Der, der zu früh ging

30. Mrz. 2011 | 2 Kommentare

Herbert Aki Lütkebohmert

Im Rahmen einer kleinen Serie veröffentliche ich Auszüge aus einer rund 36 Jahre alten Kladde einer damals jugendlichen Anhängerin und nehme dies zum Anlass, selbst ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen. Jeder Leser dieser Seite ist eingeladen, es mir gleichzutun.

Herbert „Aki“ Lütkebohmerts Timing war fragwürdig. Nicht auf dem Feld, denn da „spielte“ er nicht den Mittelfeldmotor – da war er es. Nicht nur Klaus Fischer verdankte den Lütkebohmertschen Vorlagen zahlreiche Tore. Das gesamte Schalker Offensivspiel wurde vom Blondschopf, der eigentlich im defensiven Mittelfeld beheimatet war, bereichert. Suboptimal war sein Timing jedoch im wahren Leben.

Als er sich gerade anschickte, ein ganz Großer des Fußballs zu werden, ließ sich der Junge aus Heiden im Münsterland in den Bundesligaskandal hineinzerren, wie so viele seiner Mannschaftskollegen. Der „Rising Star“ des deutschen Fußballs wurde gesperrt, ein Jahr später begnadigt, kam danach aber nie wieder richtig auf die Beine im Sinne von: Er zeigte nicht mehr das Potenzial, das er eigentlich in sich trug. Dennoch verließ der Pokalsieger von 1972 Schalke erst im Jahr 1979 um als reamateurisierter Spieler noch ein paar Saisons beim FC Bocholt in der Oberliga dranzuhängen.

Vom Westmünsterland aus erlebte er den schleichenden Niedergang des FC Schalke 04 in der 80er Jahren. Als sich die Königsblauen Anfang der 1990er endlich langsam wieder berappelten, starb Lütkebohmert nach langer Krankheit im Oktober 1993. Er wurde nur 45 Jahre alt.

Die Jahreshauptversammlung 2010 berief Herbert Lütkebohmert in die Schalker Ehrenkabine. „100 Schalker Jahre“ erinnert an ihn.

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Bisher im Rahmen der Reihe veröffentlichte Beiträge:

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2 Kommentare zu “Der, der zu früh ging”

  1. hellwacham 30. März 2011 um 23:13 1

    @ „…anschickte, ein ganz Großer des Fußballs zu werden, …“
    Ja, und er war obendrein ein guter Typ.

  2. Johagam 2. Mai 2015 um 20:50 2

    Aki war in den frühen 80ern mein Held. Als Fan des 1. Fc Bocholt war ich unglaublich stolz, wenn die Gästefans regelmäßig feststellten: „Mensch, da ist ja der Aki wieder!“ oder „Aki spielt ja noch genauso gut, wie damals bei Schalke!“
    Sein größter Fehler war wohl, dass er weit mehr unter den Mißerfolgen litt, als seine grandiosen Erfolge zu feiern.
    Die Aussage von Helmut Schön, „er hätte Aki in den WM-kader 1974 berufen, wenn der Bundesligaskandal nicht gewesen wäre“ hat ihn wohl endgültig aus der Bahn geworfen.
    Trotzdem, Aki war in meinen Kinder- und Jugendtagen als Spieler und Mensch ein Vorbild.