Schalke spielt in Sinsheim nicht gut, aber zweckmäßig

02. Apr. 2012 | 6 Kommentare

Lohnt es sich wirklich, über die 90 Minuten von Sinsheim ausführlicher zu schreiben? Ich bin mir da – ehrlich gesagt – nicht sicher. Weitestgehend im Schongang wurschtelte sich Schalke gestern in einem klassischen 0:0-Spiel (das 1:1 endete) zu einem Punkt. Dass die Zuschauer in der Sinsheimer Arena in einem über weite Phasen miserablen Match zwei gerecht verteilte Tore sahen, war hauptsächlich den Schiedsrichtern geschuldet, die bei beiden Strafstoßentscheidungen des Nachmittages zielsicher daneben tippten. Naja, wenigstens hat sich der Slapstick ausgeglichen. Dass Schalke abseits der Strafstöße die besseren Chancen hatte, die entweder von Hoffenheims Schlussmann Tom Starke oder von der Querlatte vereitelt wurden – geschenkt! Der Elfmeter für Schalke war dafür etwas hanebüchener als der für die Gastgeber. So glich sich am Ende alles aus.

Hätte man es nicht besser gewusst, man wäre auf die Idee gekommen, auf dem Platz stünden sich zwei Mannschaften nach einem 15tägigen Konditions-Trainingslager gegenüber. Beide Teams agierten extrem behäbig, suchten immer wieder den Weg „hintenrum“ und scheuten in den Zweikämpfen den letzten Einsatz. Chancen entstanden aus Fehlern des Gegners, die beste vergab Huntelaar nach knapp 20 Minuten, als er einen verunglückten Hoffenheimer Rückpass aufnahm und über Starke hinweg – jedoch auch über das Tor – hob. Schließlich fand Hoffenheim etwas besser in die Partie, erkämpfte sich die zweiten Bälle, benötigte aber dennoch ein Elfmetergeschenk (feine Schwalbe von Schipplock vor Unnerstall) um die Führung zu markieren. Unnerstall, der überraschend sein erstes Spiel nach der Verletzungspause absolvierte, war gegen den sicheren Schützen Salihovic chancenlos. Viel mehr war in Halbzeit Eins nicht los, sieht man einmal von Atsuto Uchida ab, der einen sensationell schlechten Auftritt auf den Rasen zauberte.


Man muss es der Mannschaft zugutehalten, dass sie die Partie in der zweiten Halbzeit etwas ernsthafter anging. Ohne die letzte Konsequenz zu zeigen erarbeitete man sich ab der 60. Minute ein spielerisches Übergewicht, das vor allem in einer nun verbesserten Zweikampfquote begründet war. Raúl ließ sich zunächst ins Mittelfeld zurückfallen, spielte am Schluss sogar eine Art Libero vor der Abwehrkette, konnte so aber mit seiner Übersicht ein paar gute Bälle verteilen und ordnete das Schalker Offensivspiel. Der für Uchida eingewechselte Höger sorgte zusätzlich für Sicherheit, die Schalke nun in den Spielaufbau investieren konnte. Nach einer Reihe von guten Möglichkeiten besorgte Huntelaar zehn Minuten vor Schluss vom Elfmeterpunkt den Ausgleich. Obasi, der in der Schlussphase für den zunächst agilen aber dann immer mehr überspielt wirkenden Draxler kam, war zuvor im Strafraum auf kuriose Weise zu Fall gekommen. Oder um es anders zu sagen: Es war eine nicht ganz so feine Schwalbe wie die von Schipplock im ersten Durchgang.

Das Spiel war nicht gut. Dennoch nimmt Schalke einen Punkt aus dem Kraichgau mit und darf sich nach der Gladbacher Niederlage in Hannover sogar zu den Gewinnern des Spieltags zählen. Der Abstand auf Platz vier ist auf drei Punkte angewachsen. Bei noch 18 zu vergebenen Punkten rangiert Schalke jetzt 13 Zähler vor dem fünften Platz. Das alles fühlt sich dann doch so gut an, dass man milde über das Gemurkse der ersten 45 Minuten am gestrigen Nachmittag hinwegsehen sollte.

Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“.

