Nach Freiburg, vor Gladbach

24. Sep. 2010 | 2 Kommentare

Englische Wochen haben einen klaren Vorteil, bieten sie doch die Möglichkeit, eine Schmach zeitnah wieder vergessen zu lassen. Es war eine Schmach, die Schalke am vergangegen Sonntag gegen Dortmund erleiden musste. Da gibt es wirklich nichts zu beschönigen. Zum ersten Mal verließ ich bei einem Heimspiel das Stadion bereits vor dem Abpfiff. Und das nicht etwa in der 85. Minute, sondern bereits nach etwas mehr als einer Stunde. Die Gelb-Rote Karte gegen Plestan war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Doch auch ohne diese Karte hätte ich mir das Schauspiel nicht mehr lange anschauen können. Ich erlitt körperliche Schmerzen. Ich konnte es mir einfach nicht mehr antun und hätte jederzeit – und das ist kein Scherz – eine Wurzelbehandlung ohne Narkose bei einem Zahnarzt aus der Jungsteinzeit meiner weiteren Anwesenheit vorgezogen. Zum Glück gibt es auf dem Berger Feld sehr wenige jungsteinzeitliche Zahnärzte und so durfte ich ohne weitere „Gegenleistung“ gehen. Ãœbrigens: Dass Schalke bei einem Spiel gegen Dortmund die blutleerste Leistung seit Jahren zeigte, ist mir unter dem Strich egal. Ich halte nicht viel von dieser Derbyfolklore. Ob BVB oder Beitar Jerusalem, egal! Mir geht’s um Schalke.

Dann kam der Mittwoch und mit ihm die Gewissheit, dass es schlechter einfach nicht mehr gehen kann. Lediglich ein stabiler Seitwärtstrend wäre drin gewesen. Doch Schalke steigerte sich und ergatterte in Freiburg auf letztendlich dramatische Weise die ersten Punkte. Nicht alles war Gold was da im Breisgau funkelte, jedoch – sei es aufgrund der ins bodenlose gesunkenen Ansprüche, oder weil es wirklich so war – konnte man eine Steigerung erkennen. Zum ersten Mal stand Jurado in der Startelf und deutete an, dass er mehr sein kann als die C-Lösung nach Misimovic und van der Vaart. Befreit von der Last, auf dem Feld für die kleinen Schmankerl zuständig zu sein, spielte auch Rakitic einen soliden Ball. Eine glatte 1 wie der „Reviersport“ würde ich ihm zwar nicht geben, aber es war der erste gescheite Kick des ewigen Talents seit fast einem halben Jahr. Darauf lässt sich doch aufbauen. Ich befürchte jedoch, dass Rakitic nun genau das machen wird, was er immer macht: Einem halbwegs guten Spiel ein halbes Dutzend unterirdische folgen lassen. Doch ich bin bereit, mich positiv überraschen zu lassen.

Man könnte darüber referieren, dass Schalke in Freiburg mit einer anderen Taktik spielte als in den Partien zuvor. Die „flache Vier“ scheint vorerst Geschichte zu sein. So zumindest deutete es Felix Magath an. Wenn’s Erfolg bringt – OK! Für mich lag der Fehler in den letzten Wochen ohnehin weniger am System, als in dem Gebilde, das sich Mannschaft schimpfte.

Schalke suchte lange Zeit eine Mannschaft. Sollte sie sich am Mittwoch in Freiburg ansatzweise gefunden haben, muss sich Magath eine Frage gefallen lassen: Was zur Hölle sollte der ganze Heckmeck der letzten Wochen? Wenn ich Spieler habe, die im letzten Jahr die Shootingstars der Liga waren, und mir gleichzeitig drei gestandene Stars anlache, dann versuche ich doch von Anfang an, einen Mix daraus zu basteln. In Freiburg war es endlich soweit. Schmitz, Moritz und Matip spielten ebenso wie Jurado, Huntelaar und Raul von Beginn an. Das Ergebnis: Die ersten Punkte. Wäre das nicht auch einfacher gegangen? Wahrscheinlich nicht, denn Fußball ist mehr als eloquentes Klötzchengeschiebe am Reinartz-Taktik-Tisch.

Ich habe die Schmerzen nicht vergessen, die mir die Truppe am vergangenen Sonntag zugefügt hat. Da heilt auch ein dramatisches 2:1 in Freiburg keine einzige Wunde. Morgen gegen Gladbach erwarte ich – nein, ich fordere! – einen Sieg ohne wenn und aber. Es muss kein gutes Spiel werden, aber ich will gefälligst sehen, dass es einen weiteren kleinen Fortschritt gibt. Dass Gladbach der „angeschlagene Boxer“ sein wird, der 90 Minuten lang auf seinen Lucky-Punch warten wird, ist mir bewusst aber auch scheißegal. Wir sind Schalke, wir schauen nur auf uns! Die Zeit der Kuschelanalysen ist vorerst vorbei. Es geht aktuell in jedem Spiel nur noch um die drei zu vergebenen Punkte. Die Basis dafür wurde am Mittwoch gelegt. Morgen muss der nächste Schritt folgen.

Auf geht’s: Hauen wir die Gladbacher weg!

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2 Kommentare zu “Nach Freiburg, vor Gladbach”

  1. TobiTatzeam 25. September 2010 um 10:43 1

    Da ist aber einer agressiv! Ich hab die Schmach von Gelsenkirchen (http://blogundweiss.de/2010/09/20/die-schmach-von-gelsenkirchen/) erstaunlich gut verpackt. Freiburg war einfach wichtig. Heute gilt es allerdings: 3 Punkte und ein klarer Sieg müssen her!

    Glück Auf!

  2. holzboy 04am 25. September 2010 um 22:57 2

    Nicht weg gehauen!. Aber mit solchen Spielen kann ich leben und ich frage mich so einiges, geht es mal ein Jahr ohne Europa?.Mal ganz ehrlich wer ist nicht alles ausgepfiffen worden vor einem Jahr.Also wir verstehn schon einiges von läuft noch nicht so, man muß sich finden.Nur was denkt sich ein Spieler der echt einen sehr bescheidenen Tag hatte ,in der Kabine zu verschwinden und dann,er ärgert sich selber über das dargebrachte oder die Welt ist ungerecht, der Trainer sieht alles verkehrt oder was weiß ich was.Das es um Schalke geht im ganzen , mit kleinen und großen Gruppen kapieren die einfach nicht .Ich vermisse einen Nemec, Mulder, Wilmots,Sand,Anderbrügge und all die ungenannten die immer alles gegeben haben.Irgend was fehlt mir , nicht weil wir da unten sind oder der Fanbeauftr. gewechselt wurde ,ich kann es nicht beschreiben wir sind auf einem anderen Wege und ich hoffe das geht gut.(Gefühlsmäßig geht mir`s echt Sch..ße.).Und nun , Nürnberg haun wir weg?
    GLÃœCK AUF !.

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