Kühle Schalker bezwingen die Hölle

19. Sep. 2012 | 15 Kommentare

Letztendlich war’s souverän. Schalke gewinnt erstmals ein Champions-League-Auftaktspiel und macht sich dabei selbst das Leben schwer. Denn sowohl Tranquillo Barnetta als auch Klaas-Jan Hunterlaar verpassten es zum richtigen Zeitpunkt, den Sieg vorzeitig einzufahren. So musste man bis zur 94. Minute bangen, ob Olympiacos nicht vielleicht doch der „Lucky Punch“ gelingt. Er gelangt nicht. Wie gesagt: Letztendlich gewann Schalke souverän.

Huub Stevens‘ Startaufstellung war ein Fingerzeig in Richtung der Breite und der Qualität des Kaders. Er verzichtete im Gegensatz zum Spiel in Fürth auf Draxler und Afellay, vertraute stattdessen auf (überraschend) Barnetta und (weniger überraschend) Farfán. Eine Maßnahme, die sich nach einer holperigen Anfangsphase auszahlte. Denn mit Jefferson Farfán, der immer mindestens zwei Gegenspieler auf sich zog und damit auch binden konnte, und Barnetta, der vor allem defensiv einen sehr guten Eindruck hinterließ, dabei aber alles andere als offensivfaul war, gewann Schalkes Spiel nach und nach an Struktur. Als die erste halbe Stunde absolviert war und Schalke einen Schockmoment in der Startphase, als Papadopoulos für den geschlagenen Unnerstall retten musste, überstanden hatte, war es das Spiel des S04.

Insbesondere in der Schlussphase der ersten Halbzeit konnte man dabei zusehen, wie das Zusammenspiel an Präzision gewann. Der etwas zufällig zustande gekommene (reguläre) Treffer von Papadopoulos wurde zwar noch (irregulär) abgepfiffen. Doch kurz darauf war Benedikt Höwedes zur Stelle und köpfte die Führung heraus, an der selbst ein überflüssiger UEFA-Torrichter nichts mehr zu mäkeln hatte.


Im zweiten Durchgang ließ Schalke erfolgreich die Luft aus dem Spiel, ließ sich nicht mehr auf die die erste Halbzeit prägenden giftigen Mittelfeldscharmützel ein und kontrollierte das Geschehen. Bis zu einem von Lars Unnerstalls fatalen Abstößen, der direkt im Konter durch Piräus mündete, den Abdoun nach einer weiteren Verkettung unglücklicher Umstände erfolgreich zum 1:1 abschloss. Es hätte der Knackpunkt im Spiel werden können, wäre Klaas-Jan Huntelaar nicht im Gegenzug die neuerliche Führung gelungen. Als dann – wieder nur wenige Augenblicke später – Huntelaar nach einem Foul an Barnetta zum Elfmeter antrat, hätte das die Entscheidung sein müssen. War’s aber nicht, wie bereits kurz vor dem 1:1, als Barnetta aus kaum mehr als fünf Metern vor dem leeren Tor scheiterte.

Trotz all‘ dieser verschmerzbaren Nackenschläge ließ sich Königblau nie wirklich beirren und spielte den Stiefel weiter herunter. Ohne dass ein Akteur auf Seiten der Gäste eine Glanzleistung abrufen musste gelang es weiterhin, den Gastgeber aus der Partie herauszuhalten. Piräus verlagerte sich auf verzweifelte lange Pässe, die Schalke vor keine echten Probleme stellte. Die Hölle von Piräus stellte sich so als ein zwar heißer aber mit der richtigen Sonnenschutzcreme doch erträglicher Ort heraus.

Natürlich hätte es auch schief gehen können. Natürlich kann einem Gegner jederzeit ein Treffer gelingen. Aber Schalke machte gestern in Griechenland dann eben doch so viel richtig, dass sich die Sorgenfalten auf meiner Stirn in Grenzen hielten. Der Auftakt in die Champions-League 2012/2013 ist gelungen. Viel mehr wird vom gestrigen Abend nicht hängen bleiben, weil Schalke clever genug war, das Spiel nicht zu dem erregten Ereignis werden zu lassen, in dem Olympiacos vielleicht bessere Chancen gehabt hätte.

Mehr zum Spiel schreibt die Süddeutsche Zeitung.

