Schalke versagt im Kollektiv

24. Sep. 2012 | 22 Kommentare

Als ich am Samstag kurz nach dem Abpfiff die Arena verließ, wollte ich meinen Ohren nicht trauen: „So ein Scheiß! Nach so einer geilen ersten Halbzeit!“, haderte der eine. „Unnerstall hat uns im Alleingang die drei Punkte gekostet!“, schimpfte ein anderer. „Draxler ist viel zu grün!“, wetterte der nächste. Später – im Fanbus zurück nach Münster – sah ich mich dann plötzlich ebenfalls Diskussionen ausgesetzt, in denen Schalke eine gute erste Halbzeit gespielt und anschließend durch die Schuld einzelner verloren haben soll. Im Normalfall werfe ich mich dann wie eine Löwin vor ihre Brut und versuche die Mannschaft zu verteidigen. Vorgestern hatte ich dazu nicht die rechte Lust. Denn natürlich war es ernüchternd, was Schalke gegen Bayern gezeigt hatte. Dennoch sehe ich keinen Anlass für eine Sündenbock-Diskussion.

Schalke gegen Bayern machte deutlich: Bayern ist besser als Schalke. Punkt. Sie haben den klar besseren Kader, die besseren Einzelspieler, zeigen den besseren Fußball und verwerten ihre Chancen besser. Das konnte jeder der es wollte schon beim Stand von 0:0 sehen, auch wenn Schalkes ordentliche zehn Minuten vor der Halbzeitpause etwas Sand in die Augen streuten. Natürlich kann beim Stand von 0:0 jederzeit ein Tor für das schwächere Team fallen. So etwas kommt häufig genug vor, aber am Samstag hatte ich zu keinem Zeitpunkt ernsthaft das Gefühl, als könne es wirklich passieren. Als Bayern kurz nach dem Wiederanpfiff durch einen Doppelschlag das 2:0 herstellte, hatte sich auch die Hoffnung darauf zerschlagen.

Woran lag es, dass dieser deutliche Unterschied am Samstag zu Tage trat? Es auf die „Einstellung“ zu schieben greift in meinen Augen zu kurz. Glaubt denn tatsächlich jemand, dass ein Trainer sein Team vor einem Spiel gegen die Bayern gesondert motivieren muss? Dass da Spieler in der Kabine sitzen, die nicht darauf brennen, dem Dauerfavoriten ein Bein zu stellen? Trotzdem ist eine Niederlage, die derart hilflos daherkommt, auch eine Niederlage des Trainers. Denn Schalke agierte letztendlich mit zu viel Respekt und wollte so verhindern, den Bayern in die gezückte Klinge zu laufen.

Das offenbarte sich bereits in der Aufstellung, die erneut Benedikt Höwedes für Atsuto Uchida vorsah. Was in den letzten Partien noch leidlich funktionierte, hatte diesmal fatale Folgen. Denn Höwedes ist kein Außenverteidiger. Ihm fehlt es an der Grundschnelligkeit, die es braucht, um mit Jefferson Farfán im Offensivspiel zu rochieren. Natürlich ist Höwedes defensiv sehr viel stärker einzuschätzen als Uchida. Aber rechtfertigt es diese defensive Sicherheit, eine der stärksten Offensivoptionen, die Schalke mit Farfán in seinen Reihen weiß, zu verschenken? Ich denke nicht.

Dennoch war es Farfán, der sich in seiner Not häufig in die Mitte treiben ließ, der die nennenswertesten Schalker Angriffe initiierte und zweimal zum Abschluss kam. Klaas-Jan Huntelaar mühte sich zwar redlich, bot sich an und ließ sich ins Mittelfeld zurückfallen, doch vor dem Tor erreichte ihn kein Ball.