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6 Kommentare zu “Schalke spielt in Sinsheim nicht gut, aber zweckmäßig”

  1. leeniam 2. April 2012 um 08:21 1

    Dann will ich mir deine Aufforderung, milde zu sein, mal zu Herzen nehmen. Ansonsten hätte ich hier übel geschimpft über junge Männer mit Millionengehältern, die es nicht schaffen, zwei Mal die Woche 90 Minuten ernsthaft Sport zu treiben. Das war schon schlimm.
    Bei den Elfmetern habe ich die Sache anders herum gesehen. Unnerstall hat den Sinsheimer nicht berührt, Starke trifft Obasi am Knie (wobei „treffen“ heftiger klingt, als es war ; ).
    Ansonsten – wie fast immer – triffst du die Nägel alle aufm Kopf. Und tatsächlich wie immer eine Freude, deinen Montagsbericht zu lesen.

  2. DerGrafschafteram 2. April 2012 um 08:54 2

    KLAR, milde ist ja manchmal gut. nun denn.
    die letzten 6 spiele sollte man wieder ernsthafter angehen.
    was für ein passspiel, wer soll ernsthaft bei schalke 04 im
    kasten stehen? ich sehe, wenn auch mit einschränkungen nur
    hildebrand.

  3. HanseKnappeam 2. April 2012 um 10:03 3

    Moin
    Ich habe anscheinend das Spiel als nicht ganz so mäßig wahrgenommen wie ihr. Eventuell lag es auch daran das ich es im krassen Gegensatz zu meiner sonstigen Gefühlswelt relativ entspannt geschaut habe. Der Donnerstag in der Donnerhalle hat da wohl leichte spuren hinterlassen. Im Großen und Ganzen waren wir meiner Meinung nach deutlich näher am Sieg als die Hoppenheimer und vielleicht in diesen 90 Minuten einfach glückloser als in vielen anderen Spielen dieser Saison. Drei Punkte und Sechs Tore heißt das Gladbach mehr als 1x mehr gewinnen muss als wir, es gibt schlimmeres 🙂
    Zur Torwartdiskussion möchte ich noch sagen wir uns in dieser prekären Lage glücklich schätzen sollte auf solche Schlussmänner zurückgreifen zu können. Nichtsdestotrotz bin ich der Ansicht dass Horst Held zur nächsten Spielzeit für diese Position noch mal aktiv werden sollte. Alle vier (drei) Keeper liegen mehr oder weniger auf demselben Niveau. Leider nicht ganz so hoch wie wir es gewöhnt waren. Es gibt viele gute Torleute in Deutschland, da sollte sich doch etwas finden lassen. Da jetzt dann hoffentlich alle nicht mehr unsere „Not“ ausnutzen und reale Preise aufrufen, könnte da schon etwas möglich sein. Der 10 Millionen Mann Trapp sitzt beim Tabellenletzten ja auch nur noch auf der Bank. Nicht das ich ihn bei uns sehen wollte, aber für eventuell abgebende Vereine ein leuchtendes Beispiel.

    Glück auf von der Ostsee…

  4. Diego_04am 2. April 2012 um 13:16 4

    Bei Raúl habe ich manchmal den Eindruck, der lässt den Huub einen guten Mann sein und geht auffem Feld dahin, wo er gebraucht wird. Nach Obasis Einwechslung war er allerdings wirklich defensiver Mittelfeldspieler. Und – gemessen an seinen Kollegen – erstaunlich laufstark. Mal sehen, was uns ohne Raúl bevorsteht, wenn nächste Saison einige Spieler in der CL ihre Seepferdchenprüfung ablegen.

  5. leeniam 3. April 2012 um 01:44 5

    Was hat Huub eigentlich gegen Puki? Ich finde den Jungen deutlich besser als Marica. Er strahlt sofort Torgefahr aus. Trotzdem bekommt er kaum Einsatzzeiten.

  6. Frankam 16. April 2012 um 11:45 6

    Ja Puki ist schon ein sehr herrlicher Spieler 😉 Der macht immer Rcihtig dampf! Aber weiß man nie wirklich was er im Training macht! Vielleicht liegt es daran, das ihn der Trainer nicht gleich hinter den anderen beiden einstuft 😉