Wirklich eine Scheiß-Phase

03. Dez. 2012 | 9 Kommentare

Und wieder nix. Naja, fast nix. Zu einem Punkt hat es am Ende für Schalke gegen Gladbach dann ja doch noch gereicht. Doch jeder, der insgeheim auf eine Trendwende gehofft hatte, wurde erneut enttäuscht. Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach, das war das exakte Abbild der letzten Heimspiele. Schalke müht sich, Schalke rackert, der Gegner steht einigermaßen sicher in der Defensive, wartet ab, setzt kleine aber feine Nadelstiche und nutzt seine Chancen konsequent. Derweil verpuffen alle königsblauen Angriffsversuche an der Strafraumgrenze, als habe eine unsichtbare Macht ein Verhüterli über die Sturmspitzen gezogen. Passt irgendwie, war ja schließlich Welt-AIDS-Tag.


Man kann dem Team eigentlich keinen Vorwurf machen. Gekämpft haben sie. Doch es frustriert, wie wenig Lohn dieser Kampf letztendlich einbringt. Wenn Jefferson Farfán zum gefühlt 30. Mal die Außenbahn herunter sprintet und dann unvermittelt stehen bleibt, weil keiner seiner Mitspieler die Zeit genutzt hat, sich in Stellung zu bringen, dann ist dies kein Zeichen mangelnden Kampfes, sondern ein spielerisches Armutszeugnis. Je länger die Null beim Gegner steht, desto verkrampfter wird das Schalker Spiel. Einzig die Einwechslungen von Pukki und Marica für Holtby und Huntelaar schafften es am Samstag, wieder eine kleine Brise schöpferischen Geist in die Partie zu bringen. Zu mehr als dem knüppelhart erarbeiteten 1:1 durch Draxler nach Vorlage von Pukki reichte es aber nicht mehr. Im Gegenteil: Nach dem Ausgleichstreffer war Gladbach plötzlich noch einmal am Drücker. Schalke schien ob des eigenen späten Treffers eher gehemmt denn inspiriert zu sein. Wie bereits in Hamburg schaffte es ein eigener Torerfolg nicht, ein Momentum herzustellen.

Es gab den Torwartwechsel. Und natürlich wurde Gladbachs Treffer zum 0:1 medial besonders darauf abgeklopft, ob es ein haltbarer Ball war. Aus der Nordkurve betrachtet, also gut und gerne 120 Meter vom Geschehen entfernt, stand es für mich außer Frage, dass Hildebrand in einer 1:1-Situation keine Chance hat, wenn der Schütze den Ball nur richtig trifft. Im Fernsehen, ja, da sah man, dass de Camargo mächtig Massel hatte, als sein mieser Schuss unter Hildebrand hindurch ins Tor tröpfelte. Dumm gelaufen. Gleiches gilt für Joel Matip, der im Vorfeld des Gegentreffers gleich zweimal die Möglichkeit hatte, die Situation zu entschärfen und stattdessen den Treffer auflegt. Gerade an Joel Matip, der in einer funktionierenden Mannschaft doch so wunderbar spielen kann, sieht man, dass es derzeit intern doch an vielen Stellen nicht zu stimmen scheint.

Es folgt nun das unwichtigste Spiel des Jahres in Montpellier. Sieg, Remis oder Niederlage – an Schalkes weiterer Perspektive in der Champions-League wird das nichts ändern. Im Normalfall könnte man denken, dass dieses Spiel in der derzeitigen Lage ein Glücksfall ist. Doch irgendwie ist Schalke aktuell viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und schafft sich im Tagestakt so viele neue Brandherde, dass ich nicht das Gefühl habe, als könne der Verein das Bonusspiel für neue Kraft nutzen.

Alles in allem ist es eine Scheiß-Phase und ich habe wirklich keine Idee, wie diese Phase beendet werden kann. Viel schlimmer jedoch ist, dass es Huub Stevens, Horst Heldt, Peters Peters und den Ultras da nicht anders ergeht. Aktuell scheint es leider viel wichtiger zu sein, auf die Fehler der anderen hinzuweisen, als an den eigenen Fehlern zu arbeiten.

Mehr zum Spiel schreibt der „kicker“.

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9 Kommentare zu “Wirklich eine Scheiß-Phase”

  1. Benam 3. Dezember 2012 um 08:44 1

    Zurzeit außer Form: Der Platzwart, Die Torhüter, die Mannschaft, der Trainer, der Vorstand, fast alle Teile der Fans…
    Da lob ich mir, dass unser Blogger noch die Form hält 🙂

    Man weiß gar nicht, wo man starten soll zu diskutieren.

    Ich bevorzuge grundsätzlich in diesem Fall etwas Abstand zu gewinnen, da ich mich sonst nur aufrege und schlechte Laune habe.
    Nach guten Spielen neige ich ja dazu jeden Artikel zu lesen.