Dass das so war, dafür sorgten die Bayern mit einem sehr guten Verschieben im Mittelfeld. Sobald Schalke im Ballbesitz war zogen die Gäste das Netz zu. Weder Lewis Holtby noch Julian Draxler gelang es, dieses dichte Bollwerk zu durchdringen. Der Rest des Teams war zu sehr mit defensiven Gedanken beschäftigt, als sich mit dem Spielaufbau zu plagen. So fielen die Tore wie sie eben fallen, wenn ein Team das andere dominiert. Das 1:0 war das Resultat eines schönen und auch körperlich mit dem richtigen Durchsetzungsvermögen gespielten Spielzuges von Kroos und Müller. Das 2:0 resultierte aus der schieren Unfähigkeit Schalkes, den Ball sauber aus der Abwehr nach vorne zu spielen. Eigentlich längst geklärt landete das Spielgerät nach einem Fehler im Spielaufbau auf der Außenbahn bei Müller, der sich im 1:1-Spiel zunächst gegen Fuchs und dann gegen Draxler durchsetzte, um den Ball aus spitzem Winkel zur Entscheidung einzuschlenzen. Alles was danach folgte war eine beinahe schon perverse Demonstration der bayerischen Stärke, dargestellt durch minutenlangen Ballbesitz im Mittelfeld, den Schalke demoralisiert und beinahe dankbar zuließ, um den Nachmittag nicht gänzlich zum Debakel werden zu lassen.

Mund abwischen, weitermachen. Dass Bayern für Schalke nicht der Maßstab sein kann, hat man am Samstag gesehen. Wie bereits in der vergangenen Saison geht es für die Königsblauen darum, gegen die mittleren und kleinen Teams zu punkten. Ob die Münchener ihre Dominanz, die sie in der Arena zeigten, über eine volle Spielzeit beibehalten werden, steht in den Sternen. Vielleicht – ganz sicher sogar – werden auch sie irgendwann schwächeln und Punkte liegen lassen. Und ebenso vielleicht – ganz sicher sogar – wird die junge Schalker Mannschaft uns schon bald wieder mit schönen Spielzügen und tollen Toren beglücken. Das heißt allerdings keinesfalls, dass Schalke nicht Lehren aus dem uninspirierten Auftritt ziehen muss.

Die Suche nach dem Sündenbock, die für viele in der ersten Erregung am Samstagabend begonnen hat, bringt uns jedoch nicht weiter. Schalke hat gegen Bayern nicht durch Fehlleistungen einzelner, sondern im Kollektiv versagt.

Mehr zum Spiel schreibt die „Rheinische Post“.

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Mit Dank an Bene (@schalkerfuchs) für das Foto aus dem Süden.

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22 Kommentare zu “Schalke versagt im Kollektiv”

  1. derfrafschafteram 24. September 2012 um 09:56 1

    kumpel-und malocherclub? schalke, wir leben dich?
    das muss man dann auch mal der 1.mannschaft sagen.
    von kampf und einsatz habe ich garnichts gesehen, eine große
    frechheit, was sie angeboten haben.
    einzig jeff farfan und m.e. holtby haben was versucht.
    das rechtfertigt nicht solche hohen eintrittspreise. schon garnicht
    die millionengehälter.
    wo war der kapitän? was ist mit matip, fuchs und unnerstall los?
    nachher ,im tv sah man beim 2.treffer von müller,das 2 rote
    und 5 oder 6 von unseren im 16er waren. warum macht keiner was?
    anständig:wenigstens holtby entschuldigt sich.
    wir haben doch gute spieler , die auf ihren einsatz warten,
    ushida, metzelder, escudero…
    oh mann.

  2. toms3nam 24. September 2012 um 12:33 2

    Nicht nach dem Sündenbock zu suchen, alles aufs „Kollektiv“ zu schieben, bringt Schalke null weiter.
    Es läuft wieder darauf hinaus sich gegen Teams aus dem oberen Drittel spielerisch zu ergeben und den Rest im besten Falle mit der Qualität der einzelnen Spieler nieder zu ringen.
    Von Teamstärke keine Spur. Wie letztes Jahr halt. Huub déjà-vu.
    Vielen reicht’s („Haben doch gewonnen.“, „Sind doch 3. geworden.“), ich selbst erwarte von dieser Millionentruppe, die bis auf eine Position (Holtby->Raul, Neustädter spielt besser als so manch Alteingesessener) unverändert geblieben ist, einfach mehr.
    Und mit mehr meine ich nicht zwangsläufig einen Platz besser oder noch mehr Tore gegen Teams mit Abwärtstrend, sondern ein Konzept beim Spielaufbau, Automatismen.
    Auch dann kann man immer noch Spiele verlieren, jedoch weil der andere wirklich besser war und nicht, weil man beim Angriff nicht wusste, was man mit dem Ball anfangen kann, außer sich fest zu laufen.

