Irgendwie jammerschade

02. Mai. 2010 | 4 Kommentare

Schalke Fanclub Monasteria
Das war sie also, die Saison 2009/2010. Zwar sind noch einmal 90 Minuten zu absolvieren, aber mehr als ein Schaulaufen wird es in Mainz am kommenden Samstag für Schalke nicht werden. Die Sensation blieb – einmal mehr – aus. Dennoch zählt die absolvierte Spielzeit für mich zu den Größten, die ich je als Schalkefan miterleben durfte. Als Mittelfeldaspirant in die Spielzeit gestartet, mauserte sich ein Team, das zu weiten Teilen aus Namenlosen bestand bzw. aus Spielern, die im Jahr zuvor noch bitterlich versagt hatten, zu einer verschworenen Einheit, die sich letztlich zurecht in der Spitze der Bundesliga etablierte. Platz zwei und die direkte Champions-League-Qualifikation waren der Lohn eines furiosen Jahres. Irgendwie ist es wirklich jammerschade, dass die Spielzeit nun also Geschichte ist. Auch und gerade weil es gestern noch einmal „Gänsehaut pur“ in der Arena gab.

Isoliert betrachtet waren die gestrigen 90 Minuten nicht gerade berauschend. Schalke startete gegen extrem defensiv agierende Bremer engagierter und erarbeitete sich die ersten Möglichkeiten. Nach 22 Minuten hatte die Arena den Torjubel auf den Lippen, doch Kevin Kuranyis Kopfballaufsetzer klatsche nur an die Latte. Danach verflachte die Partie zusehens. Aufregend wurde es nur noch einmal in der Schlussphase der ersten Halbzeit, als Bremens Mertesacker den aufgerückten Benedikt Höwedes sieben Meter vor dem Tor klar zu Fall brachte. Es wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben, warum Schiedsrichter Knut Kircher oder sein Assistent nicht sahen, was 61.000 Zuschauer im Stadion deutlich erkennen konnten. Vielleicht war es die Gewissheit, dass ein geahndetes Foul von Mertesacker neben dem fälligen Strafstoß auch die Rote Karte hätte nach sich ziehen müssen. Und deshalb entschied sich der Unparteiische instinktiv dazu, nichts gesehen haben zu wollen. Naja, ärgerlich – aber wirklich überraschend kommen derartige Entscheidungen in einem Saisonendspurt für Schalke ja nun auch nicht.

Zu diesem Zeitpunkt, als Schalke um die Chance auf die Führung und ein Ãœberzahlspiel betrogen wurde, stand es im fernen München bereits 2:0. Obwohl der Arena-Würfel die Zwischenstände aus der Allianz-Arena verschwieg, wusste das im Stadion jeder. Nur noch ein Sieg konnte also den Traum um sieben weitere Tage am Leben erhalten. Also machte Schalke nach dem Wiederanpfiff ein Stück weit auf und lief prompt ins offene Messer der diszipliniert agierenden Bremer. Eine Einzelaktion von Özil war es, die Schalke auf die Verliererstraße brachte. Nach gut 55 Minuten scheitert er nach einem Solo noch knapp, ein paar Umdrehungen des Minutenzeigers später belohnt er sich dann doch für eine gute Partie. Wie Slalomstangen lässt Özil die halbe Schalker Verteidigung stehen und schlenzt cool ins lange Eck zum 0:1 ein. Als dann noch kurz darauf Heiko Westermann – man muss es leider so sagen – einmal mehr katastrophal patzte und den „perfekten Pass“ auf Özil spielte, stand es auch schon 0:2 durch Almeida, der frei vor dem Tor keine Mühe hatte, den klugen Pass Özils zu verwerten. Nach 64 Minuten war der Meisterschaftstraum endgültig ausgeträumt.

Was dann aber folgte, wird einen festen Platz in allen Jahresrückblicken haben. Anstatt enttäuscht zu sein, besann sich das Publikum noch in der Sekunde der feststehenden Niederlage auf die großartige Saison und feierte die Mannschaft. Eine halbe Stunde Dauersupport für ein Team, das mit 0:2 hinten liegt und im laufenden Spiel nicht mehr viel zu zeigen hatte – das gibt es so vielleicht nur auf Schalke. Als sich dann Trainager und Mannschaft nach der Ehrenrunde in die Kabine verabschiedeten, gab es viele – mich eingeschlossen – die sich eine kleine Träne verdrücken mussten. Nicht weil die Meisterschaft verpasst wurde, sondern weil man einfach nur unendlich stolz darauf ist, ein Teil des geilsten Clubs der Welt zu sein.