    Bei negativen Erlebnissen, kann ich nur die guten Blogs lesen, da hier zumindest sachlich diskutiert wird und man merkt, dass nicht alle einen an der Klatsche haben…

    Vielen Dank für die Unterstützung im Krisenfall 🙂

  2. Stephanam 3. Dezember 2012 um 09:15 2

    Meine Vermutung ist folgende: Hunter und Holtby sind sich mit ihren neuen Arbeitgebern (mit Absicht wird hier das Wort „Verein“ vermieden) über einen Wechsel im Winter schon einig und haben ihre Konzentration nicht mehr bei ihren jetzigen Arbeitgebern. Würden beide wie in den ersten Spielen weiterspielen, wären sie mit Sicherheit im Winter unverkäuflich, so kann man froh sein die Gehälter zu sparen. Dann werden noch Gerüchte über wahnsinnige Gehaltsforderungen gestreut und der gemeine Fan (wie ich) wünschen die beiden lieber heute als morgen über den Kanal, damit hier wieder Spieler eine Chance erhalten denen man anmerkt, dass sie wollen. Ich hoffe man kann im Winter entsprechende Spieler finden. Marica oder Obasi wurden schon des öfteren „gewogen und für zu leicht befunden“…

  3. Benam 3. Dezember 2012 um 09:43 3

    Also die Holtbydiskussion kann ich nicht nachvollziehen.
    Wir haben den Jungen, in den ersten beiden Jahren erst mal nach Bochum und Mainz geschickt und nun beschweren wir uns über sein Verhalten, dass er sich nun Zeit läßt und die Optionen prüft.

    Bei dem Hunter sehe ich die Sachlage anders. Er leidet unter dem „Baumisyndrom ( Ãœberschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit).
    Er ist in Madrid ,beim AC Milan und in der Nationalmannschaft gescheiert. Es gibt bei den Topteams Stürmer, die einfach noch besser sind. Daher frage ich mich, wo er hin will um zu Stammelf zu gehören und Titel zu gewinnen.
    Er ist grundsätzlich ein Stürmer von internationaler Klasse, jedoch ein gutes Stück von Weltklasse entfernt. Zurzeit sieht man auch selten die internationale Klasse.

    Daher glaube ich nicht , dass ein Topteam an ihm dran ist…

  4. Matthiasam 3. Dezember 2012 um 09:57 4

    Wir haben den Jungen, in den ersten beiden Jahren erst mal nach Bochum und Mainz geschickt und nun beschweren wir uns über sein Verhalten, dass er sich nun Zeit läßt und die Optionen prüft.

    Sehr wichtiger Satz! Ähnlich war es in Dortmund auch bei Nuri Sahin, der längst in die Wüste (bzw. in die Niederlande) verliehen war und für den den BVB überhaupt keine Verwendung mehr hatte. Als er dann mit Rest-Vertragslaufzeit zurückkam (obwohl ihn niemand haben wollte) und eine große Leistung zeigte, war das Gejammere groß, als er die erste bessere Möglichkeit nutzte, um ablösefrei abzuspringen.

    Der Unterschied zwischen Holtby und Sahin ist jedoch, dass Sahin „geliefert hat“. Holtby hingegen hat immer nur davon gesprochen, was er alles braucht (Stammplatz, Vertrauen, sportliche Perspektive) um liefern zu können. Das macht ihn natürlich angreifbarer.

    Aber – ganz ehrlich: Wenn er weg will, dann soll er gehen. Und wenn er bleiben will, dann sollte er sich allmählich bekennen. Mit dieser Hängepartie tut er sich keinen Gefallen. Diese „Option“ sollte sein schlauer Berater Marcus Noack auch mal überdenken.

  5. Benam 3. Dezember 2012 um 10:12 5

    @ Matthias

    Ich gebe dir Recht beim Vergleich Sahin und das Spieler und Berater die Situation überdenken sollten, aber diestrategische Entscheidung ist bereits im Mai 2012 passiert.

    Man hat sich entschieden den Vertrag von Farfan , nachdem das Angebot bereits zurückgezogen war und mehre gesetzte Fristen verstrichen sind, trotzdem zu verlängern. Ich persönlich habe mich darüber sehr gefreut. Aber dies zieht nun nach das andere Spieler das gleiche Recht einfordern. Ich weiß nicht , ob Horst Heldt sich diesem Risiko bewußt war, welches er durch die späte Farfanverlängerung eingegangen ist..

  6. mettskillzam 3. Dezember 2012 um 11:21 6

    „Wenn Jefferson Farfán zum gefühlt 30. Mal die Außenbahn herunter sprintet und dann unvermittelt stehenbleibt, weil keiner seiner Mitspieler die Zeit genutzt hat, sich in Stellung zu bringen, dann ist dies kein Zeichen mangelnden Kampfes, sondern ein spielerisches Armutszeugnis.“

    Interessanter Punkt, den du da aufgreifst. Ich erinner mich da an zwei Szenen:
    – im Spiel gegen Hamburg vor dem 1:0. Papa grätscht und bleibt eine Ewigkeit einfach auf dem Boden liegen. Nicht, dass er das Tor verhindern könnte. Aber es böte sich an an dieser Stelle vielleicht etwas schneller wieder spielbereit zu sein.
    – im Spiel gegen Gladbach. Irgenwann Mitte erste Halbzeit. Der Hunter bekommt bei einem Konter den Ball und wartet auf den links mitlaufenden Draxler. Dieser denkt aber gar nicht daran zu sprinten, sondern joggt lieber die Seitenlinie hoch, so dass der Pass von Huntelaar ins Aus geht.

    Sehr seltsam irgendwie.

  7. […] Schalkefan sieht nur Teile des Teams, die arbeiten. Wenn Jefferson Farfán zum gefühlt 30. Mal die Außenbahn […]

  8. Carlitoam 3. Dezember 2012 um 21:19 8

    Der Titel sagt es kurz und verdammt treffend. Momentan is einfach ÜBERALL der Würmer drin. Scheiß Phase halt.

  9. KönigsblauMSam 3. Dezember 2012 um 21:25 9

    Die Krise hat viele Gesichter …

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