  3. wilboram 24. September 2012 um 13:05 3

    Die ganze Abwehr stabiler machen, würde auf jeden Fall ein Torwartwechsel. Punkt.

  4. Daniel Ku.am 24. September 2012 um 13:15 4

    Es war wie beim letzten Mal: Das Kaninchen vor der Schlange!!!
    Klar kann man gegen die Bayern spielerisch nicht mithalten, aber dass in so einem Spiel Jermaine Jones keine gelbe Karte kassiert, sagt schon einiges über die kämpferische Einstellung an diesem Tage aus!

  5. Stollengewitteram 24. September 2012 um 13:20 5

    Ich habe mir gestern Liverpool-ManU angeschaut, vom Kräfteverhältniss sicher vergleichbar mit Schalke-Bayern. Am Samstag hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl das sich Schalke tatsächlich für das Spiel was vorgenommen hat, bei Liverpool-trotz 1 Mann weniger auf dem Feld schon. Mir kommt Mannschaft und Trainer bei deinem Kommentar viel zu gut weg, das war einfach nur kläglich.

  6. Matthiasam 24. September 2012 um 13:21 6

    Die ganze Abwehr stabiler machen, würde auf jeden Fall ein Torwartwechsel.

    Den Torwartwechsel gab es doch schon. Vor der Saison. Kann Unnerstall etwas dafür, dass Hildebrand sich im Training an einem Plastikmännchen verletzt?

    Abgesehen davon sah ich unsere Abwehr am Samstag nicht so unsicher. Das 1:0 war ein toller Spielzug der, wenn er unseren Jungs gelingt, hoch gelobt und als kaum zu verteidigen gepriesen wird. Das 2:0 – ja – das war scheiße. Allerdings kann der Torhüter nichts dafür, wenn sich erst der Außenverteidiger tunneln lässt und dann der aufstrebende Mittelfeldstern einen Schritt zu spät kommt.

    Mir kommt Mannschaft und Trainer bei deinem Kommentar viel zu gut weg.

    Da kannst du Recht haben. Allerdings widerstrebt es mir, eine Mannschaft und/oder einzelne Akteure nach einem – zugegeben sehr schlechten – Spiel unangespitzt in den Boden zu rammen. Dass heißt nicht, dass ich diejenigen verurteile, die es tun. Nur meine Art ist es eben nicht.

  7. HanseKnappeam 24. September 2012 um 13:51 7

    Es ist immer schwer zu beurteilen. Spielt man selber einfach schlecht oder ist man schlecht weil der Gegner zu gut war und einfach nicht mehr zugelassen hat ? Die Minuten 35 bis 45 waren am Samstag die einzigen die den Ansprüchen aller genügen können. Hier sah man, das der Gegner nicht übermächtig oder unbezwingbar war. Das was dann aber kam, hätte ich so nicht erwartet.
    Wenn ich mal eine alte Fussballfloskel (frei) bemühen darf: Man kann verlieren nur das WIE ist entscheidend. Im Gegensatz zu vielen andern waren meine Erwartungen für dieses Spiel allenfalls zurückhaltend optimistisch. Hinterher war ich fast eine Stunde alleine spazieren um mich irgendwie zu beruhigen. Nicht das ich wütend war oder mehr als sonst geschimpft hätte… Ich war enttäuscht, schlichtweg enttäuscht!
    Das war nicht das Produkt eines missglückten Abschlags. Auch ein kläglich vergebener Konter scheint da nicht die Ursache für zu sein. (An das eine habe ich mich schon fast gewöhnt und das andere kann ja mal passieren). Es ist die Gewissheit das sich in den letzten Jahren nicht allzu viel geändert hat. Die Bigpoints werden verpasst! Irgendwo, vielleicht sogar hier, habe ich vor einiger Zeit gelesen das Mannschaften/Vereine ein Image oder Fluch über Generationen hinweg immer wieder bestätigen. Andere Spieler, andere Trainer aber die gleichen Symptome. Vielleicht war es das, was meine Enttäuschung hervor gerufen hat. Die Gewissheit, dass manche Dinge sich leider nicht ändern.
    Nichtsdestotrotz freue ich mich wie wild auf Dienstag, die Arena und den bedingungslosen Support der Kurve. Gerade deshalb bin ich Schalker von ganzem Herzen. Da kann ein Sieg oder eine Niederlagen nur kurz etwas ausrichten… Nur gaaaaanz kurz !

