Form schlägt Klasse – immer noch

10. Mrz. 2011 | 5 Kommentare

In den letzten Jahren war der Europapokal auf Schalke immer eine leicht lahme Sache. Entweder waren die Gegner nicht so der Bringer. Oder der Modus – sprich: Gruppenphase – war nicht wirklich dafür angetan, europäische Fußballschlachten zu erleben. Oder das entscheidende Rückspiel gegen einen großen Gegner in einer K.O.-Runde – sprich Porto und Barcelona – fand auf auswärtigem Rasen statt. Gestern war alles anders. Das war endlich wieder Europapokal pur. Und weil Schalke am Ende das bessere Ende für sich hatte, war es auch noch ein richtig geiler Abend.

Valencia war der große Gegner. Wie bereits im Hinspiel war der spanische Tabellendritte die technisch und zunächst auch taktisch bessere Mannschaft. Obwohl Schalke gut und flüssig begann, reichte ein einziges Tempodribbling in der 17. Minute, um die gesamte Schalker Hintermannschaft auszuhebeln. Allen voran patzte Joel Matip, der gestern nicht unbedingt einen Glanztag erwischt hatte. Ricardo Costa köpfte aus kürzester Distanz das 0:1 – für Schalke schien es der frühe Genickbrecher gewesen zu sein.

Das Team brauchte lange, um sich vor Rückstand zu erholen. Schalke fiel nicht viel ein, Valencia blieb über Konter gefährlich und zeigte eine gute Spielanlage. Kurz vor der Halbzeit erhält der S04 einen leicht schmeichelhaften Freistoß aus 18 Metern, zentrale Position. Farfán tritt an und schlenzt den Ball in den Winkel. Das 1:1 war zu diesem Zeitpunkt glücklich. Und obwohl der S04 sich wieder zurück ins Spiel gebracht hatte, hätte ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht die Hoffnung, einen großen Europapokalabend zu erleben. Zu stark war die Dominanz, die der Gast in weiten Teilen des ersten Durchgangs hatte aufblitzen lassen.

Das änderte sich in der zweiten Halbzeit. Plötzlich spielten fast alle in Königsblau mindestens zwei Nummern besser. Uchida, der im ersten Durchgang noch – gelinde gesagt – unglücklich agierte, fand ins Spiel und wirbelte zusammen mit dem durch sein Tor angestachelten Farfán ein ums andere Mal die Flügel auf. Mario Gavranovic fand seinerseits die Mittel, sich gegen die starke Innenverteidigung Valencias behaupten zu können. Und der bereits in der ersten Halbzeit bärenstarke Peer Kluge riss nun auch seine Mitspieler im Mittelfeld mit und peitsche Schalke zu einer echten Anfangsoffensive. Nach 52 Minuten wurde dieser Schwung belohnt. Escudero – gestern wieder sehr überzeugend – behauptet den Ball, flankt hoch in den Strafraum, Valencias Keeper kann nur per halbherziger Faustabwehr klären, Farfán schießt, bleibt hängen, Gavranovic drückt den Ball unter Mithilfe des Pfostens über die Linie.

Es folgte das, was einen großen Europapokalabend auch ausmacht: das große Zittern. Valencia war immer dann brandgefährlich, wenn es schnell ging. Ein paar Mal musste Manuel Neuer klären, ein paar Mal scheiterte Valencia an echt unterirdischen Torschüssen aus bester Position. Jurado wurde schlechter und schlechter, präsentierte sich irgendwann als echter Unsicherheitsfaktor, und wurde schließlich für Julian Draxler ausgewechselt. Danach wurde das Spiel wieder sicherer und Schalke begann, die Konterkarte auszuspielen.

Gavranovic hatte es in den letzten zehn Minuten gleich zweimal aus dem Fuß und scheiterte beide Male am Pfosten. Als der Druck Valencias schier übermenschlich und die Nachspielzeit schier unendlich lang erschien, klärt der eingewechselte Sarpei mit einem langen Ball, Farfán nimmt diese Vorlage auf und lässt allein vor dem Tor Valencias Schlussmann keine Chance. 3:1 in der Nachspielzeit – Wahnsinn!

Ja, es hat echt Spaß gemacht, gestern in der Arena. Natürlich war es glücklich, natürlich war Valencia objektiv betrachtet besser. Aber gestern hatten wird endlich mal wieder das „bessere Team“, das wie verwandelt aus der Kabine kam und dem Gegner zeigte, dass Rudi Assauers Worte „Form schlägt Klasse“ immer noch stimmen.

Rund um das sportliche Geschehen gab es noch das eine und andere, das Schalke aktuell auch noch bewegt, aber das war mir gestern beinahe schon egal.

Wir sind weiter! Mehr zum Spiel schreibt de „kicker“.

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5 Kommentare zu “Form schlägt Klasse – immer noch”

  1. tumulderam 10. März 2011 um 09:11 1

    „… war es auch noch ein richtig geiler Abend.“

    Ooohhh, jaaahaaa! Wie recht Du doch hast.:)

  2. Chrisam 10. März 2011 um 09:15 2

    Valencia das bessere Team? Das hab ich nicht gesehen. Das war ein 50:50 Duell auf Augenhöhe mit dem besseren Ende für uns.

  3. Emmaam 10. März 2011 um 09:45 3

    Ich finde das Valencia nur in der ersten Hälfte dominierend war, aber im zweiten Durchlauf war klar Schalke das bessere Team, auch wenn die Ballbesitzstatistik etwas anderes sagt, aber wie so oft hat diese Statistik noch nie irgendentwas ausgesagt 🙂
    Vg Emma

  4. marekam 10. März 2011 um 10:25 4

    Wir konnten froh sein, dass es nicht in die Verlängerung gegangen ist. Laut 1Live Steht im Jugendschutzgesetz (§14 Absatz 7), dass Jugendliche unter 18 (Draxler) nicht länger wie 20 Uhr arbeiten dürfen. Ausnahmen sind Veranstalltungen, da gilt es Jugendliche dürfen nicht länger als 23 Uhr arbeiten und jetzt 14 Stunden Pause haben müssen, aber nach gestern wird Magath bestimmt unserer 11 einen Tag frei geben. Das wär schon schön blöd gewesen, wenn mitten im Spiel gesagt wird, so Julian 23 Uhr ab in die Falle sonst gibbet streß mit dem Jugendamt.
    Ist ja zum Glück nochmal gut gegangen.

  5. Thimoam 10. März 2011 um 12:39 5

    @Marek: Magath hat erst zum dritten mal gewechselt als keine Verlängerung mehr möglich war .