Manuel Neuer, Mladen Krstajic, Orlando Engelaar, Jefferson Farfán und seit Samstag auch Jermaine Jones – die Liste der aktuellen Schalker Ausfälle liest sich wie das Grundgerüst eines extrem ambitionierten Bundesligisten, der sich in diesem Jahr mindestens die UEFA-Cup-Teilnahme auf die Fahnen geschrieben hat, zumal man auch die gerade erst wieder genesenen Peter Lövenkrands und Gustavo Varela sowie den weiterhin abtrünnigen Rafinha hinzuzählen kann. Doch jammern hilft nicht. Aus dem „Dream-Trio“ Ernst, Jones und Engelaar des Hinspiels gegen Atletico Madrid ist nun nur noch erstgenannter übrig geblieben. Jermaine Jones fällt mit einem Riss des Syndesmosebandes für rund sechs Wochen aus.
Besser kann man kaum in eine Bundesliga-Saison starten: Mit 3:0 bezwang der FC Schalke 04 gestern Hannover 96 und benötigte dabei eigentlich nur sieben Minuten, um den Sack zuzumachen. Der erste Angriff des Spiels über Ivan Rakitic brachte den ersten Eckball, der erste Eckball des Spiels, wieder ausgeführt von Raktitic, sorgte für das 1:0, weil Marcelo Bordon unwiderstehlich hochstieg und die Kugel in die Maschen hämmerte. Da waren noch nicht einmal 100 Sekunden gespielt und die Arena stand Kopf. Kaum ausgejubelt stand es dann schon 2:0. Wieder ein Eckball, getreten von Christian Pander, wieder kommt Bordon an den Ball. Doch diesmal springt das Spielgerät nicht direkt ins Tor, sondern landet als Abpraller bei Kevin Kuranyi, der mit langem Bein den Treffer erspitzelt. Erst sieben Minuten vorbei und Schalke war schon Tabellenführer!
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Jahrelang hat Schalke darauf verzichtet, für ganz großes Geld Stars einzukaufen. Stattdessen kamen immer wieder „perfekte Allrounder“, vornehmlich aus Südamerika, die in der Summe mehr als ein kompletter Star kosteten, aber längst nicht die Leistung brachten. In diesem Jahr war es anders. Da legte man für Jefferson Farfan rund zehn Millionen Euro auf den Tisch. Ein Schritt in die richtige Richtung, aber natürlich auch ein Risiko. Es könnte ja sein, dass sich der Star schwer verletzt und die Rekordinvestition auf Eis liegt. Seit gestern ist aus dieser Befürchtung Realität geworden. Der Neuzugang verließ nach 70 gespielten Minuten gegen Atletico Madrid den Platz. Nach einem Foul war er auf die Schulter gefallen und zog sich dabei offenbar eine schwerere Verletzung zu. Jetzt fällt er erst einmal aus, selbst bei optimalen Heilungsverlauf für mindestens vier Wochen! Nach einer solchen Hiobsbotschaft fällt es schwer, sich über den hochverdienten 1:0-Sieg gegen Atletico Madrid zu freuen. Ich will es trotzdem versuchen.
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Eigentlich ist die Lage klar: Eintracht Frankfurt ist der Platzhirsch und der FSV Frankfurt 1899, jüngst in die zweite Bundesliga aufgestiegen, ist der kleinere Verein in der Stadt. Und eigentlich könnte Eintracht Frankfurt nach dem Motto „Was kratzt es die Eiche, wenn sich die Wildsau an ihr reibt“ handeln. Tun sie aber nicht. Stattdessen begibt sich die Eintracht in einen lächerlichen Zickenkrieg und lässt sich dabei vom kleinen Aufsteiger wie ein Ochse am Nasenring durch die Arena der Peinlichkeiten führen. Schon erstaunlich, wie dünnhäutig die Eintracht-Bosse sind. Aber lustig zu lesen ist es allemal.