    Glück auf !

  8. Matthiasam 24. September 2012 um 14:07 8

    Ich nochmal, zum Vorwurf der ausgelassenen Bigpoints, der ja nicht erst seit Samstagabend die Runde macht.

    Ja, da ist natürlich etwas dran! Das kann und will ich auch gar nicht schönreden oder relativieren. Mir fällt aber – als kleines Kuriosum – auf, dass Schalke, ganz anders als früher, seit geraumer Zeit die Punkte gegen die „Kleinen“ und „Mittleren“ zuverlässig holt. Kommt es mir in der verklärenden Rückschau nur so vor, oder gab es früher nicht viel häufiger diese Spiele, in den Schalke die Bayern oder auch Dortmund mit begeisternder Leidenschaft aus der Arena peitschte, um dann am darauffolgenden Spieltag in Freiburg, Rostock, Cottbus etc. böse unterzugehen?

    Und dann noch ein kleiner Seitenhieb in Richtung Fankurve: Wir haben es jetzt zweimal in Heimspielen versucht, die Bayern dadurch zu schwächen, indem wir ihren Torhüterangestellten ausgepfiffen haben. Das Resultat ist bekannt. Ich persönlich fänd’s echt knorke wenn man beim nächsten Mal wieder die eigene Mannschaft supporten würde.

  9. Stollengewitteram 24. September 2012 um 15:18 9

    @Matthias Wars wirklich so schlimm mit dem Fokus auf den Ex-Torhüter? War nicht vor Ort und habs bei der Skyübertragung als gar nicht sooo gravierend empfunden.

    Bin grundsätzlich auch nicht dafür Mannschaft und Trainer nach jedem verlorenen Spiel vor den Teambus zu werfen aber die Einstellung unserer Truppe hat mich doch sehr enttäuscht-das hat für mich erst in zweiter Linie was mit Klasse zu tun.

    Und ja es ist tatsächlich so-hätten wir 2001 und 2007 die Spiele gegen die Kleinen gewonnen wie es z. B. im letzten Jahr der Fall war, sähe unser Briefkopf jetzt anders aus.

    Müssen wir uns nun damit abfinden das deutsche Valencia zu sein?

  10. TobiTatzeam 24. September 2012 um 15:26 10

    Ich kann mich Matthias nur anschließen: Ruhe bewahren! Wir haben gegen einen Titelkandidaten schlecht gespielt und verdient verloren. So what?!? Natürlich bin auch ich enttäuscht. Natürlich kann auch ich mal wieder einen Sieg gegen die ärgsten Rivalen gebrauchen!
    Aber hier wieder so Floskeln wie Millionentruppe etc. in die Runde zu werfen, finde ich persönlich arg populistisch.
    Schalke hat bisher eine gute Saison gespielt. Jetzt stellen die meisten wieder den kompletten Saisonstart in Frage. Kann ich nicht nachvollziehen!

  11. Matthiasam 24. September 2012 um 15:47 11

    @Stollengewitter: Nicht ganz so schlimm wie beim ersten Mal, aber dennoch eindeutig viel zu nervig. So sehr ich die Reaktion beim ersten Mal noch verstehen konnte, so sehr ödet sie mich mittlerweile an. Wären die Neuer-Pfeifer wirklich kreativ, veranstalteten sie wortlos eine Choreo auf der sein Eckfahnen-Jubel zu sehen ist. Das wäre eine wirkliche Stichelei. Durch Pfiffe adelt man ihn in den Augen der Bayernfans doch nur. Krass ausgedrückt: Wir Schalker haben mit unserer Reaktion auf Neuer mehr für dessen nahtlose Integration in München getan, als er selbst es jemals hätte tun können.

    Ich kann ja generell – auch anhand der eigenen Seele – nachvollziehen, warum die Fans immer noch enttäuscht und wütend sind. Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Denn es geht gar nicht darum, dass er gewechselt ist (das ist ein Thomas Linke auch und der wurde auf Schalke mit „Fußballgott“-Sprechchören begrüßt), sondern um das wie. Das hat Markus sehr schön im „Schalker Megafon“ beschrieben.