Abgelegt unter Schalke

15 Kommentare zu “Kühle Schalker bezwingen die Hölle”

  1. Thomasam 19. September 2012 um 09:08 1

    Möchte hier mal etwas trauriges loswerden:

    Ich war gestern Abend in Göttingen auf der Suche nach einer Skybar unterwegs, in der ich das S04-Spiel oder zumindest Konferenz schauen konnte. In den ersten 4 Bars wurde ausschließlich Dortmund gezeigt, in der 5. (in der ich dann, auch aus Zeitmangel, blieb) lief auf 3 von 10 Fernsehern Konferenz und auf 7 von 10 Fernsehern das Dortmund-Spiel (Ton von dort ebenfalls). In der dritten Bar hörte ich zudem hinter mir Gelächter, nachdem ich die Bar wieder verlassen hatte: „Der will im Ernst Schalke gucken, haha.“

    Wäre mir das in Dortmund passiert, hätte ich gesagt ok, aber wir reden hier von einer beschaulichen Studentenstadt in Südniedersachsen…

    Traurig, nicht?

  2. RWDJojoam 19. September 2012 um 09:35 2

    @Thomas
    Das ist in der Tat traurig!!! Ich finde die Studenten sollen lieber mal am Dienstagabend lernen, statt sich Anzug-Kloppo und seine missratenen Kinder anzuschauen.

  3. Matthiasam 19. September 2012 um 09:53 3

    @Thomas: Traurig, naja. Ärgerlich schon eher.

    Zur (Rest-)Ehrenrettung der Wirte füge ich an, dass eine Sky-Linzenz im Gastro-Bereich mehrere tausend Euro im Jahr kostet. Diese Kosten müssen irgendwie wieder hereingeholt werden. Wenn die Wirte meinen, es gelingt ihnen mit BVB-Spielen leichter, dann wird es vielleicht auch so sein. In eine Kneipe, die am Schalke-Spieltag nicht Schalke zeigt, würde ich allerdings nie wieder einen Fuß setzen, selbst wenn es meine Stammpinte wäre. Ich bin da genau so drauf wie Herr Wieland.

    Ein Tipp für alle, die nicht in heimischen Gelfilden, sondern bspw. auf Geschäftsreisen nach einer verlässlichen Schalke-Kneipe suchen: Fragt bei den örtlichen Fanclubs nach! Die wissen, wo man hingehen kann! Vor jedem Spieltag erreichen mich (Schriftführer des Fanclubs in Münster) mehrere Anrufe mit genau dieser Frage. Und immer schicke ich die Anrufer in die „Loge“ (Diepenbrockstraße 30), in der ich zwar selbst höchst selten bin, von der ich aber verlässlich weiß, dass dort Schalke gezeigt wird. In deinem Fall hätten dir die „Göttinger Knappen“ sicherlich weiterhelfen können.

  4. Rudinhoam 19. September 2012 um 09:54 4

    Seht es mal so: Im Frühjahr wird sich Borussia Dortmund wieder ganz selbstverständlich auf die Bundesliga konzentrieren (müssen).

  5. Jochenam 19. September 2012 um 13:02 5

    Schalkes Auftritt in Piräus war unglaublich stark, weil sich die Jungs nie aus der Ruhe bringen ließen. Ich kann mich gar nicht erinnern, unsere Mannschaft jemals so souverän gesehen zu haben, selbst bei dem legendären 5:2 in Mailand nicht. Diese Saison könnte eine ganz besondere werden …

  6. Hendrikam 19. September 2012 um 13:04 6

    Die Wirte wissen halt, dass der BvB auf internationalem Parkett nichts holt und spekulieren daher auf die Frustsauf-Einnahmen 😉

  7. Matthiasam 19. September 2012 um 13:14 7

    Jetzt mal wieder ernsthaft: Wenn ich mich so im Freundeskreis (Schalke) umsehe, dann hat fast jeder von uns entweder selbst Sky oder kann als „Sky-Nomade“ irgendwo unterschlüpfen. Logisch, Schalke spielt seit mehr als einem Jahrzehnt regelmäßig international, da haben sich „Strukturen“ beim gemeinsamen Fußballschauen in der Woche entwickelt. Vielleicht ist es ja so, dass die Fans aus Dortmund hier nach ihrer langen Durststrecke noch nicht so gut versorgt sind. Dann kommen natürlich noch die „Eventies“ dazu, die das Werder-Bremen-Trikot in den letzten Jahren gegen ein Schwarz-Gelbes getauscht haben, und schon sind die Kneipen voll. Denn völlig ohne Grund schalten die Wirte nicht auf BVB-Ajax. Die haben ihre Erfahrungen und müssen um jedes verzapfte Bier kämpfen.

