Nicht alles war schlecht

22. Aug. 2010 | 4 Kommentare

Sekunden vor dem Schlusspfiff hatte Lukas Schmitz den Ausgleich auf dem Fuß. Die Schussbahn zum Tor war frei, HSV-Keeper Rost war nach seiner Parade eines Gewaltschusses von Uchida für Sekundenbruchteile aus dem Spiel genommen, der Winkel war auch nicht zu spitz, doch Schmitz verzog den Schuss und semmelte den Ball in den Hamburger Abendhimmel. Es wäre ein glücklicher Ausgleich gewesen, denn in den 90 Minuten zuvor hatte sich der HSV den Sieg redlich verdient. Mit Ausnahme der Torhüterposition hatte Schalke zum Saisonauftakt im direkten Vergleich mit dem Gegner in allen Mannschaftsteilen einfach zu wenig gezeigt, um sich einen Auswärtspunkt zu verdienen.

Nein, es war nicht alles schlecht, was der mitten im Umbruch befindliche Kader präsentierte. Die Moral beispielsweise stimmte. Anders hätte man 30 Minuten in Unterzahl gegen einen in der zweiten Halbzeit teilweise wie entfesselt aufspielenden Gegner nicht überstanden. Hamburg war beim Spielstand von 1:0 und mit dem Rückendwind der Überzahl zeitweise drauf und dran, Schalke abzuschießen. Doch Manuel Neuer, eine gehörige Portion Glück und die Hamburger Chancenschlamperei hielten den S04 im Spiel. Mehr noch: Nach 80 Minuten konnte Jefferson Farfán durch eine spektakuläre Volleyabnahme einer Rakitic-Freistoßflanke sogar ausgleichen. Da beinahe im direkten Gegenzug Ruud van Nistelrooy, der bereits Sekunden nach dem Wiederanpfiff getroffen hatte, seinen zweiten Treffer folgen ließ, blieb es jedoch nur ein kurzer Moment des königsblauen Glücks.

Beide Gegentore wurden über die rechte Außenbahn eingeleitet, auf der sich zunächst Matip, später Uchida zwar mühten, zu keinem Zeitpunkt aber ihre flinken Gegenspieler Elia und Zé Roberto stoppen konnten. Man musste kein Prophet sein, um in den letzten Wochen die Mutmaßung anzustellen, dass die rechte Außenbahn nach dem Abgang von Rafinha eine größere Schalker Baustelle sein wird. Dermaßen desaströs wie gestern musste man es allerdings auch nicht befürchten. So gerne ich den jungen Joel Matip spielen sehe, so entschieden hoffe ich, dass Magath ihn nicht noch einmal hinten rechts spielen lässt. Matip ist im defensiven Mittelfeld deutlich besser aufgehoben.

Stichwort Mittelfeld. Hier fehlt Schalke nach wie vor die Kreativität. Zwar sind insbesondere bei Ivan Rakitic einige positive Ansätze zu erkennen, doch einen echten Spielmacher kann er einfach nicht darstellen. Jermaine Jones ackerte zwar in seinem ersten Bundesligaspiel seit mehr als einem Jahr redlich und war zeitweise der aktivste wennglich auch glückloseste Schalker, doch auch er ist es nicht, der die Bälle gekonnt in die Spitze spielt. Genau deshalb hing der Schalker Sturm fast über die gesamte Spielzeit hinweg in der Luft, was insbesondere an Raul zu erkennen war.

Das positive Fazit des Samstagabends ist, dass man durchaus erahnen kann, wie diese Mannschaft in den kommenden Wochen noch zusammenwächst. Realistisch gesehen muss man jedoch feststellen, dass Schalke noch mindestens ein stabiler Außenverteidiger (auch Hao auf links kann nur eine Übergangslösung sein) und ein kreativer Mittelfeldspieler fehlt. Ich bin zuversichtlich, dass sich hier noch etwas tun wird. In Hoffenheim, wenn die Sommer-Transferliste geschlossen ist, wird sich zeigen, ob Schalke das Übergangsjahr mit dem Erreichen von höheren Zielen verbinden kann.

Mehr zum Spiel schreibt derwesten.de.

