3:0 in Karlsruhe – Schalke kann es ja doch noch!

29. Okt. 2008 | 3 Kommentare

Jefferson Farfán - (c) “kleiner riese 74″ @ flickr.comNun hat Jefferson Farfán also auch endlich sein erstes „echtes“ Bundesliga-Tor erzielt. Bislang gingen zwar schon eineinhalb Treffer auf sein Konto (Elfmeter in Dortmund; erzwungenes Eigentor durch den Frankfurter Ochs), aber so richtig aus dem Spiel heraus klappte es bislang noch nicht für den 10-Millionen-Euro-Stürmer. Gestern beim Spiel in Karlsruhe war es nach 67 Minuten endlich so weit. Eine butterweiche Flanke von Sturmpartner Kevin Kuranyi nickte der Peruaner überlegt zum 3:0-Endstand ein und machte damit einen Deckel auf ein Spiel, das ein völlig anderes Schalke als in den vergangenen Wochen zeigte. Der erste Auswärtserfolg in dieser Saison war eine der stärksten spielerischen Leistungen, die man in den letzten Jahren bewundern durfte. Einziges Manko: Das 3:0 spiegelt den Spielverlauf nicht einmal ansatzweise wieder. Ein 6:0 oder 7:0 wäre ein durchaus realistischeres Ergebnis gewesen, wenn Schalke auch nur eine halbwegs brauchbare Chancenverwertung an den Tag gelegt hätte. Aber zumindest erspielt man sich wieder Chancen, wobei der Fokus auf dem Wort „erspielen“ liegt.

Von der ersten Minute an war Schalke den Gastgebern hoch überlegen. Kuranyi nach 41 Sekunden (!), Rafinha nach 3 Minuten, Farfán nach 5, Jones nach 8, Westermann nach 9 und noch einmal Kuranyi nach 10 Minuten hätten Schalke schon in der Anfangsphase mit teilweise großartig herausgespielten Chancen uneinholbar in Führung bringen müssen. Immer wieder stand Karlsruhes Keeper Miller im Brennpunkt der Aktionen, doch als man sich langsam Sorgen machte, dass das Spiel „Schalke vs. Torwart“ eine Fortsetzung finden könnte, schlug der Ball doch endlich im Kasten ein. Nach einem Eckball, es war bereits der siebte oder achte in dieser noch frühen Phase der Partie, kann Karlsruhe zunächst klären, doch der Ball kommt durch Kobiashvili postwendend hoch zurück ins Strafraumzentrum. Dort stoppt Bordon das Spielgerät mit der Brust, legt ab auf Kuranyi, erhält die Kugel per Doppelpass zurück und schießt freistehend aus 10 Metern zum höchst verdienten 1:0 ein. Vier Minuten später ist es dann Passgeber Kuranyi, der etwas für sein Torekonto tut. Einen Freistoß von Engelaar köpft er unhaltbar aus kurzer Distanz an Miller vorbei zum 2:0 ein. Keine 20 Minuten gespielt – Schalke hatte nun alles unter Kontrolle.

Obwohl… so ganz sicher wirkte das nicht, was die Abwehr in dieser sehr guten Anfangsphase produzierte. Mitten in die stärkste Schalker Phase hinein fielen die beiden besten KSC-Chancen, beide Mal resultierend aus Abstimmungsfehlern zwischen Manuel Neuer und seinen Vorderleuten. Insbesondere Rafinha wirkte in der ersten Halbzeit merkwürdig unsicher. Doch mit Fortdauer der Partie konnte Schalke auch diese kurzfristig entstandene Baustelle wieder schließen.

Überragender Mann der ersten Halbzeit war Kevin Kuranyi, der immer agil, immer anspielbereit und immer hellwach die Bälle annahm, verwertete oder weiterleitete. Fast jeder Angriff, und davon gab es auch nach dem 2:0 noch etliche, lief über ihn.

