Unerwartet starke Schalker gewinnen in Leverkusen

24. Okt. 2011 | 2 Kommentare

Leverkusen gegen Schalke – das war das Spiel zweier Mannschaften, die genau wussten, was das andere Team drauf hat, wenn man es denn lässt. Und deshalb ließ man sich gegenseitig einfach nicht und setzte zunächst auf die Karte „Absicherung“. Dass sich dennoch ein durchweg unterhaltsames Spiel entwickelte, war eine der großen Überraschungen des gestrigen Nachmittages. Die zweite große Überraschung war, dass sich Jermaine Jones zu einem der drei „Schalker des Tages“ entwickelte. „Ausgerechnet Jones“, schreibt man dann reflexartig und schämt sich, diese abgenudelte Reporterfloskel zu verwenden. Doch diesmal ist das „ausgerechnet“ gerechtfertigt. Nicht nur, dass er trotz einer viel zu frühen Verwarnung und ständiger Provokationen von Michael Ballack seine Nerven in Zaum behielt und sich eben nicht den erwarteten Platzverweis abholte. Seine Aktionen auf dem Feld waren durchweg durchdacht, gar nicht einmal so defensiv orientiert, wie man es von ihm kennt, und deshalb bildete er die Stütze, an der sich die Schalker Defensive aus- und aufrichten konnte. In dieser Verfassung gefällt mir Jones wie kaum ein anderer „Sechser“ der Liga. Leider kennt man von ihm auch ein anderes Gesicht: das der „Beleidigten Kampfleberwurst“.

Schalke gewinnt in Leverkusen mit 1:0. Das Tor für Königsblau war das Resultat einer wahnsinnigen Einzelleistung von Jefferson Farfán, der sich in der 82. Minute entschloss, den gesamten Platz im Sprint mit dem Ball am Fuß zu überqueren. Unnachahmlich, uneinholbar und letztendlich unnachgiebig schlenzte er nach seinem Sprint den Ball an Leverkusens Schlussmann Leno vorbei ins lange Eck und bei aller Freude über dieses wunderschöne Tor, kommt in mir doch auch eine große Portion Wehmut auf, wenn ich daran denke, dass Schalke schon bald auf diese großartige Waffe verzichten muss. Trikotknutscherei hin oder her…

Der dritte „Mann des Tages“ war neben Jones und Farfán zweifelsohne Joel Matip, der erneut – wie bereits in Larnaka – zusammen mit Kyriakos Papadopoulos die Innenverteidigung besetzte. Matip tat dies mit einem solch‘ großartigen Auge und einem derart gekonnten Stellungsspiel, dass „durch die Mitte“ bei Schalke so gut wie nichts anbrannte und Benedikt Höwedes, der erneut als rechter Außenverteidiger agieren musste, die Freiräume erhielt, sich gemeinsam mit Farfán immer wieder ins Angriffsspiel einzuschalten.

Das große Thema der letzten Tage war gestern gar keines: die Torwartfrage. Schalke bemühte sich sichtlich, so wenig Bälle wie möglich überhaupt auf das Tor von Lars Unnerstall kommen zu lassen und warf sich selbst in Schüsse, die man mit einem arrivierten Keeper im Rücken auch schon mal durchrutschen lässt. Bekam Schalkes „Interims-Eins“ dann doch einen Schuss auf sein Gehäuse, parierte er prächtig und strahlte Sicherheit aus.

Ein 1:0-Sieg in der Fremde ist – insbesondere wenn er erst kurz vor Schluss zustande kommt – immer ein stückweit glücklich. Sicherlich wäre ein torloses Unentschieden auch ein Ergebnis gewesen, das dem Spielverlauf entsprochen hätte. Doch Schalke war – das muss man bei allen Diskussionen um ein paar Schiedsrichterentscheidungen einfach auch mal feststellen dürfen – die Mannschaft, die mehr Struktur im Spiel hatte und mehr Akzente setzte. Den „Dreier“ hat sich Schalke mit einem unerwartet starken Auftritt verdient.

Der Blick auf die Tabelle fällt nach zehn Spieltagen erfreulich positiv aus. Weitermachen!

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2 Kommentare zu “Unerwartet starke Schalker gewinnen in Leverkusen”

  1. bluesam 24. Oktober 2011 um 11:28 1

    „Der Blick auf die Tabelle fällt nach zehn Spieltagen erfreulich positiv aus. Weitermachen!“

    Insbesondere, wo wir in der letzen Saison nach dem 10. Spieltag mit gerade mal 6 Punkten den zweitletzten Platz belegten.

  2. Rudinhoam 24. Oktober 2011 um 19:06 2

    Unentschieden werden diese Saison bei Schalke-Spielen offenbar gar nicht als Menuoption angeboten. Unter dem Strich bin ich da gar nicht unglücklich drüber. Gegen Gladbach, Leverkusen und Mainz gab es späte Schalker Führungen, gegen Wolfsburg wäre ein Punkt sicher verdienter gewesen als gegen Kaiserslautern, unter dem Strich also eher Glück als Unglück beim Unentschieden-Vermeiden. Sind die Teilnehmer bei den Fußballdeppen da eigentlich schon drauf angesprungen und tippen fleißig Unentschieden?