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4 Kommentare zu “Irgendwie jammerschade”

  1. Blaubaeram 3. Mai 2010 um 15:51 1

    Kann mich Dir nur anschließen.!
    Zu Heiko Westermann noch eine kleine Ergänzung. Erst läst er einen leicht zu erlaufenden Ball ins Aus gehen. Folge des Einwurfs war dann der „super Pass“ mit der Hacke.
    Ich kann nur hoffen, dass Heiko Westermann in der nächsten Saison zu seiner guten Form zurückfindet und nicht weiterhin ein Risikofaktor in der Mannschaft ist.

  2. Achimam 3. Mai 2010 um 18:09 2

    Ja, schon schade und die Enttäuschung ist riesengroß, aber mal ganz ehrlich mit dem Erreichen des zweiten Platzes ist wirklich schon ein Traum in Erfüllung gegangen, den man doch zu Beginn der Saison kaum zu träumen wagte, den man vollkommen irrational mit der Person Felix Magaths verband, der offensichtlich in der Lage schien Wunder zu bewirken.
    Wer nur einen Hauch von Objektivität übrig hat, muss dass einfach sehen. Die Meisterschaft konnte gegen einen letztlich dominanten und immer stärker werdenden FC Bayern nicht gewonnen werden, vor allem auch deshalb nicht, weil Punkte bei vermeintlich schwachen Gegnern liegen gelassen worden sind, aber auch weil die Mannschaft an vielen Stellen m.M.n. mental noch nicht so drauf ist, wirklich alles Nötige (ich meine nicht alles!) zu geben um das Spiel für sich zu entscheiden.
    Ganz ehrlich, wie oft haben wir trotz des guten Abschneidens am Ende Spielanteile gesehen, die zumindest mich immer wieder zum Umschalten auf andere Partien animiert haben?!
    Die Herausforderung mit dem 2.Platz ist gross genug, da wird noch viel Arbeit ins Haus stehen um die Mannschaft zu verstärken, die Neuen in ein doch funktionierendes Team einzubauen und sie mental so fit zu machen, dass wir nicht gleich wieder aus der League herausfliegen!
    In diesem Sinne: Glück auf!
    Achim

  3. Christopham 4. Mai 2010 um 19:00 3

    Ich habe am Samstag nach dem 3:0 der Bayern auf das Schalkespiel umgeschaltet. Ich will ja keinen Wasser in eurern Wein gießen aber die Reaktion der Schalker Fans war für mich nur ein weiterer Beweis der nicht vorhandenen Siegermentalität eures Vereins. 2 Tore Rückstand, gerade gegen Bremen, sind doch zur Not auch noch in der Nachspielzeit aufholbar. Warum das Publikum sich selbst feiert statt die Mannschaft bedingungslos nach vorn zu treiben verstehe ich einfach nicht. So etwas überträgt sich natürlich sofort auf die Mannschaft bei der ich in der zweiten Halbzeit dann auch den unbedingten Willen nicht gesehen habe. Inzwischen scheint das in Deutschland ja ein allgemeines Phänomen zu sein siehe DFB Party nach der Finalniederlage gegen Spanien.

  4. matthiaßam 5. Mai 2010 um 00:35 4

    @Christoph
    Unwissend, warum Du erst das Bayernspiel gesehen hast, gebe ich Dir in den meisten Deiner Aussagen RECHT: Es war höchst peinlich, wie nach der EM in Berlin oder sonstwo gefeiert wurde. Pocher war derart schlecht, dass ich mich sogar fremdschämen musste. Die ganze Tragödie about Schalke ist genau wie Du sagst: man gibt sich einer Niederlage hin, obwohl noch genug Zeit ist, diese zu kehren. (Auch in der Nachzpielzeit)
    Warum wurde direkt nach dem ausgebliebenen Elfmeterpfiff den Bayern die Schale in den Arsch geschoben? Da stand es 0:0. Aber auch: warum blieb hier die Pfeife still? Muß nun nach einem ausgebliebenem Elfmeter die Arena HURRAAHH rufen?
    Wir haben in dieser Saison mehr erreicht als es uns zuvor möglich erschien. So können wir es genießen aber auch hassen, dass es durch -ich sage mal- merkwürdige Entscheidungen und Umstände wie immer nicht ganz reichen sollte. Das alleine bleibt doch uns überlassen und über die Überbayern lache ich schon seit Jahren.
    GLÜCK AUF, etc, und natürlich zu dieser Uhrzeit: GUTE NACHT!