    Nur irgendwann muss auch mal Schluss sein. Irgendwann muss auch der letzte zu Tode betrübte und wütende Schalker verstehen, dass es nichts bringt, einen Spieler der gegnerischen Mannschaft auszupfeifen, der mit einem Großteil unseres Kaders persönlich befreundet ist. Naja, noch ist es offensichtlich nicht soweit. Vielleicht erleben wir es aber noch, dass unsere Kurve bei einem Spiel gegen Bayern wieder das eigene Team unterstützt. Schön wär’s.

  12. Stollengewitteram 24. September 2012 um 15:53 12

    d‘ accord vom ersten bis zum letzten Satz 🙂

  13. holzboy 04am 24. September 2012 um 17:41 13

    Kuscheln ist angesagt und nicht die Wacht.(der DFB läßt grüßen).
    Ohne Zweifel kann man verlieren aber nicht zum Xten male im
    selben Stile. Vollmundig ins Spiel gehen mit viel bla,bla und danach
    das selbe ,kein Zugriff,Reaktion zeigen,Eur.Spitzenmanschaft.Ne ganz einfach,das war Eunuchen Fußball,jeder5 oder mehr Meter weg.
    Demnächst sag ich meinem Chef nach der 5ten ,das wars für Heute
    die Kohle krieg ich eh ,auf die Arbeit hab ich keinen Zugriff!.

    glück auf

  14. toms3nam 24. September 2012 um 17:56 14

    @Tobi
    „Schalke hat bisher eine gute Saison gespielt.“
    Definiere bitte gut.
    Ergebnisse stimmten, ja, das Zustandekommen war doch kein Mal wirklich überzeugend. Glaube die Schalker Seele vergisst schnell, wie man sich während der Spiele geärgert und gezittert hat und wie erleichtert man nach einem Tor gegen einen Abstiegskandidaten jedes mal war.
    „Millionentruppe“ steht für ein Team, was gespickt ist mit Nationalspielern, die entsprechend sehr gut verdienen eben.
    Genau das Gegenteil von Augsburg, Fürth oder Freiburg eben.
    Klar, Ruhe bewahren und auf der Stelle treten ist auch ne Möglichkeit.

  15. Chrisam 25. September 2012 um 00:25 15

    Nicht zu vergessen, dass wir eine extrem junge Mannschaft haben. Draxler, Holtby, Matip und Papa fehlt schon noch Erfahrung. Wenn sie dann auf eine erfahrene, formstarke und sehr ballsichere Mannschaft treffen, da bleibt halt mal nur der Kindergeburtstag. Zu sehen an Draxler und Lahm. Da war der Kleine am Samstag einfach eine Nummer zu groß.

    Was wehtut ist die Blutleere. Das Abschenken. Jetzt müssen sie es mit den gesparten Kräften aber gegen Mainz knacken lassen!

    Wozu haben wir eigentlich mit Ushida verlängert? Oder ist die Personalie Höwedes inzwischen so explosiv, dass er halt unbedingt spielen muss?

  16. derGrafschafteram 25. September 2012 um 08:46 16

    das schlimme ist, die mannschaft hat sich, den verein und uns
    lächerlich gemacht. jedes gespräch im betrieb , auf der straße,
    sonstwo: wie kann eine hochbezahlte millionentruppe so eine leistung abliefern? am arena eingang sind fotos von ebbe sand, raul, libuda, klaus fischer, kuzorra. wieso zeigt man sie den spielern nicht?
    die leistung draxlers wird immer mit seiner jugendlichkeit entschuldigt. ist das nicht das beste alter? er wird doch nicht jeden tag jünger. olaf thon war auch jung und gut.
    übrigens: aktuller verlust des vereins im ersten halbjahr 2012: 20millionen euronen. ist ja nicht so schlimm…
    griechenland hat mehr schulden.

  17. Matthiasam 25. September 2012 um 09:13 17

    übrigens: aktuller verlust des vereins im ersten halbjahr 2012: 20millionen euronen. ist ja nicht so schlimm…

    Das ist jetzt allerdings so ein Punkt, bei dem ich mich außer Stande sehe, seriös mitzudiskutieren. Denn in den gleichen Quellen, in denen ein Halbjahresergebnis von minus 21,7 Mio Euro erwähnt wird, heißt es auch, Schalke habe die Finanzverbindlichkeiten um 2,8 Mio Euro reduziert. Bevor mir diese Diskrepanz nicht jemand mit wirklich Kenne erklärt hat, werde ich mich nicht dazu äußern.