  8. Jochenam 19. September 2012 um 13:27 8

    So ist es, Matthias, kann ich nur bestätigen. In meiner Hamburger Stammkneipe wurden gestern beide Spiele in zwei Räumen gezeigt. Wobei der BVB-Raum zur Ãœberraschung von uns Schalke-Fans deutlich voller war. Doch wenn man sich die einzelnen Leute angeschaut hat, konnte man sehen, dass es die gleichen waren, die früher immer Bayern geguckt haben. Das Treue-Potenzial ist unter Fußballfans allgemein nicht so stark wie bei Schalkern, hab‘ ich das Gefühl.

  9. Malaoshiam 19. September 2012 um 16:15 9

    Um dem Ärgerlichen auch mal etwas Erfreuliches entgegen zu setzen: Wir hier im Süden in Böblingen (450km von GE wech) haben gestern das Spiel in einer Kneipe mit zwei Bildschirmen gesehen; auf dem einem lief die Konferenz, auf dem anderen unser Spiel 🙂 Wir kommen regelmäßig, und das immer im Trikot, immer sind so 5-10 von uns da. Deshalb gibt’s seit neustem sogar als Krönung Veltins für uns!

    Das alles bestätigt Matthias‘ These. Mit unserer Fern-Unterstützung gewinnen nicht nur unsere Jungs, sondern wohl auch unser Wirt.

  10. Rudinhoam 19. September 2012 um 16:42 10

    Hat irgendwer eine Idee, in welcher Kneipe unweit der Veltinsarena am Samstag die erste Halbzeit Preußen Münster gegen Arminia Bielefeld gezeigt wird? Würde mich dafür interessieren…

  11. Carlito69am 19. September 2012 um 21:02 11

    @Rudinho: Läuft die im WDR? Dann sollte es ja kein Problem finden, ne Kneipe zu finden, die das einschaltet, wenn sie nen Fernseher hat, oder?

    Hier: http://www.pannhuette.repage3.de/ könnte es gezeigt werden. Is zwar ne Schalke-Kneipe, aber nen Versuch wert, da anscheinend generell Fußball-verrückt 😉 . Ist allerdings 15-20 Minuten zu Fuß von der Arena entfernt.

  12. Daniel Ku.am 20. September 2012 um 09:42 12

    Seit wann wird denn Drittliga-Fussball live im Fernsehen gezeigt?

  13. Clausam 20. September 2012 um 09:53 13

    Naja, BVB-Ajax klingt auch besser als Piraeus gegen Schalke, da wird jeder neutrale Zuschauer eher zum ersten Spiel tendieren. Ich nehme mal an, dass die Anzahl der S04 und BVB Fans in den meisten Städten fast gleich sein dürfte, auch wenn durch die letzten Meisterschaften der BVB eher mehr Fans hinzugewonnen haben dürfte als S04.

  14. Matthiasam 20. September 2012 um 10:14 14

    Live-Übertragungen aus der Dritten Liga gibt es bereits seit der Einführungen derselben. Die Sender der ARD haben dafür und für die Kurzberichte die TV-Rechte vom DFB erworben. Insbesondere der MDR, der NDR und der WDR haben in den letzten Jahren immer mal wieder Topspiele und Derbys live gezeigt.

    Erst am vergangenen Wochenende kam es zudem zu einem interessanten Experiment: Die zeitgleich stattfindenden Spiele der NRW-Vereine Münster. Bielefeld und Aachen wurden im Internet auf sportschau.de in drei Live-Streams gezeigt. Es war ein Testballon für eine etwaige weitere Live-Versorgung über das Internet. Wer weiß: Vielleicht wird die 3. Liga schon bald zur „Internet-TV-Liga“? Ich fände es klasse und mir leuchten die Augen, wenn ich mir den Technologiesprung und die zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten für die Vereine vorstelle, der mit einem (oder mehreren) regelmäßigen Internet-TV-Ãœbertragungen einher geht. Ich bin gespannt wohin die Reise geht.

  15. RWDJojoam 20. September 2012 um 12:33 15

    @Rudinho
    Destille in Buer (Straßenbahnhaltestelle 302 – Buer Bergmannsheil)
    Beim letzten Heimspiel waren die TV-Geräte aus. Auf Nachfrage wurde jedoch die Konferenz der 2. Liga angeschaltet. Könnte dort also auch mit WDR klappen.
    Fußweg zum Stadion (über Trainingsgelände) von dort ca. 15 Minuten (man kann auch nen Wegbier mitnehmen 😉 )