Mit Schalke nach Klagenfurt

23. Jul. 2012 | 2 Kommentare

Nach dem Trainingslager ist vor dem Trainingslager. Gerade erst ist das Team aus Donaueschingen zurückgekehrt, da laufen bei Fans und Verantwortlichen bereits die Planungen für das zweite große Trainingslager des Sommers. Vom 4. bis zum 11. August geht es nach Österreich, genauer: nach Klagenfurt, wo man am Sonntag, 5. August, auf den italienischen Champions-League-Playoff-Teilnehmer Udinese Calcio treffen wird. Der folgende Artikel richtet sich an alle, die Schalke nach Klagenfurt begleiten möchten, dort aber nicht den ganzen Tag ausschließlich am Rande des Trainingsplatzes verbringen wollen.

Meine familiären Wurzeln gründen in Gelsenkirchen und in Kärnten. Mein Papa stammt aus Rotthausen, die Mama aus dem windischen Dellach bei Egg. Zwei bis drei Mal im Jahr verbringe ich mehrere Wochen im Haus meiner in Kärnten lebenden Eltern, die übrigens eine schöne Ferienwohnung vermieten, nurmalso. Irgendwie ist das anstehende Trainingslager auch „mein Trainingslager“ und natürlich werde ich mir die Gelegenheit nicht nehmen lassen, die Blau-Weißen unter der Kärntner Sonne schwitzen zu sehen.


Mit der Wahl von Klagenfurt hat Schalke auch abseits meiner persönlichen Präferenzen eine sehr gute Wahl getroffen, denn dort wird das Team exzellente Bedingungen vorfinden. Nicht umsonst ist Klagenfurt spätestens seit der Euro 2008 ein beliebtes Trainingszentrum für Vereins- und Nationalmannschaften. Die Stadt hat aus der Not eine Tugend gemacht. Man verfügt mit dem Sportpark und dessen Zentrum, dem Wörtherseestadion, über eine erstklassige Anlage, doch der heimische SK Austria dümpelt in den Niederungen des Fußballs herum. Oder ist gerade mal wieder insolvent und muss sich neu gründen, denn das kommt in Klagenfurt gefühlt alle drei Jahre vor. So fand der Sportpark seine Nische als Trainingslagerzentrum für die die europäische Elite.

Klagenfurt ist mit knapp 100.000 Einwohnern die größte Stadt des Landes Kärnten und gleichzeitig Sitz der Landesregierung. Der schnuckelige Flughafen von Klagenfurt liegt recht zentrumsnah und ist ein Airport, wie man sich ihn wünscht: sehr klein, sehr übersichtlich, mit kurzen Wegen und massenhaft gratis Parklätzen direkt am Terminal. Autovermietungen gibt es am Flughafen einige und über ein Auto sollte man auch verfügen, wenn man im doch recht ländlichen Kärnten nicht auf einem Fleck festsitzen möchte.

Es gibt – das muss man ehrlich zugeben – schönere Orte in Kärnten als Klagenfurt, was allerdings nicht heißt, dass Klagenfurt eine hässliche Stadt ist. Abseits der Hochhaus- und kasernenartigen Genossenschaftswohnungsbauten an den Einfallstraßen bietet die Stadt einen schönen historischen Stadtkern, in dessen Zentrum sich der „Neue Platz“ mit dem Lindwurm-Brunnen befindet. Rund um den „Neuen Platz“ findet man unzählige Cafés, Bars und Restaurants, so dass man es sich nach dem Stadtbummel durch die Shopping-Meilen richtig gut gehen lassen kann. Ebenfalls einen Ausflug wert ist der am Stadtrand gelegene „Europapark“, der unter anderem das Strandbad, den Miniaturenpark „Minimundus“ (toll für Familien mit Kindern und Modellbaufreaks) sowie den „Reptilienzoo Happ“ (sehenswert für alle Altersklassen und sicherlich auch ein Ausflugsziel für Schlangenliebhaber Christian Fuchs) beherbergt. Den perfekten Ausblick über die Stadt und das Klagenfurter Becken genießt man von der Aussichtsplattform auf dem Pyramidenkogel.

Der Sportpark Klagenfurt mit dem Wörtherseestadion befindet sich im südlichen Stadtteil Waidmannsdorf, den man vom Zentrum aus in etwa 20 Fußminuten erreicht. Die sensationell schöne Arena wurde zur EM 2008 auf dem Gelände des bisherigen Stadions neu errichtet und ist das Zentrum eines Komplexes mit mehreren Trainingsplätzen, nicht nur für Fußball. Rund um die Arena ist leider größtenteils tote Hose. Wirklich sehr gut und unbürokratisch geregelt sind die Möglichkeiten von Stadionführungen. Am besten man tut sich mit ein paar Leuten zu einer größeren Gruppe zusammen und vereinbart einen individuellen Besichtigungstermin mit einem privaten Guide. Kontakt zu den Stadionführern gibt es via sportpark@klagenfurt.at.