In der zweiten Halbzeit machte Schalke zunächst da weiter, wo man aufgehört hatte. In der 46. Minute prüfen Kuranyi und Altintop direkt hintereinander KSC-Schlussmann Miller aus kürzester Distanz. Und auch nach dieser Auftakt-Doppelchance bleibt Schalke spielbestimmend. In der 52. Minute jedoch droht die Partie eine unvermittelte Wendung zu nehmen. Ohne ein irgendwie geartetes Interesse am Ball checkt der bereits gelb verwarnte Karlsruher Maik Franz den Schalker Stürmer Farfán am Strafraum des KSC um. Erst die Zeitlupenbilder zeigen das ganze Ausmaß dieser groben Unsportlichkeit: Franz nimmt über 20 Meter hinweg Geschwindigkeit auf, würdigt den Ball und das Spielgeschehen keines Blickes, fokussiert einzig und allein Farfán und rammt ihm die Schulter ins Gesicht. Minutenlang muss Farfán daraufhin behandelt werden. Franz kommt ungeschoren davon, weil weder Schiedsrichter Fandel noch sein Assistent Pickel etwas gesehen haben

Nun ist Hektik in der Partie. Der gerade erst „wiedergenesene“ Farfán lässt sich zu einem Revanchefoul an Franz hinreißen und sieht dafür nur Gelb. Franz indes poltert auf dem Feld herum wie ein Berserker, schreit Mit- und Gegenspieler an, gestikuliert wild in der Gegend herum und peitscht das Publikum auf. Irgendwann reicht es Fandel – er zeigt Franz die Gelb-Rote Karte, für die er sich bereits ein paar Minuten zuvor beim Foul an Farfán beworben hatte. In der aufgepeitschten Stimmung jedoch sieht es für einen Moment so aus, als könne der KSC trotz Unterzahl ins Spiel finden. Kennedy vergibt in der 60. Minute eine gute Möglichkeit zum Anschlusstreffer. Doch Schalke agiert geschickt, nimmt das Tempo und die Emotionen aus der Partie und antwortet in der 67. Minute eiskalt mit dem 3:0 durch Farfán.

Der Rest der Partie ist ein einziges königsblaues Schaulaufen – übrigens auch für den eingewechselten Albert Streit, der an einigen guten Kombinationen beteiligt ist. Schalke verpasst es zwar, noch zwei oder drei Tore nachzulegen – Ernst trifft in den Schlussminuten nur die Latte – dennoch sind nach dem Schlusspfiff alle berechtigt zufrieden.

Spielerisch war es ein großer Schritt in die richtige Richtung, so wie bereits die Partie gegen Bielefeld besser war als das Ergebnis. Diesmal aber erzielte Schalke auch endlich die Tore und hält somit erweiterten Anschluss zur Tabellenspitze. Was der Sieg im Wildparkstadion jedoch letztendlich wirklich Wert war, wird erst der kommende Samstag zeigen, wenn es beim Auswärtsspiel in Cottbus um drei weitere immens wichtige Punkte geht.

Mehr zum Spiel schreibt „ARD-Online„. Bewegte Bilder findet man im Schalke04-TV auf “Maxdome”.

www.maxdome.de

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3 Kommentare zu “3:0 in Karlsruhe – Schalke kann es ja doch noch!”

  1. verschwenderam 29. Oktober 2008 um 12:45 1

    Ich hatte gestern so einen Spaß, das Spiel hat mir wirklich gut getan. Alle waren letztendlich super drauf und auch Engelaar scheint seine Form zu finden. Doppelpaß, Hacke Spitze (erfolgreich;)), Kurzpaß, das Spiel in den freien Raum. Es war eine reine Wonne, ich konnte teilweise gar nicht glauben was ich da sah. Was mir besonders auffiel war, daß Schalke sich nicht nach den ersten Karlsruher Chancen wie ein ängstliches Tier in die eigene Hälfte zurückzog, wie so oft üblich in den letzten XJahren, sondern den Gegner tatsächlich ganz locker vor sich hin laufen ließ um dann wieder nach kurzer Pause selbst das Spiel zu machen. Ganz große Klasse und ein Schlag in die Magengrube derjenigen, die nach acht Spieltagen den Kopf des Trainers forderten. Ich glaube Rutten hat auch ganz viel psychologische Arbeit in den letzten zwei Wochen geleistet. Ich komme gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus.;)

  2. matthiaßam 30. Oktober 2008 um 11:24 2

    Spitze!
    Und Kevin bei allen Buden dabei. Hatte kurzfristig noch Angst, auch nach dem 3:0, aber es war einfach nur Spitze.

  3. Julianam 30. Oktober 2008 um 11:29 3

    Ein wirklich großartiges Spiel! Auch wenn das Ergebnis meine Meinung nach noch zu niedrig ausgefallen ist, kann und muss man auf so einer Leistung aufbauen.

    Aber das Stadion in Karlsruhe ist eine Zumutung. Vor allem bei dem Pisswetter. Grausam.