich nach meiner anfänglichen Einlassung jedoch die Aussage, dass ich – so ich denn den Telefonanschluss kündige – mich schon einmal für alle Ewigkeit von meiner liebgewonnenen Telefonnummer verabschieden solle. Und überhaupt: Eine abgeschlossene Portierung geschweige denn ein Portierungsantrag läge zu dem Anschluss auch nicht vor. Vodafone habe sich nie bei der Telekom gemeldet – zumindest nicht in meiner Sache. Hier endet der Gastauftritt der Telekom. Ich bitte um Applaus.

Also wieder zurück in die Warteschleife von Vodafone. Nach ein paar Minuten hatte ich eine nette Dame am Apparat, die die Telekom der Lüge bezichtigte. Natürlich habe man mit der Telekom Kontakt aufgenommen und natürlich sei die Portierung im vollem Gange. Nur abgeschlossen sei sie eben noch nicht. Aber am 10. September – spätestens dann – sei alles über die Bühne. Ganz bestimmt. Versprochen! Zu den Aussagen des männlichen Kompetenzzentrums, mit dem ich noch vor ein paar Minuten gesprochen hatte, wusste die nette Dame zwar keine Erklärung, sie verzichtete jedoch darauf, öffentliche Kollegenschelte zu üben und verabschiedete sich für ein paar Minuten in die Technik.

Zurückgekehrt von den Kollegen der Technikabteilung dankte sie für meine Geduld, entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten und bestätigte mir mit feierlichem Timbre in der Stimme, dass ich voraussichtlich am 12. September, angeschaltet werde. Und zwar „In der Wohnung, in der Sie angeschaltet werden wollen!“ Ich weiß, ich bin ein Idiot. Hätte ich doch diese Aussage nur für sich stehen lassen, ich wäre glücklich ins Wochenende gegangen. Aber ich fragte zögernd nach: „Und welche Wohnung wird das dann sein?“ Darauf sie: „Na, die Tibusstraße natürlich!“

Soso – die Tibusstraße also. Wer es (noch) nicht weiß: Das ist natürlich meine alte Adresse. Alles andere hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert. Im ruhigen Tonfall erklärte ich somit der (ungelogen) zehnten Vodafone-Kundenbetreuungs-Fachkraft, worin der Sinn eines Umzuges besteht und dass es weniger sinnvoll ist, einen Telefonanschluss in einer Wohnung zu erhalten, die man schon längst nicht mehr bewohnt. Einsichtig ob meines offensichtlich gut einstudierten Fachvortrages (in der Tat ist es jedoch nur die Ãœbung, die mir Sicherheit verleiht) entschwand die junge Dame ein weitere Mal in die Technikabteilung und ließ mich mit einem amerikanischen Gospelsong in der Warteschlange allein.

Ein paar Minuten später war sie wieder da: „Kommando zurück! In den Unterlagen steht natürlich die Tibusstraße. Aber das ist natürlich falsch. In der Technik steht bereits ein Vermerk, der besagt, dass die Tibusstraße die falsche Adresse ist. Die Technik wird diesen Vermerk bestimmt schon bald bearbeiten!“

Nun hätte ich mich natürlich mit der Dame darüber unterhalten können, was die Begrifflichkeit „schon bald“ angesichts der Tatsache, dass ich bereits vor mehr als einem Monat auf die Adressvertauschung aufmerksam gemacht habe, bedeutet. Doch ganz ehrlich: Dazu fehlt mir mittlerweile die Kraft. Auch wenn ich versuche, meine Horror-Erlebnisse mit Vodafone einigermaßen süffisant herunterzuschreiben und nicht zu Depressionen oder ähnlichen seelischen Erkrankungen neige: Ich bin mittlerweile müde. Einfach nur noch müde.

Vodafone, das steht für mich längst fest, ist kein Telekommunikationskonzern, sondern eine Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, unbescholtene Bürger zu quälen. Gleichzeitig sind alle Vodafone-Mitarbeiter Großmeister darin, sich für Unannehmlicheiten zu entschuldigen und ihre Kollegen als inkompetente Quatschköppe zu bezeichnen. Bei Vodafone hat immer nur einer Recht: Das ist genau die Person, mit der man gerade telefoniert. Aber auch nur so lange man mit dieser Person telefoniert. Hat man der Hörer aufgelegt, ist alles plötzlich wieder anders und man lebt in einem Paralleluniversum. Vodafone ist die Twilight-Zone. Das wird’s sein!

Ich begebe mich jetzt ins Wochenende. Tun kann ich nichts. Kündige ich jetzt bei der Telekom, bin ich meine Nummer auf jeden Fall los. Kündige ich bei Vodafone, könnte eben dasselbe passieren, weil vielleicht just in diesem Moment die (laut Telekom nie beantragte!) Portierung abgeschlossen ist. Selbst wenn ich auf meine liebgewonnene Nummer verzichten wollte, könnte eine Kündigung bei der Telekom üble Folgen für den Gesamtauftrag haben und was noch schlimmer ist: Selbst bei Vodafone kann ich aktuell nicht kündigen, weil dort anscheinend keiner weiß, wie weit mein Auftrag vorangeschritten ist. Im schlimmsten Fall bedeutet eine Kündigung bei Vodafone, dass ein Prozess blockiert wird, der auch auf andere Anbieter Auswirkungen hat. So eine Art multimedialer Kolbenfresser.

Manchmal wünsche ich mir, ich lebte nicht im 21. Jahrhundert. Vor 20.000 Jahren, da wäre ich jetzt schon tot oder meine Stammeskollegen verehrten mich als Ältesten. Meine einzige Sorge wäre, dass mich ein Säbelzahntiger frisst. Und Leute, die mir derart auf den Sack gehen, wie die Kundenbetreuer von Vodafone, bekämen kurzerhand einen mit der Keule verbraten und fänden sich kurz darauf sorgsam entbeint und schon halb von meiner Säbelzahnkatze verdaut in meiner Höhle wieder. Das wäre schön!

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2 Kommentare zu “Vodafone: Jetzt geht die Party richtig los”

  1. Moritzam 7. September 2008 um 22:52 1

    Auch wenn es dir in der geschilderten Problematik nicht weiterhilft: ein fantastischer Artikel, der mich sehr amüsiert hat! Habe ich doch selbst – wer nicht? – immer wieder mit solcherlei Behörden zu kämpfen. Ein Wahnsinn, jedes Mal auf´s Neue erkennen zu müssen, wie unfähig die großen Konzerne im Umgang mit dem eigentlichen Kapital – den Kunden – agieren.

  2. C. Arndtam 11. September 2008 um 17:00 2

    Klasse Beitrag über eine nervtötende Angelegenheit!
    Ich selbst habe mit Freenet Erfahrungen gemacht, auf die ich auch gerne verzichtet hätte. Eine Kündigung unsererseits wurde ignoriert, ebenso die Ultimaten unseres Anwalts. Erst als die Klage eingereicht war, wurde reagiert – allerdings nicht auf die Klage, sondern auf die eingereichte Kündigung.