    Das wäre übrigens auch mein Rat an den bezahlten Journalismus, der heute mit abstrusen und halbgaben Zahlenwerken nur so um sich wirft. Den Vogel hat Goal.com abgeschossen.

  18. RWDJojoam 25. September 2012 um 10:04 18

    Denn in den gleichen Quellen, in denen ein Halbjahresergebnis von minus 21,7 Mio Euro erwähnt wird, heißt es auch, Schalke habe die Finanzverbindlichkeiten um 2,8 Mio Euro reduziert. Bevor mir diese Diskrepanz nicht jemand mit wirklich Kenne erklärt hat, werde ich mich nicht dazu äußern.

    Dann versuche ich das mal zu erklären. Hauptgrund ist, dass das Ergebnis und die Schulden in zwei verschiedenen Rechenwerken dargestellt werden. Das Ergebnis wird mittels einer Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ermittelt. Die Schulden werden in der Bilanz (auf der Passivseite) dargestellt. Die GuV von Schalke im ersten Halbjahr 2012 sieht vereinfacht wie folgt aus:
    Umsätze = 77,9 Mio
    – Personalkosten = 50,6 Mio
    – andere laufende Kosten (z.B. Strom) = 21,4 Mio
    = bereinigtes EBITDA = 5,9 Mio
    – Arenadach = 4,4 Mio
    – Abschreibungen = 17,1 Mio
    – Anleihekosten, Steuern, Zinsen = 6,1 Mio
    = Ergebnis = -21,7 Mio

    Dieses Ergebnis wird nun in die Bilanz überführt. Es taucht im Eigenkapital (das zum 31.12.2011 37,1 Mio € betrug) auf, das zum 30.06.2012 demnach auf 15,4 Mio € schrumpft. Zusätzlich hat Schalke seine Schulden um 2,8 Mio € reduziert. Diese Schuldenreduzierung wirkt sich ebenfalls negativ auf das Eigenkapital aus. Das Schalker Eigenkapital beträgt also nur noch 12,6 Mio €.

  19. Matthiasam 25. September 2012 um 11:02 19

    RWDJojo, danke für die Ausführungen. Aber kannst du mir auch die folgende Frage beantworten:

    Hat Schalke jetzt 2,8 Millionen Euro „mehr“ als im Juni 2011 oder 21,7 Millionen Euro „weniger“ als im Juni 2011?

    Dieses ganze Finanzgeschwurbel muss sich doch irgendwie auf einen einfachen Nennen bringen lassen. Ich stelle mich jetzt mal bewusst ganz dumm und sage: Wenn ich morgens mit 50 Euro in der Brieftasche das Haus verlasse, kann ich abends mit einem Blick in dieselbe nachvollziehen, ob ich an diesem Tag „Gewinn“ oder „Verlust“ gemacht habe.

    Ich weiß: Diese Frage wird jeden, der sich auch nur halbwegs mit BWL auskennt, auf die Palme bringen. Mich hingegen bringt es auf die Palme, dass in der Öffentlichkeit Zahlen gehandelt werden, die von Sportjournalisten nicht einmal im Ansatz verstanden werden. Und wenn diese Sportjournalisten dann auf einmal meinen, die seien die großen Finanzexperten, kommt so ein Zeug dabei raus, wie bei Goal.com.

    Deshalb nochmal: Einen umfassenden Kassensturz vorausgesetzt: Hat Schalke im ersten Halbjahr 2012 2,8 Millionen Euro Schulden abgebaut, oder 21,7 Millionen Euro neue Schulden angehäuft. Ganz ohne Abschreibungsmodelle und dem ganzen Pi Pa Po. Einfach nur mit dem Blick in die Brieftasche beantwortet?

  20. Der Hansam 25. September 2012 um 11:33 20

    Ich versuche mich mal an einer „Ãœbersetzung“, aber ohne jegliche Gewähr (daher am besten erst lesen, wenn es von einem Experten bestätigt wurde ;)).