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4 Kommentare zu “Nicht alles war schlecht”

  1. Schlackesam 23. August 2010 um 18:04 1

    Dein Bericht zum Spiel ist mehr als zutreffend. Sehr realistisch sind die akuten Baustellen in einigen Mannschaftsteilen beschrieben. Einige davon sehe als Hausgemachte Probleme. Einen Rafinha hätte man meiner Meinung nach niemals davonziehen lassen. Auch wenn Felix viel Geld einsparen musste. Diesen Spieler hätte ich lieber mehr Geld zugestanden und dafür z.B. auf den Metzelder verzichtet. Wenn dieser so routiniert ist, wie vorhergesagt, dann hätte er beim zweitem Gegentor nicht sein Rückwärtslaufen kurz vor Ankommen der Ze‘ Roberto Flanke beendet und den Ball zur Ecke klären können. Sollte sich mal die Szene reinziehen.
    Hätte vielleicht die verdiente Niederlage verhindert. Natürlich hat der Felix aufgrund der früheren Misswirtschaft des MAM nicht alle seine Wunschspieler erhaschen können und vielmehr junge und talentierte Mitläufer gewonnen. Nur sollte er diesen dann auch sein vollstes Vertrauen entgegenbringen. Was bringen denn diese ständigen Wechselorgien des Kaders und der Aufstellung ? Welcher Spieler soll da Selbstvertrauen und Routine erhalten? Und dann noch Felix ständige , wenn auch berechtigte; öffentliche Aussagen über Qualitätsdefizite in der Mannschaft. Wenn ich ständig hören und lesen müsste, daß meine Fähigkeiten an der Arbeit nur Mittelmäßig seien und ich nur noch beschäftigt bin, weil sich mein Arbeitgeber, obwohl mich erst gelockt, nichts besseres leisten könne. Da würde ich auch nicht gerade zu Höchstleistungen fähig sein. Oder ?
    Also, schenken wir diesen Spielern unser vollstes Vertrauen und verlangen erst mal nicht zu viel. Mal sehen, was da wachsen kann!?
    Übrigens, der Felix ist für mich genau der Richtige um unseren Club finaziell wieder auf Vordermann zu bringen. Geben wir ihm die Zeit !

    Chiao

  2. Schalkeram 23. August 2010 um 18:08 2

    Ich würde sagen das es eher in keinen einzigen Manschaftsteil passt. Es läuft genau darauf hinaus was viele geahnt haben. Die Abwehr war ein Hühnerhaufen …..und das war noch geschmeichelt. Das Mittelfeld spielte im Prinzip den selben Ball wie immer. Keine Kreativität, keine Ideen, gefühlte 90% Fehlpässe. Mit Edu hat sich Magath mal so richtig ins Knie geschossen und Rauuuuul hat ja nicht mitgespielt ;-). Für diese Beurteilung habe ich mal meine Blau weisse Brille absetzt.
    Mein Fazit: Es kann nur besser werden. Ich habe keine Lust mir die Spiele schön zu trinken. 😉

  3. matthiaßam 24. August 2010 um 01:58 3

    Wer zum Teufel fährt mit seiner Mannschaft nach HH, bekleidet sich mit einem T-Shirt und schafft damit Unruhe? Am Spieltag! Ich kann es nicht verstehen, warum bei der Degradirung des Mr. only one Fan alle einen auf Solidarität veranststalten müssen, wo schon vorher ausgemisstet wurde. Als die Toilettenfrau oder der Hausmeister seine Papiere bekamen wurde auch nicht §17b oder §64/a-33 bemüht und auf ein T-Shirt gedruckt. Das sind alles Dinge, die an einem Spieltag NICHT zur Diskussion stehen! Unter der Woche dann aber schon! Aber; wenn andere schon keine Unruhe stifften, dann machen wir es eben mal wieder selber.
    Trotzdem: GLÃœCK AUF!!!

  4. der_padam 31. August 2010 um 14:10 4

    Der Metzelder muss sich doch in den Pass vom 2:1 reinwerfen… Zumindest sollte man das erwarten ein Marcelo Bordon hätte den locker rausgefischt… Allerdings hätte die Mannschaft auch so mit 11 gegen 10 bisschen mehr reißen müssen….