Malte Welding, früher mal beim in höchsten Tönen angekündigten aber letztendlich scheintoten „Fooligan“ tätig, mittlerweile beim deutschen Blog-Marktführer „Spreeblick“ angelangt, bringt es wunderbar auf den Punkt:
Olympischer Fußball ist wie Pornos auf Premiere. Nicht das Wahre. Früher durften nur Amateure antreten, was dazu führte, dass die Ostblock-Staaten ihre Profis Amateure nannten und die westlichen Staaten daraufhin die osteuropäischen Athleten immer in Anführungszeichen setzten und sie beleidigt Staatsamateure nannten. Heute treten Jugendmannschaften an, die mit Senioren verstärkt werden. Es gewinnt immer das Land, für das aus irgendeinem sportfernen Grund der Sieg gerade besonders wichtig ist. Derzeit ist es Brasilien, das sich für die Olympia-Bewerbung Rio de Janeiros 2016 ins rechte Licht setzen will, das Druck auf seine Stars ausübt und diese damit dem Ärger mit ihren Arbeitgebern aussetzt. Sportlich hat das olympische Fußballturnier nicht den geringsten Wert. Selbst Fußballfans, die die bevorzugte Sockenfarbe des FC Schweinfurt 05-Trainers in der Saison 74/75 kennen, wissen nicht, welche Mannschaft in Athen Gold gewonnen hat.
Es war so um die 44. Minute des heutigen DFB-Pokalspiels des FC Schalke 04 beim FC Homburg, als ich mich fragte, ob es wirklich ein Vorteil ist, dass man seit dieser Saison sämtliche Begegnungen des Wettbewerbs live via „Premiere“ verfolgen kann. Schalke hatte bis dahin keine berauschende erste Halbzeit hingelegt, war in den ersten 15 Minuten dem Fünftligisten sogar phasenweise unterlegen. Ein typischer Pokalkrampf eben, wie man es häufiger sieht. Doch dann flankt Heiko Westermann fein in den Strafraum, der Homburger Keeper Hodel segelte am Ball vorbei und Neuzugang Jefferson Farfán kann unbedrängt aus kurzer Distanz zum 1:0 einköpfen. Die zweite Hälfte begann zwar mit einer Riesenchance für die Hausherren, danach aber hatte Schalke die Partie unter Kontrolle. Das äußerte sich im 2:0 durch einen Kopfball des eingewechselten Halil Altintop nach guter Flanke von Farfán (55. Minute) und 12 Minuten später im 3:0 durch Kevin Kuranyi, wieder per Kopf, diesmal nach einer Freistoß-Flanke von Christian Pander. Naja, und das war’s dann aber auch. Schalke vergab noch ein paar gute Kontermöglichkeiten, zog sich letztendlich aber sauber aus der Affäre. Mehr zum Spiel schreibt die „Financial Times Deutschland„.

Geschafft! Die Saison 2008/09 hat gestern begonnen. Natürlich noch nicht mit dem Ligaspielbetrieb, dafür aber mit der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals. Zwar spielt Schalke erst heute abend in Homburg, mein persönliches Pokal-Highlight liegt dennoch bereits hinter mir. Der ruhmreiche SC Preußen Münster, der als das „Bayern München der Oberliga“ im letzten Jahr die Qualifikation für die neu formierte Regionalliga (4. Liga) schaffte, durfte gegen den VfL Bochum antreten. Volles Haus (15.050 Zuschauer) im baufälligen Stadion an der Hammer Straße, kilometerlange Schlangen an der Bierständen, 120 Minuten Pokalfight auf hohem Niveau und ein Elfmeterschießen, das selbst noch einmal in die Verlängerung gehen musste – der Viertligist Münster blamierte den Bundesligisten Bochum. Letztendlich wurde aber einmal mehr deutlich, dass die Fußball-Glücksgöttin eine launige Schlampe ist. Bochum gewann mit 6:5. Dennoch war es ein netter Abend.
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Es gehört seit je her zum guten Ton in Rechtssystemen, dass Entscheidungen eines Gerichts akzeptiert werden. Nun sind allerdings weder die FIFA und erst recht nicht das IOC Rechtssysteme, eher gut geschmierte Diktaturen mit Allmachtsaphantasien. Und so verwundert es kaum, dass sich sowohl FIFA-Chef Blatter als auch der IOC-Vorsitzende Rogge extrem abfällig über den Richterspruch des CAS äußerten. Der dicke Sepp aus der Schweiz heult heute wie ein geprügelter Köter in den Medien:
Das ist sehr traurig, und die Welt versteht das nicht. Wenn alle Nationalteams ihre Spieler verlieren, wenn die Clubs sie zwingen, heimzufliegen, dann haben wir hier schlichtweg kein olympisches Fußballturnier. Dann können wir auch Strand-Fußball oder Fünf gegen Fünf spielen.