Der Wörthersee ist der bekannteste See Österreichs. Entlang des Südufers reiht sich ein Ferienort an den anderen. Wer die landschaftlich reizvolle Süduferstraße befährt passiert u.a. die Ortschaften Krumpendorf, Maria Wörth, Reifnitz und Velden. Krumpendorf kann man links liegen lassen – da ist nicht viel los. In Maria Wörth steht eine Rast auf der Halbinsel mit der berühmten Wallfahrtskirche St. Primus und Felician an. Direkt neben der Kirche befindet sich übrigens auch eine von vielen Anlegestellen der Wörthersee-Schifffahrt. In Reifnitz stolpert man am Wegesrand über den aus Stein gehauenen Golf-GTI, der anlässlich der jährlichen GTI-Treffen aufgestellt wurde. Und in Velden – dem Nobelort am Wörthersee – kann man nicht nur in der Spielbank sondern auch in etlichen Boutiquen, Restaurants und Bars richtig viel Geld liegen lassen. Ach ja: Nur für den Fall, dass sich noch jemand an die TV-Serie der frühen 1990er erinnert: Das „Schloss am Wörthersee“ steht ebenfalls in Velden und wird – ganz anders als zu Roy Blacks Zeiten – heute auch wirklich wieder als Hotel betrieben. Für die Tour über die Süduferstraße sollte man sich – inklusive der beschrieben Stopps – mindestens zwei Stunden Zeit nehmen.

Wer etwas mehr von der weiteren Umgebung sehen möchte, der plant einen Tages- oder Halbtagesausflug. Von Klagenfurt aus geht es beispielsweise über den „Wurzenpass“ direkt nach Slowenien, wo hinter der Grenze mit dem Triglav-Nationalpark ein atemberaubend schönes Naturgebiet wartet. Außerdem kann man in Slowenien günstig tanken, gut und günstig Essen gehen und erstaunlich billige Zigaretten kaufen. Oder man fährt über die „Alpe-Adria-Autobahn“ ins ebenfalls benachbarte Italien. Wenn man will – der Name der Autobahn sagt es ja bereits – ist man in zwei Stunden in Grado an der Adria. Selbst Venedig ist nicht außerhalb jeglicher Reichweite (ca. zweieinhalb Stunden Fahrt), allerdings würde ich die Stadt in der Lagune aus geruchstechnischen Gründen nicht unbedingt im Hochsommer besuchen. Wer einfach nur den „Italien-Länderpunkt“ einsammeln möchte, biegt auf der italienischen A23 direkt an der ersten Ausfahrt in Tarviso ab. Das dürfte zwar zweifelsohne eine der hässlicheren Städte Italiens sein, aber zumindest in der Oberstadt rund um den Kirchplatz gibt es ein paar nette Bars und Pizzerien. Einen großen überdachten Textilmarkt gibt es in Tarvisio auch noch, mit jeder Menge Zeugs aus Leder.

Doch man muss nicht unbedingt nach Slowenien oder Italien hüpfen. Auch auf österreichischer Seite gibt es rund um Klagenfurt tolle Ausflugsziele für große und kleine Trips. So sollte ein Ausflug nach Villach, „Kärntens heimliche Hauptstadt“ (keine 25 Autominuten entfernt), immer drin sein. Ein absoluter Pro-Tipp für jeden, der die Hochalpen kennenlernen möchte ohne dafür selbst kraxeln zu müssen, ist die Fahrt über die „Nockalmstraße“. Dafür sollte man dann allerdings schon einen ganzen Tag einplanen und sich vom Schalker Trainingslager loseisen – aber es lohnt sich wirklich! Weitere Ausflugsziele sind die benachbarten Badeseen: der Faaker See (bekannt durch das jährliche Harley-Treffen) und der Ossiacher See. Wer indes selbst in Österreich nicht auf Bergbaugeschichte verzichten möchte, der besucht das Schaubergwerk „Terra Mystica“ in Bad Bleiberg (ca. 45 Minuten Pkw-Minuten von Klagenfurt entfernt) und fährt unter Tage.

Soweit mein kleiner Reiseführer. Weitere Fragen beantworte ich gerne in den Kommentaren. Und ansonsten gilt: Man sieht sich in Klagenfurt! Mich würd’s freuen.

Abgelegt unter Reisen bildet,Schalke

2 Kommentare zu “Mit Schalke nach Klagenfurt”

  1. dergrafschafteram 23. Juli 2012 um 14:46 1

    ein schöner, appetitanregender aufruf, in kärnten
    urlaub zu machen.ich fahr auf jeden fall mal hin.
    hoffentlich lesen`s die spieler nicht. sie habe lange genug
    urlaub gehabt….
    glückauf

  2. Carlitoam 24. Juli 2012 um 09:04 2

    Man, wenn ich das so lese, möchte ich am liebsten direkt wieder in Urlaub fahren! Danke für die schönen Einblicke in und um Klagenfurt! 🙂