    Nehmen wir an, du hast ein Portemonnaie, in dem sich morgens 100€ befinden. Das ist, auf den Konzern übertragen, dein Eigenkapital zum Zeitpunkt der letzten Bilanz.
    Du findest auf dem Weg ins Büro einen 50€-Schein und steckst ihn zu deinem anderen Geld in die Tasche, damit hast du einen Umsatz von 50€ gemacht. Am Ende des Tages ziehst du von deinem Tagesumsatz alle getätigten Ausgaben (sagen wir mal 35€) ab (Frühstücksbrötchen, Mittagsessen, ein Kicker-Sonderheft…) und erhälst damit dein Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA): von 50€ Umsatz sind noch 15€ über.
    Zwischendurch gibst du einem Arbeitskollegen einen Teil des Geldes, das er von dir noch für sein gebrauchtes Fahrrad bekommt (20€, bleiben noch 80€ zu zahlen) und abends geht es mit der gesamten Familie ins Kino (30€), was zusätzliche Ausgaben von 50€ zur Folge hat.
    Zum Glück hattest du aber schon 100€ in der Tasche, kannst also sowohl Kino als auch das Fahrrad bezahlen. Letztendlich hast du 85€ ausgegeben, obwohl du nur 50€ eingenommen hast, also einen Verlust von 35€ gemacht, dabei hast du aber auch Teile eines Kredites abbezahlt.
    Allerdings beträgt dein verfügbares Vermögen am Ende des Tages nur noch 65€ statt 100€.

    Summa summarum: Es wurden 2,8 Mio. € Schulden zurückbezahlt, während gleichzeitig das verfügbare Vermögen um 21,7 Mio. € zurückgegangen ist.

  21. RWDJojoam 25. September 2012 um 14:06 21

    Schönes und korrektes Beispiel vom Hans 🙂

    Fakt ist, dass Schalke in den letzten Jahren (und zum Teil immer noch) einen Kader hatte, der sich nur über entsprechende sportliche Erfolge (CL-Teilnahme, Weiterkommen im Pokal, etc.) und damit verbundenen Einnahmen (Prämien, TV-Gelder) refinanziert. Fallen diese Einnahmen mal weg, kann man das über eine gewisse Zeit zwar überbrücken, muss dann aber schauen, dass man irgendwann auch mal wieder einen Überschuss erwirtschaftet, um die Rücklagen wieder aufzustocken.

    Langfristig reicht es aus, wenn sich Ausgaben und Einnahmen die Waage halten. Denn Schalke ist ein e.V. und hat daher keine Gewinnerzielungsabsicht. Es reicht, wenn die Einnahmen die Ausgaben decken.

    Ich sehe auch kein grundsätzliches Problem darin, dass Schalke Schulden hat, so lange diese aus dem laufenden Betrieb bedient werden können. Meinetwegen können die Schulden auch noch ansteigen, falls die Rückzahlung gesichert ist.

    Witzigerweise regen sich ja immer wieder alle möglichen Leute auf, dass Schalke so hohe Schulden hat. Dabei sind die in Relation ja garnicht so hoch. Der Schalke-Konzern (der Verein selbst hat weniger) hat ja 182,1 Mio € Schulden. Der Umsatz wird für 2012 wahrscheinlich so bei 160 – 170 Mio € liegen. Vergleicht man das jetzt mal mit nem normalen Menschen, der sich nen Haus für 500.000 € kauft. So ein Häuslebauer verdient im Jahr vielleicht 40.000 € (netto).
    Schalkes Schulden entsprechen dem 1,125-fachen des jährlichen Umsatzes. Beim Häuslebauer entsprechen die Schulden dem 12,5-fachen des jährlichen Umsatzes. Viel wichtiger als die Höhe der Schulden ist doch, ob der Schuldner die Raten regelmäßig bezahlen kann. Und das kann Schalke derzeit ja auch. Aber ständig dürfen solche Verlusthalbjahre nicht vorkommen.

  22. Chrisam 25. September 2012 um 15:15 22

    Yup. Und wenn bald die große Inflation kommt, sind wir unsere Schulden ruckzuck los während der Verein die Eintrittspreise einfach angepasst auf sagen wir 350.000 Euro für einen Steher in der Nordkurve.