Da kämen einen jetzt fast die Tränen, wenn man nicht wüsste, wie der dicke Sepp in den letzten Wochen geltendes FIFA-Recht bis zum Bersten gebeugt und schließlich sogar manipuliert hat. Mit seinen immer wiederkehrenden und – das ist jetzt sogar sportgerichtlich anerkannt – falschen Aussagen zu einer angeblichen Abstellungspflicht, rief Blatter aus einer vermeindlichen Position der Stärke offen zum Vertragsbruch auf. Und jetzt winselt er, windert sich und bettelt um Solidarität? Sorry – bei so viel klebriger Scheinheiligkeit wird mir kotzübel.
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Das Internationale Sportgericht CAS hat soeben seine Entscheidung in der „Olympia-Affäre“ bekannt gegeben. Demnach bestehe seitens der Vereine keine Abstellungspflicht für Spieler. Geklagt hatten der FC Schalke 04, Werder Bremen und der FC Barcelona. Die CAS-Entscheidung ist endgültig. Somit steht fest, was bereits seit Wochen offenkundig war. Rafinha hätte nicht eigenmächtig nach Peking reisen dürfen, FIFA-Chef Sepp Blatter – für den das Urteil eine schallende Ohrfeige ist – hat völlig zu Unrecht immer und immer wieder die betroffenen Vereine angegriffen. Die von Blatter so oft beschworene „internationale Fußballfamilie“ hat jämmerlich versagt. Leidtragende sind ausschließlich die Vereine. Dass Schalke Rafinha nun jedoch tatsächlich zurückbeordern wird, halte ich für ausgeschlossen. Zu groß ist der Schaden in Form eine nahezu komplett versäumten Saisonvorbereitung bereits jetzt, als dass es etwas bringen würde, einem knatschigen, reichen Teenager sein Moped wegzunehmen. Allerdings dürfte z.B. im Falle einer Verletzung Rafinhas das Urteil durchaus erhebliche Versicherungstechnische Konsequenzen haben.
Einen standesgemäßen Sieg gab es heute für den FC Schalke 04 im letzten Testspiel der Saisonvorbereitung gegen Alemannia Aachen. Nach 22 Minuten traf Neuzugang Jefferson Farfan nach Zuspiel von Kuranyi und einer feinen Körpertäuschung aus 20 Metern zum 1:0. Heiko Westermann erhöhte in der 58. Minute nach einem Eckball per Kopf zum 2:0, kurz darauf netzte Aachens Vukovic bei einer missglückten Rettungstat in den eigenen Kasten ein. Kurz vor dem Schlusspfiff sorgte Kapitän Marcelo Bordon nach Zuspiel von Christian Pander per Kopf für das erste „Null Vier“ der (Vor-)Spielzeit 2008/09. Schalke überzeugte durch ein schön vorgetragenes Offensivspiel, bei dem sich insbesondere das nominell ja defensive Mittelfeld Engelaar, Ernst und Jones immer wieder in Szene setzte. Auch Farfan deutete gleich mehrfach seine Klasse an. In der Abwehr überzeugte die Innenverteidigung bestehend aus Bordon und dem jungen Benni Höwedes, allerdings gingen insbesondere auf den Außenpositionen, besetzt von Heiko Westermann und Christian Pander, noch zu viele Bälle verloren. Mathias Schober, der wohl das Torhüterduell gegen Ralf Fährmann gewonnen hat, zeigte eine Leistung mit Licht und Schatten. Kaum gefordert patzte er kurz nach der Halbzeit und hatte Glück, dass Aachens Auer drei Meter vor der Torlinie seltendämlich verstolperte. Kurzgesagt: Eine Woche vor dem ersten Pflichtspiel zeigt sich Schalke in der Offensive bereits recht gefällig, in der Abwehr muss allerdings noch etwas gefeilt werden. Ach so, eine Sache noch: Liebe Öscher! Der Schmähgesang „Ihr werdet nie Deutscher Meister“ wirkt immer dann besonders sinnentleert, wenn er von Fans eines Vereins kommt, dessen größter Erfolg ein Vizemeistertitel 1968/69 ist und dem gerade zuhause fein den Popo versohlt wird.